Hallo
Das ist richtig. Das Lehreramtsstudium ist inadäquat in jeder
Hinsicht.
Och das ändert sich doch fortwährend - jedenfalls haben wir in der Schule in der übernächsten Woche Praktikanten des Orientiernden Praktikums 1, des Orientiernden Praktikums 3, welche nach der alten Studienordnung…
Lehrer wollen Akademiker sein.
Sind sie doch oder? Ich jedenfalls habe an einer ordentlichen Universität bzw. TH studiert.
Akademiker soll(t)en im Studium
die Fähigkeit und bestimmte Fertigkeiten entwickeln, sich
selbständig Wissen aneignen zu können.
Als ob wir das nicht täten. Angefangen mit fachspezifischem Wissen (ich habe in meinem Studium z.B. nie Stochastik gehört, weil das damals an keinem Gymnasium unterrichtet wurde, kann dir aber mittlerweile durchaus einen Vortrag über die Näherungsformel von Moivre- Laplace halten. Aber das habt ihr ja vor der Wende alles schon in der 8.Klasse gehabt oder?)
Erst kürzlich beklagten die Professoren im Fakultätsrat, daß
im ingenieurwissenschaftlichen Diplom-Grundstudium/
Bachelor-Studium mehr und mehr Studenten auf abstruse Weise
rausfliegen. Die Evaluationsbögen zeigten schnell, daß
ausgerechnet Abiturienten der Stoßrichtung Mathematik-LK/
Physik-LK signifikant betroffen waren.
Die Schulen scheinen also irgendeinen Blödsinn zu erzählen.
Oder die Universitäten sind sich nicht im Klaren über die deutschen Lehrpläne in Mathe und Physik. Im Übrigen weiß ich von vielen ehemaligen Schülern, die bei mir im Mathe-LK Abitur gemacht haben, dass Studenten anderer Bundesländer durchaus größere Schwierigkeiten haben. Verfluchter Föderalismus.
Und ich weiß von meinen Schülergesprächen an den Tagen der
offenen Tür, daß die Schulen in der Tat Blödsinn erzählen, und
zwar nicht zu knapp.
Ach ja? Blödsinn welcher Art?
Ich scheue mich bestimmt nicht, gegen das
gegliederte Schulsystem zu schreiben, aber was die Schüler
teilweise für Vorstellungen haben, „veraltet“ ist da das
beste.
Was hat das mit dem gegliederten Schulwesen zu tun? Abiturienten von IGSsen wissen da also mehr?
Zur Einführung in das Kurswahlsystem eine Folie auf den
Polylux zu knallen und unmotivert Sprüche zu bringen wie „Für
diese Fächer braucht man Deutsch-LK.“, ist ungenügend.
Hihi, hab ich noch nie gehört, war aber jahrelang Oberstufenleiterin. Und wofür man Deutsch-LK braucht ändert sich auch von Uni zu Uni und von Jahr zu Jahr. Gestern erst habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Unis, die ein eigenes Auswahlverfahren für die Vergabe eines Teils ihrer Medizin- und Pharmaziestudienplätze durchführen, Wert auf Deutsch legen…
Ist es so unter der Würde des Lehrers, hin und wieder eine
Studienordnung, eine Prüfungsordnung zu lesen? Ist es zuviel
verlangt, seine hoffentlich früher erworbene Allgemeinbildung
über Berufsbilder kontinuierlich zu vervollkommnen?
Ja, das ist es allerdings, denn dafür gibt es Profis bei den Arbeitsämtern. Eine gewisse Allgemeinbildung über Berufsbilder zu haben ist die Pflicht eines jeden gebildeten Menschen. Aber beurteilen zu können, ob ein Abiturient eher für ein Studium der BWL oder eher für Technomathematk geeignet ist würde ich lieber den Fachleuten überlassen.
Ich empfinde es als Selbstverständlichkeit, daß die Lehrer
über möglichst viele Berufe und Berufsgruppen solide
Kenntnisse besitzen, oder nicht? Das ist doch eine der
wichtigsten Voraussetzungen des Lehrerberufes! Wie will man
ein ernstzunehmender, guter Lehrer sein, wenn man den Kindern
nicht erklären kann, wo der Weg hingeht? Oder wo der Lehrstoff
warum gebraucht wird?
Der Lehrer als omnikognitives Wesen, dass von jedem Fach weiß, wann es im Leben wo gebraucht wird? Aber ihr an der Uni wisst nicht mal, was die Abiturienten, die bei euch ankommen, sicher haben lernen müssen und was nur vielleicht? Uns sagt man, man müsse den Schüler da abholen wo er ist. Aber ihr wisst nicht mal, wo ihr wollt, dass er wäre!
Der intrinsisch motivierte Schüler ist wie der intrinsisch
motivierte Student. Er soll existieren, gesichtet wurde er in
der Realität nie, nur oft beschrieben in
bescheuerten verstaubten Theoriewälzern.
Was den Schüler betrifft, so magst du bis zur Mittleren Reife Recht haben. Von einem Oberstufenschüler, der freiwillig aufs Gymnasium geht, erwarte ich durchaus einen gewissen Teil an intrinsischer Motivation, wenn auch nicht in allen Fächern (ich habe in Geschichte und Reli immer Käsekästchen mit meiner Nachbarin gespielt - ist aber trotzdem was aus mir geworden.)
Wie will man Lehrstoff zielführend vermitteln aus dem
verbeamteten, unkündbaren Elfenbeinturm?
