Schwert schleifen

Hallo!
Ich wüsste gerne, wie man im Mittelalter beim Schleifen einer damaszierten Schwertklinge vorgegangen wäre. In dem Text, den ich übersetze, hat man Schleifstein mit Kurbel, anschließend wird mit einem Öltuch saubergewischt. Hat das seine Richtigkeit?

Danke & Gruß,
Eva

Re-Hallo,

Ich würde nicht von einer damaszierten Klinge sprechen - eher von Verbund-Schweißstahl. Das ist richtiger. Es gab den eigenständigen Beruf des Schwertfegers, der mittels verschiedenster Steine eine Klinge bearbeitet hat.
Damast bezieht sich eigentlich auf die Herkunft der Klinge, nicht auf deren Herstellung.
Der Schwertfeger hat zuerst die Schweißschlacke entfernt, und dann von grob nach fein normalerweise die Klinge über den Stein, und nicht den Stein über die Klinge bewegt. Diese HAndkurbelsteine sind sehr sehr grob, und haben auch keinen runden Lauf. Somit wurden normalerweise mit solchen Steinen eher einfache Waffen/Werkzeuge geschliffen - oder ein Feinschliff vorbereitet. Das konnte so weit gehen, daß (so wird zumindest in den Türken-Feldzügen darüber berichtet) man sein Antlitz darin spiegeln konnte.
Das, was wir heute als „Damast“ bezeichnen (also eine hell/dunkel „Maserung“ des Metalls) war damals völlig wurscht! Im Gegensatz zu Heute wurde im MA die Maserung nicht durch Ätzung hervorgehoben, sondern lediglich geschliffen und poliert.

Das Öltuch diente dem Schutz des Metalls. Damals waren keine Legierungen wie heute möglich und bekannt. D.h. die Stähle (richtig: Verbund- oder Schweißstähle) waren nicht rostfrei und mußten mit Öl vor Oxidation geschützt werden. Allerdings ist längst nicht jedes Öl dazu geeignet! Es muß ein säurefreies Öl sein, ansonsten läuft die Klinge dunkel an. Das dürfte bei einfachen Waffen kein Problem gewesen sein, aber bei höchstwertigen Prunkwaffen sicherlich. Noch heute wird Nelken- oder Kamelienöl zum Schutz von solchen Waffen verwendet.

So… hoffe in Kürze damit Deine Fragen beantwortet zu haben :smile:

Grüße

Midir

Ich wüsste gerne, wie man im Mittelalter beim Schleifen einer
damaszierten Schwertklinge vorgegangen wäre. In dem Text, den
ich übersetze, hat man Schleifstein mit Kurbel, anschließend
wird mit einem Öltuch saubergewischt. Hat das seine
Richtigkeit?

Hallo, Eva,
ein Anruf bei einer Solinger Firma brachte Klarheit.
Damazierte und normale Stahlklingen werden für den Formschliff auf dem rotierenden Stein geschliffen. Für den Feinschliff wird dann der flache Stein bevorzugt. Mit zunehmender Körnung (100-1000) wird dann die Klinge auf dem flachen Stein auf Öl oder Wasserbasis abgezogen. Dazu ist ein hohes Maß an Sorgfalt und Erfahrung notwendig. Immer wieder zwischendurch wird mit der Fingerkuppe oder einem Stück Papier eine Probe gemacht.

Dein mittelalterlicher Held war also entweder ein hervorragender Fachmann, was das (Nach)schleifen seines (sehr wertvollen) Schwertes angeht, oder ein tumber Tor, der sich auf seinem Bauernhof-Schleifrad sein Schwert für alle Zeiten stumpf geschliffen hat.

Grüße aus Solingen
Eckard

Das, was wir heute als „Damast“ bezeichnen (also eine
hell/dunkel „Maserung“ des Metalls) war damals völlig wurscht!
Im Gegensatz zu Heute wurde im MA die Maserung nicht durch
Ätzung hervorgehoben, sondern lediglich geschliffen und
poliert.

