Hallo Ivo,
Aber das ist ja kein ehernes Gesetz. Es gibt auch Laender, die
das nicht haben, und die Gesellschaft trotzdem nicht
zusammenbricht. Man darf doch durchaus darueber spekuliern, ob
es denn Schulpflicht sein muss oder nicht.
zunächst mal ist es ein Gesetz. Ob dieses sinnvoll ist, mag
unterschiedlich betrachtbar sein. Aber so lange es gilt, gilt
es.
Ich habe nur davon geredet, dass man ueber ein Gesetz diskutieren darf. Ich hab nicht gesagt, man soll es nicht beachten. Ich habe nur darauf hingewiesen, wie auch ein anderer Poster, dass das in anderen Laendern u.U. anders geregelt ist.
Wir reden ja, z.B., auch davon ob Cannabis-Verbot sinnvoll ist.
Aber ist es besser ein Lügengeschichte aufzutischen? In einer
Zeit wo Kinder noch so viel lernen, können wir uns durchaus
denken was Kind dabei lernt.
Nein. Aber das hat viel mit dem Misstrauen zwischen Schule und Eltern (auf beiden Seiten) zu tun.
An unsere Schule ist individuelle Urlaubsgestaltung eine
Notwendigkeit (darueber hab ich schon mal geschrieben).
Eltern gehen verantwortungsvoll damit um. Die Schule stellt
sich darauf ein. Es funktioniert.
Find ich nicht schlecht. Aber darf ich mal fragen wie groß die
Schule ist? Wieviele Schüler?
Immerhin auf der amerikanischen Seite 600, auf der britischen (die zwar verwaltungstechnisch getrennt ist, aber das gleich handhabt) etwa 400. Keine Zwergschule.
ABer kann man das Pferd nicht auch von hintenaufzeumen: wenn
ich den Eltern zugestehe, dass sie das Beste fuer ihre Kinder
wollen und deren Entscheidungen respektiere (obwohl ich
vielleicht anderer Meinung bin) und nicht von vorneherein
jeden Freiraum beschneide, werden sie vielleicht aktiver.
Bevor sich wieder ein Lehrer beschwert: das funktioniert auch
andersrum.
Nö, sorum kann ich das Pferd nicht aufzäumen. Insbesondere
wenn die Etern eben nicht das beste für Ihr Kind tun. Mit dem
Satz könnte ich ja auch Kindesmissbrauch und wegsehen
rechtfertigen.
Es geht dann ja hier um Gradunterschiede. Denn mit deinem Argument kann ich auch alle Kinder gleich den Eltern wegnehmen, wegen potentiellem Missbrauch. Aber innerhalb einer gewissen Bandbreite kann man Freiheiten gewaehren. Ich sehe die Bandbreite nun mal nicht so eng wie das in Deutschland (aus meiner Sicht) oft der Fall zu sein scheint.
Ich sehe hier auch keine große Gefahr für den Freiraum, nur
weil jemand in die Schule muss.
Aber - wie gesagt, es geht in anderen Laendern durchaus ohne das „MUSS“.
Ich halte nicht viel von Einzelbeispielen vom Hoerensagen (du
hast ja nur die Version deiner Freundin, was Vorwuerfe,
TAtsachen und Ruege betrifft). Aber ich kann dir ein
(selbsterlebtes) Gegenbeispiel liefern: unsere Schule stellt
„Lernpakete“ fuer Schueler zusammen, die einen Teil des
Unterrichts verpassen (man muss allerdings eine bestimmte
Anzahl von Tagen im Quartal in der Schule anwesend gewesen
sein, sonst bekommt man kein Zeugnis fuer diese Zeit).
Es muss sich um eine kleine Schule handeln…
Siehe oben. Es ist, glaube ich, eher eine Frage der Organisation.
Seit
das gemacht wird, ging die Anzahl der Abwesenheitstage der
Schueler statistisch nachweisbar ZURUECK. Die Eltern denken
nicht mehr, sie muessen luegen, sondern reden vorher mit den
Lehrern, planen die Abwesenheit und die Kinder profitieren.
Das soll natuerlich heissen: „sie muessen nicht luegen“ —
Das geht auch in Dutschland
Gut zu hoeren.
