Schulverleider - Werweissen

Hallo, ihr lieben Deutschschweizer!

Ich nutze derzeit ein Probeabonnement der Neuen Zürcher Zeitung.

Dort lese ich oft Wörter, die mir aus den deutschen Zeitungen nicht vetraut sind.

Meist kann ich sie verstehen. So zum Beispiel „Schulverleider“.

Das ist, so denke ich, ein Schüler, der den Unterricht so stört, dass es den anderen die Schule verleidet. Stimmt das?

Andere aber sind mir ganz und gar fremd. Was z. B. bedeutet:

„Werweissen um die deutsche Steuerpolitik“

So lautet die Titelzeile eines Artikels über die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und den Grünen.

Da ich keine Ahnung habe, was das Wort bedeutet, bin ich schon auf den Gedanken verfallen, dass „Werweissen“ ein Name sein könnte. Aber das ist wohl Unsinn.

Danke für eure Aufklärung!
Fritz

Hallo, im Dialektwörterbuch http://www.dialektwoerter.ch/ch/w.html
wird werweissen so erklärt: unsicher sein beim Entscheiden
Der Schulverleider its aber leidernicht erklärt.

Danke, Monika,

und auch danke für diesen Link!

Ich habe das Wort „werweißen“ inzwischen auch im großen Duden gefunden, nachdem ich zuerst nicht daran glaubte, es dort finden zu können. Es scheint also kein „Dialektwort“ zu sein, sondern zum „schweizerischen Schriftdeutsch“, was ja fast hochdeutsch ist, zu gehören.

Gruß Fritz

Hallo Fritz

In welchem Zusammenhang steht denn der Schulverleider?

Gruss
HaegarCH

Hallo, Haegar,

es geht in dem Artikel um geschlechtsspezifische Verhaltensweisen in der Schule.

Der Text lautet:

_ Sind Lehrerinnen Knaben nicht gewachsen?
Der Schulverleider aus geschlechtsspezifischer Sicht

Von Eva Zeltner, Psychologin FSP, Zürich

Die Klagen der Lehrer über unmotivierte, aggressive, den Unterricht und ihre lernwilligen Kolleginnen störende Rabauken signalisieren eine zunehmende Ratlosigkeit im Umgang mit schwierig gewordenen Jungs …
Eine These lautet: Lehrerinnen können nicht adäquat mit Knaben umgehen.

Aus der bisher von Männern besetzten Schule ist unmerklich eine vorwiegend weibliche Arbeitsstätte geworden, zumindest an der Basis. …
Ob und wie stark das Geschlecht der Lehrperson Verhalten und Leistungen der Schüler beeinflusst, darüber gibt es noch zu wenig repräsentatives Material. Bei den Ursachen, die zum Schulverleider führt, spielt das Geschlecht der Lehrperson aber vermutlich eine marginalere Rolle als angenommen. …_

Ich habe auch schon daran gedacht, dass „Schulverleider“ nicht eine Bezeichnung für eine Person, sondern für ein Verhalten ist.
Also gleichbedeutend mit: Schulallergie, Schulphobie, Schulkoller oder sowas.

Gruß Fritz

Verleider
Servus Fritz!

Duden: Verleider, der (schweiz. mdal. für Überdruss); er hat den - bekommen.

Jemandem etwas verleiden ist im Deutschen ja auch gebräuchlich, im Substantivieren sind uns aber die Schweizer voraus, scheint’s …

Bemerkung zum Artikel: Bin ich froh, dass ich in der Grundschule bin… :wink:

Schönen Abend!
Helene

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Hallo Fritz

Ich nutze derzeit ein Probeabonnement der Neuen Zürcher
Zeitung.

Meine unverzichtbare Frühstückslektüre…

Schulverleider: Schüler, denen die Schule verleidet ist, und sich nur noch durch Desinteresse auszeichnen. Wird auch für Gymnasiasten gebraucht, die aussteigen und einen Beruf ergreifen.

Werweissen: über etwas rätseln, nicht wissen, was genau abläuft.
Auch Umschreibung dafür, wenn etwas schleierhaft, unklar ist.