Hallo!
Danke Dir, Deine Informationen sind dankbar gespeichert worden!!!

Hier ein paar Zeilen aus dem ollen Boeheim:
„Ein Beleg für den steten Einfluss des Orients ist das Schreiben Theorderichs des Großen an seinen Schwager, den König der Vandalen Thrasamund (um 520), worin derselbe für eine Sendung von Waffen, deren Klingen blank wie der Spiegel gefertigt und mit schönen Vertiefungen, wie kräuselndem Gewürm, geziert waren, seinen Dank ausspricht. Auch noch später werden „wurmbunte“ Klingen von Dichtern gepriesen.“

„Das Verfahren zur Bereitung des Damast- oder Wutzstahles ist bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon seit 40 Jahren durch die Versuche Cluets, Cribellis, Breants und vor allem Anossows soweit gekommen, dass man ihn sehr täuschen nachzuahmen weiß. … Die eigentümliche Textur tritt durch eine Behandlung mit Säuren hervor, welche die verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden angreifen. … Im Oriente unterscheidet man den „Scham“, den in Damaskus erzeugten, aber minderwertigen „Bulat“ (Bûlâd, was im Arabischen schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban (schwarzen Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen Khorassan), Gyndy, Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden hauptsächlich den gewässserten Damast, Banddamast (Tabandamast), das schraubenförmig gewundene Muster, den Rosendamast, endlich den seltener vorkommenden Mosaikdamast, der verschiedene, sich wiederholende Muster ersichtlich werden lässt. Imitierter Damast wird durch Ätzung an der Oberfläche erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu erkennen.“

Sorry für das lange Posting, aber mich als Übersetzerin faszinieren natürlich Synonyme, und „wurmbunt“ und „Wutzstahl“ finde ich einfach großartig :smile: Hoffentlich gehe ich nicht fehl in der Annahme, dass auch andere hier Spaß dran haben.

Herzliche Grüße,
Eva

Hallo Eva !
Das sagt Herr Meyer dazu :

