Schwierige Kinder in der Grundschule

Hallo,
wie ist der aktuelle Stand der Pädagogik im Umgang mit „schwierigen Kindern“ in der Grundschule (aber auch im Kindergarten)?

Fast jede Gruppe / Klasse hat ein oder mehrere Kinder, die „schwierig“ sind. Mir ist bewusst, dass jeder Fall speziell ist und nachden Ursachen geschaut werden muss. Allgemein meine ich aber Kinder, die weit über dem Durchschnitt Aufmerksamkeit haben wollen, sich trotz Warnsystem nicht an Regeln halten, impulsiv oder aggressiv sind. Erschwerend kommt oft noch hinzu, dass die Eltern in vielen Fällen nicht kooperativ sind und „allen anderen“ die Schuld für das Fehlverhalten der Kinder geben.

Ich habe in solchen Fällen nun folgendes wiederholt beobachtet:

  • die Eltern werden von anderen Eltern geschnitten
  • die störenden Kinder werden aus der Gemeinschaft geholt (Einzeltische, „stiller Stuhl“ oder Ausschluss von Ausflügen - was zur Folge hat, dass die entsprechenden Kinder auch einen speziellen Status in der Gruppe/Klasse bekommen (als Stänkerkind) und gemobbt wird
  • die Pädagogen oft zur psychologischen Diagnose drängen und anschließend aber nichts von der weiterführenden Arbeit wissen wollen (obwohl hier oft eine intensive Zusammenarbeit notwendig ist) - wenn es auf Grund von unkooperativen Eltern überhaupt so weit kommt

So, nun meine Frage: wie geht man als Pädagoge / Erzieher / Lehrer richtig mit einer solchen Situation um?

Vielen Dank und viele Grüße

Guten Morgen!

Hallo,
wie ist der aktuelle Stand der Pädagogik im Umgang mit
„schwierigen Kindern“ in der Grundschule (aber auch im
Kindergarten)?

Die Anforderungen an die Pädagogen steigen. Die Pädagogik verfügt über eine Vielzahl an Methoden und Modellen.
Es liegt meistens an deren Ausführung und die meisten Bildungssysteme der Bundesländer sind überholt.

Fast jede Gruppe / Klasse hat ein oder mehrere Kinder, die
„schwierig“ sind. Mir ist bewusst, dass jeder Fall speziell
ist und nachden Ursachen geschaut werden muss. Allgemein meine
ich aber Kinder, die weit über dem Durchschnitt Aufmerksamkeit
haben wollen, sich trotz Warnsystem nicht an Regeln halten,
impulsiv oder aggressiv sind. Erschwerend kommt oft noch
hinzu, dass die Eltern in vielen Fällen nicht kooperativ sind
und „allen anderen“ die Schuld für das Fehlverhalten der
Kinder geben.

Es gibt in diesem Fall zwei mögliche Seiten der Betrachtung.
Auf der einen Seite steht das Bildungssystem, dass starr und unflexibel ist. Wir führen seit Ende der 60iger Diskussionen das Schulsystem zu reformieren. Passiert ist wenig.
Dazu gehört auch die Lehrerbildung. Sie orientiert sich meist nicht an der Pädagogik, sondern eher an der Fachtheorie.
Die zweite Seite ist die Erziehungskompetenz der Eltern. Die durch die Individualisierungsbestrebungen der Gesellschaft verloren gegangen ist. Das auszugleichen, ein gesundes Verhältnis zwischen Pädagogen, Schule und Eltern zu schaffen ist mitlerweile eine dringende Aufgabe geworden.

