Schußentfernung von Vorderladern

Hallo Allerseits,

ich habe gestern den Film Patriot wiedergesehen und habe nun eine Frage zu den Kampfformationen mit Vorderladern im 18./19. Jahrhundert.

  • Auf welche Entfernung konnte man ein Ziel als guter Schütze treffen?
  • Wie nah haben sich die Formationen aufgestellt, bevor sie gefeuert haben?
  • Auf welche Entfernung kann ein guter und ein normaler Schütze heute mit einem modernen Schnellfeuergewehr ein Ziel treffen.

Ich hoffe, dass die Fragen nicht zu allgemein sind.

Gruß
Carlos

Hi,

  • Auf welche Entfernung konnte man ein Ziel als guter Schütze
    treffen?

Dazu kann ich keine technischen Angaben machen. Allerdings beruhte der gefächtsmäßige Kampf mit Feuerwaffen bis zum späten 18. Jahrhundert kaum auf der Zielgenauigkeit des einzelnen Schützen, sondern vor allem darauf, den gegnerischen Gefechtsreihen einen möglichst massiven Bleihagel entgegen zu schicken. Deshalb wurden die Schützen mehr auf das reibungslose Nachladen, Schießen und Platzmachen für die Hintermänner gedrillt als in Zielgenauigkeit geschult.
Das änderte sich erst, als man merkte, dass die Tirailleur- (Schreibung?) und Jägertruppen, wie sie vor allem die neue französische Republik und wahrscheinlich auch die aufmüpfigen Kolonien in Amerika einsetzten, mit ihren weittragenden und gut gezielten Schüssen (eben im Stil von waidmännischen Jägern) hervorragende Ergebnisse erzielten und mehrfach die starr nach Drill vorgehenden „alten“ Schützentruppen schlugen.

  • Auf welche Entfernung kann ein guter und ein normaler
    Schütze heute mit einem modernen Schnellfeuergewehr ein Ziel
    treffen.

Das Geschoss eines M16A2 fliegt bis zu 3600 Meter weit. Effektiv sind die Geschosse aber auf weitaus geringere Entfernung, bei Flächenzielen geht man von 800, bei Punktzielen von 550 Metern aus. Wenn ich mich richtig erinnere, kommt das G3 wegen der schwereren Munition auf eine noch etwas größere Reichweite, Kampfentfernung ist maximal 300 Meter, 600 mit Fernrohr. Die allseits beliebte AK-47 schießt 1500 Meter weit, effektiv ist das Geschoss auf 300 bis 400 Meter.
Ein wirklich guter Schütze dürfte bei den effektiven Kampfentfernungen noch ein paar Dutzend Meter rausholen.

Gruß

Volker

Hi!

ich habe gestern den Film Patriot wiedergesehen und habe nun
eine Frage zu den Kampfformationen mit Vorderladern im 18./19.
Jahrhundert.

  • Auf welche Entfernung konnte man ein Ziel als guter Schütze
    treffen?

Das hängt von vielen Faktoren ab: Gewehrtyp, Visiereinrichtung, Pulver, Kaliber - und natürlich von der Fähigkeit des Schützen.

Die Franzosen benutzten während der Napoleonischen Kriege das Steinschlossgewehr „Charleville Mod. 1777“. Bei einem Kaliber von 17,5mm (.69 cal) hatte das Gewehr eine Reichweite von etwa 230 m. Aber ab 90 m war ein gezielter Treffer kaum mehr möglich.

Die damalige österreichische Armee verwendete als Standardgewehr das Mod.1784 mit einem Kaliber von 18,3mm (.72 cal) mit etwa gleichen Schussleistungen.

Etwa 50 Jahre später waren Vorderlader bereits deutlich verbessert. Das US-amerikanische „Model 1855 Percussion Rifle“ von Harpers Ferry Armory mit .58 cal (14,7 mm) soll bereits Reichweiten von 400 m gehabt haben.

Das britische „1853 Enfield Rifle Musket“ von Enfield Armory hatte bei einem .577 cal (14,6 mm) gar 700 m weit geschossen haben.