Damaszener Stahl (damaszierter Stahl), ein innig miteinander verschweißtes Gemenge verschiedener Stahlsorten, das beim Beizen der blank gefeilten und geschliffenen Oberfläche mit einer Säure eigentümliche, aus hellen und dunkeln Linien zusammengesetzte Zeichnungen (Damast, Damaszierung: Banddamast, Tabandamast mit gewässerten Linien, Rosendamast mit schraubenförmig gewundenen Rosen, Mosaikdamast mit sich wiederholenden Mustern) erhält, deren Entstehung aus der verschiedenen Widerstandsfähigkeit der Bestandteile gegen Säuren sich erklärt. Der Name wird gewöhnlich von der Stadt Damaskus hergeleitet, wo damaszierte Waren, besonders Waffen, von vorzüglicher Qualität gefertigt wurden. Das Wort damask bedeutet indes nur soviel wie bunt durchwunden, und die Stadt Damaskus soll ihren Namen dieser Grundbedeutung des Wortes um ihrer schönen Lage willen verdanken. D. S. ist sehr zäh, und dies beruht sowohl auf der Verwebung der Fasern als auch auf der Verbesserung des Materials durch das bei der Bereitung erforderliche fleißige Ausschmieden und Schweißen. Im Orient verarbeitet man sehr elastischen Stahl aus Golkonda mit sehr hartem und sprödem persischen Stahl und wickelt die rotglühenden Klingen zu langsamer Abkühlung in nasse Tücher oder steckt sie in trocknen Dünger. In Europa werden dünne Stäbchen von Schmiedeeisen und Stahl (oder auch von hartem und weichem Schmiedeeisen) zu einem Bündel parallel nebeneinander gelegt und zusammengeschweißt. Die erhaltene Stange wird in die Länge geschmiedet, in 2–3 Teile zerhauen, die man wieder auseinander legt und zusammenschweißt. Dies Verfahren liefert nach öfterer Wiederholung einen Stab aus wechselnden sehr dünnen Lagen von Eisen und Stahl. Wenn man nun den Stab rotglühend schraubenförmig um sich selbst windet und wieder glatt schmiedet, so kommen die Schraubenwindungen mehr oder weniger in eine gemeinschaftliche Ebene zu liegen, und beim Beizen des polierten Stahls erscheinen viele symmetrisch gestellte kleine Figuren, deren Linien um so zarter sind, je mehr beim Schmieden die Metalle zu seinen Fäden ausgearbeitet wurden. Man verwendet D. S. zu Klingen und Gewehrläufen. Der Materialaufwand zu diesen Läufen ist sehr groß wegen des beträchtlichen Abbrandes bei den vielen Schweißungen; ein fertiger Lauf von 1–1,5 kg erfordert manchmal 50 kg rohes Stabeisen. – Beim echten D. S. kann man die Zeichnungen abschleifen und dann durch Beizen von neuem hervorrufen, nicht so bei Nachahmungen, bei denen z. B. glänzende, etwas erhabene Zeichnungen auf mattem Grunde (damaszierte Arbeit) erhalten werden, wenn man auf einer sein polierten Stahlfläche alle Stellen, die blank bleiben sollen, mit einer Lösung von Ätzgrund in Terpentinöl bedeckt und den Stahl alsdann Salzsäuredämpfen aussetzt, welche die freien Stahlstellen mattbeizen (vgl. Ätzen).
Die sehr alte Herstellung des Damaszener Stahls wurde vielleicht durch Not veranlaßt, indem man aus Mangel an Stahl alte Eisenstücke zusammenschweißte. Herodots Kollesis bedeutet indes mehr eine Auflötung eines Metalls auf das andre, und der Erfinder dieses Verfahrens, Glaukos von Chios, kann daher nicht als Erfinder des Damaszierens genannt werden. Die zu Turin befindliche Isistafel ist eine Art Damaszierung. Alte Dolche und Schwerter deuten darauf hin, daß die Erfindung aus Nordindien stammt. Als unter Domitian Waffenfabriken zu Damaskus angelegt wurden und dieses sich zu einem Haupthandelsplatz erhoben hatte, erhielt das Damaszieren seinen jetzigen Namen. Durch die Kreuzzüge kam eine große Menge vortrefflicher Stahlarbeiten nach Europa, indes gelang es erst Clouet (1780–90), Bréant, Mille, Duc de Luynes (1835), Anosow (1841) und namentlich Crivelli (1820), Nachbildungen zu erzeugen, die den orientalischen Mustern weder in Güte noch in Schönheit der Form nachstehen. In Asien wird D. S. gegenwärtig besonders in Persien und weiterhin im Osten dargestellt. Vgl. Beck, Geschichte des Eisens (2. Aufl., Braunschw. 1891ff.); Falke, Metall- und Schmuckarbeiten des Orients (in der »Zeitschrift für bildende Kunst«, Bd. 13); Hendley, Damascening on steel or iron as practised in India (Lond. 1892).

[Lexikon: Damaszener Stahl. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), S. 37904
(vgl. Meyer Bd. 4, S. 435 ff.)]

mfgConrad

Tach nochmal.

Hier ein paar Zeilen aus dem ollen Boeheim:
„Ein Beleg für den steten Einfluss des Orients ist das
Schreiben Theorderichs des Großen an seinen Schwager, den
König der Vandalen Thrasamund (um 520), worin derselbe für
eine Sendung von Waffen, deren Klingen blank wie der Spiegel
gefertigt und mit schönen Vertiefungen, wie kräuselndem
Gewürm, geziert waren, seinen Dank ausspricht. Auch noch
später werden „wurmbunte“ Klingen von Dichtern gepriesen.“

Das ist so weit richtig. Aber: Nirgendwo werden mehr Märchen erzählt als im Bereich Stahl und Schwert. Alle Welt glaubt, nur die Japaner konnten Super Schwerter herstellen - völlig falsch! Ein mittelalterliches Schwert aus Europäischer Werkstatt ist Japanischen Schwertern oder den Sarazenenschwertern mindestens(!) ebenbürtig!!!