Ich habe in solchen Fällen nun folgendes wiederholt
beobachtet:

  • die Eltern werden von anderen Eltern geschnitten
  • die störenden Kinder werden aus der Gemeinschaft geholt
    (Einzeltische, „stiller Stuhl“ oder Ausschluss von Ausflügen -
    was zur Folge hat, dass die entsprechenden Kinder auch einen
    speziellen Status in der Gruppe/Klasse bekommen (als
    Stänkerkind) und gemobbt wird
  • die Pädagogen oft zur psychologischen Diagnose drängen und
    anschließend aber nichts von der weiterführenden Arbeit wissen
    wollen (obwohl hier oft eine intensive Zusammenarbeit
    notwendig ist) - wenn es auf Grund von unkooperativen Eltern
    überhaupt so weit kommt

Du schilderst hier ein mittlerweile klassisches Beispiel, was nicht passt wird entweder passend gemacht(Medikamente, Psychologen, Sozialarbeiter usw.)oder aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Das ist meiner Meinung nach der ungünstige Weg. Was passiert mit den Ausgestoßenen???
Die Alarmglocken schlagen sehr laut. Nicht nur Migranten, sondern auch unsere Kinder brauchen Hilfestellung bei der gesellschaftlichen Integration.

So, nun meine Frage: wie geht man als Pädagoge / Erzieher /
Lehrer richtig mit einer solchen Situation um?

Ganz schwierig, da es das System in Frage stellt. Rezepte zu geben und nicht die genauen Zusammenhänge zu kennen mache ich nicht.

Vielen Dank und viele Grüße

Hallo,
danke für Deine Antwort.
Das marode und unflexible Bildungssystem ist mir bekannt. Von dieser Problematik sind aber private Kindergärten und Privatschulen nicht ausgeschlossen. Hier fehlt es nicht an Motivation, Geld oder bildungsfernen Eltern - aber auch da tritt dieses Phänomen auf, dass Du so schön in Worte gefasst hast:

was nicht passt wird entweder passend gemacht(Medikamente, Psychologen, Sozialarbeiter usw.)oder aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Was passiert mit dem Ausgestossenen? Das Kind wird mit allen Mitteln versuchen diese demütigende Maßnahme zu überspielen (durch „Clownerei“ und eventuell gleichzeitig innerlich eine Traurigkeit und Wut aufbauen).
Das das Kind und auch für die gesamte Gruppe ist es sehr schwer aus diesem Rollenspiel wieder herauszukommen.

Also nochmal meine Frage: wenn es falsch ist das Kind auszugrenzen, wie funktioniert es dann richtig? Bitte das Bildugnssystem außer acht lassen, denn wie oben beschrieben gilt das auch in Bereichen, wo eigentlich auf eine gute Pädagogik wert gelegt wird.

Vielen Dank und viele Grüße

Irgendwann, zu beginn der 1970er Jahre, wurden der Schule wesentliche Teile er Erziehung genommen und das Monopol den Eltern zugesprochen. Grund war der historische Rückblick auf die unselige Vergangenheit der staatlichen Erziehung. Der Staat sollte sich nicht mehr ideologisch einmischen. Um das zu verstehen, empfehle ich ein altes Buch: „Der heimliche Lehrplan“ (autor vergessen, aber da gibt es mittlerweile viele). Ein anderes von Hans-Jochen Gamm „Kritische Schule“.
Heutige Lehrer sind aber nicht mehr die Kommissköppe von damals. Ein neues Umdenken wäre erforderlich, aber nichts ist beratungsresistenter als Schule.
Der Integrationsgedanke ist schon etwas überholt. Die neue Paradigmensau die durchs Dorf getrieben wird heißt Inclusion.
Was ich dir empfehlen könnte, wäre, ein Fortbildung zum Beratungslehrer zu machen. Es gibt durchaus die Chance Kinder zusätzlich zu (neu)beeltern. Ansatzmöglichkeiten wären die Bücher evtl. von Thomas Gordon, Friedemann Schulz von Thun - so für den Anfang.

Hallo!

Wie ich schon bemerkt habe ist es schwierig ein Rezept zu geben. Ich kenne die Situation nicht und es wäre anmaßend von mir, eine allg. These abzugeben.
Wir haben es im privaten Sektor mit dem selben Personenklientel zu tun wie auf der staatlichen Seite.
Für mich spielt die Person des Pädagogen (ich meine keine Lehrer) die primäre Rolle. Aus meiner Erfahrung heraus machen die meisten eine Arbeit oder sind extrem entidealisiert.
Wir sollten wieder lernen, die Gemeinschftaft zu akzeptieren und jeden so wie er ist. Von jedem Teil der Gemeinschaft kann man etwas lernen, auch wenn man lernt wie man es nicht machen sollte.
Gruß

Hi,

ich werfe mal eine Frage in die Runde.

