Schwäb.(?) "verkapple" - Bedeutung?

Hallo zusammen,

das Verb „verkapple“, ein weiterer rätselhafter Begriff in einem Konferenzaufsatz aus dem Jahr 1900 (Landkreis Esslingen am Neckar). Weder in Hermann Fischers „Schwäbischem Handwörterbuch“ noch an anderer Stelle konnte ich bislang irgendetwas dazu finden.

Der Satz lautet im Ganzen:

" Wart no wenn der Geiger kommt, / der wird di recht verkapple."

Für Eure Mühe im Voraus herzlichen Dank!

Es grüßt
Renardo

Hallo Renardo,

in welchem Zusammenhang steht der Text? Verkappeln kann mit „Kappe aufsetzen“ das früher verschiedene Bedeutungen hatte (Narrenkappe, Brauthaube etc.)

Gruß h.

Hallo Hexerl,

es ist hier nicht das Verb „verkappen“ bzw. „verkäppen“ i. S. v. vermummen, sondern „verkapplen“.

Der Autor zitiert im Kapitel „Volksdichtung“ Kinderlieder, die ihm im Dorf zu Ohren gekommen sind. Das Kinderlied, in welchem der o. g. Begriff vorkommt, lautet im Ganzen:

Annamreile, Zuckersäule,
Goht ens Küfers Garta,
Liest die beste Biera raus,
Di greane läßt se stracka.
Wart no wenn der Geiger kommt,
der wird di recht verkapple.

Es grüßt
Renardo

P.S.: Zum „Geiger“ merkt der Autor in einer Randbemerkung an, dass dies im Ort ein häufiger Familienname sei.

Hi

die schwäbische Endung „-le“ und seine badische Entsprechung „-len“ entspricht dem hochdeutschen „-eln“

verkappeln würde ich in diesem Zusammenhang als zerzausen, verbal den Kopf zurechtrücken übersetzen (Kappe kommt von Kopf)

verkapplen wird hier auch als „verstecken/verbergen“ übersetzt

Gruß h.

2 Like

Hallo, Renardo,

der wird di recht verkapple

im DWb (Grimm) ist das Verb „käppeln“ zu finden - mit Verweis auf Schmeller (S 316):

kappen, abkappen, käppeln Einen, ihn derb ausschelten, auch wol schlagen, beohrfeigen“

Eine ‚Verwandtschaft‘ mit „verkapple“ (verstärkendes Präfix „ver-“ vgl. verhauen, verprügeln) würde ich, zumal es sinngemäß in den Kontext passt, nicht ausschließen.

Gruß
Kreszenz

1 Like

Hallo,
ähnliches kommt auch in unserem vorderpfälzer Dialekt vor. „Die zwää hän sich arisch gekappelt“
„Die beiden haben sich arg gezankt (oder auch geschlagen)“.
Gruß

1 Like

Hallo Paelzer,

neeee, „(sich) kabbeln“ ist ein ganz anderes Verb:

kabbeln: [umgangssprachlich, D, oft D-Nordost, D-Nordwest, gelegentlich D-Mittelwest, D-Südwest] ⟨jmd. kabbelt sich mit jmdm.⟩ sich (meist über nicht sehr wichtige Dinge) streiten, ohne sich dabei gegenseitig ernsthaft zu verletzen, zu beleidigen o. Ä.

Die Bedeutung passt auch nicht in den von mir zitierten Kontext.

Grüße vom Haardtrand!

Renardo

1 Like

Hallo Kreszenz;

ja, das passt sehr gut. Hab vielen Dank!

Schmeller nennt als Synonym zu „käppeln“ das Verb „kappen“. Zu „kappen“ findet sich dann im Schwäbischen Handwörterbuch von H. Fischer:

  1. zum Kapaun machen, verschneiden.
  2. schneiden, stutzen.
  3. den Kopf verschlagen, durchprügeln.

Beste Grüße

Renardo