Was Boeheim als wurmbunt bezeichnet, ist wieder mal nix anners als Verbund-Schweißstahl, wo um einen einfachen Kohlenstoffstahl an den Backen jeweils ein Verbundstahl aufgeschweißt wurde… Also metallurgisch nicht unbedingt das feinste…

Noch mal zum Mythos Damast/Verbundschweißstahl: Es ist ABSOLUT kein Qualitätskriterium, wenn eine Klinge aus „Damast“ besteht!!! Durch das Falten und Schweißen unterschiedlicher Eisenplatten werden lesiglich Verunreinigungen ausgetrieben, und der Kohlenstoffgehalt harmonisiert. Das ist also nix anners als ne Art „Krücke“ um dem Werkstück bessere Eigenschaften zu verleihen! Ein Monostahl wäre im Prinzip diesen Stählen immer überlegen! Damast ist also nur aus der Notwendigkeit der Materialverbesserung entstanden! Mindestens genauso wichtig wie die Auswahl der Materialien ist die abschließende Wärmebehandlung - das Härten. Nicht das ich flasch verstanden werde: mit dem härten rette ich auch keinen verhunzten Stahl, im Gegenteil: Hier kann man ein einigermaßen passables Werkstück endgültig ruinieren.

"Das Verfahren zur Bereitung des Damast- oder Wutzstahles ist
bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon
seit 40 Jahren durch die Versuche Cluets, Cribellis, Breants
und vor allem Anossows soweit gekommen, dass man ihn sehr
täuschen nachzuahmen weiß. … Die eigentümliche Textur tritt
durch eine Behandlung mit Säuren hervor, welche die
verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden angreifen. …

im Wesentlichen Käse :-/ Was die Jungs versucht haben herzustellen / zu reproduzieren ist nur die molekulare Struktur. Mit Waffentechnik hat das nichts - aber auch gar nichts zu tun. Niemand hätte im Mittelalter eine Klinge geätzt! Wieso ein gutes Schwert mit Säure schwächen??

Im Oriente unterscheidet man den „Scham“, den in Damaskus
erzeugten, aber minderwertigen „Bulat“ (Bûlâd, was im
Arabischen schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban
(schwarzen Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen
Khorassan), Gyndy, Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden
hauptsächlich den gewässserten Damast, Banddamast
(Tabandamast), das schraubenförmig gewundene Muster, den
Rosendamast, endlich den seltener vorkommenden Mosaikdamast,
der verschiedene, sich wiederholende Muster ersichtlich werden
lässt. Imitierter Damast wird durch Ätzung an der Oberfläche
erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu
erkennen."

Mode-Schmieden nenn ich das! Das hat NULL UND NIX mit der Qualität oder mit den Eigenschaften des Schwertes zu tun! Hier wird einfach ein hübsches Muster erzeugt - Sonst nix! Nochmal: Wenn das Ausgangsmaterial die geforderten Werte aufweist (Kohlenstoffgehalt, Fremdmetalle usw usw, und dazu Schwefelfrei ist; dann ist das per se Stahl! Da braucht man nichts mehr schmieden, drehen, tordieren, falten oder sonst was.