Beor man sich nämlich gedanken macht, WIE man mit einem Verhalten umgeht, sollte man sich GEdanken machen, was stattdessen sein soll.

Soll das Kind aggressiv bleiben?
Wen nicht, wie soll es sich verhalten?

Das Gleiche gilt für den Bedarf an Aufmerksamkeit, für Stören und Schwätzen.

Des weiteren gelten zwei Dinge (für mich sind die undiskutabel): Grundschulkinder begreifen solche Sachen nicht, sie verstehen nicht, dass sie nicht immer Aufmerksamkeit haben können, sie verstehen nicht, was Aggression bwirkt (außer, dass man bekommt, was man will und dass man sich abreagiert). Erklären als Mittel ist also im WEsentlichen ausgeschlossen.
Des weiteren haben die Elern wesenltlich mehr Einfluss als die Lehrer. Ich als Lehrer kann mich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, wenn die Elern nicht mitziehen, habe ich keine Chance.

Ich warte gespannt und ironiefrei auf Antworten.

die Franzi

2 Like

Hallo und vielen Dank - gerade das Stichwort „Inclusion“ finde ich sehr interessant. Ich habe mir dazu einige Seiten ausgedruckt und werde sie erstmal lesen. Darf ich danach mit noch eventuellen Fragen zurück kommen?

Viele Grüße

Hallo,

Soll das Kind aggressiv bleiben?
Wen nicht, wie soll es sich verhalten?

Das ist off-topic und schweift mir zu sehr von meiner Frage ab.

Ein Kind wird sich nicht in jeder Situation gleich verhalten. Oft stellt allein schon die Situation mit 25-30 anderen Kindern 6-8 Stunden unter mehr oder weniger eiserner Disziplin eine echter Herausforderung dar. Wenn dann das Kind auch noch ein Einzelkind ist, kann’s noch anstrengender werden. Herrschen im Elternhaus ganz andere (oder keine) Regeln als in der Schule, kommt es mit Sicherheit zu Differenzen, die es dem Schüler noch schwerer machen.

Das Gleiche gilt für den Bedarf an Aufmerksamkeit, für Stören
und Schwätzen.

Ich sehe zu oben keinen Unterschied - das kann man alles unter einem Hut stecken - in der Schule herrschen gewisse Regeln und die Kinder haben sich daran zu halten. Aggressivität ist sicher schlimmer als Schwatzen - beides stört aber in gewisser Weise den Schultag, den Unterricht und die Gruppe.

Des weiteren gelten zwei Dinge (für mich sind die
undiskutabel): Grundschulkinder begreifen solche Sachen nicht,
sie verstehen nicht, dass sie nicht immer Aufmerksamkeit haben
können, sie verstehen nicht, was Aggression bwirkt (außer,
dass man bekommt, was man will und dass man sich abreagiert).
Erklären als Mittel ist also im WEsentlichen ausgeschlossen.
Des weiteren haben die Elern wesenltlich mehr Einfluss als die
Lehrer. Ich als Lehrer kann mich auf den Kopf stellen und mit
den Füßen wackeln, wenn die Elern nicht mitziehen, habe ich
keine Chance.

Bei dem ersten Punkt muss ich Dir widersprechen - es gibt kaum ein lernfähigeren Lebensabschnitt als die ersten Jahre und die Grundschulzeit. Wer sprechen (auch Fremdsprachen), Rechnen, Lesen, Schreiben, zeichnen uv.m. lernen kann, der kann auch lernen sich angemessen zu verhalten.

Ich bin keine Lehrerin oder Pädagogin und ich möchte weder auf die Eltern noch auf die Lehrer schimpfen und mit dem Zeigefinger fuchteln. Es ging mir hier ganz konkret um die Frage WIE man angemessen auf solche Problemkinder reagiert. Dabei hatte ich bereits erwähnt, dass ich Ausgrenzung für fragwürdig halte.

