Hallo felconzss,
die Zeit, in der ich das Prüfungswissen für Aerodynamik erlernen mußte, liegt einige Jahrzehnte zurück. Trotzdem möchte ich, zumindest in Teilen, die Frage beantworten.
Zunächst muß man feststellen, daß nicht alle Hubschrauber mit Schlag- und Schwenkgelenken ausgestattet sind. Moderne Rotorköpfe und -blätter sind in der Lage, die Schlag- und Schwenkbewegungen zu kompensieren.
Ein „herkömmlich“ ausgerüsteter HS ermöglicht das Schlagen und Schwenken des Rotorblattes während des Umlaufens durch die gen. Gelenke.
Das Schlagen (Auf- und Abbewegung) des Blattes entsteht dadurch, das ein Rotorblatt während eines Umlaufes unterschiedlich angeströmt wird, wenn sich der Hubschrauber in irgendeine Richtung bewegt (dies trifft also auch zu, wenn der HS bei Starkwind über einer Position schwebt).
Bei zusätzlicher Anströmung des vorlaufenden Blattes, die sich aus der Vorwärtsbewegung des HS ergibt, entsteht ein höherer Auftrieb am Blatt. Das Blatt bewegt sich aus der Rotorkreisebene nach oben. Wenn das Blatt in den Bereich der Rückanströmung kommt, kommt es zu einer Reduzierung des Auftriebes, und das Blatt fällt aus der Rotorkreisebene nach unten. Um dem Rotorblatt diese kontinuierliche Auf- und Abbewegung zu ermöglichen, sind am Rotorkopf entsprechende Anlenkungen eingebaut.
Ähnlich verhält es sich bei den Schwenkbewegungen. Das vorlaufende Blatt wird durch die zusätzlich Anströmung, die aus der Vorwärtsfahrt resultiert, abgebremst und „bleibt zurück“. In der Phase der rückwärtigen Anströmung wird das Blatt beschleunigt und „läuft vor“. Um das „Vorlaufen“ und „Zurückbleiben“ des Rotorblattes während des Umlaufens zu ermöglichen, sind am Rotorkopf entsprechende Gelenke angebracht, die dieses ermöglichen.
Bis zum Erkennen des Phänomens, daß ein Hubschrauber, der nicht nur bei Windstille schweben soll, Schlag- und Schwenkgelenke zum Ausgleich der zusätzlichen
Anströmungen bei Aufnahme von Fahrt benötigt, hat es viel Bruch gegeben. Die Pioniere konnten nicht verstehen, daß ihre Hubschrauber zwar schweben konnten, aber sich bei Aufnahme von Vorwärtsfahrt zerlegten. Die starre Anlenkung der starren (Holz-)Blätter am Rotorkopf war nicht in der Lage, die Schlag- und Schwenkbegungen zu kompensieren, so daß sich das Rotorsystem zerlegte, sobald Fahrt aufgenommen wurde.
Zur Corioliskraft kann ich mich nur soweit auslassen, daß diese vermutlich ebenfalls in einem geringen Maß „bremsend“ und „beschleunigend“ auf das umlaufende Rotorblatt wirkt.
In der Hoffnung, daß diese Ausführungen etwas Licht ins Dunkel gebracht haben, verbleibe ich
mit freundlichem Gruß
Schlauer Fux