Schulzeit um 1989/1990

Hallo,
wir brauchen für unsere Abschluss-Zeitung den Vergleich zwischen Schulzeit 1989/1990 und Heute(beides im Osten!). Heute ist ja kein Problem,allerdings wie das mit der Schulzeit um 1989/1990 war.
Vielleicht könnt ihr mir helfen und mir einfach erzählen, wie lange ihr immer in die Schule gegangen seit und welche Unterrichtsfächer es gab und alles sowas. Wäre wirklich nett!
MFG
Vampilein

Hallo Vampilein,
1989 wurde im sog. „Osten“ noch am Samstag unterrichtet. Samstags hatten die Kinder (1. Klasse) zwischen 2 und 4 Stunden Unterricht, je nach Stundenplan. Wieviele Stunden genau die Kinder hatten, kann ich nicht mehr sagen, aber danach war zumindest in den Grundschulklassen i. a. Hortbetreuung angesagt.
Am Samstag nach der Maueröffnung war die Schule fast wie leergefegt. Vereinzelte Lehrer amüsierten sich mit den ebenso vereinzelt verirrten Schülern, der Rest machte seine erste größere Stippvisite in den Westteil des nunmehr wieder geeinten Berlins.

MfG LM

Wir hatten meist 3-4 Stunden (89 war für mich 2.Klasse), am Samstag zwei, Eine Klasse die ersten beiden, die Parallelklasse die dritte und vierte Stunde. Fächer waren Deutsch (Lesen, schreiben), Mathe (Rechnen, Geometrie), Heimatkunde, Zeichnen, Sport, Werken und Schulgarten im Wechsel und Musik.

Hallo!
Ich habe 1987 die allg.-bildende Oberschule verlassen. Bis dahin hatten wir ab der Oberstufe (8. Klasse) von 7.00-13.00 Mo-Fr. und Samstags von 7.00-12.00 Unterricht.
Unsere Fächer waren ab der Mittelstufe (5. Klasse): Mathematik, Deutsch aufgeteilt in Literatur und Orthographie bzw. Grammatik, Biologie, Physik, Chemie, Geschichte, Geographie, Astronomie nur 10. Kl., Staatsbürgerkunde, Sport, Russisch und fakultativ Englisch oder Französisch, Werken bis 7. Kl. ab 8. Kl. Produktive Arbeit (PA) in einem Betrieb in der Nähe der Schule, ab 8. Kl. ESP (Einführung in die sozialistische Produktion). Kann für die Vollständigkeit nicht garantieren.
Ich bin nach diesem Schulabschluss den Weg der Berufsausbildung mit Abitur gegangen. Das lief etwas anders. Die Abiturfächer waren dieselben der Oberstufe, nur eben im Anspruch und Umfang erweitert.
Wir sind von Mo.-Fr. 7.00-13.00 Sams. frei in die Schule gegangen. Diese Form der Schulbildung dauerte allerdings ein Jahr länger, weil wir zusätzlich zu den Abiturfächern noch Berufsbildende Fächer gehabt haben.
1990 habe ich die letzte Abiturprüfung der DDR geschrieben. Ab 1991 wurden soweit ich weiß, die Prüfungsfragen aus den alten Bundesländern verwendet.
Sollten noch Fragen entstehen, ich würde mich freuen sie zu beantworten.
Gruß

Grüß Dich.

Was willst Du denn wissen?
Wie das Schulsystem funktioniert hat im Ggs. zum gegliederten Schulsystem, oder wie die Schulzeit in der politischen Wende war?

Nur so nebenbei: Den verzogenen Kinder von heute würde in der DDR-Einheitsschule der Hintern gehörig auf Grundeis gehen. Nichts da mit altklugem Widersprechen oder Randalemachen militanter Eltern, die bei allem gleich in die Schule gerannt kommen und sich aufführen wie Graf Koks. Es bestanden im Vgl. zu heute hohe Ansprüche an Disziplin, gewaltloses Verhalten und Höflichkeit (Grüßen der Erwachsenen etc.). Der Stoff war im allgemeinen schon in der 1. Klasse anspruchsvoller.