Viele Grüße

1 Like

Ich bin auch keine Lehrerin (OK, Master of Education habe ich, aber noch nicht den praktischen Part und außerdem Gymnasium/Gesamtschule, wir reden von Grundschule) aber ich mache im Moment die Hausaufgabenbetreuung an unserer Grundschule und leite auch eine AG. Und ich hatte sofort eins, nein zwei Kinder im Kopf als ich deine Beschreibung sah. Bei dem einen habe ich ein wenig (weeeenig!) den Bogen raus, dass es tatsächlich über „Aufmerksamkeitsentzug“ geht, also „Wenn du dich wieder an die Regeln hälst, dann halt ich mich auch wieder an die Regeln und komm wieder zu dir und helf dir wieder“, bei dem anderen habe ich noch kein Kraut gefunden. Wie du auch schon sagst, eine ganz individuelle Sache. Du scheinst ja momentan eher nach kurzfristigen Lösungen zu suchen - damit meine ich nicht „auf die Schnelle“ sondern eben angemessene Reaktionen im Alltag, die in der Zukunft keine negativen Folgen und wenn möglich, noch positive haben…
Wissenschaftlich belegtes kann ich dir auch nicht raten, ich mache das sehr nach Gefühl und je länger ich in der Gruppe drin bin, desto besser kann ich die vorteilhafteste Reaktion einschätzen, glaube ich. Ideal ist trotzdem was anderes.

Das nur zum Allgemeinen, aber eigentlich wollte ich auf das hier eingehen:

Des weiteren gelten zwei Dinge (für mich sind die
undiskutabel): Grundschulkinder begreifen solche Sachen nicht,
sie verstehen nicht, dass sie nicht immer Aufmerksamkeit haben
können, sie verstehen nicht, was Aggression bwirkt (außer,
dass man bekommt, was man will und dass man sich abreagiert).
Erklären als Mittel ist also im WEsentlichen ausgeschlossen.
Des weiteren haben die Elern wesenltlich mehr Einfluss als die
Lehrer. Ich als Lehrer kann mich auf den Kopf stellen und mit
den Füßen wackeln, wenn die Elern nicht mitziehen, habe ich
keine Chance.

Bei dem ersten Punkt muss ich Dir widersprechen - es gibt kaum
ein lernfähigeren Lebensabschnitt als die ersten Jahre und die
Grundschulzeit. Wer sprechen (auch Fremdsprachen), Rechnen,
Lesen, Schreiben, zeichnen uv.m. lernen kann, der kann auch
lernen sich angemessen zu verhalten.

Ich glaube, der Unterschied zwischen „Lernen“ und (ich nenne es mal) „Einsehen“ ist ein großer Unterschied. Man kann erklären „Ich habe hier mehrere Kinder und da braucht jeder mal Hilfe und darum muss ich auch mal von dir weggehen und anderen helfen“. Das verstehen die dann auch und sehen es ein. Was ich nicht erklären kann ist "Du scheinst ein Kind zu sein, dass aus welchen Gründen auch immer, sehr viel Aufmerksamkeit braucht. Und weil das später, wenn du größer bist, für andere und vor allem für dich anstrengend sein kann, wenn du immer diese Aufmerksamkeit brauchst, sie aber nicht mehr bekommst, werde ich nun versuchen, dir das ein wenig „abzugewöhnen“ " oder so ähnlich. Das verstehen ja teilweise Erwachsene kaum, gerade nicht, wenn man selber betroffen ist.
Die Kinder lernen viel und gut, weil sie Lust drauf haben. Und wenn etwas anders läuft als sie gerade jetzt wollen, dann macht das keinen Spaß, das Zukunftsdenken ist eben noch nicht so weit. Das sind nun die Erfahrungswerte, die ich so aus meinem halben Jahr Grundschule habe.

Naja, ich mache mir, wie du siehst, auch sehr viele Gedanken darüber und wollte letztens hier auch schon mal eine ganz ähnliche Anfrage starten…

Hallo,

Du hast wohl verstanden um was es mir geht - vielen Dank für Deine Antwort.

Wir haben es im privaten Sektor mit dem selben
Personenklientel zu tun wie auf der staatlichen Seite.