Das funktioniert, weil die Schulleitung im Grossen und die
Lehrer im Kleinen nicht von vorneherein Nichtigkeiten als
Grund fuer das Schule verpassen annimmt. Meine Kinder
verpassen dieses Jahr 10 Tage im Januar, Hauptgrund: weil es
fuer uns die einzige Zeit ist einen aktiven Familienurlaub zu
haben dieses Jahr. Das mag eigensuechtig klingen, es hat aber
viel damit zu tun, dass wir es fuer sehr wichtig halten, mit
unseren Jungs etwas zusammenzumachen, was sonst nicht moeglich
waere. Die Lehrer wissen bereits Bescheid. Eine
Klassenkameradin meiner Soehne ist den ganzen November ueber
in den USA mit ihrer Mutter. Es ist der Familie wichtig, dass
Thanksgiving in Texas mit den beiden grossen Bruedern (die in
Texas eine Highschool besuchen) gefeiert wird, gegen Ende
November gibt’s eine Woche Ferien (Eid nach Ramadan), das
kombiniert diese Familie. Auch das wird toleriert und man
unterstuetzt das – klar, die Schule hat wenig Alternativen,
denn es gibt keine Handhabe den Schulbesuch zu erzwingen.
Da haben wir doch einen Haken…
Das ist kein Haken. Weil die Schule keine Handhabe hat, ist sie gezwungen mit der Situation umzugehen – das Ergebnis ist rundrum positiv: weniger Ausfaelle als vorher (vor fuenf Jahren wurde Anwesenheitspflicht viel strenger eingefordert).
Aber wie oben erwaehnt, die Unterstuetzung hat fuer die
Schueler insgesamt positive Auswirkungen. Und darum geht’s
doch.
Subjektiv deiner Meinung nach.
Nein, nicht subjektiv. Es gibt Statistiken ueber Schuelerabwesenheit. Und die ist fallend. Ausnahme war allerdings dieses Jahr, weil viele Eltern ihre Kinder bei Kriegsausbruch oder kurz vorher ins Ausland geschickt haben.
Uebrigens ist das ein guter Beispielfall: Die Eltern, die ihre Kinder, Anfang Maerz nach USA geschickt haben, bekamen von der Schule Lehrpakete. Fuer die hoehren Jahrgaenge waren sogar Email-Kontakte mit den LEhrern ausgemacht (das ist natuerlich nicht die Norm und hier wurde versucht, kreativ auf eine Krisensituation zu reagieren). Die Schueler blieben zum Teil bis zum September diesen Jahres abwesend. Haben trotzdem das Pensum geschafft, wenn auch keine Arbeiten usw. geschrieben. Insgesamt waren aber alle Beteiligten ziemlich gluecklich mit dem System.
Eine deutsche Familie aus unserem Bekanntenkreis hat die Kinder ebenfalls nach Hause geschickt. Diese Kinder mussten dann in Deutschland in die deutsche Schule gehen, wegen der Schulpflicht, wo sie Zeit abgesessen haben - sie koennen schlecht deutsch schreiben, das Curriculum ist anders usw., sie hatten sehr wenig Motivation sich einzuarbeiten, weil sie ja wussten,dass es sich nur um eine paar Monate handeln wuerde [haetten sie nicht hierher zurueckgekonnt, waeren sie in ein anderes Land mit amer./engl. Schule gegangen] - es gab keine vom kurzfristigen Wohnort erreichbare englischsprachige Schule. Nebenbei haben sie ihr Lernpaket absolviert.
Das mag im privaten und kleinen
Schulen fuktionieren, aber läßt sich nicht auf alle
übertragen.
Privat ja, klein weniger. Sicher laesst sich das nicht 1:1 uebertragen. Ich bringe die Beispiele nur um zu zeigen, dass man manches auch mal kreativ ueberdenken kann, dass andere Methoden nicht nur funktionieren koennen, sondern in der Praxis auch tatsaechlich funktionieren.
Ich plaediere, um es nochmal ganz deutlich zu sagen, lediglich fuer mehr Phantasie bei Problemloesungen. Immer nur zu sagen: Bei uns ist es aber so und deshalb wird es immer so sein, das will doch bestimmt niemand.
Gruesse, Elke