Tschüß

Es ging einfach nur darum,das ich gerne gewusst hätte, was für Unterricht war und wie lange der war und so. Weil wir ja das eben in unsere Abschluss-Zeitung wie eine Art Gegenüberstellung zur heutigen Zeit machen wollen =)

Ich bedanke mich an alle Antworten, es hat uns sehr geholfen =)

Grüß Dich.

Das gibt ja ein oberflächlichen Artikel, wenn ihr euch mit sowenig Informationen zufrieden gebt. :smile:

Es soll hier keine wissenschaftliche Monographie entstehen, doch ein bißchen mehr sei euch erzählt. :wink:

  • Sonnabend war regulärer Unterrichtstag, normalerweise war mittags Aus.(*) Das ganze endete im März 1990 mit der Übernahme der westdeutschen 5-Tage-Schulwoche.

  • „Deutsche Sprache und Literatur“ wurde in der Unterstufe Pi mal Daumen doppelt so oft pro Woche gelehrt wie heute. Heimatkunde war kein Fach, sondern in den Deutschunterricht eingeschmolzen.

  • Der Schüler war dem Lehrer in allen erdenklichen Sichtweisen untergeordnet. Antiautoritäres Verhalten wurde nicht geduldet.

  • Schuleschwänzen war nicht! Es war üblich, den Eltern auf Arbeit die Hölle heißzumachen, wenn der Sprößling unentschuldigt fehlte. Da wurde man noch vor dem Frühstück zur Betriebsleitung zitiert und dann durfte man sich rechtfertigen, wie es bitte schön sein kann, daß das Kind nicht pünktlich 7.30 Uhr in der Schule war. Die allermeisten Eltern sahen das - im Gegensatz zu jetzt - auch nicht locker oder unterstützten die Schwänzerei am Ende, sondern dem Kind blühte die größte Standpauke der Menschheitsgeschichte. Und das zeigte 100% Effekt.

  • Es gab keinen Stundenausfall! Die Schulen mußten unter starken Kontrollen von oben Sorge tragen, daß real 0% der Stunden ausfielen. Und das gelang in 99,9% der Fälle. Ich hatte bspw. in der Zeit in der Einheitsschule keine einzige Stunde (!) Ausfall. Fachfremde Vertretung gab es, doch das System versuchte das zu vermeiden und stets passende Fachlehrer im Ärmel zu haben.

  • „Preußische Tugenden“ waren das Grundgerüst des Alltags. Disziplin, ruhiges Verhalten, Anstand, Höflichkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Aufmerksamkeit. Keinen Rennen im Schulhaus, stille Unterrichtsatmosphäre, kein Geplärre, ordentlich gerade im Stuhl sitzen, kein Lümmeln auf der Schulbank.

  • Essen und Trinken während der Unterrichtsstunde gab’s nicht. War untersagt. Auf die Toilette gab’s gleich überhaupt nicht – untersagt ab 1. Klasse und eisern durchgesetzt. Für all das war schließlich die Pause da, so daß die wertvolle Unterrichtszeit nicht geschmälert wurde und Unruhe in der Stunde nicht aufkommen konnte. Die Disziplin- und Ordnungserziehung zu diesen Verhaltensregeln begann am 1. Tag des Oberschulbesuchs. Keine Schonzeit, der Kindergarten war Geschichte. Man war kein Kindergartenkind mehr, sondern Schulkind. :smile:

  • Wer Bänke beschmierte, egal in was für einer Weise, mußte mindestens die eine Bank nach dem Unterricht säubern, oft alle Bänke des Zimmers.