Das trifft nur bedingt zu. Du hast es auf der staatlichen Seite mit einem Querschnitt der Bevölkerung des Einzugsgebietes der Schule zu tun und Du hast die ganze Bandbreite der Probleme der „Randbedingungen“, wie marode Gebäude, fehlende und unmotivierte Lehrer, fehlendes oder veraltetes Lehrmaterial zu tun.
Im privaten Sektor sieht es anders aus: die Eltern treffen ganz bewusst eine Entscheidung ihr Kind auf diese Schule zu schicken und, sofern es sich nicht um eine konfessionelle Privatschule handelt, werden sie auch mehr oder weniger viel Geld dafür zahlen. Du hast es also dort mit einer Elternschaft zu tun, die entweder sehr bildungsorientiert sind oder Geld haben und sich Bildung für ihr Kind wünschen. Nun erzähle mal den Eltern eines Rabauken oder einer Zicke, dass ihr Kind „auffällig“ ist. Da hast Du es oft mit Führungskräften, Ärzten, Psychologen und Rechtsanwälten zu tun, die sich von einer Lehrerin nichts sagen lassen wollen (also unkooperativ sind).

Für mich spielt die Person des Pädagogen (ich meine keine
Lehrer) die primäre Rolle. Aus meiner Erfahrung heraus machen
die meisten eine Arbeit oder sind extrem entidealisiert.

Das trifft auch widerum nicht unbedingt auf die Privatschulen zu (insbesondere Leistungsorientierte oder Schulen mit einem besonderen pädagogischen Konzept, wie Montessori oder Waldorf). Sie sind zwar nicht demotiviert, aber alles Richtig machen tun sie eben dennoch nicht, wenn sie mit Kindern konfrontiert werden, die den Unterricht stören. Ich meine nun natürlich nicht alle - aber eben in Bezug auf dieses spezielle Problem wie man mit schwierigen Kindern umgeht.

Wir sollten wieder lernen, die Gemeinschftaft zu akzeptieren
und jeden so wie er ist. Von jedem Teil der Gemeinschaft kann
man etwas lernen, auch wenn man lernt wie man es nicht machen

Ja, ich fand das Schlagwort „Inklusion“ sehr interessant und habe den Wikipedia Artikel darüber gelesen. Die Idee ist super, aber in Deutschland fehlt jegliche Infrastruktur um soetwas umzusetzen.

ich finde die übliche Argumentation von Lehrern und Erziehern etwas inkonsequent, z.T. auch verlogen - einerseits sollen die Kinder zu selbständigen, kritisch denken Wesen erzogen werden (das steht in fast jeder Leitlinie von Schulen und Kindergärten) und dabei wünschen sich viele eine Diversität, Individualität und plädieren für Toleranz von Andersartigkeit. Die andere (eher realitätsnahe) Umsetzung ist, dass die Kinder in einem möglichst homogenen Brei durch das Schulsystem geschleust werden sollen.

Nehmen wir nun an, dass wir es mit einer Schule / Kindergarten zu tun haben, die es sich zum Ziel gesetzt haben die Kinder so zu respektieren wie sie sind und sie im Rahmen der Möglichkeiten individuell fördern wollen. Was passiert nun mit Klein-Otto, der den Unterricht immer stört, weil er dazwischen quatscht, das Klassenzimmer verlässt, Aufgaben nicht ausführt und andere zum Quatschmachen anstiftet?
Was macht der Erzieher / Lehrer? Zunächst gutes Zureden, erst mit dem Kind, dann mit den Eltern, Unterrichtsverweis, Nachsitzen, alleine sitzen, Ausschluss von Ausflügen und jeden Tag Eintragungen ins Klassenbuch - alles ohne Erfolg. Unkooperative Eltern lassen sich das alles nicht bieten und wechseln den KiGa / die Schule, wo alles wieder von vorne anfängt. Kooperative Eltern schleppen ihr Kind zum Psychologen, wo meist nur eine Diagnose ohne weitere Intervention erfolgt.
Ich kann (will) mich einfach nicht damit abfinden, dass es keinen geeigneten Weg gibt mit diesen Kindern klar zu kommen ohne sie zu stigmatisieren.