Und das Thema Wutz (was ugs. Sau bedeutet, oder besser: Wootz) Dies ist ein Vanadium/Phosphor Stahl. NAtürlich hat man solches Erz in Indien gefunden. Wootz Stahl ist (wieder mal) nichts anderes als eine regionale, rohstoffbedingte Herstellungsform von Stahl. Ich versuchs einfach zu erklären… Beim Härten bilden sich Kristalle im Metallgefüge. Diese sind für die Eigenschaften des Stahls verantwortlich. Wootz ist eine Kristallform. Kann man aber mit europäischen Erzen im MA aber nicht herstellen… Konnte man nur in Indien… ABER: (s.o.) Das macht nix, denn europ. Schwertes sind genauso gut wie japanische, arabische, indische… Wie man zum Ziel kommt, ist letztendlich egal. Das Ziel ist und bleibt eine gute Klinge zu machen. Wootz ist auch nicht besser und nicht schlechter als alles andere. Wenn zwei sich mit unterschiedlichen Schwertern kloppen, dann gewinnt der der das kloppen besser kann, nicht der mit dem achsomystischentollengeheimnisvollenstahl. Und schmieden - das konnten sie überall :wink:)

In diesem Sinne

Grüße

Midir

Hallo, Midir!

Ein mittelalterliches Schwert aus Europäischer
Werkstatt ist Japanischen Schwertern oder den
Sarazenenschwertern mindestens(!) ebenbürtig!!!

Ehrlich gesagt, das zu erfahren beruhigt mich. Wir hatten in unserem Fantasy-Club so eine Japan-Fan-Fraktion, die taten immer furchtbar erhaben :wink:

Mode-Schmieden nenn ich das! Das hat NULL UND NIX mit der
Qualität oder mit den Eigenschaften des Schwertes zu tun!

Tja, aber zu allen Zeiten scheint es für modischen Schnickschnack einen Markt gegeben zu haben…

Spaß beiseite, das war sehr informativ, besonders bezüglich des „Wootz“. Bin ich wieder ein Stückchen schlauer geworden.

Wünsche dir ein wundervolles Wochenende. Hier bei uns ist herrliches Wetter, das ich leider arbeitsbedingt nur durch’s Fenster genießen kann.

Bis bald einmal (bestimmt!),
Eva

Hallo Eckard!

Dein mittelalterlicher Held war also entweder ein
hervorragender Fachmann, was das (Nach)schleifen seines (sehr
wertvollen) Schwertes angeht, oder ein tumber Tor, der sich
auf seinem Bauernhof-Schleifrad sein Schwert für alle Zeiten
stumpf geschliffen hat.

Was soll ich sagen, es war eine Frau *LOL*

Danke Dir von Herzen, Eckard!

Gruß,
Eva

Meine Güte, Conrad, ganz toll! Vielen Dank für all die Mühe. Die Herstellung erinnert mich an Wieland den Schmied, der das zerspänte Eisen den Vögelein zur Speise gab und aus deren Kot wieder ausschmolz…

Grüße,
Eva

Beschreibung (Bilder) ist per Mail unterwegs.
mfgConrad

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Eva,

Ich wüsste gerne, wie man im Mittelalter beim Schleifen einer
damaszierten Schwertklinge vorgegangen wäre.

das Mittelalter war lang!
In diesen Jahrhunderten machte natürlich auch die Schleiftechnik Fortschritte. So ab dem 11. - 12. Jahrhundert gab es den Beruf des Schleifers oder auch Schwertfeger genannt.
Diese Herren haten ein ganzes Arsenal an Schleifsteinen, rund wie flach zur Verfügung und konnten auch vorzüglich damit umgehen.
Prinzipiell hat sich seither wenig geändert. Das Schwert wurde von grob nach fein geschliffen und wenn nötig vorher entschartet und gerichtet.

In dem Text, den
ich übersetze, hat man Schleifstein mit Kurbel, anschließend
wird mit einem Öltuch saubergewischt. Hat das seine
Richtigkeit?

Schleifsteine wurden teils mit Wasserkraft, teils mit Muskelkraft betrieben. Je nach Größe der Steine machte das der Schleifer selber per Fuß, oder ein Knabe übernahm die Aufgabe.

