Seelenkonzept der Transpersonalen Psychologie
Hi Nikelaus.
Nun, du fragst nach einer psychologischen Definition, bist mit ihr aber nicht ganz zufrieden, wie ich aus einer deiner Antworten ersehe. Denn du erwartest Hinweise auf eine „Substanz“.
So etwas aber wirst du in der modernen westlichen Psychologie, soweit diese dem konventionellen Lager angehört, nicht finden.
Es gibt allerdings seit einigen Jahrzehnten eine neue Form der Psychologie, die sich „Transpersonale Psychologie“ nennt. Hier ist vor allem Ken Wilber als führender Denker zu nennen.
Diese psychologische Richtung kombiniert unterschiedliche Denkrichtungen, darunter auch östliche Systeme (z.B. Vedanta).
Hier wirst du Antworten finden, wenn du nach einer „Seelensubstanz“ fragst. Seele ist dabei aber nicht als etwas vom Rest der Welt Getrenntes zu verstehen, sie hat kein Eigen-Sein, keinen Selbst-Stand, sondern ist eine Struktur ohne Wesenskern, die mit dem Weltganzen in substantieller Beziehung steht.
Ich versuche die in diesem Zusammenhang relevanten Begriffe und Konzepte zusammenzufassen, so wie sie in Arthur E. Powells Büchern über die geistigen Substanzen dargestellt sind. Das deckt sich weitgehend mit den Auffassungen von Ken Wilber und einigen Richtungen der östlichen Philosophie, z.B. dem Vedanta.
Wichtig dabei ist, dass in diesen Konzept von einer „Stofflichkeit“ des Geistigen ausgegangen wird. Der common sense versteht das Geistige ja als etwas völlig Unstoffliches, obwohl ihm ein Sein nicht abzusprechen ist.
Wie aber soll etwas sein, das aus Nichts besteht? Das macht absolut keinen Sinn.
Dem Seelenbegriff nahe steht vor allem das Konzept des „Astralkörpers“ (der emotionale Leib) und des „Mentalkörpers“ (der denkende Leib). Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Körper dem bewussten Ich weitgehend un-bewusst sind. Wir fühlen und denken zwar, aber ohne das ganze Ausmaß jener Körper wahrzunehmen, aus denen die Gefühle und Gedanken hervorgehen. Wir erkennen normalerweise nur die Oberfläche eines Ozeans, aber nicht seine unermessliche Tiefe.
Normalerweise…
Im folgenden verwende ich u.a. den Begriff „materiell“, der hier aber Stofflichkeit bedeutet im Sinne des Esoterischen. Physikalische Materie (das Materielle im Sinne des common sense) ist nur eine bestimmte Ebene in dieser komplexen Struktur, und zwar die niederste, die „grobstoffliche“.
Die Esoterik unterscheidet also mehrere Ebenen des Materiellen, die den verschiedenen Körpern entsprechen, aus den der „Mensch“ besteht: physikalisch, ätherisch, astral, mental, kausal und buddhisch. Der Feinheitsgrad steigt mit jeder Ebene ganz erheblich, d.h. die jeweiligen „Atome“ einer Ebene sind entsprechend kleiner und zahlreicher als die der darunter liegenden Ebene. Die kausale Ebene ist so etwas wie das höchste Selbst, das Bewusstsein auf der Stufe des universellen Geistes, der sich selbst als solchen wahrnimmt. Buddhisch ist die allerhöchste Ebene, auf der der universelle (unpersönliche) Geist einfach nur noch IST. Zugleich ist diese Ebene die „Energiequelle“, aus der sich die Vitalität aller unteren Ebenen speist.
Auch die unterste, die grobstofflich-physikalische, ist von einer fundamenten Vitalität erfüllt, denn das Universum kennt nichts „Totes“. Der biologische Leib des Menschen entspricht der physikalischen Ebene. Der ätherische, ihn umgebende (und durchdringende) Leib dient nur dazu, die höheren Energien aus der astralen, mentalen usw. Ebene mit ihm zu verbinden, und vergeht, wenn sich der astrale vom physischen Leib nach dem biologischen Tod trennt. Dieser Astralleib hat ein relativ eigenständiges Sein, auch losgelöst vom Körper, und gilt im wesentlichen als Sitz der Emotionen, also der Gefühlswelt, der Leidenschaften. Er ist in die höheren Körper eingebettet, also den mentalen, kausalen und buddhischen. Der ihn umgebende (und durchdringende) Mentalleib wiederum ist der Leib, mit dem der Mensch denkt.
Zitat:
„Dem hellsichtigen Menschen erscheint der Mentalkörper … als ein Gebilde aus dichtem Nebel von der Gestalt jedes physischen Körpers… Er ist eine Gestalt von großer Schönheit und erhält durch die Zartheit und schnelle Bewegung seiner Partikel den Anschein lebendigen irisierenden Lichts… jeder Gedanke lässt im Mentalkörper Schwingungen aufsteigen, begleitet vonn einem Farbenspiel ähnlich dem in der Gischt eines Wasserfalls im Sonnenlicht, aber um ein Vielfaches intensiver in den Farben und in seiner lebendigen Schönheit.“ (Powell, Der Mentalkörper, 20-22)
Zitat Ende.
Gruß Horst