Schwimmen lernen für Kinder

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#1

Hallo,

im Schwimmbad kam letztens die Frage auf, ab wann Kinder schwimmen lernen können. Antwort des Schwimmeisters: Erst mit 5 Jahren, denn vorher klappt das mit der Koordination noch nicht.

Meine Überlegung dazu: Es gibt doch auch das Babyschwimmen, wobei Kinder im Alter von einigen Monaten sich schon sicher - von Instinken gleitet (?) - im Wasser bewegen. Kann man denn nicht diese frühkindlichen Erfahrungen dazu nutzen, unmittelbar von dieser Phase aus das „Wassergefühl“ beizubehalten und so gar nicht mehr in die Phase des Nichtschwimmens kommen.

Vom Schwimmeister wurde dies verneint, andere waren der Meinung, dass ggf. ein Schwimmstil antrainiert werden würde, der es schwer  machen würde, später stilsicher zu schwimmen.

Deshalb meine Frage: Müssen Kinder nach dem Babyschwimmen eine Pause machen, damit sie im Alter von 5 Jahren erneut schwimmen lernen können oder kann man vom Babyschwimmen sofort in das „richtige“ Schwimmen überleiten.

Weiss jemand eine Antwort auf diese Frage?

Gruss

P.

Mod: Das Sportbrett erschien mir als das Geeignetste, sollte ein andere Brett besser sein, bitte verschieben.

#2

Hallo P. 
das ist in der Tat eine Argumentation, die wir hier in HH in unserer Schwimmschule immer wieder hören. Gerade in Bademeisterkreisen wird gern so argumentiert. Dem „richtigen“ Schwimmstil wird alles untergeordnet und dabei völlig vergessen, dass wir es mit Kinden zu tun haben die mit den unterschiedlichsten mototischen Entwicklungsständen zu uns kommen.

Die pauschele Aussage, dass ab einem Alter von 5 Jahren die Kinder flächendeckend koordinativ weit genug sind um einen Schwimmstil (hier ist immer Brustschwimmen gemeint, denn nur Brustschwimmen ist in den Augen von vielen Bademeistern „richtiges“ schwimmen) zu erlernen greift viel zu kurz. Es gibt reihenweise Kinder über 5 Jahren, die damit große Probleme haben und sehr viele jüngere Kinder die problemlos sicher schwimmen lernen.

Das Babys bereits schwimmen können ist auch eine Aussage die mit Vorsicht zu genießen ist. Es gibt in Amerika eine Reihe von Schwimmschulen, die eine Art Survival Training im Wasser mit Babys ab ca 10 Monaten machen. Dort geht es darum dass die Kinder darauf Konditioniert werden sich sofort auf den Rücken zu drehen wenn Sie ins Wasser fallen und so das Gesicht über Wasser halten können. Der Weg den die Kinder hier nehmen müssen ist aber durch sehr viel Wasser schlucken und weinen geprägt. Nicht unbedingt eine Pädagogik mit der wir gern unseren Kindern begegnen. 

Wenn wir aber das Wort Pädagogik in den Schwimmunterricht einfließen lassen wollen, dann kommen wir schnell darauf, dass es eben doch möglich ist mit der richtigen Ansprache und den richtigen Aufgaben/Übungen auch den kleineren Kindern das Schwimmen beizubringen. Auch hier spielt das Schwimmen in Rückenlage eine entscheidende Rolle und das Weglassen der Froschbeinbewegung in Bauchlage, da diese viel zu kompliziert zu lernen ist für die kleineren Kinder. Später können die Kinder dann trotzdem sehr gut die Beingrätsche lernen. Dass das nicht mehr klappt, wenn man vorher etwas anderes gelernt hat ist schlichtweg nicht richtig. 

Wir haben eine der größeren Hamburger Schwimmschulen und bei uns schwimmen jedes Jahr einige Hundert Kinder im Alter unter 5 Jahren. Von diesen schaffen es immer deutlich mehr als die Hälfte am Ende eines Schwimmkurses sicher in Bauch und/oder Rückenlage zu schwimmen und viele schaffen so auch das Seepferdchen Abzeichen.

Also bitte keine Pause nach dem Seepferdchen machen, sondern eine Schwimmschule suchen die auch schon mit kleineren Kindern beginnen.

Mehr Infos zu unserem Konzept:

http://www.aquapaedagogik.orgHier die Website der Vereinigung privater Schwimmschule in Deutschland:

http://www.bvap.deLG aus Hamburg

Christian Z.

