Leisten und Schuster und Apelles
Hallo an alle drei.
Bei Röhrich liest man den Spruch im Singular. Und als Erklärung unter dem Stichwort „Leisten“ dies:
_ Schuster bleib bei deinem Leisten sagt man, wenn einer über seine Möglichkeiten und Fähigkeiten hinaus will; sprich nicht von Dingen, die du nicht verstehst. Das Sprichwort hat noch bis in den Schlagertext aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts nachgewirkt:
Schuster, bleib bei deinen Leisten,
Schöne Frauen kosten Geld.
Plinius berichtet in seiner ‚naturalis historia‘ (35,10) von Apelles, dem Hofmaler Alexanders des Großen, daß ein Schuster ihn anläßlich einer Ausstellung seiner Bilder getadelt habe, weil der Maler eine Sandale falsch dargestellt hatte. Apelles verbesserte daraufhin das Bild; als der Schuster nun noch weitere Einwände gegen das Gemälde vorbrachte, soll der Maler gesagt haben: »Ne sutor supra crepidam« (Schuster, nicht weiter als die Sandale). Unser Sprichwort ist also keine direkte Übersetzung dieser Pliniusstelle. Man mag es später jedoch darauf bezogen haben. Vgl. französisch ‚Mêle-toi de tes oignons‘: Kümmere dich um deine eigenen Zwiebeln.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Leisten, S. 3. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 3781 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 3, S. 956) © Verlag Herder]_
Und auch unter dem Stichwort „Schuster“ findet man:
_Die Mahnung Schuster, bleib bei deinem Leisten! gilt dem, der ohne Sachverstand Kritik übt und sich unberufen in alles einmischt, Leisten. Die Wndg. ist griech. Urspr. und sehr alt. Sie beruht auf einem Ausspruch des Malers Apelles, der zur Regierungszeit Alexanders d.Gr. seine Gemälde öffentl. auszustellen pflegte und sich verbarg, um die Urteile anzuhören. Als ein Schuhmacher getadelt hatte, daß bei den Schuhen auf dem Bilde eine Öse fehlte, fügte der Maler sie hinzu. Dadurch ermutigt, versuchte der Schuhmacher noch weitere Kritik, wurde aber von Apelles zurechtgewiesen. Die Rda. wirkt bis in den neuzeitlichen Schlager weiter:
Schuster, bleib bei deinem Leisten,
Schöne Mädchen kosten Geld.
Leider kostet stets am meisten,
Was nur kurze Dauer hält.
Vergleiche auch niederländisch ‚Schoenmaker, houd u bij uwe leest‘; englisch ‚let the cobbler stick to his last‘ und französisch ‚chacun doit se mêler de son metier, les vaches sont bien gardées; mêlez-vous de vos pantoufles‘; auch: ‚Mêle-toi de tes oignons!‘ (wörtlich: Kümmere dich um deine eigenen Zwiebeln).
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Schuster, S. 5. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 5735 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1422) © Verlag Herder]_
Das nur zur Abrundung!
Gruß Fritz