  • Die Erziehung zur Selbständigkeit, die schon im Kindergarten begann, wurde fortgeführt. Pflanzendienst (Gießen), Tafeldienst, Stühle hochstellen, kranken Schülern die Hausaufgaben vorbeibringen u.v.m…

  • in der Unterstufe: viel Deutsch, viel Mathe, Werken, Schulgarten, Musik, Kunst, Sport

  • Der Deutschunterricht war damals anders; sehr viel Orthographie, viel Grammatik, Schönschreiben (!), viel Lesen. Die DDR benutzte die analytisch-synthetische Leselernmethode, d.h. es wurden alle Grundprinzipien der deutschen Sprache [Flexion, Grammatik, Orthographie und Lautung] in demselben Moment gelehrt. Ganzheitlich und streng sprachlogisch. Das Wort wurde in seine Buchstaben, Buchstabenverbindungen und die Laute zerlegt (analysiert) und im Anschluß sprachlogisch wieder zusammengesetzt (synthetisiert), und dann sofort in neuen Sätzen angewandt.
    Verben wurden mit Flexion gelehrt – nehmen wir z.B. „lernen“; man lernte nicht bloß „lernen“ zu lesen und zu schreiben, sondern man lernte alle drei Formen lernen - lernte - gelernt. Gleiches galt für die starken Verben [gehen - ging - gegangen] und unregelmäßige schwache Verben [denken - dachte - gedacht].

Der Lehrplan schrieb einen Mindestwortschatz von weit über 4000
Wörtern vor, den alle Kinder in der 4. Klasse verbindlich zu beherrschen hatten.
Diktate (von unbekannten Texten) fanden sehr häufig statt und wurden sehr streng bewertet. Und solche schlechten Scherze wie heutzutage (geübte Diktate) gab’s nicht.
Erinnern kann ich mich auch an sehr viele Leistungskontrollen im Lesen, d.h. lautes Vorlesen langer, meistens schwieriger Textpassagen aus Büchern. Wie die Diktate streng benotet.

Als Prüfung in der 10. Klasse mußte ein Aufsatz geschrieben werden, Mindestwortzahl 1000. Wer keine 1000 Wörter schrieb, bekam Abzug.

Vor allem in der Unterstufe (Grundschule) kommt mir der DDR-Lehransatz Lichtjahre effektiver vor verglichen mit den desaströsen Lese-, Grammatik- und Rechtschreibleistungen, die heutige Kinder in normalen Grundschulen so abliefern.

  • In Mathe lernten wir außerdem schon in der 1. Klasse Variablen, d.h. wie mit Buchstaben zu rechnen ist und wie Gleichungen (6 + a = 15, a = ?) und Ungleichungen (x - 11
  • Sonnabend war regulärer Unterrichtstag, normalerweise war
    mittags Aus.(*) Das ganze endete im März 1990 mit der
    Übernahme der westdeutschen 5-Tage-Schulwoche.

Richtig. Normal ging di4e Schule in der Woche bis 14:30 und Sonnabend bis Mittag. Normalewrweise kam wochtentags noch einiges an Aktivitäten (FDJ, Arbeitsgemeinschaft etc) dazu.

  • Es gab keinen Stundenausfall! Die Schulen mußten unter
    starken Kontrollen von oben Sorge tragen, daß real 0% der
    Stunden ausfielen. Und das gelang in 99,9% der Fälle. Ich
    hatte bspw. in der Zeit in der Einheitsschule keine einzige
    Stunde (!) Ausfall.

Auch korrekt. Selbst im Sommer gab es kein Hitzefrei, da im Keller die Temperatur gemessen wurde. Alles andere stimmt auch hier.

  • An den Oberschulen (POS, EOS) konnte man superviele
    Arbeitsgemeinschaften und Interessenszirkel besuchen. Meine
    kleine Schule hatte z.B. über 40 davon. Neben künstlerischen
    und musikalischen AGs waren Mathe, Physik, Chemie und der

Auch in der Unterstufe gab es ähnliches. Dabei kamen schon die Richtungen aus der Schule vor. Naturwissenschaften und Mathe war gefragt. Allgemein wurde mehr Wert auf diese Fächer gelegt.