Über die Zielgenauigkeit im Gefecht gibt es zur Schlacht von Gettysburg (1863) sehr genaue Analysen. Aufgrund des Munitionsverbrauches und der Verlustzahlen lässt sich errechnen, dass die Armeen zwischen 100 und 200 Schuss abgeben mussten, um einen Feind zu töten. In den drei Tagen der Schlacht soll jeder Unions-Soldat etwa 40 Schuss abgegeben haben (jeder Konföderierte etwa 25 Schuss).

  • Wie nah haben sich die Formationen aufgestellt, bevor sie
    gefeuert haben?

Noch im US-Bürgerkrieg marschierte die Infanterie in Regimentsstärke auf den Feind zu. Ein kampfstarkes Regiment hatte etwa 600 Mann, aufgeteilt meist in sieben, manchmal bis zu zehn Kompanien. Jede Kompanie hatte eine Front von etwa 25 Metern, aufgestellt in einer Linie zu zwei Gliedern (Abstand zwischen den Männern ein halber Meter!). Zwischen den Kompanien gab es etwa vier Meter Abstand, so dass ein Regiment eine Front von etwa 200 m hatte. Das Regiment rückte im Schritt vor (90 Schritt pro Minute, also etwa 60 m pro Minute). Bei einer Entfernung von weniger als 100 m wurde Halt befohlen und eine geschlossene Salve gefeuert. Man legte dabei mehr wert auf den psychologischen Effekt der Salve denn auf gezielte Treffer. Je nach Wirkung rückten nachfolgende Einheiten vor und feuerten, während die ersten nachluden - oder man ging nach der ersten Salve zum Sturmangriff mit dem Bajonett über.

Bereits beim Vorrücken erlitten die Einheiten schwere Verluste, insbesondere durch Artilleriebeschuss und durch Einheiten, die für den gezielten Schuss ausgebildet waren.

Grüße
Heinrich

3 Fragen
3 Antworten

  • Auf welche Entfernung konnte man ein Ziel als guter Schütze
    treffen?

Das hing natürlich vom verwendeten Gewehr ab. Legendär war die Sharps. Es gibt Aufzeichnungen welche belegen, dass mit einer Sharps (Langversion) auf ca. 1500 yards Büffel (!) erschossen wurden.
Bei der Sharps handelt es sich um ein grosscalibriges Gewehr (cal .50 mit Langgeschoss und gezogenem Lauf).

  • Wie nah haben sich die Formationen aufgestellt, bevor sie
    gefeuert haben?

Im militärischen Bereich wurden einfache Gewehre verwendet. Es gibt auch hier Aufzeichnungen welche von 50 - 100 yards sprechen (das war wohl auch eine Frage des Geländes).

  • Auf welche Entfernung kann ein guter und ein normaler
    Schütze heute mit einem modernen Schnellfeuergewehr ein Ziel
    treffen.

Ein guter und normaler Schütze dürfte auf ca. 100 Meter sein Ziel zuverlässig treffen. Auf Ziele in grösserre Entfernungen zu schiessen und auch zu treffen bedarf einer zusätzlichen Ausbildung. Dann bis 300 Meter und mit optischen Hilfsmitteln auch bis zu 600 Meter. Militärische Scharfschützen schiessen auf Entfernungen bis zu 800 Meter (cal .308 Win = 7,62x51 NATO). Es macht keinen Sinn mehr sich hinter einem Baum oder hinter einer Mauer zu verstecken, denn die .308 Win durchschlägt einen mannsdicken Buchenstamm noch auf 300 Meter glatt. Die bereits erwähnte Munition .223 Remington (US M16 = 5,56mm) ist für Entfernungen von ca. 300 yards ausgelegt. Die Durchschlagskraft reicht bei 100 Meter auch noch aus eine Ziegelwand zu durchschlagen.

Es gibt Untersuchungen bzw. Statistiken der US Army welche aussagen, dass zur Zeit der Befreiungskriege (Unabhängigkeitskämpfe der USA) 3 abgegebene Schuss den Ausfall eines Gegners zur Folge hatten. Dagegen standen 2500 abgegebene Schuss in Vietnam.

