Schwiegermutter lügt

Hallo Zusammen,

meine SchwieMu nervt gerade extrem. Sie ist 89 Jahre, lebt noch alleine in einem kleinen Häuschen, 40 KM von meinem Mann und mir entfernt. Körperlich für das Alter ok, geistig fit, wobei es eine Anfangstendenz zur Demenz gibt (Pflegegrad 1).

Mein Problem mit ihr: Sie lügt! Sie hat schon immer gern geflunkter um toll dazustehen (die Torte ist selbst gemacht, auch wenn klar ist, dass sie gekauft ist etc). Aber jetzt bekomme ich mehr mit, wie sie am Telefon Lügen über mich verbreitet (ich stöbere in ihren Sachen, werfe Sachen von ihr weg, lüge und schreie sie an etc). Wenn ich dabei bin lobt sie mich, was sie für eine tolle Schwiegertochter bin (klar, damit will sie ja toll dastehen).

Mein Mann ist der einzige Sohn. Wenn ich als Unterstützung (Einkaufen, Arzttermine etc) wegfalle, würde es an ihm hängen bleiben - und das geht zeitlich nicht, weil er beruflich extrem eingespannt ist. Diskutieren ist mit ihr auch nicht möglich, sie streitet alles ab. Alle anderen lügen dann. Und obwohl ansonsten Diskussionsfreudig wird das dann mit dem Hinweis auf ihr Alter abgebügelt.

Andere Hilfe will sie auch nicht annehmen, sie kann ja noch alles - aber dann wäre der Kühlschrank immer leer und sie würde noch weiter abnehmen. Betreutes Wohnen oder Pflegekraft im Haus will sie auch nicht.
Grande Dame spielen, Schein aufrecht erhalten ist alles was zählt.

Lösung gibt es vermutlich keine - aber musste einfach mal raus.

Danke für’s zuhören :wink:

Karin

Gerade in der Anfangsphase der Demenz kommt es oft vor, dass Angehörige, auch geliebte Vertauenspersonen, verdächtigt werden. Es ist traurig und bitter, aber du ahnst es schon, dafür gibt es keine Lösung. Bleibe gelassen, wo es geht. Und du hast Recht, diskutieren, bringt nichts. Wenn sie deine Argumente wirklich aufnehmen könnte, würde sich dich ja gar nicht verdächtigen…

Irgendwann wird es vielleicht nicht anders gehen. Dann zählt, leider, nciht mehr ob sie es will.
Aber, zum Mut machen: wenn eine Pflegekarft erst mal stundenweise kommt, wird das oft nach kurzer Zeit doch akzeptiert. Ja, die Pflegeraft wird wahrscheinlich zuerst auch beschimpft werden, aber eine versierte Pflegerin weiß damit umzugehen. Also nur Mut, eine Lösung ist machbar :slight_smile:

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ja ähnliches habe ich auch bei meinen Großtanten und Großeltern erlebt und würde mich nicht wundern, wenn dies bei meine Eltern und später bei mir auch so wäre.

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Das ist eine leider ganz übliche Geschichte bei Demenz, die schon viele Angehörige und Freunde von Betroffenen erleben mussten. Schwer zu ertragen, und insoweit ist es gut, dies auch mal so „raus zu lassen“.

Mit diesem Wissen im Hintergrund kann man solche Situationen dann zumindest vom Verstand her erfassen. Emotional macht dies die Sache aber nur minimal besser. Es bringt auch nichts, diese Dinge immer wieder zu beantworten und richtig zu stellen. Das ist nur Stress für beide Seiten. Trotzdem kann es an einen Punkt kommen, an dem ein Angehöriger nicht mehr anders kann, als auch mal contra zu geben, Dann sollte man auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn man mal eine passende Antwort gibt. So riet uns damals der Psychiater einer Betroffenen. Niemand ist perfekt.

Was die Hilfe durch Dritte angeht, muss man die Situation ständig beobachten und immer wieder neu einschätzen. Es kann ggf. recht plötzlich die Situation eintreten, in der es dann doch nicht mehr geht. Und bei fehlender Einsicht hilft dann oft nur noch der Gang zum Gericht, um eine Betreuung einrichten zu lassen, mittels der man dann notfalls auch gegen den nicht mehr klaren Willen der Betroffenen agieren kann.

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Vielen Dank alles zusammen für eure lieben Antworten!
Es wäre echt einfacher, wenn man selbst (und vor allem die anderen) die Demenz bei ihr besser erkennen könnten. Sie kann charmant sein, wenn es darum geht, beim Arzt oder anderen toll dazustehen und man würde da nie denken, dass sie lügt. Sie kann so harmlos auf „liebes Mütterchen“ grinsen.
Und vermutlich wäre es für mich auch einfacher, wenn ich es ganz auf eine beginnende Demenz schieben könnte und nicht wüsste, dass sie diese Tendenz schon früher hatte. (Fällt mir echt schwer, sie da „gewinnen“ zu lassen …).

Ich hab dieses Jahr schon eine Alltagsbegleiter-/Demenzhelfer-Schulung gemacht, was mir in guten Zeiten hilft, es professioneller und mit Abstand zu sehen. Aber sie schafft es echt mit einem Wort, einem Blick, meine ganzen guten Vorsätze über den Haufen zu werden.

Und ich habe als Gegenstück meinen nur unwesentlich jüngeren Vater, der das Gegenteil ist. Lieb, verständnisvoll, gutmütig, dankbar für Hilfe. Und kommt deswegen leider oft zu kurz, weil sich alles um „Grande Dame“ drehen muss.

Das Gute ist, dass mein Mann zu mir hält und ihre Vorwürfe bei ihm abprallen.

So - Feierabend :slight_smile: Danke für’s Zuhören!!!

Karin