Viele Grüße

Hallo,
wie ist der aktuelle Stand der Pädagogik im Umgang mit
„schwierigen Kindern“ in der Grundschule (aber auch im
Kindergarten)?

Wie du selber sagst, ist deine so allgemeine Frage auch nur allgemein zu beantworten, die Unterschiede zwischen Schulen, Lehrkräften, schwierigen Kindern und der Klassensituation sind eben sehr verschieden, und auch Eltern reagieren extrem unterschiedlich.

Bei Kindern mit großen Verhaltensschwierigkeiten muss man die Balance wahren (und das ist sehr schwer) zwischen verschiedenen Faktoren:

  • Das Kind muss das Gefühl haben, vom Lehrer angenommen und wertgeschätzt zu werden.
  • Andererseits muss das Kind merken, dass es einen festen Rahmen gibt, an den es sich halten muss.

Also: Positive Verstärkung, aber auch faire Strafen bei Übertretungen.

  • Das Kind braucht viel Aufmerksamkeit, die anderen Schüler aber auch!

  • Die anderen Schüler müssen geschützt werden, wenn nötig und müssen in Ruhe arbeiten können.

  • Je besser das „Gesamtsystem“ der Klasse funktioniert, desdo eher wird sich ein schwieriger Schüler hineinfügen. Also: Wenn der Lehrer sehr klare Rahmen vorgibt, wenn die Schüler genau wissen, was sie arbeiten sollen, wenn sie motiviert und interessiert an ihren Aufgaben arbeiten und sich selbstverantworlich fühlen, wird ein Klassenclown keine Chancen haben und wahrscheinlich viel mehr Lust haben, sich in die Klassen zu integrieren.

  • Die Erwachsenen müssen in der Lage sein, auf reflektierender Erwachsenenebene zu handeln und nicht Konflikte auf Kinderebene zu verstärken! Die Eltern eines Kindes als Schuldige zu behandeln bringt nie etwas (selbst, wenn es teilweise stimmt). Allerdings müssen die Eltern in die Verantwortung genommen werden und bereit sein, an Veränderungen zu arbeiten.

Letztlich hilft nur: langer Atem, nicht nachtragend sein und die Politik der kleinen Schritte:

  • Lernziele vereinbaren (am besten mit Kind und Eltern) und mit ganz kleinen Zielen anfangen.
  • ETEP ist ein Programm, dass sehr hilfreich sein kann.
  • die Integrativen Regelklassen in Hamburg mit der häufigen Doppelbesetzung sind bei sehr schwierigen Klassen unabdingbar! Die müsste es auch in anderen Bundesländern geben!

Gruß!
Karl

Hallo Karl - vielen Dank für deine Antwort - da waren sehr hilfreiche Ansätze dabei.

Noch eine Frage: ist es ok einen „Wiederholungstäter“ durch Einzeltisch und Ausschluss von Aktivtäten zu „bestrafen“? Macht man ihn dann nicht erst recht zum Aussenseiter?

Viele Grüße

Hallo Karl - vielen Dank für deine Antwort - da waren sehr
hilfreiche Ansätze dabei.

Noch eine Frage: ist es ok einen „Wiederholungstäter“ durch
Einzeltisch und Ausschluss von Aktivtäten zu „bestrafen“?
Macht man ihn dann nicht erst recht zum Aussenseiter?

Hallo Chili,
das kann man so allgemein nicht beantworten! Wie ich schrieb: Der Schüler muss immer wieder spüren, dass er vom Lehrer akzeptiert wird und immer wieder eine neue Chance bekommt - aber auf der anderen Seite braucht er auch echte Strafen (anders lernen wir Menschen nicht) und auch die übrigen Kinder müssen das Gefühl haben, dass es gerecht zugeht.

Bei mir empfinden die meisten Schüler den Einzeltisch nicht als Strafe, sondern als einen angenehm ruhigen Lernort. Das sollte man versuchen, einem sehr unruhigen Schüler zu vermitteln.