Zusammen mit den Antworten Volkers sollte dies hoffentlich als Antwort reichen :smile:

Moinmoin,

leider stimmt da so einiges nicht. Bitte nicht bös sein, aber:
Sharps ist zunächst mal kein Vorderlader. Das System ist ein Hinterlader mit Fallblockverschluß. Zunächt mit Papierpatronen geladen, dann mit Ladepatronen aus Messing. Später bis heute dann mit danz normaler Patronenmunition. Allerdings wurde dazu das Zündsystem umgebaut von Perkussionszündung auf Schlagbolzenzündung.
Aber das Gewehr gehört eh ins 19. Jht.
Bleiben wir in der Zeit des Patrioten. Da dürften sich als Waffen hauptsächlich die Brown-Bess-Familie getummelt haben(.75), die Charleville (.69), sowie diverse Jagdgewehre zivilen Ursprungs. Die letzteren waren meist im Kaliber .50, und ausschließlich diese hatten wohl gezogene Läufe. Die Musketen waren glatt.
Da ich selbst Vorderlader schieße (Brown Bess Muskete und Pennsylvania Longrifle), aber nicht übermäßig häufig trainiere, bezeichne ich mich nun mal als durchschnittlichen Schützen. Mit der Brown-Bess (und das ist die im Film verwendete Waffe) schieße ich auf 50 Meter. Zumeist gelingt es mir, damit ein etwa manngroßes Ziel zu treffen. Aber: Ich patche die Kugel, habe immer die gleiche, genau abgemessene Pulvermenge und schieße in Ruhe und oft auch aufgelegt auf dem Stand. Auf dem Schlachtfeld habe ich gewiß mit problemen wie Angst, hektik, Herzrasen, Laufverschmauchung, Zündversagern unterschiedlichster Gründe (meist abgeschlagener Stein im Steinschloss) und so weiter zu kämpfen. Zudem wird eben nicht in Ruhe geladen, sondern Spit-Ram-Fire. (Papierpatrone abbeißen, Pulver in die Schloßpfanne, Rest Pulver in den Lauf, abgebissenes Geschoß reinspucken, Kolben auf den Boden hart aufschlagen, damit die Kugel nach unten durchrutscht, schießen).Eine Formation, die 3 Schuß die Minute feuern kann, hat keine Zeit für den exerziermäßigen Gebrauch des Ladestock. Nicht umsonst verfügten all die Musketen jener Zeit nicht über Visiereinrichtungen wie Kimmu und Korn, sonder wurden offen „gezielt“.
Mit der Pennsylvania Longrifle schieße ich aufgelegt auf etwa 100 Meter relativ präzise. 15 Schuß in die 30-cm-Scheibe. Gepatchte Rundkugel Kaliber .50. Am Jagdstock angeschlagen ebenso. Ladegeschwindigkeit liegt bei 1 Schuß/Minute, 2, wenn ich eine Ladehilfe verwende, wie auch Mel Gibson sie im Film um den Hals trägt (und offensichtlich keine Ahnung hat, wozu das Ding gut ist), worin die Kugeln bereits gepatchet und gefettet vorbereitet sind.
Ein moderner Standart-Soldat sollte Ziele etwa auf 100 Meter erfolgreich bekämpfen können. Kommt ein wenig auch auf die Waffe an. Mit einer M16 oder AK wirds etwas schwerer, mit der Steyr AUG und der britischen L85 etwas leichter, da die beiden letzteren Waffen serienmäßig mit optischer Zielhilfe ausgerüstet sind.
„Scharfschützen“ mit einer optischen Zielhilfe sollten etwa auf 200 Meter ein ziel bekämpfen können.
Anders die Präzisionsschützen. Zielentfernungen von 1000 Metern (.308 Winchester) bishin zu 1500 Metern (.50 BMG) sind übliche Distanzen.
Das eine .308 allerdings einen Buchenstamm durchschlägt halte ich ebenso für unmöglich wie die Wirkung der .223 auf eine Ziegelmauer. Durch den Taumelflug der .223-Geschosse durchschlägt die gar nicht viel.

