Schwule und Lesben beim Militär

Hallo,

in den USA dürfen jetzt Schwule und Lesben zum Militär
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,735493,…,
was sie bei uns, wenn ich richtig informiert bin, schon lange dürfen.

Ich sehe da aber ein Problem, das nichts mit Vorurteilen gegen diese Personen zu tun hat: Beim Militär wohnt man nicht in Einzelzimmern, als ich beim Bund war, waren wir zu sechst in einem Raum. Im Feldeinsatz trägt jeder eine Zeltplane im Rucksack, die zusammen mit der Plane eines anderen ein so enges Zelt ergibt, dass man zwangsläufig Körperkontakt hat.

In Einheiten, wo es bisher Sodatinnen und Soldaten gibt, wohnen die natürlich nach Geschlechtern getrennt. Wie aber bringt man einen bekennenden Schwulen oder eine ebensolche Lesbe unter?

Grüße
Carsten

Guten morgen Carsten

in den USA dürfen jetzt Schwule und Lesben zum Militär
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,735493,…,
was sie bei uns, wenn ich richtig informiert bin, schon lange
dürfen.

Richtig, zumindest beim bundesdeutschen Militär spielt das schon seit mindestens 20 Jahren keine Rolle mehr. Ich habe aber gehört, dass früher mal die Tauglichkeitsstufe T6 Homosexuellen vorbehalten war, die durch diese Einstufung automatisch untauglich waren. Allerdings konnte ich hierzu im Netz nichts konkretes finden.

Jedensfalls ist es so, dass die Bundeswehr es nicht verbietet, wenn zwei miteinander in der Kaserne in einem Einzelzimmer schlafen.

Ich sehe da aber ein Problem, das nichts mit Vorurteilen gegen
diese Personen zu tun hat: Beim Militär wohnt man nicht in
Einzelzimmern, als ich beim Bund war, waren wir zu sechst in
einem Raum. Im Feldeinsatz trägt jeder eine Zeltplane im
Rucksack, die zusammen mit der Plane eines anderen ein so
enges Zelt ergibt, dass man zwangsläufig Körperkontakt hat.

In Einheiten, wo es bisher Sodatinnen und Soldaten gibt,
wohnen die natürlich nach Geschlechtern getrennt. Wie aber
bringt man einen bekennenden Schwulen oder eine ebensolche
Lesbe unter?

Und wo ist jetzt das Problem?

Das sich Homo- von Heterosexuellen außer in Ihrer sexuellen Orientierung nicht unterscheiden dürfte sich ja inzwischen herumgesprochen haben. Nur weil jemand Homosexuell ist, wird er doch nicht automatisch geil nur weil er einen anderen Mann / Frau (je nach Orientierung) nackt / leichtbekleidet sieht.

Den praktischen Beweis hierfür, erlebe ich regelmässig bei der freiwilligen Feuerwehr: Inzwischen ist das so, dass Frauen und auch Homosexuelle bei uns genauso Dienst tun wie Heterosexuelle Männer. Baulich bedingt haben wir bis dato keine getrennten Umkleiden und ziehen uns alle zusammen in der Fahrzeughalle um. Wie es der Zufall will, ist mein Spindnachbar eine Frau (Und die sieht nun wirklich nicht schlecht aus) und mir gegenüber zieht sich ein Schwuler um. Nun kann ich mich zwar nicht in die Köpfe der Beiden versetzen, aber mich persönlich interessiert es herzlich wenig. An der Situation des Umziehens ist nun wirklich nichts erotisches.
Selbst wenn sich einer von den Beiden entsprechende Gedanken machen würde, ist selbst dass für mich kein Problem. Er sollte es mir nur nicht erzählen.

Ähnliches gilt für den Bundeswehrdienst und insbesondere für den Feldeinsatz: Wenn eine Gruppe mehrere Tage / Wochen im Einsatz ist, draussen schläft, sich nicht duschen und richtig ausruhen kann, ständig gefechtsberereit ist oder sogar kämpfen muss, interessiert es herzlich wenig wie einer sexuell drauf ist. Das letzte was sich da einstellt ist Geilheit.

Das Ganze wird doch höchstens problematisch, wenn sich zwei zueinander hingezogen gefühlt haben und dann mit der Trennung nicht umgehen können.