#3

Hallo,

es ist richtig, das das geeigente Alter zum Schwimmenlernen ab 5 Jahre ist. Denn es geht hier auch um die geistige Entwicklung des Kindes.Ich leite schon seit über 20 Jahren Schwimmkurse und habe festgestellt, das es tatsächlich so ist, dass Kinder mit 5 Jahren die Gesamtbewegung leichter erlernen und auch das Zusammenspiel Arm und Beinarbeit leichter umsetzen.(Koordination).Wenn Kinder  aus dem Babyschwimmen/Kleinkinderschwimmen kommen ist es um einiges leichter das Brustschwimmen zu erlernen. Anknüpfen aus dem Babyschwimmen kann man am ehesten, wenn das Kraulschwimmen als Erstschwimmart gewählt wird, da diese Schwimmart auch an die frühkindlichen Bewegungen, wie Krabbeln anknüpft.Wenn man die Möglichkeit hat ist es immer sehr poisitiv vom Babyschwimmen über das Kleinkindschwimmen an das Schwimmenlernen anzuknüpfen.

Ich hoffe ich konnte ein wenig weiterhelfen.

#4

Hallo,

es stimmt, dass es erst Sinn macht Kindern das schwimmen ab einem Alter von 5 bis 6 Jahren beizubringen. Vorher wissen die (Klein)Kinder nicht wirklich, warum sie diese Übung jetzt machen sollen. Es fehlt meist noch das Verständnis dafür für Wie, Warum, Wieso.

Das Babyschwimmen dient ausschließlich dazu um das Element Wasser kennen zu lernen und keinesfalls um selbstständig zu schwimmen! Im Vordergrund steht dabei, sich mit anderen Elternteilen zu treffen, soziale Kontakte zu knüpfen, zu spielen, Spielsachen im Wasser zu entdecken, Eltern sollen verschiedene Grifftechniken anwenden, 3 D Bewegungen sind möglich, Förderungen des gesamten Bewegungsapparates da schwerelos im Wasser, Wasserdruck/Wiederstand kräftigt Muskeln die an Land nicht trainiert werden usw.

Eine Pause nach dem Babyschwimmen sollte auf gar keinem Fall sein! Selbsttätig können sie weiterhin das Schwimmbad besuchen und mit Schwimmärmeln weiter das Wasser erkunden. Meist probieren Kinder dabei viel aus und testen alles. Ab 5 Jahren melden sie ihr Kind einfach zum Anfängerschwimmkurs an. Idealerweise ist es, wenn der Kindergarten sowas anbietet und gemeinsam zum Unterricht geht.

Ich hoffe es hat geholfen.

Ein schönes Wochenende.

Grüße Daniel

#5

Nun ist Schwimmen aber so viel mehr als der eher technokratische Ansatz der Koordination von Arm und Beinbewegungen. Deshalb noch mal: wählt man entwicklungsgerechte Ansprache und Aufgaben für die Kinder dann ist es problemlos möglich auch Kindern ab 3 Jahren das Schwimmen zu vermitteln.

Bei einem Blick auf die Ertrinkungsstatistiken wird klar: Kinder unter 5 Jahren sind 3x häufiger betroffen als Kinder zwischen 5 und 10 Jahren. Die Aussage, dass es erst ab einem Alter von 5-6 Jahren Sinn macht schwimmen zu lernen, wenn gleichzeitig klar ist, dass es früher sehr wohl möglich ist, finde ich daher einigermaßen bedenklich. 

LG aus Hamburg

Christian Z.

#6

Hallo P.

wenn ein Baby schon die Gelegenheit bekommen hat, Freude an der Bewegung im Wasser zu haben, so sollte man ihm das auf keinen Fall nehmen. 
Ich finde es schlimm, dass von dem Schwimmmeister so auf dem reinen Schwimmstil herumgeritten wird. Es soll doch nicht aus jedem Kind ein Hochleistungsschwimmer werden. 
Viel wichtiger ist die Freude an der Bewegung. Da könnte man ja auch gleich verbieten, dass Kinder zu Fuß gehen, weil man ihnen erst ab einem bestimmten Alter die Bewegungsabläufe in der Theorie verstehen können. Dann ist es ja wohl zu spät.

Bei jeder Sportart, sei es Schwimmen oder Fußball, Laufen, was auch immer soll doch das Wohlbefinden und der Nutzen für die Gesundheit im Vordergrund stehen. Ich spreche aus einer traurigen Erfahrung. Mein Sohn wollte gerne mit 11 Jahren in die Kinderfuußballmannschaft gehen, wo ein Freund schon ein paar Jahre lang spielte. Die Kinder waren aber so gehirngewaschen, auf Leistung getrimmt, dass sie ihn innerhalb eines Monats rausgeekelt haben. Schade.

Such dir fürs Schwimmen mit deinem Baby bzw. Kleinkind langfristig eine nette Gruppe, die menschlich in Ordnung ist, dann ist es auf jeden Fall richtig, gleich weiterzumachen.

Alles Gute für euch.

Petra