Liebe Grüße,

Marcus

Das hing natürlich vom verwendeten Gewehr ab. Legendär war die
Sharps. Es gibt Aufzeichnungen welche belegen, dass mit einer
Sharps (Langversion) auf ca. 1500 yards Büffel (!) erschossen
wurden.
Bei der Sharps handelt es sich um ein grosscalibriges Gewehr
(cal .50 mit Langgeschoss und gezogenem Lauf).

Ein guter und normaler Schütze dürfte auf ca. 100 Meter sein
Ziel zuverlässig treffen. Auf Ziele in grösserre Entfernungen
zu schiessen und auch zu treffen bedarf einer zusätzlichen
Ausbildung. Es macht keinen Sinn mehr sich hinter einem Baum oder
hinter einer Mauer zu verstecken, denn die .308 Win
durchschlägt einen mannsdicken Buchenstamm noch auf 300 Meter
glatt. Die bereits erwähnte Munition .223 Remington (US M16 =
5,56mm) ist für Entfernungen von ca. 300 yards ausgelegt. Die
Durchschlagskraft reicht bei 100 Meter auch noch aus eine
Ziegelwand zu durchschlagen.

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Hi!

Ein moderner Standart-Soldat sollte Ziele etwa auf 100 Meter
erfolgreich bekämpfen können. Kommt ein wenig auch auf die
Waffe an. Mit einer M16 oder AK wirds etwas schwerer, mit der
Steyr AUG und der britischen L85 etwas leichter, da die beiden
letzteren Waffen serienmäßig mit optischer Zielhilfe
ausgerüstet sind.

Huppss…
Sind die Soldaten heute so schlechte Schützen geworden?

Ich kann mich trotz mittlerweile 25 Jahre Abstand noch gut an meine Schießausbildung bei der Bundeswehr mit dem G3 erinnern. Bei den Bataillons-Schießmeisterschaften durften wir drei Mal sechs Schuß auf „Kamerad Klappscheibe“ auf Distanzen von 200 m, 250 m und 300 m abgeben. Von meinen 18 Schuss habe ich 15 ins Ziel gebracht (liegender Anschlag mit Sandsack); zwei aus meiner Kompanie waren besser, die haben es sogar auf 18 bzw. 17 Treffer gebracht.

Und nein, wir waren keine schießerfahrene Kampftruppe, sondern bei der Aufklärung.

100 Meter! :wink:
Das ist ja Uzi-Entfernung! :wink:)

Grüße
Heinrich

Hallo

Ein moderner Standart-Soldat sollte Ziele etwa auf 100 Meter
erfolgreich bekämpfen können. Kommt ein wenig auch auf die
Waffe an. Mit einer M16 oder AK wirds etwas schwerer, mit der
Steyr AUG und der britischen L85 etwas leichter, da die beiden
letzteren Waffen serienmäßig mit optischer Zielhilfe
ausgerüstet sind.

Ich kann mich trotz mittlerweile 25 Jahre Abstand noch gut an
meine Schießausbildung bei der Bundeswehr mit dem G3 erinnern.
Bei den Bataillons-Schießmeisterschaften durften wir drei Mal
sechs Schuß auf „Kamerad Klappscheibe“ auf Distanzen von 200
m, 250 m und 300 m abgeben. Von meinen 18 Schuss habe ich 15
ins Ziel gebracht (liegender Anschlag mit Sandsack); zwei aus
meiner Kompanie waren besser, die haben es sogar auf 18 bzw.
17 Treffer gebracht.

Mit bekämpfen ist wahrscheinlich eine andere Situation gemeint, als gemütlich auf der Wiese liegen und ab und zu mal eine Pappscheibe auf Zuruf abschiessen :smile:

Darum auch von mir ein Beispiel (Muni über, nach einem Batterieschiessen im Winter, bei dem sowieso fast alle zu Hause geblieben sind :smile: ).
100m 20 Schuß stehend freihändig auf zufällige Klappscheiben (in den drei üblichen Größen: Körper, Torso, Kopf? oder so…) für 3 (oder 5? Schon lange her) Sekunden.
17, 19, 16 Treffer, darum denke ich 100m ist eine realistische Entfernung, bis wohin man in Hektik trifft.