Einen schöpnen 4. Advent noch

Charlie80

Hallo Charlie,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, aber ich sehe doch einen erheblichen Unterschied zwischen einem gelegentlichen Umziehen und ständigem Zusammenwohnen bzw. mit Körperkontakt im engen Zelt schlafen.

Ob ein Schwuler auf dem Männerzimmer das als Paradies empfindet, weil er ständig nackte oder wenig bekleidete Männer sehen kann, oder eher als Qual, weil er gerne möchte …, aber keiner will mit ihm - das mag unterschiedlich sein. Aber wenn das egal wäre, könnte man Frauen und Männer ja ruhig zusammen auf ein Zimmer legen. Das wäre zu dem organisatorisch einfacher und kostengünstiger, denn da Frauen bei der BW immer noch selten sind, haben selbst einfach Soldatinnen häufig Doppel- oder gar Einzelzimmer.

Und was das Schlafen im Zelt angeht: Zum einen ist man nicht immer so kaputt, dass man einfach nur schlafen will; außerdem wacht man auch morgens nebeneinander auf.

Grüße
Carsten

Ich sehe da aber ein Problem, das nichts mit Vorurteilen gegen
diese Personen zu tun hat: Beim Militär wohnt man nicht in
Einzelzimmern, als ich beim Bund war, waren wir zu sechst in
einem Raum. Im Feldeinsatz trägt jeder eine Zeltplane im
Rucksack, die zusammen mit der Plane eines anderen ein so
enges Zelt ergibt, dass man zwangsläufig Körperkontakt hat.

Und? In den Niederlanden wohnen und duschen Soldaten unterschiedlichen Geschlechts sogar miteinander - wohl die einzige feldtaugliche Lösung, wenn auch Frauen neben Männern in Kampfeinheiten eingesetzt werden sollen.

In Einheiten, wo es bisher Sodatinnen und Soldaten gibt,
wohnen die natürlich nach Geschlechtern getrennt. Wie aber
bringt man einen bekennenden Schwulen oder eine ebensolche
Lesbe unter?

Männlein zu Männlein und Weiblein zu Weiblein.

Gruß Andreas

Junge! in was für einer sexistisch verzehrten Welt lebst du den?
Also erhlich mal, bloss weil neben mir jemand liegt der meiner sexuellen Neigung gemäß eine Kandidat für mich wäre, verhindert das nicht gleich den normalen Umgang. Ich weiß ja nicht wie es bei dir ist, aber die meisten Menschen sind nicht Sklave ihrer Triebe.

Das ganze mag zwar komisch sein, wenn man es nicht gewohnt ist, aber dass ist wie so vieles eine Frage der Gewöhnung. Natürlich ist es auch eine Frage der Erziehung der Person, aber eigentlich sollte es normal sein, dass ich nicht durch die Welt gehe und meinen Mitmenschen einen Stempel aufdrücke „will ich f*“ oer „will ich nicht f*“
Sprich das Sex etwas ist was in beidseitigen einvernehmen stattfindet, nicht umsonst ist sexuelle Belästigung eine Straftat, daran ändert auch das Umfeld „Armee“ nichts…
Außerdem gab es auch in der Geschichte schon massenhaft Fälle von gemischten bewaffneten Verbänden ohne dass dort deswegen eine Dauerorgie herrschte…

Hallo,
und ständigem Zusammenwohnen bzw. mit Körperkontakt

im engen Zelt schlafen.

ich habe so manche Nacht in Zwei-Mann-Zelten verbracht, Körperkontakt war da nicht.

Und was das Schlafen im Zelt angeht: Zum einen ist man nicht
immer so kaputt, dass man einfach nur schlafen will; außerdem
wacht man auch morgens nebeneinander auf.

Ich war immer froh, wenn ich endlich in den Schlafsack kriechen konnte, denn Schlaf war meistens Mangelware. Stimmt, man wachte nebeneinander auf, im Normalfall durch „ALARM“, manchmal auch durch „KOMPANIE-“ oder „ZUG AUFSTEHEN“ geweckt. Und es kam auch vor, dass man sich zusätzliche Zeltplanen auslieh und damit Zelte baute, in denen jeder seine eigene Schlafnische hatte. Man brauchte halt nur ein paar Zeltplanen mehr.
Gruss
Rainer

