Tach nochmal.
Hier ein paar Zeilen aus dem ollen Boeheim:
„Ein Beleg für den steten Einfluss des Orients ist das
Schreiben Theorderichs des Großen an seinen Schwager, den
König der Vandalen Thrasamund (um 520), worin derselbe für
eine Sendung von Waffen, deren Klingen blank wie der Spiegel
gefertigt und mit schönen Vertiefungen, wie kräuselndem
Gewürm, geziert waren, seinen Dank ausspricht. Auch noch
später werden „wurmbunte“ Klingen von Dichtern gepriesen.“
Das ist so weit richtig. Aber: Nirgendwo werden mehr Märchen erzählt als im Bereich Stahl und Schwert. Alle Welt glaubt, nur die Japaner konnten Super Schwerter herstellen - völlig falsch! Ein mittelalterliches Schwert aus Europäischer Werkstatt ist Japanischen Schwertern oder den Sarazenenschwertern mindestens(!) ebenbürtig!!!
Was Boeheim als wurmbunt bezeichnet, ist wieder mal nix anners als Verbund-Schweißstahl, wo um einen einfachen Kohlenstoffstahl an den Backen jeweils ein Verbundstahl aufgeschweißt wurde… Also metallurgisch nicht unbedingt das feinste…
Noch mal zum Mythos Damast/Verbundschweißstahl: Es ist ABSOLUT kein Qualitätskriterium, wenn eine Klinge aus „Damast“ besteht!!! Durch das Falten und Schweißen unterschiedlicher Eisenplatten werden lesiglich Verunreinigungen ausgetrieben, und der Kohlenstoffgehalt harmonisiert. Das ist also nix anners als ne Art „Krücke“ um dem Werkstück bessere Eigenschaften zu verleihen! Ein Monostahl wäre im Prinzip diesen Stählen immer überlegen! Damast ist also nur aus der Notwendigkeit der Materialverbesserung entstanden! Mindestens genauso wichtig wie die Auswahl der Materialien ist die abschließende Wärmebehandlung - das Härten. Nicht das ich flasch verstanden werde: mit dem härten rette ich auch keinen verhunzten Stahl, im Gegenteil: Hier kann man ein einigermaßen passables Werkstück endgültig ruinieren.
"Das Verfahren zur Bereitung des Damast- oder Wutzstahles ist
bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon
seit 40 Jahren durch die Versuche Cluets, Cribellis, Breants
und vor allem Anossows soweit gekommen, dass man ihn sehr
täuschen nachzuahmen weiß. … Die eigentümliche Textur tritt
durch eine Behandlung mit Säuren hervor, welche die
verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden angreifen. …
im Wesentlichen Käse :-/ Was die Jungs versucht haben herzustellen / zu reproduzieren ist nur die molekulare Struktur. Mit Waffentechnik hat das nichts - aber auch gar nichts zu tun. Niemand hätte im Mittelalter eine Klinge geätzt! Wieso ein gutes Schwert mit Säure schwächen??
Im Oriente unterscheidet man den „Scham“, den in Damaskus
erzeugten, aber minderwertigen „Bulat“ (Bûlâd, was im
Arabischen schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban
(schwarzen Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen
Khorassan), Gyndy, Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden
hauptsächlich den gewässserten Damast, Banddamast
(Tabandamast), das schraubenförmig gewundene Muster, den
Rosendamast, endlich den seltener vorkommenden Mosaikdamast,
der verschiedene, sich wiederholende Muster ersichtlich werden
lässt. Imitierter Damast wird durch Ätzung an der Oberfläche
erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu
erkennen."
Mode-Schmieden nenn ich das! Das hat NULL UND NIX mit der Qualität oder mit den Eigenschaften des Schwertes zu tun! Hier wird einfach ein hübsches Muster erzeugt - Sonst nix! Nochmal: Wenn das Ausgangsmaterial die geforderten Werte aufweist (Kohlenstoffgehalt, Fremdmetalle usw usw, und dazu Schwefelfrei ist; dann ist das per se Stahl! Da braucht man nichts mehr schmieden, drehen, tordieren, falten oder sonst was.
Und das Thema Wutz (was ugs. Sau bedeutet, oder besser: Wootz) Dies ist ein Vanadium/Phosphor Stahl. NAtürlich hat man solches Erz in Indien gefunden. Wootz Stahl ist (wieder mal) nichts anderes als eine regionale, rohstoffbedingte Herstellungsform von Stahl. Ich versuchs einfach zu erklären… Beim Härten bilden sich Kristalle im Metallgefüge. Diese sind für die Eigenschaften des Stahls verantwortlich. Wootz ist eine Kristallform. Kann man aber mit europäischen Erzen im MA aber nicht herstellen… Konnte man nur in Indien… ABER: (s.o.) Das macht nix, denn europ. Schwertes sind genauso gut wie japanische, arabische, indische… Wie man zum Ziel kommt, ist letztendlich egal. Das Ziel ist und bleibt eine gute Klinge zu machen. Wootz ist auch nicht besser und nicht schlechter als alles andere. Wenn zwei sich mit unterschiedlichen Schwertern kloppen, dann gewinnt der der das kloppen besser kann, nicht der mit dem achsomystischentollengeheimnisvollenstahl. Und schmieden - das konnten sie überall
)
In diesem Sinne
Grüße
Midir