Hi,
wieviel Punkte haben die denn? wurde gestern von einem
asiatischen Marienkäfer verfolgt. […]die haben mehr punkte
als die heimischen.
Das stimmt so nicht, weder in die eine, noch in die andere Richtung.
Die Asiaten können sehr viele Punkte haben, oder nur 4 oder zwei oder gar keine, die Grundfärbung kann gelb, schwarz, orange oder rot sein…je nachdem, die sind extrem variabel, sogar die Größen schwanken. Die Anzahl der Punkte ist auf jeden Fall kein Unterscheidungsmerkmal.
Auf der anderen Seite gibt es in Deutschland nicht nur den Siebenpunkt ursprünglich, sondern auch eine ganze Reihe andere Arten, mit mehr oder weniger Augen und verschiedenen Grundfarben:
Augenfleck-Marienkäfer
Dreizehnpunkt-Marienkäfer
Pappelmarienkäfer (wird gerne für den Asiaten gehalten)
Bergmarienkäfer (ohne Flecken, dafür aber scheinbar …
und so weiter… es gibt einige der gut 80 einheimische Arten, die man leicht für den Einwanderer halten könnte. Das ist nicht mal eben so mit einem Merkmal zu unterscheiden.
Übrigens bin ich noch nicht überzeugt davon, dass das Asiat wirklich so eine Bedrohung ist, wie manche gerne schwarzsehen wollen. Diese Massenvorkommen sind an sich nichts ungewöhnliches. Zum einen hängt das mit der Biologie speziell dieser Käfer zusammen (sie rotten sich durch Pheromone gelockt im Herbst nunmal gerne zusammen, was freilich sehr auffällig ist), zum anderen eventuell auch mit Besiedlungseffekten (zunächst massenhafte Vermehrung in neuen Lebensräumen, dann ein Einbruch und Einpegeln auf eine tragbare Zahl) und ganz allgemein betrachtet auch einfach mit zyklischen Schwankungen. Diese Marienkäfer, die 2009 hier oben an der Ostsee alles in Beschlag genommen haben, waren jedenfalls keine Asiaten. Ich kann mich erinnern, dass auch in meiner Kindheit so ein Phänomen mit Marienkäfern auftrat (irgendwann in den 90ern), wo sie auch massenhaft vorkamen.
Gleiches kann man auch mit anderen Arten beobachten (diverse Schmetterlinge, Schwebfliegen, Zecken, Käfer usw usf).
Auf der anderen Seite haben wir in Mitteleuropa eiszeitbedingt mit unserer eher artenarmen Fauna eine Situation, in der Neozoen oftmal keine großen Schäden anrichten. Wir befinden uns erdhistorisch betrachtet gerade immernoch in einer Wiederbevölkerungsphase nach einer Kälteperiode, in der sich viele Arten in den Süden zurückgezogen haben. Die Alpen verlangsamen diesen Prozess (im Vergleich zB zu Nordamerika), aber man kann heute einige Arten beobachten, die sich selbstständig wieder nach Deutschland ausbreiten (Wespenspinnen, Ammendornfinger usw).
Neozoen können katastrophal sein, keine Frage… an vielen Orten der Welt lässt sich das sehr eindrucksvoll beobachten. Aber für Mitteleuropa, speziell Deutschland, sieht das meist anders aus. Es gibt wenig belegte Fälle, in denen einen eingeschleppte Art das ganze Gleichgewicht massiv gestört hat, oder Arten an den Rand des Aussterben brachten (ein Beispiel dafür ist der in Deutschland mittlerweile extrem seltene europäische Flusskrebs, dem die Einbürgerung des amerikanischen Flusskrebses zum Verhängnis wurde… allerdings auch nur indirekt, weil der Amerikaner die Krebspest mitbrachte, gegen die sein verwandter sehr anfällig ist).
Was der Asiat anrichten wird oder auch nicht, wird sich zeigen. Verhindern kann man eh nichts mehr.
liebe Grüße
Aj