Hast du weibliche oder männliche Geschwister (je nach deiner sexuellen Ausrichtung)? Ich habe mir, z.B. mit meinen beiden Schwestern bis ich 14 war und danach mit einer der beiden bis ich 18 war ein Zimmer geteilt. Tatsächlich habe ich mit beiden auch schon in Zelten geschlafen, in denen nicht all zu viel Bewegungsfreiheit herrschte. Trotzdem ist da NICHTS passiert. Ebenso habe ich bereits mit befreundeten Pärchen in einem Zelt geschlafen, oder ein/e Freund/in mit mir und meiner damaligen Freundin in einem Zelt, ebenso mit einem befreundeten schwulen Pärchen und nie ist auch nur einer davon über einen anderen hergefallen, als würden die Hormone schon zu den Ohren rausspritzen und ich denke, es waren immer wesentlich entspanntere Situationen als während eines Maneuvers oder eines Feldeinsatzes.

Ich wurde nichtmal im zu dem Zeitpunkt seeeeeeehr kontaktfreudigen Darkroom einer Schwulendisco vergewaltigt, bekam dort aber ein Kompliment für weiche Hände und eine angenehme Stimme, aber das ist eine andere Geschichte (Kategorie: Für Aussenstehende äusserst zweideutige Situationen).

Hallo,

und warum werden die Geschlechter in der Bundeswehr dann getrennt untergebracht? Welche Begründung gibt es hierfür und kann diese nicht auch auf Homosexuelle (Männlein wie Weiblein) ausgedehnt werden?

Dass es machbar und vielleicht in einer Armee sogar sinnvoller ist, Mann und Frau zusammen unterzubringen, ist klar.
Carstens Frage wurde bisher aber noch nicht beantwortet und auch ich fände die Antwort interessant.
Vielleicht sollte sie aber im Bereich Behörden und Recht gestellt werden. Die haben vielleicht den Überblick darüber, wie die Verordnung begründet wurde.

Mit freundlichen Grüßen,

DaBenn

und warum werden die Geschlechter in der Bundeswehr dann
getrennt untergebracht? Welche Begründung gibt es hierfür

Weil auf die Privat-/Intimssphäre der Soldaten Rücksicht genommen wird und in unserem Kulturkreis ist gleichgeschlechtlicher Unterbringung üblich, um diese weitestgehend zu ermöglichen.

und kann diese nicht auch auf Homosexuelle (Männlein wie Weiblein)
ausgedehnt werden?

Nein, denn die sexuelle Ausrichtung geht den Staat, also auch eine Behörde wie die Bundeswehr schlicht nichts an, dementsprechend kann sie auch nicht für irgendwelche Entscheidungen beachtet werden.

Dass es machbar und vielleicht in einer Armee sogar sinnvoller
ist, Mann und Frau zusammen unterzubringen, ist klar.

Ob das dauerhaft immer und überall wirklich sinnvoll ist bezweifle ich mal ganz stark.
Wenn ich eine (bildhübsche) Soldatin als Stubenkameradin habe hat das Auswirkungen auf mich, auf sie und durchaus auch auf ihre und meine private Umgebung. Was ein Partner denkt/für Ängste entwickelt, wenn er weiß, dass sein Partner während eines Auslandseinsatzes 4 Monate lang mit einem oder mehreren Kameraden des anderen Geschlechts auf einer Stube liegt brauche ich wohl nicht näher auszuführen.
Und ich für meinen Teil habe in meinem „dienstlichen Privatbereich“, also meiner Unterkunft lieber männliche Kameraden um mich herum als Frauen, denn das Wohlbefinden hat auch etwas damit zu tun wie ungezwungen man sich verhalten kann.

Und zu den homo sexuellen ist zu sagen, dass für sie wie für jeden anderen auch gilt, dass Sexualität bei der Bundeswehr den Dienstbetrieb nicht beeinflussen darf und ein Homosexueller genauso wie ein Heterosexueller ein Disziplinar-/Strafverfahren riskiert, wenn er seine Grenzen nicht kennt.

Gruß Andreas

Hallo,

danke für die Erklärung, sie hat Licht ins Dunkel gebracht.

Bei der gemischtgeschlechtlichen Unterbringung stimme ich überein. Als ich meinen Beitrag schrieb, hatte ich den „großen Vaterländischen Krieg“ und die Unterbringung im Felde im Kopf. Ich weiß, eine eingeschränkte Sicht auf den Komplex Militar.

Mit freundlichen Grüßen,

DaBenn