Schwäb.(?) Begriff "g'rombelt" (Naturfaser-Verarbeitung)

Hallo zusammen;

in einem Text aus dem Jahr 1900, in denen der Autor das Alltagsleben in einem württembergischen Dorf schildert,
werden „eigentümliche Ausdrücke“ im Zusammenhang mit der Verarbeitung von „Gespinstpflanzen“ (also Hanf und Flachs) aufgelistet.

Einige dieser Begriffe konnte ich schon enträtseln, so z. B. „Femmelreuste“ (= Röste der männl. Hanfpflanze), „g’spreitet“ (–> Spreiten = Ausbreiten des Hanfs auf dem Acker - zum Trocknen nach der Röste), „liechen“ (schwäb. / bayerisch für das Ausraufen des Hanfs), „g’räffelt“ (–> Riffeln = Ausstreifen der Flachsstängel-Spitzen mit dem Riffelkamm zur Gewinnung des Leinsamens), etc.

Der Begriff „g’rombelt“ ist nun noch als einziger übrig. Trotz intensiver Suche konnte ich hierzu noch nichts finden.

Da hier im Forum schon etliche „harte Nüsse“ geknackt wurden, hoffe ich nun auf Eure Hilfe.

Vielen Dank im Voraus für Eure Mühe!

Hallo,

In diesem Buch ist die Rede von Flachs/Hanf rumpeln

Möglicherweise ist „g’rombelt“ auf das (schlesische) „Rumpel / rumpeln“ zurückzuführen?

Gruß
Kreszenz

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Hallo Kreszentia,

ja das muss es sein!

Denn g’rompelt ist schwäisch für gerumpelt (Di Stroßeboh isch oms Eck nom grompelt) und das passt wieder zu deinem Fund :slight_smile:

Gruß h.

Hallo Kreszens,

Dein Hinweis war zwar noch nicht direkt die Lösung, aber er war der entscheidende Impuls, der mich zur Lösung geführt hat. (Ich war bei meiner Suche zu sehr auf die Hanf-Verarbeitung fokussiert gewesen und war dadurch in eine Sackgasse geraten.)

„Rumpel ist ein einfaches Instrument, zum ersten Brechen des Flachses in Schlesien gebräuchlich, das sich besonders dadurch von der gewöhnlichen Flachsbreche unterscheidet, daß es nicht, wie diese, einen Einschnitt in der beweglichen Scheide, und im untern festen Theile eine Wand hat, die in diesen Einschnitt paßt, sondern blos eine ungetheilte Scheide führt.“
„Rumpeln , den Flachs heißt man in Schlesien den Flachs auf der Rumpel brechen und bearbeiten, indem man ihn handvollweise über den unteren festen Teil der Rumpel legt, und hält, und mit dem oberen, beweglichen Theil oder der Scheide, durch Auf- und Niederdrücken, zerbricht, oder brecht.“
[Quelle: Weber, Friedrich Benedict, Dr.: Allgemeines deutsches terminologisches Lexikon und Idioticon; oder erklärendes Verzeichnis aller im Gebiete der gesammten Landwirthschaft der Acker-, Wiesen-, Garten-, Forst-, Vieh-, Jagd-, Fischerey- und Hauswirthschaft, in Deutschland und den einzelnen deutschen Provinzen vorkommenden Kunstwörter und Kunstausdrücke überhaupt, und Benennungen der landwirthschaftlichen Pflanzen, Thiere, Geräthe ec. Insbesondere. Zweiter Theil: N-Z. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1838. S. 466f. Digitalisierte Fassung unter https://www.google.de/books/edition/Allgemeines_deutsches_terminologisches/1ERAAAAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Flachs+rumpeln&pg=PA466&printsec=frontcover, abgerufen 09/2022]

Die Verwendung der Begriffe „rumpeln“ bzw. „Rumpel“ waren offenbar nicht nur auf Schlesien beschränkt, sondern auch im Süden des deutschsprachigen Gebietes geläufig, wie eine deutlich frühere Quelle aus Nürnberg belegt. Somit kann man wohl davon ausgehen, dass das „Rumpeln“ als „Variante“ des Brechens auch im Schwobaländle bekannt war.

„Von dem Hanff-Bau, wie damit zu verfahren.
[…] Was weiter das Einrösten, Rumpeln und Brechen anbelanget, so hat es damit alle die Gelegenheit, wie mit dem Flachs; […]“
[Quelle: Herrn von Hohbergs Georgica Curiosa aucta. Oder: Adelichen Land- und Feld-Lebens, Auf alle in Deutschland übliche Land- und Haus-Wirthschafften in Zwölff Büchern wohleingericht neu erfundener Dritter Theil. In Verlegung der Joh. Andr. Endt. Hndlung, Nürnberg 1749. S. 41. Digitalisierte Fassung unter < https://www.google.de/books/edition/Georgica_curiosa_aucta_das_ist_umständl/QNdPAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Flachs+rumpeln&pg=RA1-PA41&printsec=frontcover>, abgerufen 09/2022]

Hab vielen lieben Dank für Deinen Hinweis!

Es grüßt
Renardo

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