früher gab es hier mal ein Brett für Fragen zum Militär und sogar zur Militärhistorie. Da es die nicht mehr gibt, weiß ich nicht so recht, wohin mit meiner Frage. Also versuche ich es mal hier:
In Zeiten, als die Männer noch Schwerter, später Säbel trugen, trug man sie links. Da die meisten Menschen Rechtshänder sind, konnten sie die Waffe so am schnellsten ziehen, wenn es erforderlich war. Aus dem Grund gingen die Damen an der rechten Seite des Herrn, damit sie beim Ziehen der Waffe nicht verletzt werden - und tun das bis heute noch.
Wie war das denn bei Linkshändern? Durften die die Waffe rechts tragen und die Dame musste links gehen?
Soldaten sollen aber doch einheitlich aussehen. Und besonders wenn Paradesoldaten in einer Reihe stehen, sähe es seltsam aus, wenn da einer eine Ausnahme ist. Und Offiziere und Polizisten trugen ja noch zur Kaiserzeit einen Säbel, der kaum zum Einsatz, mehr zum Repräsentieren da war.
Dazu habe ich etwas gefunden - spannenderweise unter diesem Link: http://www.hochzeitsfluesterer.de/brautstrauss.htm
Hier ist zu lesen […]
Die Braut trägt den Strauß in der rechten Hand. Mit der linken hakt sie sich beim Partner ein. So ist es seit jeher, denn der Mann hatte an seiner linken Seite das Schwert bzw. den Säbel hängen. Den musste er mit der rechten Hand schnell greifen können, wenn jemand ihm die Braut entführen wollte (was nicht selten vorkam). Seine linke Seite musste also frei sein. Würde an dieser Seite die Braut gehen, hätte er sie beim Ziehen des Säbels verletzt. Nur im Wilden Westen durften (mussten) Frauen links vom Mann gehen. Der Platz an der rechten Seite war dem Colt vorbehalten.
Bei Linkshändern war es umgekehrt; dann dann hatte der Bräutigam rechts den Säbel bzw. links den Colt und die Braut ging der anderen Seite.[…]
Auch interessant:
„Hand und Fuß haben“
Ein Ritter war nach damaligem Verständnis nur kriegstüchtig, wenn er noch die rechte Hand und den linken Fuß besaß. Mit der rechten Hand führte er das Schwert, und der Fuß, mit dem er in den Steigbügel trat, um aufs Pferd zu gelangen, war der linke. Es war eine äußerst schwere, aber oft verhängte Strafe, eines der beiden oder gar beides abgeschlagen zu bekommen. Linkshänder taten übrigens gut daran, dies zu verschweigen, denn Minderheiten waren im Mittelalter suspekt und konnten leicht auf dem Scheiterhaufen landen.
Nachzulesen: http://www.hexenmix.de/diverse/redewendungen-des-mittelalters/index.php
Entsprechende Waffen gab es im Mittelalter offensichtlich wirklich für Linkshänder, wie dieser Link belegt:
Warum drehen sich Wendeltreppen in Burgen im Uhrzeigersinn?
Mit fortschrittlichem Denken im Mittelalter hat das weniger zu tun. Eher mit Pragmatismus: Der sogenannte Bergfried, also der höchste Turm einer Ritterburg war der letzte Rückzugsraum und die letzte Verteidigungslinie für den Burgherren. Stürmten dort die meist rechtshändigen Eindringlinge empor, hatten die ein veritables Problem mit dem Schwert: Es blieb tendenziell an der Treppenspindel hängen. Der Burgherr dagegen hatte die erhöhte Position und mehr Bewegungsfreiheit und damit alle Vorteile auf seiner Seite. Es sei denn, er traf auf einen Linkshänder…
Ich vermute einfach, dass nur Rechtshänder unter den Offizieren zu finden waren oder zumindest auf Rechtshänder „umgeschulte“.
Oder findet jemand andere Quellen, die das belegen oder bestreiten können?
So ganz ist das wohl nicht die perfekte Antwort, die du lesen wolltest, spannend trotzdem, finde ich.
Das Einfache beim Militär ist ja, dass es Vorschriften gibt. So war genau vorgeschrieben, wo der Säbel bzw. Pallasch bei den Kavalleristen am Sattel zu sitzen hatte, bzw. am Leibriemen zu tragen war. Da wurde nicht auf das Befinden eines Linkshänders Rücksicht genommen. Der Soldat hatte seine Waffe, übrigens auch bei allen Arten von Musketen, Zündnadelgewehren und Karabinern aufgrund der Handhabung für Linkshänder ungeeignet, wie im Reglement zu führen.
Ebenso verhielt es sich mit dem Bajonett, welches an der linken Seite getragen wurde. Da im 19ten Jahrhundert die lineare Taktik noch weit verbreitet war, war zum Beispiel auch die Benutzung von Ladestöcken bei Vorderladern genau reglementiert, etwa, dass der Ladestock mit der rechten Hand so gedreht werden musste, dass er das linke Ohr passiert… Hätten die Soldaten die Ladestöcke in einer drei Glieder tief, Schulter an Schulter stehenden Linie so gehandhabt wie sie wollten, hätte es sicher ein paar Kratzer gegeben. Kavalleristen, die den Befehl in einer Gefechtslinie bekamen, Blank zu ziehen und einer zöge links statt rechts, der verletzte mitunter einen Kameraden. Zudem sähe die Linie dann nicht mehr so schön einheitlich aus. Und erst eine gut funktionierende Gefechtslinie hat dieses besonderen psychologischen Effekt auf den Feind, den eine perfekte „Kriegsmaschine“ hervorrufen soll.
Die Ausbilder der damaligen Zeit haben schon dafür gesorgt, dass der Soldat diese Marotte, alles mit Links statt mit Rechts zu tun, ablegt.
Die Säbel der Gendarme/Polizisten zur Kaiserzeit wurden übrigens auch gern als Schlagstockersatz benutzt, nur eben mit der flachen Seite…offiziell. Wer kümmerte sich damals schon um einen am Boden liegenden Sozialdemokraten und Landesverräter… es waren eben andere Zeiten! Den Einsatz der Säbel kann man unter anderem auf Fotos von den sozialen Revolten in Wien in den 1870er Jahren erkennen.
Das man auf Linkshänder Rücksicht nimmt, ist auch bei der vergleichsweise jungen Bundeswehr sicher noch nicht sehr lange Usus…