Ich bin zwar alles andere als eine Verfechterin der Verbeamtung der Lehrer - aber wenn man kündbar ist, vermittelt man den Lehrstoff zielführender oder was? Warum sind dann an meiner Schule manche Kollegen nicht verbeamtet und machen trotzdem mäßige Arbeit?
Lebenslanges Lernen als Postulat - außer für die Lehrer, oder
wie?
Quatsch. S.o.
Wenn man Berufsberatung nicht im Studium oder im Referendariat
lernt, sollte man sich selbständig weiterbilden. Nichts
Geringeres mutet man schon den Schülern zu, den Studenten
ohnehin und auch den Werktätigen.
Ebenfalls Quatsch - s.o. Man muss nicht alles selbst versuchen, wofür es Fachleute gibt.
Außerdem siehe oben: Ich unterstelle, daß Lehrer als
Akademiker um Größenordnungen schneller bei der
Berufsinformation vorankommen als Schüler und die Kenntnisse
ohne Schwierigkeinten in den Unterricht einbauen können.
Tun sie ja auch. im Rahmen ihrer - begrenzten Möglichkeiten.
Sarkastisch könnte ich fauchen:
Wer das vor Idiotie zum Himmel schreiende Kurswahlsystem und
das Notenpunktesystem auf Elternabenden vorbeten kann, der
sollte erst recht grundlegende Kenntnisse zu einer Zahl von
Berufen vortragen können. Niemand muß losstürzen und Lexika
auswendiglernen, doch auch die längste Reise beginnt mit dem
ersten Schritt.
Grins. Die Details des Kurssystems kann an den meisten Schulen nur der Oberstufenleiter „vorbeten“ und die Schüler sind oft nicht mal dazu motiviert, die - durchaus schülergerecht abgefasste- Broschüre über das Oberstufensystem wirklich durchzulesen. Mit derselben Motivation betrachten sie übrigens oft auch den berufsorientierenden Unterricht. Auch nicht intrinsisch. Nicht mal ein Jahr vor dem Abitur, da zählen auch nur die nächste Kursarbeit und die nächsten Ferien. Zumindest bei vielen.
Eine weitere Möglichkeit: Privatleute. Eltern. Fragen, ob
einer vorbeikommen könnte, um über Studium, Lehre und Beruf zu
sprechen. Mehr als ein Nein kann nicht kommen.
Findet alles seit Jahren längst statt - zumindest an meiner Schule. Die Veranstaltung ist zwangsläufig an einem Freitagabend (wir sind ja darauf angewisen, dass berufstätige Leute auch Zeit haben, und das ist unter der Woche in der Regel schwierig) und die Teilnahmequote der Oberstufenschüler liegt bei ca. 30 bis 40%. Die Referenten sind alles andere als aus deinem „Elfenbeinturm“, sondern größtenteils Ehemalige unseres Gymnasiums, die mittlerweile im Berufsleben stehen und Studium oder Ausbildung abgeschlossen haben.
Was ist mit staatlichen Weiterbildungen? Zu meiner Schulzeit
mußten sich Lehrer jährlich umfangreich weiterbilden, und das
wurde kontrolliert…
Findet ebenfalls statt. Aber Weiterbildungen als Berufsberater werden für Lehrer nicht angeboten. Als Beratungslehrer ja, aber das geht mehr in die psychologische Richtung.
Das Schlimme bei den 10 Euro ist, daß Bildung in Deutschland
mehr und mehr Geld kostet, viel Geld, ungeheuerlich viel Geld.:
Richtig. Und wenn keine unserer Landesregierungen (die ja leider dafür zuständig sind, Geld für Bildung locker zu machen) endlich begreift, dass mehr Geld in die Schulen und meinetwegen weniger in den Straßenbau investiert werden muss, wird sich das nicht ändern.
sondern einfach nur Unterricht zu machen
Daß ich nicht lache. Wenn zumindest der Unterricht
funktionieren würde. Stundenausfall, Arbeitsblattwirtschaft,
ungenügende Hausaufgabenkoordination etc. Der Baustellen gäbe
es viele. Es ist wahrhaft einen ernsten Gedanken wert, Schule
eine Weile auf reines Unterrichten zu konzentrieren, denn
bereits da strauchelt der Großteil der deutschen Schulen. :-/
Unterrichtsausfall - und zwar strukturieller Unterrichtsausfall, nicht durch Krankheit, berufsbedingte Abwesenheit etc. - beträgt derzeit in RLP an Gymnasien ca. 3%. Das bedeutet z.B. dass an meinem Gymnasium mehr als eine Lehrerstelle von vorneherein gestrichen wird und der Unterricht ausfallen muss. Ja, muss, der darf auch nicht vertreten werden.
Arbeitsblätter gelten derzeit als pädagogisch modern, was uns von den Grundschulen vorgemacht wird. Mir geht das auch auf die Nerven.
Was meinst du mit „Hausaufgabenkoordination“? Dass wir darauf sehen, wieviel ein Schüler in seinen Fächern als Hausaufgabe zu erledigen ha? Tun wir, steht täglich im Klassenbuch. Und wenn mal eine Klasse kommt und mir sagt, dass sie für morgen schon soooo viel aufhaben (und das der Überprüfung standhält) kann man ja mal ein wenig zurückrudern.
Das steht aber auf einem anderen Blatt und hat keine Bedeutung
für die Aufgabe des Lehrers, der unter anderem Berufsberater
sein muß.
Wer denn bitte sonst?
Na der Berufsberater. Oder soll der arbeitslos werden?
Gruß orchidee
http://www.youtube.com/watch?v=Y7ww9p2MQVg
(Aber dass du deine Meinung von einem Komiker dritter Klasse vertreten lässt desavouiert dich, mein Lieber.)