Schwäbisches Meer

Hier in Karlsruhe gibt es in der Regionalzeitung gerade einen Disput wegen des altertümlichen Namens des Bodensees, nämlich: „Schwäbisches Meer!“
Ein Auszug:

„Der Bodensee wird ausschließlich von Schwaben in ihrer Überheblichkeit und Großmannssucht als ,Schwäbisches Meer’ bezeichnet. Für die übrigen Seeanrainer ist es eben der Bodensee oder der See“, bezieht Friedbert Stichling Position, den es ins Mark traf, als die BNN den geflügelten Zweitnamen des Bodensees in einer Bildunterschrift verwendeten.
Der Karlsruher macht ebenso wie Gerhard Graf eine einfache Rechnung auf: Über 100 Kilometer des Bodensee-Ufers verlaufen auf badischem Gebiet. Die Württemberger dagegen kommen nur auf etwas über 20 Kilometer. „Bei diesen Längenverhältnissen könnte man also eher von einem Badischen Meere sprechen“, bilanziert Graf, der letztlich aber auch diese Bezeichnung übertrieben fände.
Schützenhilfe bekommen die Schwaben indessen von einem Historiker: „Grundlage für den Begriff ist letztlich die Tatsache, dass der Bodensee einst mitten im Herzogtum Schwaben lag – und damit zumindest bis zum 13. Jahrhundert wirklich so etwas wie ein schwäbisches Meer war“, sagt der frühere Konstanzer Kreisarchivar, Franz Kramer. Historisch gesehen sei der Begriff also durchaus korrekt, versichert der Geschichtswissenschaftler.
Auch Matthias Delcker verweist auf geschichtliche Zusammenhänge: „Die Schwaben sind ein Volksstamm, der nicht zu verwechseln ist mit den Württembergern, die im Staatsgebiet des ehemaligen Königreichs Württemberg ansässig sind. Historisch gesehen ist der Bodensee ein Gewässer des Römischen Reiches Deutscher Nation, umgeben von lauter Schwaben“. Entsprechend ist für Delcker klar: Das Schwäbische Meer ist zu 100 Prozent schwäbisch. Ein Argument, das den Vorsitzenden der Landesvereinigung Baden in Europa nicht überzeugen kann: „Ich finde den Ausdruck ,Schwäbisches Meer’ unmöglich - auch wenn er einmal korrekt gewesen sein mag. Heute sehen die Verhaltrosse eben anders aus“, sagt Robert Mürb, der nicht nur die badischen, sondern auch die österreichischen und Schweizer Seeanrainer durch die Bezeichnung benachteiligt sieht.

Meine Frage geht nun an die Schweizer und Österreicher, nämlich ob sie sich tatsächlich diskriminiert fühlen durch diese Benennung.

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

ich bin zwar weder Baden(s)er noch Schweizer, aber ich möchte meine Sicht der
Dinge doch anführen:
Das Schwäbische Meer wird von seinen schwäbischen Anwohnern m. E. so genannt,
weil es für sie (aus ihrer Sicht) ihr Meer darstellt – und sei es auch nur der
kleine Spickel, der ihnen „gehört“. Das ist gar nicht böse, aggressiv und
imperialistisch gemeint, sondern halt sehr subjektiv. Es gibt doch auch „The
Baltic (Sea)“, die nicht nur den Baltischen Staaten gehört und keiner stört sich
dran. Oder den Indischen Ozean. Und die Philippinen stoßen auf einer seite an das
Südchinesische Meer …

Un überhaupt: International ist das der „Lake of Constance“

Gruß
Bolo

„Ich
finde den Ausdruck ,Schwäbisches Meer’ unmöglich - auch wenn
er einmal korrekt gewesen sein mag. Heute sehen die
Verhaltrosse eben anders aus“, sagt Robert Mürb, der nicht nur
die badischen, sondern auch die österreichischen und Schweizer
Seeanrainer durch die Bezeichnung benachteiligt sieht.

Also mir als Nordostösterreicher ist das relativ Blunzen. Sollns in Fohrradlbeag und
angrenzendem Gebiet doch sagen wie’s wollen.

Wissen würde ich aber schon gerne was „Verhaltrosse“ sind. Noch nie gehört. Steh ich da auf
der Leitung oder ist das beim Einlesen passiert und heißt schlicht und ergreifend einfach
„Verhältnisse“?

Gruß
SK

Wissen würde ich aber schon gerne was „Verhaltrosse“ sind.
Noch nie gehört. Steh ich da auf der Leitung oder ist das beim Einlesen passiert und heißt schlicht und ergreifend einfach „Verhältnisse“?