Nebenbei: Die NZZ hat ein hervorragendes Korrektorat, das auch Auskünfte erteilt.

Gruss
Mäni

Aloha.

gebräuchlich, im Substantivieren sind uns aber die Schweizer
voraus, scheint’s …

und Verben skurrilt die Sprache, sagte Bill Wattersons Calvin dazu. Wo gerechthabt mit er hätte,

meint kw

Hallo Fritz

Schulverleider in diesem Sinne gibt es in unserem Sprachgebrauch nicht. Aber Helene hat das richtig gesehen. Ein Verleider haben wird auch Ablöscher genannt, je nach Kanton und Dialekt. Ein Verleider/Ablöscher ist der Zustand der Demotivation. Als Schulverleider in dem von dir zittierten Text ist daher die Gruppe Kinder/Jugenlicher die auf Grund ihres Verhaltens in der Schule die Lehrerschaft entsprechend demotiviert. Der Grund liegt meist in der ethnischen Herkunft der Schüler. Wie im Artikel erwähnt sind in der Schweiz sehr viele Frauen im Lehrberuf tätig. Für ein Schweizer kein Problem. Wenn jetzt aber ein Junge aus einer Erziehung kommt, in der Frauen als minderwertig, oder als Führungsperson nicht anerkannt wird, so kommen die Jugendlichen in einen Konflikt. Dieses Problem kennt man aber auch in Italien. Dort wird eine Lehrerin auch schon mal, wie in der Schweiz, als Nutte oder Hure betitelt.

Gut erklärt?

Gruss
HaegarCH

Hallo Hägar,

Schulverleider in diesem Sinne gibt es in unserem
Sprachgebrauch nicht.

Seltsam, da doch der Duden dies als eine Schweizer Spezialität nennt. (siehe Helenes Zitat)

Ein Verleider/Ablöscher ist der Zustand der Demotivation.

Also ein Zustand, das habe ich jetzt kapiert.

Als Schulverleider in dem von dir zittierten
Text ist daher die Gruppe Kinder/Jugenlicher die auf Grund
ihres Verhaltens in der Schule die Lehrerschaft entsprechend
demotiviert.

Jetzt aber klingt es wieder so, als ob Personen gemeint seien. Oder verstehe ich da etwas falsch?

Der Grund liegt meist in der ethnischen Herkunft
der Schüler. Wie im Artikel erwähnt sind in der Schweiz sehr
viele Frauen im Lehrberuf tätig. Für ein Schweizer kein
Problem. Wenn jetzt aber ein Junge aus einer Erziehung kommt,
in der Frauen als minderwertig, oder als Führungsperson nicht
anerkannt wird, so kommen die Jugendlichen in einen Konflikt.
Dieses Problem kennt man aber auch in Italien. Dort wird eine
Lehrerin auch schon mal, wie in der Schweiz, als Nutte oder
Hure betitelt.

Ich habe Ähnliches selbst erlebt, also ich meine gesehen. Aber es lag nie am Geschlecht der Lehrerin allein, wenn sie Schwierigkeiten z. B. mit Moslem hatte. Meist kamen auch andere Schwächen, etwa fachliche dazu. Und das nehmen alle Schüler krumm.

Mich dünkt, diese Diskussion sollte im Brett Unterricht und Schule geführt werden.

Danke für deinen Beitrag.
Gruß Fritz

Gut erklärt?

Gruss
HaegarCH

Ein Verleider/Ablöscher ist der Zustand der Demotivation.

Also ein Zustand, das habe ich jetzt kapiert.

Jein

Jetzt aber klingt es wieder so, als ob Personen gemeint seien.
Oder verstehe ich da etwas falsch?

Nein, verstehst du richtig.

Z.B. Ich ha dä Verleider. --> Mir stinkts.

aber

Är isch än Verleider. --> Er ist ein „Störenfried“ . Nun weiss ich aber nicht, ob ihr den „Störenfried“ im Sprachgebrauch habt. Ist also der Störfaktor. Ein Verleider kann auch än Täderlilätsch oder Rätschbässä. Die beiden sind jedoch Personen, die alles verraten.

Jetzt besser?

HaegarCH

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