Schwäb. Spottgedicht (1900): "Friedrich von Gottes Gnad ..."

Hallo zusammen;

in einem sog. „Konferenzaufsatz“ aus dem Jahre 1900, in dem der Dorflehrer das Alltagsleben in einem schwäbischen Dorf schildert, wird folgendes Spottgedicht zitiert:

"Friedrich von Gottes Gnad,
Sechs paar Strümpf und doch koi Wad."

Lässt sich hier eine begründete Aussage treffen, auf wen sich dieser Spott-Zweizeiler bezog?
Ist hiermit Herzog Friedrich II. (1797-1806) gemeint, der von 1806-1816 König Friedrich von Württemberg war? (Die kräftige Statur dieses Friedrichs ließe ja eher auf dicke Waden schließen.)

Vielen Dank im Voraus für Eure Mühe!

Es grüßt
Renardo

Servus,

  • einmal wieder - keine gscheite Begründung, aber ein Hinweis auf das Bildnis von „König“ von Bonapartes Gnaden Friedrich im Krönungsornat, das Johann Baptist Seele ca. 1806 gemalen hat: Dort kann man Friedrich mit einem recht eindrucksvollen Bauchgebäude, aber eher schwächlichen Waden bewundern.

Hier am Rande noch eine Karikatur, auf der man Friedrich sehr groß (die Größenverhältnisse im Vergleich mit Napoleon sind angeblich nicht karikierend überzeichnet), recht dick, aber eigentlich eher schwächlich sehen kann:

Schöne Grüße

MM

Hallo Aprilfisch;

Hmmmm, das überzeugt mich nicht wirklich, denn so dünn finde ich Friedrichs Waden gar nicht. :face_with_monocle:

Ich habe noch einmal ganz tief im World Wide Web gegraben und dabei Folgendes zutage gefördert:

in dem Märchen „Der Brautspiegel“ des deutschen Dichters Victor Blüthgen (1844-1920) kommt ein Gedicht vor, welches so lautet:

" Hückelchen, Pückelchen, Leisegang, / Hat einen Zopf drei Ellen lang, / Hat zwei Strümpf und keine Waden, / Hat zwei Beine wie ein Faden. "

Blüthgens Buch „Hesperiden. Märchen für Jung und Alt.“ erschien erstmals 1878 bei Alphons Dürr in Leipzig und erfreute sich offenbar großer Beliebtheit, denn es wurde in den nachfolgenden Jahrzehnten noch mehrfach aufgelegt. (Dies zeigt eine entsprechende Suche in der Antiquariatsseite www.eurobuch.com.)

Ich vermute, dass dieses Kindergedicht Ende des 19. Jhdts. sehr populär war und dann einfach spaßeshalber auf Friedrich I. „umgemünzt“ wurde.

In Anbetracht eines empfundenen Missverhältnisses zwischen Leibesumfang und Wadenumfang als Ursprung, wie Du das andeutest, hätte das Gedicht wohl eher so (oder so ähnlich) gelautet:
„Friedrich von Gottes Gnad / fast vier Zentner und doch koi Wad.“ :smirk:

Es grüßt
Renardo

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Servus,

ist mutmaßlich eine heiße Verbindung, alldieweil das Vorkommen des Namens Dürr mutmaßen lässt, dass dieser Verleger eher aus Degerloch als aus Leipzig stammte.

Schöne Grüße

MM