Wenn das Schwert ein gutes war, kriegte man durchaus rasiermesserscharfe Schwerter. Allerdings waren wirklich gute Schwerter rar und begehrt.

Gandalf

Hallo Eva,

Wenn Dich Wootz, die Herstellung, Damast usw. interessiert, dann geh
auf die Messermachermesse in Solingen im Mai. Da machen Sie auch eine
Vorführung in der sie Wootz im Tiegel herstellen. Außerdem findest Du
da einige der besten Damastschmiede in Europa. Wäre vielleicht einen
Besuch wert?

schöne Grüße

Herbert

Wenn Dich Wootz, die Herstellung, Damast usw. interessiert,
dann geh
auf die Messermachermesse in Solingen im Mai.

Hallo, Herbert!
Das ist ein wunderbarer Tipp! Im Mai dürfte ich den schlimmsten Stress hinter mir haben und könnte mir ein, zwei Tage Urlaub leisten.

Danke & Gruß,
Eva

Hmmmm…

Wenn das Schwert ein gutes war, kriegte man durchaus
rasiermesserscharfe Schwerter. Allerdings waren wirklich gute
Schwerter rar und begehrt.

Hallo Gandalf!
Also meinst du doch, dass es langt, wenn die Heldin ihr Schwert am Schleifstein, von Helfer gekurbelt, bearbeitet und dann mit dem Öltuch poliert… Schade, da hatte ich mich grade klammheimlich ein bisschen mokiert, weil ich glaubte, den Autor bei einer Dummlichkeit erwischt zu haben :frowning:

Grüßle,
Eva

Über Schwertfeger im 10. Jahrhundert gibt es keine Zeugnisse.

Aber schon um 1300 sind in Nürnberg die Schleifer als eigenes Handwerk bezeugt.

Die Schleifer arbeiteten vor einem rundumlaufenden Sandstein, in Form eines Zylinderabschnittes, der bis zu 2 m Durchmesser haben konnte.
Unterschiedlich war die Art des Antriebes. Kleinere Steine konnten mit einem Fußbrett bewegt werden, größere Steine wurden durch Muskelkraft
angetrieben.
Wasserkraft wurde erst ab dem 14. Jahrhundert genutzt.

Arbeit des Schwertfegers war es, die Oberfläche der Klinge zu polieren. Er hatte nicht die Aufgabe die Klinge zu schmieden, härten und zu schleiffen. Er arbeitete die Oberflächen blank, stellte die Blutbahnen oder auch Grachten her.

mfgConrad

Hallo Eva,

Also meinst du doch, dass es langt, wenn die Heldin ihr
Schwert am Schleifstein, von Helfer gekurbelt, bearbeitet und
dann mit dem Öltuch poliert…

laaaangsam :wink:
Das Schleifen von Messern und erst recht von Schweretern ist eine Handwerkkunst, die es zu erlernen gilt. Wenn man ein Schwert falsch behandelt, kann man es schnell ruinieren.
Mit rundlaufenden Steinen wurde das Schwert zu 95 oder maximal 98 % geschliffen, aber die restlichen paar % machten den wirklich guten Schliff aus, so ist das auch heute noch so.
Dabei gilt, daß je feiner (aber auch empfindlicher und teurer) ein Stein ist, desto feiner wird der Schliff. Den letzten Schliff kriegt ein Schwert nicht mit einem rundlaufenden Stein sondern mit einem Abziehstein und einem Abziehleder. Das Polieren hat nur noch optische Gründe.

Schade, da hatte ich mich grade
klammheimlich ein bisschen mokiert, weil ich glaubte, den
Autor bei einer Dummlichkeit erwischt zu haben :frowning:

Wie gesagt, mal einfach so kann man ein Schwert nicht perfekt schleifen. Wenn man einigermaßen geschickt ist, langt es zum groben Schärfen und ein geschickter Schwertführer kann damit durchaus einen Arm oder ein Bein abhacken, aber ein perfekt geschliffenes Schwert kriegt man nicht so ohne weiteres hin.

