Schweizer Sprachkundler gefragt

Hallo

Die Schweizer trinken nicht aus der Tasse, sie benutzen das Tasseli, essen statt Brötchen und Kipfel Brötli und Gipfeli und wärmen die Milch im Pfannli, s’Chätzli schnurrt auf dem Bettli und s’Hündli bellt im Gärtli wo das Fraueli Blüemli holt. Sie gehen auf dem Wegli oder Strässli zum Hüsli von Freunden und trinken da ein Käffeli (Kaffee) oder ein Bierli und essen Guetzli (Konfekt) oder Bretzeli dazu und hinterlassen Grüessli für gemeinsame Bekannte.
Dies einige meiner neuesten Impressionen aus der Schweiz…

Warum, zum Kuckuck, ist das Schwyzerdütsch mit Dimunitiv“li“ dermassen gepflastert? Meine Bekannte hier in der Schweiz hat keine Erklärung dafür.

Gruss
Tim, wieder mal mit langen, gespitzten Öhrli (Ohren) unterwegs

Lieber Tim!

Diese Vorliebe für Verkleinerungsformen teilen die Schweizer mit fast allen oder wirklich allen Oberdeutschen (die südlich des Weißwurschtäquators). Auch die Schwaben:

hockat gärn vor ihrm Häusle aufm Bänkle ond fraiet sich iiber dia Bleamla (Plural) und de Radiesla en ihrm Gärtle ond trenkat gärn a Virddele derzua.

Etwa: sitzen gern vor ihre kleinen Haus auf der kleinen Gartenbank und freuen sich über ihre kleinen Blumen- und die Radieschenbeete in ihrem kleinen Garten und trinken dazu einen kleinen Viertelliter Wein.

Auch im Bayrischen, Badischen und Fränkischen lassen sich solche Reden finden, dessen bin ich mir gewiss.

Ja, selbst im hohen Norden gibt es Nomen, denen man in bestimmtem Zusammenhang ein -ke anhängt.

Es ist also ein in bestimmten „gemütlichen, netten, angenehmen“ Situationen auftretendes Bedürfnis, durch die Diminutive seiner Freude am Leben und der guten Laune Ausdruck zu verleihen.

Nun gibt es Leute, die meinen, es gäbe mehr von dieser Gemütlichkeit und guten Laune in den südlicheren Gefilden Deutschlands, was ich nicht behaupten, dem ich aber auch nicht ausdrücklich widersprechen will.

So viel aus meiner Erfahrung und Sicht.

Gruß Fritz

Hallo Fritz

M.W. ist das Alemannische in diesen Gegenden die gemeinsame „Ursprache“. Sind wohl da Zusammenhänge?

kleinen Viertelliter Wein.

Was verstehen die Schwaben unter einem grossen Viertelliter? *g*

Herzlichen Dank + Gruss
Tim

Hallo Tim,

M.W. ist das Alemannische in diesen Gegenden die gemeinsame
„Ursprache“. Sind wohl da Zusammenhänge?

Sicher, aber das gilt nur für das Schweizerdeutsche, das Elsässische und das Badische und das Schwäbische, nicht für das Bairische und Fränkische.

kleinen Viertelliter Wein.
Was verstehen die Schwaben unter einem grossen Viertelliter?
*g*

Das heißt dann „a paar Viertele“

Gruß Fritz

huhu!

ist doch ganz logisch, die schweiz ist im vergleich zu deutschland so klein, da müssen wir im diminutiv reden… :smile:)

ne im ernst: ich würd meinen, unter freunden und kollegen verwende ich häufig das „li“, in geschäftlichen gesprächen hat dann der diminutiv schon fast nichts mehr verloren. wie der liebe fritz(li) schon sagte: der diminutiv scheint ein ausdruck der ausgelassenheit zu sein, vorallem wenn man mit freunden „es bierli geit go trinke…“

bye

laurent

Hallo Tim,
Bin auf dem „Land“ aufgewachsen (Weinland,Ostschweiz).Diese „li“-form spricht „en bodeständige Oscht-Schwitzer niid, gat mir total gägä de Schtrich“. Diese „Blödelisprache“ wird vielmals mit Kleinkindern gesprochen.
Lebe seit 1953 hier in Zürich, konnte mein „Landeidialekt“ eisern durchziehen.ggg Grosses Prob ist immer wieder das Wort „niid“ oder „nid“ für nicht. Da in Zürich sagt jedermann „nööd“ , ich finde das „blöd“ Man sagt ja auch für nicht „nid“ nöcht.(:smile:
Ein Ausspruch aus meiner ursprünglichen Heimat mit „li“ gibt es, und ist auch mir geläufig;
„söi Häfeli,söi Teckeli“, so nennt man ein „mieses“ Paar, das zusammenpasst.
Aber ebbe , es söll jede so redde, wiä im d Schnorre oder de Schnabel gwachse isch.
GrussFritz
a.d.Uw.

Schon, aber …
Vor allem der Ausgangsartikel, auf den sich auch Fritz R. bezieht, übertreibt natürlich (sicher bewusst) maßlos beim Gebrauch des -li.
Die Verkleinerungsform an jedes schwäbische Wort hängen eigentlich nur „Humoristen“, die außerhalb des Landes Schwäbisch auf peinliche Weise nachahmen wollen. Freilich erzielen sie oft Lacherfolge, weil man es anderswo eben ncht besser weiß.

Dasselbe gilt für das „-li“ in der Schweiz. Man muss den Dialekt kennen und können, um eben NICHT überall ein -li anzuhängen, sondern nur da, wo es, abhängig von der Situation, wirklich angebracht ist. Alles andere verrät den Ahnungslosen auf peinliche Weise, aber dies fällt eben wiederum nur denen auf, die Dialekt sprechen.
Ludwig

Schweizer antwortet …
Hallo!
Also ich muss meinen Eidgenössischen Kameraden/innen voll und ganz recht geben.
Das „li“ am Schluss einer Sache ist hauptsächlich schon Kindersprache ,wobei muss gesagt sein, das es einfach zum Teil nicht anders rum Geht. Ein „Gipfel“ ist für einen deutschen zum Beispiel ein Berggipfel oder so, für uns vielleicht ja auch, aber das kann dennoch die Einzahl-Form von „Gipfeli“ sein (für mich jedenfalls). Das Wort „Brötli“ geht einfach nicht anders und „Weggli“ auch nicht. Also das „li“ kann auch auf Schweizerdeutsch die Mehrzahl von etwas beduten. Dann kommt noch dazu das man nicht überal weiss was ein „Weggli“ ist weil man an anderen Orten lokal auch „Mütschli“ oder „Müntschi“ sagt, das jedoch hat nichts mit Mondschein zu tun *g*.
Wir sagen z.B. auch einer Ameise „Bäramsle“, woher das kommt kann nicht einmal ich sagen, ich weiss nur, das sie ca. 15 Kilometer weg von uns nicht mehr wissen was das ist.
Auf jeden Fall wird so nicht langweilig mit jemandem zu reden denn unsere Sprache ist komisch,lustig,kompliziert und nicht einfach zu erlernen.
Also man hörrt sich vielleicht einaml und bis zum nächsten mal.

MFG Martin