So ist es.
Fritz

Meine Frage geht nun an die Schweizer und Österreicher,
nämlich ob sie sich tatsächlich diskriminiert fühlen durch
diese Benennung.

Gruß Fritz

Hallo,
laut Auskunft eines befreundeten Gsi (=Vorarlberger) ist es denen herzlich egal, wie die Schwaben den Bodensee nennen.
Böse Zungen behaupten allerdings, es sei einem Gsiberger grundsätzlich egal, was jemand außerhalb des Ländles treibt…
Grüße von vor dem Tunnel,
Peter

Hallo Fritz

Als einer der fast am Bodensee aufgewachsen ist muss ich sagen, es ist der Bodensee. Übrigens bezeichnen die Schweizer Deutschland als den „grossen Kanton“. Oder anderst gesagt, Deutschland gehört eh zur Schweiz :smiley:

Was das Schwäbische Meer betrifft, so sollen die Schwaben besser Häusle bauen, als Meere benamslen. Das werden sie sicher besser können.

Noch ne Warnung am Rande: Fragt nie einen Schaffhauser, „wo ist den unser Rheinfall.“ Ich sag euch, der schickt euch überall hin, aber sicher nicht dort hin, wo ihr hin wolltet.

In diesem Sinne

Gruss
HaegarCH

Hallo, Hägar,

Oder anderst gesagt, Deutschland gehört eh zur Schweiz :smiley:

In den letzten Tagen habe ich mich selber davon überzeugen können, dass die Deutschschweizer die besseren Deutschen sind! Alles 175 %ig, was in Deutschland nur 150 %ig ist!

Was das Schwäbische Meer betrifft, so sollen die Schwaben
besser Häusle bauen, als Meere benamslen. Das werden sie
sicher besser können.

Die Benamsung ist schon viel älter und sie muss nicht schwäbischer Herkunft sein.

Noch ne Warnung am Rande: Fragt nie einen Schaffhauser, „wo
ist den unser Rheinfall.“ Ich sag euch, der schickt
euch überall hin, aber sicher nicht dort hin, wo ihr hin
wolltet.

Nun, die Schaffhauser sollten auch genauer hinsehen. Ich spreche eher vom Neuhauser Rheinfall.

In diesem Sinne

Gruß
Fritz

Auch Matthias Delcker verweist auf geschichtliche
Zusammenhänge: „Die Schwaben sind ein Volksstamm, der nicht zu
verwechseln ist mit den Württembergern, die im Staatsgebiet
des ehemaligen Königreichs Württemberg ansässig sind.
Historisch gesehen ist der Bodensee ein Gewässer des Römischen
Reiches Deutscher Nation, umgeben von lauter Schwaben“.

Entsprechend ist für Delcker klar: Das Schwäbische Meer ist zu
100 Prozent schwäbisch.

Meine Frage geht nun an die Schweizer und Österreicher,
nämlich ob sie sich tatsächlich diskriminiert fühlen durch
diese Benennung.

Ich merke jetzt erst, dass ich vergaß, die Bayern zu fragen. Der Bodensee ist ja doch ein Vierländersee!

Fritz

Meine Frage geht nun an die Schweizer und Österreicher,
nämlich ob sie sich tatsächlich diskriminiert fühlen durch
diese Benennung.

Hallo Fritz
Für uns als direkte Seeanwohner (Rorschach)ist es einfach „de See“.
Ich habe ein paar Freunde auf den Namenstreit angesprochen und habe festgestellt, dass sie davon nicht mal wussten und es Ihnen egal ist wie die Schwaben den See nennen.
Im Frühling zu Beginn der Schifffahrtsaison hört man bei uns auch öfters den Spruch
„jetzt fängt die christliche Seefahrt auf dem schwäbischen Meer wieder an“ (Andersgläubige dürfen aber auch mitfahren)

Auf den deutschen Karten wird immer Bodensee stehen,
auf den internationalen ( englischen) Lake Constance,
für die Franzosen ist er le lac de Constance
und die Italiener nennen ihn Lago di Costanza usw.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_geographischer_Na…

Gruss vom Bodensee
(internationale Musiksendung von DRS1, MW531 und SWR4)

Hallo Fritz,

Ich merke jetzt erst, dass ich vergaß, die Bayern zu fragen.
Der Bodensee ist ja doch ein Vierländersee!

nun, da ich als Bayerin auch antworten darf :wink:

Ich bin relativ weit weg vom Bodensee (Oberpfalz) und hab mir da früher überhaupt keine Gedanken drüber gemacht. Erst als ich vor ca. 2 Jahren dort mal für ein paar Tage Urlaub gemacht hab. Allerdings nicht in Bayern sondern in Ba-Wü. Wir haben damals ständig und mit Freude „Schwäbisches Meer“ gesagt. Weil es einfach so schön klingt. Wir hatten von unserer Unterkunft aus einen wunderbaren Blick über das Wasser. Da hätte man auch wirklich meinen können, es sein ein Meer.