Gruß, DW.

1 Like

Hallo

Mit bekämpfen ist wahrscheinlich eine andere Situation
gemeint, als gemütlich auf der Wiese liegen und ab und zu mal
eine Pappscheibe auf Zuruf abschiessen :smile:

das ist so nicht richtig!

Darum auch von mir ein Beispiel (Muni über, nach einem
Batterieschiessen im Winter, bei dem sowieso fast alle zu
Hause geblieben sind :smile: ).
100m 20 Schuß stehend freihändig auf zufällige Klappscheiben
(in den drei üblichen Größen: Körper, Torso, Kopf? oder so…)
für 3 (oder 5? Schon lange her) Sekunden.
17, 19, 16 Treffer, darum denke ich 100m ist eine realistische
Entfernung, bis wohin man in Hektik trifft.

Man schießt wenigstens aufgelegt. Hast Du schon einal ein G36 in der Hand gehabt. Das schießt Du stehend freihändig 90 Ringe als durchschnittlicher Schütze. Beim G3 gab es ja noch einen Rückstoß, aber das G36 fühlt sich beim schießen an, wie die Spielzeugwaffen mit Paltzpatronen. Zudem hat es eine Optisches Zielfernrohr und man trifft mit dieser Waffe sehr gut Ziele bis 300m. Die Kampfentfernung dieser Waffe lieg bei 200m.
Bis 400m ist als geübter Schütze immer noch kein Problem.

Und seit wann schießt man stehend freihändig? Wenn ich das taktische Vorgehen einiger Indianer im Irak mir ansehe, dann muß man leider feststellen, daß sie teilweise sehr „offen“ mit ihrem Körper umgehen. Da sitzt einer hinter seinem MG auf dem dach und ist während und nach dem Schießen mindesten 50cm hoch zu erkennen. Das wäre für´s (300m) G36 ein StandardZiel.

Gruß Grüne

Hallo

Man schießt wenigstens aufgelegt. Hast Du schon einal ein G36
in der Hand gehabt. Das schießt Du stehend freihändig 90 Ringe
als durchschnittlicher Schütze. Beim G3 gab es ja noch einen
Rückstoß, aber das G36 fühlt sich beim schießen an, wie die
Spielzeugwaffen mit Paltzpatronen. Zudem hat es eine Optisches
Zielfernrohr und man trifft mit dieser Waffe sehr gut Ziele
bis 300m. Die Kampfentfernung dieser Waffe lieg bei 200m.
Bis 400m ist als geübter Schütze immer noch kein Problem.

Meine Zeit ist schon etwas her, da gab es nur G3 :smile:

Und seit wann schießt man stehend freihändig? Wenn ich das
taktische Vorgehen einiger Indianer im Irak mir ansehe, dann
muß man leider feststellen, daß sie teilweise sehr „offen“ mit
ihrem Körper umgehen. Da sitzt einer hinter seinem MG auf dem
dach und ist während und nach dem Schießen mindesten 50cm hoch
zu erkennen. Das wäre für´s (300m) G36 ein StandardZiel.

Naja, die Frage ging ursprünglich um Schützenreihen, die früher aufeinander zu marschierten. Daher die Analogie.
Und wenn jeder nur auf seiner Position warten würde, bis der andere so doof ist, vorzurücken und ein einfaches Ziel bietet, wären Kriege deutlich unblutiger.
Als Laie gehe ich jedenfalls davon aus, das es Situationen gibt, in denen man plötzlich reagieren muß, und sollte auch schnell freihändig einigermassen schiessen können.

Aber wie gesagt, bin nur Laie…

Gruß, DW.

Hallo

Naja, die Frage ging ursprünglich um Schützenreihen, die
früher aufeinander zu marschierten. Daher die Analogie.
Und wenn jeder nur auf seiner Position warten würde, bis der
andere so doof ist, vorzurücken und ein einfaches Ziel bietet,
wären Kriege deutlich unblutiger.
Als Laie gehe ich jedenfalls davon aus, das es Situationen
gibt, in denen man plötzlich reagieren muß, und sollte auch
schnell freihändig einigermassen schiessen können.

