Schweigegold und Redesilber / Ich verstehe gar nichts

Hallo!

Versteht ihr diesen Satz? Ich verstehe den ganzen Sinn des Textes nicht. @Wiz?

Dass da nicht nur
Schweigegold auf den Weg gebracht wird,
ist klar. Aber gerade in schlechten Zeiten
kann Redesilber ein Geschenk sein.

Der ganze Text ist noch schwieriger und unverständlicher. Furchbar!

SZ) Sunnyi Melles ist eine Schweizer
Schauspielerin ungarisch-finnischer Abstammung,
die in Luxemburg geboren
wurde. Allein diese Vorstellung macht als
Nationen-Collage schon einen solchen
Spaß, dass man den biografischen Hinweis
am liebsten gleich noch mal hinschreiben
würde. Da ist passmäßig wenigstens was
los! Aber das ist gar nicht nötig, denn Sunnyi
Melles, die seit vielen Jahren in München
Theater spielt und in vielen Filmen
aufgetreten ist und viele Preise gewonnen
hat, heißt seit 1993 Judith-Viktoria Prinzessin
zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, weil sie in
diesem Jahr Peter Prinz zu Sayn-Wittgenstein-
Sayn geheiratet hat, der übrigens völlig
zu Recht von sich behaupten darf, der
jüngere Bruder von Alexander Prinz zu
Sayn-Wittgenstein-Sayn zu sein. Was der
ganze Quatsch soll? Man kann Sunnyi Melles’
Lebensfakten raussprudeln, als würde
man ein Lexikon an den Buchdeckeln
schütteln, bis die Buchstaben und die Infos
auf den Tisch purzeln, wie Smarties aus
der Dose.
Und das Schöne daran ist, dass diese
nicht gerade die Welt nachhaltig verbessernde
Assoziation Sunnyi Melles selbst zu
verantworten hat. In einem Interview mit
der SZ hat sie gerade gesagt, dass zu ihren
Eigenarten gehört, gleich zu Beginn des
noch jungen Tages ihre ganze Familie zu
nerven: „Ich wache morgens sehr früh auf
und sprudle sofort los.“ Natürlich verbindet
sie dieses Bekenntnis mit der Hoffnung,
dass sich ihre Familie nicht zu sehr
dafür schämen muss, und rechtfertigt
sich, dass sie nicht anders kann und dass
sie sich nicht immer zurückhalten will.
Aber um das an dieser Stelle mal ganz klar
rauszuposaunen: Bitte nicht entschuldigen,
die Welt braucht mehr Lossprudler
wie Sunnyi Melles. Verstockte, Maulfaule
und Bedenkenträger hat sie schon genug.
Betrachtet man die Äußerungen, die gerade
so auf dem Markt sind, um die Welt
voranzubringen, dann ist vieles von dem
Durchdachten, von dem,was lange auf Zungen abgeschmeckt und erstmal wieder
runtergeschluckt
wurde, von so mediokrer
Qualität, dass das Allermeiste sowieso als
dahergeredetes Zeug abgetan wird. Da können wir
genauso gut den Lossprudlern eine
Chance geben. Auch weil viele Menschen
nur durch Lossprudeln überhaupt in die
rhetorischen Gänge kommen,von Betroffenen
gern auch als Wachreden bezeichnet.
Auch im Hause Melles ist Reden vielleicht
eine Art körpereigener Wecker. Am frühen
Morgen sind viele Zeitgenossen noch in einer
derart schlaftrunkenen Verschwiegenheit
gefangen, dass das Einzige, was neben
Espressomengen hilft, die unter das Betäubungsmittelgesetz
fallen, das Raussprudeln von Sachen
ist, die dem langsam hochfahrenden
Gehirn mit Ach und Krach in
den Sinn kommen. Dass da nicht nur
Schweigegold auf den Weg gebracht wird,
ist klar. Aber gerade in schlechten Zeiten
kann Redesilber ein Geschenk sein.

Kennst du „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ nicht?

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Hallo! Die Redewendung kenne ich! Aber das macht in diesem Satz keinen Sinn. Was meint der Autor " Aber gerade in schlechten Zeiten kann Redesilber ein Geschenkt sein"? Was hat das mit der Lossprudlerin zu tun? Na ja! Alles ist durcheinander!

Hallo
dem Autor ist ebend jemand, der einfach so daherplappert und viel erzählt(der Lossprudler) , lieber als jemand , der zu allem nur schweigt…
Gruss Michael

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Ich glaube es kapiert zu haben: Das bedeutet, dass der Autor das Gegenteil von der Redewendung „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ propagiert. Ist das nun korrekt?

Danke

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Er redet ja über eine Schauspielerin, die eine ausgesprochene Plappertante zu sein scheint. Und das sogar morgens nach dem Wecken.

Das halte ich für ein äußerst misslungenes Wortspiel. Der Autor findet offenbar, dass man in schlechten Zeiten neben einigen sinnvollen Beiträgen auch für Geplapper (Redesilber) dankbar sein soll, weil es immerhin besser als nichts sei.

Bedeutet das gleiche wie Losplapperer. Die Worte „sprudeln“ wie Wasser aus einer Quelle.

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Da Du mich ja direkt angesprochen hattest, noch mein Senf dazu:

Kern der ganzen Geschichte ist für mich:

Der Autor beklagt hier, dass inzwischen zu den wirklich wichtigen Dingen nicht mehr Klartext geredet wird, dass niemand mehr den Mut hat, die Dinge beim Namen zu nennen und das Offenkundige auszusprechen. Vielmehr wird - was grundsätzlich richtig und gut ist - so lange über eine geeignete Formulierung nachgedacht, dass diese dadurch so dermaßen entschärft und verflacht wird, dass sie zwar einerseits sehr diplomatisch niemand mehr weh tut, andererseits aber nicht mehr geeignet ist, tatsächlich existierende Probleme so auf den Tisch zu bringen, dass dies dann auch zu einer angemessenen Befassung hiermit führt.

Und diese so wohl erwogenen diplomatischen Formulierungen sind damit dann genauso belanglos (von mediokrer Qualität) wie Dinge, die ohne große Überlegungen einfach dahingesagt werden, wobei er in der Spontanität solcher Äußerungen gleichzeitig zumindest dahingehend den Vorteil sieht, dass diese aufgrund ihrer gerade nicht so diplomatischen Formulierungen zumindest dazu dienen, den Adressaten aufzuwecken, für das Thema zu interessieren und Stellung zu beziehen.

Das Ganze gießt er dann in das umformulierte Sprichwort in der Art, dass dem in vielen diplomatischen Formulierungen enthaltene inhaltliche Schweigen (trotz vieler Worte), gerade in schwierigen Zeiten gegenüber dem vorschnell - aber ehrlich und direkt - gesagten nicht immer der Vorzug zu geben ist.

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Weil du Meisterinterpreter solcher Texte bist.
Grüße