Ausschluss von Aktivitäten ist bei mir das allerletzte Mittel, wenn es irgend wie gar nicht anders geht. Damit muss man sehr vorsichtig umgehen! Tue ich bei wiederholten sehr massiven Störungen auch!

Gruß!
Karl

Viele Grüße

Na das ist genau das Problem… Lehrer sehen sich häufig als Pädagogen oder Außenstehende sehen sie als Pädagogen, das sind sie aber nicht… soweit ich weiß beinhaltet das Studium auch kaum Pädagogik…
(Schuster bleib bei deinen Leisten)
Es fängt schon dabei an Kinder als „schwierig“ zu definieren… die Ausgrenzung aus der Gruppe (wie o.g.) ergibt nur folgendes, nämlich die erhöhte Frustration und die erweiterte Schwierigkit.
Ich weiß, wie es ist, wenn Kinder einen zur Weißglut bringen, sehr gut sogar,am besten versucht man es mit konsequentem Handeln… dem Signal von Sicherheit was man selbst will. Logische Konsequenzen und keine expliziten STrafen… ist natürlich leicht gesagt :wink:

das ist ja dann auch keine „faire“ Strafe :wink: sondern eine logische Konsequenz… wenn jmd unruhig ist und einen „ruhigen Tisch“ bekommt, erscheint das logisch

Hallo Chili,

So, nun meine Frage: wie geht man als Pädagoge / Erzieher /
Lehrer richtig mit einer solchen Situation um?

aus dem Bauch heraus wünsche ich mir, dass Pädagogen schwierigen Kindern nur soviel Aufmerksamkeit schenken, dass der Unterricht für die Nichtschwierigen
ungehindert weiterlaufen kann. In der Praxis habe ich mitbekommen, dass recht viele Lehrer mit Störenfrieden überfordert sind, der Unterricht also nicht weiterlaufen kann. Von manchen Kindern habe ich erfahren, dass sie unter dem Stress leiden, den sie bei den Lehrern erfahren, weil diese miese Stimmung in der Unterrichtszeit latent da ist.
Das was Du beschreibst und aufzählst kenne ich auch.
In meinem Bekanntenkreis ist eine Sozialarbeiterin, die in der Schule arbeitet und in solchen von dir beschriebenen Fällen eingreift. Das scheint ganz gut zu laufen.
Gut wäre es, wenn die Schulen konsequenter ihr Hausrecht geltend machen würden und Eltern zur Kooperation zwingen. Bei allem Verständnis für deren Überforderung und unangenehm Berührtsein, aber auffällige Kinder machen einen normal verlaufenden Unterricht unmöglich. Wo bleiben da die Rechte der zuhörwilligen Kinder?
Manche Kinderpsychiater bemühen sich darum im Zuge ihrer Diagnostik alle an einen Tisch zu bekommen, um zu besprechen wie dem Kind geholfen werden kann. Das machen aber nicht alle Psychiater. Wenn nicht, dann kann das auch die Schule initiieren. Das setzt voraus, dass die Schule gut über Hilfsmaßnahmen bei schwierigen Kinden informiert ist und es setzt einen guten Moderator voraus, der mit der Situation emotionalarm umgehen kann.
Alles in allem glaube ich nicht, dass ein noch so gut ausgebildeter Pädagoge alleine das Problem „schwieriges Kind“ in der Klasse bewältigen kann. Ohne Hilfskräfte und Mithilfe durch die Eltern kann er keinen Unterricht machen, so wie ihn sich jeder für sein Kind wünscht.

Grüße oppo

Hi,

das ist nicht off topic, und es beantwortet genau Deine Frage. Du darfst nicht nur bemerken, was dir missfällt und was du anders haben möchtest - du musst dir auch über das klar werden, was du erreichen möchtest. Sonst kommst du nichts ans Ziel. Genauso, wie du nicht einfach losfahren kannst, wenn du in Urlaub möchtest, reicht es nicht, sich bei der Kindererziehung einfach vorzunehmen „ich möchte das jetzt anders“.
außerdem kommt dazu, dass alles, was du tust, eine Konsequenz hat, und da sollte man sich, ganz besonders, wenn es um das Leben anderer geht, vorher Gedanken machen.

die Franzi