Ja, so halb. Normalerweise schießt man ersteinmal grob in die Richtung um die Köpfe des Gegners unten zu halten.
Dann geht man in Stellung und bewegt sich sehr niedrig in die nächstbeste Stellung um Deckung zu finden.
Dan gibts da ja noch einen der sagt Dir was zu tun ist (geleiteter Feuerkampf)
um z.B. raum zu gewinnen wird eine halbgruppe immer Schießen und die andere ca 3 sekunden rennen wie sie kann. Das bringt ca 15m pro Sprung (so nennt man das heute.
Also ist das freihändig weniger wichtig.

Im Häuserkampf dann schon etwas eher, aber kniend abgestützt gibts ja auch noch. Außerdem hat Häuserkapf meist wesentlich geringere Kapfentfernungen und man nimmt da lieber etwas das schnell viel streut und was leicht ist. (z.B. MP - Kampfentfernung 50-100m)

Aber wie gesagt, bin nur Laie…

na der Profi bin ich auch nicht, nur noch aktiv

gruß Grüne

Hallo,

Über das Vorderladerschießen allgemein wurde hier ja schon erschöpfend Auskunft geben; trotzdem noch ein paar Ergänzungen.

  • Auf welche Entfernung konnte man ein Ziel als guter Schütze
    treffen?

Die Frage ist eher, auf welche Entfernung man auf einem Schlachtfeld das Ziel überhaupt noch sehen konnte. Damals wurde noch kein rauchfreies Pulver verwendet und die Schlachtfelder waren nicht selten schnell in dichte Pulverschwaden getaucht. Wenn kein Wind ging, war auf Entfernungen über 50 Meter kaum noch etwas zu erkennen.

  • Wie nah haben sich die Formationen aufgestellt, bevor sie
    gefeuert haben?

Feuereröffnung war (Drillmäßig) auf Entfernungen zwischen 75 und 100 Schritt (nicht Meter). Das ist doch noch eine recht erhebliche Entfernung, einfach mal beim nächsten Spaziergang ausmessen. Gewöhnlich schossen alle Soldaten eines Batallions gleichzeitg - auch wenn sie dazu ausgebildet wurden, ihr Feuer zurückzuhalten.

Die meiste Wirkung wurde auch nicht mit Musketenfeuer erzielt sondern mit Kanonen. Jedes Batallion hatte seine eigenen Kanonen, die das Feuer der Soldaten erheblich verstärkt hatten.

Das trifft aber gerade nicht auf den Unabhängigkeitskrieg zu, wo aufgrund fehlender Pferde auf beiden Seiten ein ständiger Mangel an Kanonen auf dem Feld war.

Gekämpft wurde gewöhnlich in langen geschlossenen Linien (die Formationen, die in „Der Patroit“ zu sehen sind, sind falsch und gehören eher ins 19. Jahrhundert).

Wenn man in den meisten modernen Büchern Berichte über die Schlachten des 18. Jahrhunderts liest, so entsteht jedoch ein völlig falsches Bild von dem Geschehen auf dem Schlachtfeld damals. Die Autoren schreiben gewöhnlich aus den Exerzierreglements der Zeit ab. Tatsächlich verliefen die Schlachten weitaus chaotischer. Eine sehr gute Lektüre zu dem Thema ist Christopher Duffys „The Military Experience in the Age of Reason“ ISBN 1853266906 Buch anschauen

viele Grüße,

Ralf

Hi,
mal zur Ergänzung: ich hab mal einen Bericht gelesen, wo man anhand von Probeschüssen ohne zu zielen aus dem Trefferbild der alten Vorderlader und modernerer Zündnadelgewehre , der Schussentfernung, Feuerrate usw. bestimmt, welche Wirkung das Feuer auf die gegenüberstehenden Linien haben müsste. Man kam zu dem Schluss, dass wohl die Mehrzahl der Soldaten absichtlich vorbeigeschossen haben muss, sonst währen die Opferzahlen viel höher gewesen als geschichtlich belegt.