Das war auch recht lustig, das wir auf der Fahrt dorthin ein bissl spöttisch vom „Weiher“ geredet haben. Als wir dann ankamen und aus dem Fenster schauten, meinte eine von uns dann ganz entzückt „Wow mit Blick aufs Meer“ In dem Moment war ihr echt nicht bewusst, dass es kein Meer ist. Von da an hatten wir dann die zwei gegensätzlichen Ausdrücke „Schwäbisches Meer“ oder „Bodenweiher“ :smile:

in Erinnerungen schwelgend
Michaela

Hallo, Fritz,
auch die bayrischen Anrainer des Bodensees sind Schwaben!
Gruß
Eckard

auch die bayrischen Anrainer des Bodensees sind Schwaben!

Richtig, Eckard, das war der Gägg! :wink:

Wie die Elsässer, Badener, Deutschschweizer; nämlich wenn man eine sehr alte Bedeutung des Begriffes „Schwaben“ zu Grunde legt.

In manchen Gegenden gehören sogar Kakerlaken dazu. ;-]

Fritz

Hallo, Fritz!

Ich empfehle als Lektüre Wolf-Henning Petershagen: „Die Wahrheit über Deppenhausen - Kuriose Ortsnamen in Baden-Württemberg“ (leider nicht mehr im Handel erhältlich).

Demzufolge hat Tacitus 98 n.Chr. den Begriff „suebicum mare“ = „Schwäbisches Meer“ geprägt, womit er allerdings damals die Ostsee meinte, weil zu der Zeit die Schwaben noch dort oben wohnten. Als diese dann in den Süden zogen, wurde der Begriff auf den Bodensee übertragen.

Auch woher die Schwaben stammen, ist in diesem Büchle erklärt. Ursprünglich waren die Sweben der Gegend des heutigen Brandenburg ansässig. Ein Teil von ihnen zog dann zu Beginn des 2. Jahrtausends in die Gegend um Ladenburg, im heutigen Nordbaden. Ein paar „Alt-Schwaben“ gelangten im 5. Jahrhundert sogar nach Galicien und gründeten dort ein Königreich der Sweben, bis sie dort von den Westgoten unterworfen wurden.

Wie schon von einigen anderen erklärt, hatte und hat der Bodensee viele Namen, u.a. auch Lacus Brigantinus (Bregenzer See), Lacus Venetus (vermutlich ist der Obersee gemeint) und Lacus Acronus, Lacus Lemannus(Caesar meinte seinerzeit den Genfer See mit dieser Bezeichnung, aber spätere Interpreten haben es als verstümmeltes Alemannus gelesen und es auf den Bodensee bezogen). Der heutige deutsche Name geht wohl auf das Dorf Bodman zurück, welches unter den Karolingern zur Kaiserpfalz wurde. Petershagen: „Ob der See nun aber nach den Alemannen, nach dem fränkischen Bodman, nach Konstanz oder sonstwie benannt wurde, hing von den Machtinteressen der weltlichen und geistlichen Herren ab, […]“.
Ferner erwähnt Petershagen einen Aufsatz des Historikers Arno Borst: „Geschichte eines Wortes“, welcher schlappe 33 Seiten lang ist.

Grüßle
Regina

Hallo, Fritz!

Ich empfehle als Lektüre Wolf-Henning Petershagen: „Die
Wahrheit über Deppenhausen - Kuriose Ortsnamen in
Baden-Württemberg“ (leider nicht mehr im Handel erhältlich).

Danke, liebe Regina, aber da trägst du Eulen nach Athen. Das Büchlein steht bei mir im Regal; wie auch sein „Schwäbisch für Beserwisser“.

Mir sind die Verhältnisse schon lange klar.

Mir ging es nur darum herauszufinden, wie die Aussage: Durch den Begriff „Schwäbisches Meer“ werden Schweizer und Österreicher beleidigt! zu dem sich ein Altbadener verstiegen hat, wirklich auf diese wirkt.

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

Hier in Karlsruhe gibt es in der Regionalzeitung gerade einen
Disput wegen des altertümlichen Namens des Bodensees, nämlich:
„Schwäbisches Meer!“

Meine Frage geht nun an die Schweizer und Österreicher,
nämlich ob sie sich tatsächlich diskriminiert fühlen durch
diese Benennung.

Ich glaube über so etwas können sich nur Deutsche aufregen.

Ganz egal wie diese Pfütze benannt wird, wichtig ist, dass man weiss was gemeint ist.

MfG Peter(TOO)