Es ist aber so, daß viele ‚Schwerter‘ damals aus, sagen wir es mal gnädig, mäßigem Stahl waren und die Schneiden noch nicht mal scharf genug waren um Brot damit zu schneiden. Diese Dinger waren reine Hiebwaffen, die hauptsächlich durch ihre Wucht wirkten. Gute Schwerter waren, wie ich schon sagte, selten, teuer und begehrt; der gemeine Soldat, aber auch ein einfacher Ritter, konnte davon nur träumen.

Gandalf

Hallo!
Ich wüsste gerne, wie man im Mittelalter beim Schleifen einer
damaszierten Schwertklinge vorgegangen wäre. In dem Text, den
ich übersetze, hat man Schleifstein mit Kurbel, anschließend
wird mit einem Öltuch saubergewischt. Hat das seine
Richtigkeit?

Hallo
Wie scharf ist das Schwert nach dem Schleifen?
gegen welche Art von Gegner wird es eingesetzt?

Sollten die Gegner gerüstet sein (also mit Kette oder Platte ausgestattet) ist eine Rasiermesserschrfe Klinge eher kontraproduktiv. denn durch den Treffer auf eine Metallrüstung würde ein hohes Risiko bestehen, dass die Klinge ausbricht. Der Kämpfer wurde dann ganz bewusst eine geringere Schärfe der Klinge in Kauf nehmen, ähnlich wie bei einem Beil oder Axt.
Damit kann man zwar nicht ein Taschentuch in der Luft zerschneiden (lach), aber um die Ömme abzuhauen, reicht es allerweil noch.

So eine Beilschärfe sollte auf einem Schleifstein hinzubekommen sein.

Für einen rasiermesserscharfen Schliff braucht man dann einen Fachmann.

Die Art der Schwertklinge (Damaststahl, Raffinierstahl, Eisenbahnblattfeder) ist dafür wurscht.

Und der Jappo-Fraktion sei gesagt, dass Katanas und was auch immer auch blos aus Stahl bestehen,und die Damaszenierung (Verbundstahl) einfach wegen der miesen Rohstähle nötig war, um anständige Schwerter (bzw Säbel… formal sind Katanas Säbel) hinzubekommen.

Noch was:
Schwerter waren eigentlich immer Sekundärwaffen, die Königin des Schlachtfeldes in der Vor-Schießpulver Zeit waren die Stangenwaffen
(Guter Helfer in der Not, Pike macht die Feinde tot)

LG
Mike

Ich werde auch oben sein und zusammen mit ein paar meiner Studenten
einen Vortrag/Vorführung über den europäischen Schwertkampf halten. Ich
würde mich sehr freuen, dich dort zu sehen.

Grüße

Herbert

Hallo Mike!
„Ömme abhauen“ hat mir gefallen :smile:, auch der Rest des Postings kommt mit den anderen in mein Archiv - Danke!

Meine Frage entsprang einer Szene in einem pseudo-historischen Mittelalterroman. Es handelt sich um das Schwert einer Dame, mit dem sie zuvor jemandem die Kehle durchbohrte und den Sterbenden aufrechthielt, während sein Blut an ihrem Arm hinunterströmte. Die Flecken gehen nie mehr raus! Das ist so wie Catherine Zeta-Jones in „Zorro“ - wirklich schön und schwungvoll, man hat Spaß dran, aber sooo ratz-fatz und einfach kann das alles doch irgendwie nicht gewesen sein.

In diesem Sinne - Helau!

-) Eva

Das ist ein wunderbarer Tipp! Im Mai dürfte ich den
schlimmsten Stress hinter mir haben und könnte mir ein, zwei
Tage Urlaub leisten.

Hallo, liebe Eva,
dann bestehe ich aber in allem Ernst darauf, dass Du Dich bei mir meldest!
Liebe Grüße
Eckard