Andreas

Hallo,

Man kam
zu dem Schluss, dass wohl die Mehrzahl der Soldaten
absichtlich vorbeigeschossen haben muss, sonst währen die
Opferzahlen viel höher gewesen als geschichtlich belegt.

Ja, solche „Selbstversuche“ hat es immer wieder gegeben. Ich halte das, wenn es um moderne Waffen, Soldaten und Gefechte geht, für durchaus möglich; für das 18. Jahrhundert würde ich das aber bezweifeln.

Zum einen standen die Soldaten wahrscheinlich unter einem viel höherem psychischen Druck, da sie sich aufrecht stehend dem feindlichen Feuer aussetzen mußten und nicht, wie moderne Soldaten, dem natürlichen Instinkt folgen konnten und Deckung gesucht haben.

Dann wiederum bezweifel ich, daß es überhaupt ernsthaft möglich war, mit diesen Waffen halbwegs präszise auf Entfernungen von über 50 bis 75 Meter zu zielen (und das noch unter Zeitdruck), egal ob auf den Mann oder vorbei.

Ein weiterer Punkt wäre noch, daß die damaligen Soldaten überraschend schlecht ausgebildet waren was das Schießen angeht. Laden und Exerzieren wurde bis zum Erbrechen geübt, aber nur „trocken“. Die meisten Soldaten dürften in ihrer Ausbildung keinen scharfen Schuß abgegeben haben. Als Resultat düften fast alle Schüsse auf dem Schlachtfeld verissen worden sein, wenn es sich nicht gerade um eine kampferfahrene Einheit gehandelt hat.

Die Trefferquote anhand der verbrauchten Munition zu errechnen ist auch extrem ungenau, da die Soldaten dazu tendierten, ihr Gewehr wieder und wieder zu laden ohne zu feuern. 70% aller Vorderlader, die nach Gettysburg (der letzten großen Schlacht, in der Vorderlader die Hauptbewaffnung waren) eingesammelt wurden, waren mindestens 2x geladen; eine Waffe war sogar nicht weniger als 13x geladen.

Ebenfalls sind die Ladegeschwindigkeiten, die man vielfach in Büchern liest, maßlos übertrieben. Diese sind in der Regel aus den Instruktionen abgeschrieben und stellen somit das Maximum dar, was in der Ausbildung angestrebt wurde, aber werden in der Schlacht kaum der Realtität entsprochen haben.

viele Grüße,

Ralf

1 Like

Ergänzung zu dem psychischen Druck:
Hallo,

Dave Grossman hat unter

http://www.killology.com/art_teach_killing.htm (englisch)
http://www.srothaendle.de/srothaendle/weiter/weit_te… (deutsch)

sehr schöne Artikel zum Thema Tötungshemmung beim Menschen geschrieben.

So long

MainBrain

Herzlichen Dank an Alle. Ich habe eine Menge gelernt. Dieses Brett ist wirklich voll mit Experten.

Gruß
Carlos

Hallo,
war ein paar Tage in internetfreier Gegend:
zu Vorderladern kann ich keine Auskunft geben, da null Ahnung, aber was G 3 angeht, so habe ich mit dieser Waffe oft und gern geschossen. Mit einem normalen G 3 kann man auch bis 400 Meter, sofern Haltepunkt bekannt und das Gerät nicht als Weitwurfinstrument benutzt wurde, ziemlich gute Ergebnisse erzielen. Ich habe einmal auf einem Lehrgang mit drei Schuss auf vierhundert Meter zwei Scheiben getroffen. Es ist auf diese Entfernung schwierig, aber mit etwas Waffenkenntnis möglich.
Was Durchschlagsleistung angeht, so kann mann mit 500 Schuss mit dem MG 3 eine genügend grosse Öffnung in eine normale Hauswand schiessen, dass man ohne hängenzubleiben durchkriechen kann. Minimi schafft dies nicht, M 16 auch nicht.
Gruss
Rainer

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