Hallo,
Es gibt ja das Vorurteil, dass wir Schwaben anscheinend an
alles eine Verkleinerungssilbe -le anhängen. Dabei habe ich
nicht den Eindruck dass das signifikant häufiger ist als in
anderen Teilen des deutschen Sprachraums. Im Gegenteil:
Schwäbische Eiernudeln heißen auf Hochdeutsch „Spätzle“ und im
schwäbischen Dialekt ebenso häufig „Spatza“.:
Gell, dr Schwob sait „le“.
Zu alles und jedem.
Nur das Schwäble selbst wird nicht gern gesehen.
Dieses „le“ ist, wie du schon selbst erkannt hast, eine Verkleinerungsform, ein Diminutiv.
Und dieser wird in ganz Deutschland recht häufig verwendet, ja, in ganz Europa.
So ist das Schmidle das Gleiche wie Schmidtke, Schmittchen, Schmitz, Schmiedl, Schmidkin.
„ke“ herrscht in Norddeutschland vor, während „chen“ in der Mitte Deutschlands auftaucht. Bayern und Österreicher hängen einfach nur das „l“ als Verkleinerung an (Ferstl, Wastl, Gustl).
Im Alemannischen Raum herrscht das „le“ vor.
Und in der Schweiz gibt es dazu noch die Form „li“ (Egli, Wehrli, Oehrli).
Verkleinerungsformen können alle möglichen Ursprünge haben, so Rufnamen (Bertle-Bertlin), Berufe (Schmidtle-Schmidtlin) aber sich auch auf die Wohnstätte beziehen wie zum Beispiel Hölderle-Hölderlin = der kleine Holunderbusch oder Übernamen zu körperlichen Eigenheiten sein (Beuchle-Beuchlin)
Sie können aber auch einfach nur bedeuten, dass es sich um den Sohn des Schmids handelte.
Dann würden die nordischen Sprecher eben ein -sen, -son anhängen.
Entsprechende Verkleinerungsformen in ausländischen Namen klingen uns wohlvertraut:
italienisch: Gian-ello, Gian-elli, Gian-nini, Gian-etto, was alles auf den kleinen Hans (Johann) hindeutet.
englisch: Per-kin(s), hier ist noch der Bezug zum deutschen Kind erkennbar, stammt englisch doch vom angelsächsischen ab.
niederländisch: Rein-ken(s), Rein-tjen(s)
Kinderstar Hein-tje dürfte auch noch ein Begriff sein.
französisch: Pierre-et, Pierr-ot
griechisch: Petr-akis, Petr-idis
slawisch: Jakub-ek, Tom-ek, Janusch-ek
Alles Endungen, die uns sehr geläufig sind, da sie in Massen auftreten.
Aber wie der Name schon sagt geht es mir um typische
Schwäbische Nachnamen. Zum einen habe ich keine Ahnung, was
sie bedeuten könnten. (Irgendwelche Ideen?) Zum anderen habe
ich festgestellt, dass es viele Namen sowohl mit „-le“ als
auch mit „-lin“ gibt. Ist das „-lin“ gleichbedeutend? Wo kommt
es her, denn außer bei den Nachnamen ist es mir im Gegensatz
zum „-le“ noch nie begegnet.
Egal, ob „le“ oder „lin“, die Bedeutung ist immer die Gleiche.
Schmidtle ist deckungsgleich mit Schmidtlin.
Ich gebe nun nur aus der Erinnerung wieder, weil ich die Stelle nicht mehr finde, wo ich dies gelesen habe:
Ursprünglich hießen alle Schmidtlin Schmidtle.
Im Zeitalter des Humanismus empfanden manche Schwaben die Endung „le“ nicht mehr als chic und passten ihren Namen an die damalige Weltsprache französisch an.
So wurde aus Märkle Märklin, aus Enssle Ensslin.
Man kann also sicher sein, dass es zu jeder „lin“-Form eine entsprechende „le“-Form gibt.Umgekehrt funktioniert dies aber nicht unbedingt.
So, nun zur Namendeutung:
Beispiele:
Merkle - Märklin
Koseform zum germanischen Rufnamen Markwarth
Gmähle - Gmelin
Koseform für einen langsamen, gemächlichen Menschen
Batzle - Batzlin
Vermutlich aus einer Koseform von Bartholomäus entstanden
Häberle - Häberlin
Koseform des Haferbauern oder nach einer Wohnstätte am Haferfeld
Ensle - Enslin, Ensslin, Enzlin
Koseformen von Anselm
Sütterle - Sütterlin
hier hat Martin May schon richtig den Schneider erkannt
Gruß
Lawrence(le)