schwäb. Name 'Kochenbas' (Wirtschaft)

Liebe Dialektiker,

bitte umb Vergebung, wenn ich einen Eigennamen zur Diskussion stelle, der wohl seiner Natur nach nicht diskutier- oder analysierbar ist.

Anlässlich einer Frage im Reisebrett, was man wohl bei einem nicht näher spezifizierten Betriebsausflug zwischen Reutlingen, Stuttgart und Karlsruhe unternehmen könnte, ist mir eine der bedeutenden Suttgarter Institutionen wieder in den Sinn gekommen: Die Wirtschaft „Kochenbas“, ziemlich außen an der Olgastraße gelegen.

Seit ich den Namen das erste Mal gehört habe, ist er mir rätselhaft: Er kommt mir so gar it schwäbisch vor. Ich behellige jetzt einfach einmal alle hier im Brett (die ja sowieso mehrheitlich oberdeutsch orientiert sind) mit der Frage: Wer weiss was zur Herkunft und wircklichen Bedeutung dieses Namens für eine Wirtschaft? Wenn damit so eppes wie eine kochende Cousine gemeint wäre, täte es wohl eher „Küchabäsle“ oder „Kochbas’“ oder so ähnlich heißen.

(Beiläufig: Rostbraten & Spätzle dort sind gar nicht rätselhaft, eher höchst vergnüglich. Auch die außerhalb Sueviens als Barbarey erachtete Vermengung von Kartoffel- und Gurkensalat wird dortselbst sehr ordentlich gepflegt.)

Schöne Grüße

MM

Liebe Martin,

da dies

Die Wirtschaft „Kochenbas“

ein Name ist, hast du schon an eine Verbindung mit dem Fluss Kocher oder dem Ort Kochenbach o. ä. gedacht?
Solche Ortsnamen mischen sich doch gern als Herkunftsbezeichnungen in Namen.

„Bas“ könnte auch eine Verkürzung von Bastian sein.

„Dr Kochener Baschtl“

Hallo Fritz, hallo Martin!

Rotwelsch:
Kochem = Gauner, Gaunerhauptmann (von jiddisch „chochem“)
Bos = kleines Wirtshaus (von hebr. „boss“ = Haus)
(vgl. schweizerisch „Beiz“, österr. „Beisl“)

Na, wenn die dort tatsächlich Erdäpfel- mit Gurkensalat panschen, muss das wirklich eine ganz schlimme Gaunerspelunke sein … :wink:

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Hallo, Michael,

ich glaube, das ist es!

Der Kandidat hat hundert Punkte und 1 *.

Fritz

Hallo Michael,

vielen Dank, ich glaube auch, dass das passt.

Eine Gaunerspelunke ist es nicht, eher eppes sehr Biederes. Ich glaube, der Huby lässt seinen Bienzle bloß deswegen immer zum Italiener gehen, damit er diese Wirtschaft nicht öffentlich preisgeben muss: Sie ist nämlich nicht sehr groß. Außer dem Bienzle würden da noch allerhand Malermeister, Tischler, Fuhrunternehmer und natürlich der Altpapier-Pfleiderer von Feuerbach ganz gut hineinpassen.

Die Lage am äußeren Ende der Olgastraße, unterhalb der Weinsteige, lässt allerdings (falls die Adresse schon älter ist) an ein Weghaus extra muros denken, das vielleicht schon einmal eine andere Karriere gekannt hat.

Insofern bin ich höchlich zufrieden mit Deiner Deutung und freue mich darob.

Schöne Grüße

MM

Henkershäuschen?
Hallo Martin,

hättest Du das:

an ein Weghaus extra muros denken, das vielleicht schon
einmal eine andere Karriere gekannt hat.

nicht mitgeteilt, wäre ich niemalsnicht auf die Idee gekommen, im DRW nachzusehen. Und was findet sich da?

Koch = Henker! :wink:
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/a/K165…
(bitte runterscrollen bis Koch römisch III)

Nur mal so als Gedankengang und ich will auch niemandem die Freude am Rotwelsch rauben.

Gruß Gudrun *die den K.salat gerne mit Ackersalat mischt*

1 Like

Koch = Henker! :wink:
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/a/K165…
(bitte runterscrollen bis Koch römisch III)

… ist in Deinem Link allerdings „nur für Gent belegt“
(obwohl sich diese Assoziation gelegentlich auch in außerbelgischen gastronomischen Etablissements schon mal aufdrängen mag :wink:

Der Stuttgarter Henker (= Schinder) ordinierte seinerzeit übrigens im „Schellenturm“, an der Stadtmauer.
http://www.stuttgarter-bohnenviertel.de/strassen/web…

Gudrun *die den K.salat gerne mit Ackersalat mischt*

„Vade retro!“ ruft hier der Salatpurist, „die armen Kartoffeln!“

Hallo Michael,

Der Stuttgarter Henker (= Schinder) ordinierte seinerzeit
übrigens im „Schellenturm“, an der Stadtmauer.
http://www.stuttgarter-bohnenviertel.de/strassen/web…

Bist Du Dir da sicher?
In Deinem Link ist an der entscheidenden Stelle ein verwirrender Druck-/Satzfehler:

„Ecke Weber- / Wagnerstraße Turmrest aus dem Jahre 1564 heißt seit 1811 Schellenturm (früher Kastkellerei-Turm). 1906 erneuert und bis 1944 stand er mit Holzziegeldach und Fachwerkbau. Stand bis 1820 der turm des Scharfrichters, der auch Abdecker (Schinder) war und darin Felle verendeter Tiere zum trocknen aufhängte, weshalb der Turm im Volksmund „Schinders Kleiderkasten“ hieß.“

Ich habe den Eindruck, da ist von zwei Türmen die Rede und nach diesem Link:

http://www.stgt.com/stuttgart/shetud.htm

kann ich nicht erkennen, daß der „Schellenturm“ einstmals die Residenz des Henkers gewesen sein soll.

Gudrun *die den K.salat gerne mit Ackersalat mischt*

„Vade retro!“ ruft hier der Salatpurist, „die armen Kartoffeln!“

Du hast ja keine Ahnung, wie lecker das ist! :wink:

Gruß Gudrun

Bist Du Dir da sicher?
In Deinem Link

Nein, ich musste ja ebenso wie Du bei Martins Einkehrwirtschaft extra muros spontan an ein Schinderhaus denken – drum hab ich in Stuttgart bissel nachgegoogelt. Ich finde es auch eher ungebräuchlich, dass der Henker innerhalb der Stadtmauern gehaust hätte – weil der sich mitsamt seinem dazugehörigen Schinder-/Abdeckergewerbe und der damit einhergehenden Geruchsbelästigung bevorzugt weitab des umbauten Stadtgebietes niederzulassen hatte. So kam es auch dass viele Schinderhäuser zu berüchtigten Gaunerherbergen avancierten, wo all die Gäste abstiegen die in der Stadt ungelitten waren – und dort außerhalb des Blickfeldes der Obrigkeit ihre Ungehörigkeiten aushecken konnten.
Sagt man nicht von der Stuttgartern „sie hängen keinen - sie hätten ihn denn“?

Sagt man nicht von der Stuttgartern „sie hängen keinen - sie
hätten ihn denn“?

Nein, das sagte man von den Nürnbergern.
In Schillers - auch nur vorübergehend Stuttgarter - „Räuber“.

_Zweiter Akt
Dritte Szene

(Hinter der Szene gesungen.)
Die Nürnberger henken Keinen,
Sie hätten ihn denn vor.
Da capo._

Fritz