Seele und Geist

Hallo Leute,

Seele ergebe sich aus der Übereinstimmung von Sein und Scheinen.

Was ist davon zu halten?

Gruss,
Mike

  • MOD: Hinweis auf falsche Brettwahl entfernt

Worthülsen
Moin!

Seele ergebe sich aus der Übereinstimmung von Sein und
Scheinen.

Sagt wer?

Was genau verstehst du überhaupt unter „Sein“ und „Schein(en)“?

Würde deine im Umkehrschluss bedeuten, dass Menschen, bei denen „Sein“ und „Schein“ differieren - und davon gibt es doch wohl einige - keine Seele haben???

Was ist davon zu halten?

Von solchen Fragestellungen halte ich wenig. Aber das wolltest du sicher nicht wissen.

Gruß, noi

  • MOD: bearbeitet, da das Ursprungsposting editiert wurde


  • Psychologische Seite der Ontologie - Fallbeispiel
    Hallo noigerich,

    Die Unverbindlichkeit hat den Grund, dass in dem Fall, wo keiner einen verbindlichen und vergleichsweise wahren Begriff von Seele hat, die Psychologie logischerweise als ganze umfallen müsste - was sie bekanntlich nicht tut. Oder bestreitet jemand, „Psyche“ sei „Seele“?

    Sagt wer

    Ich gebe gerne ein Beispiel, möchte aber vor allem gerne von Psychologen (und Philosophen) wissen, ob sie eigentlich allgemein nicht zwingend in der theoretischen Arbeit immer wieder etwas mit „Sein“ und „Scheinen“ anfangen. Einerseits ist das in diesem Brett hier richtig, weil die Wahrheitsfrage/Ontologie (siehe jüngere Threads) betroffen ist. Andererseits gibt es gängige Grunddefinitionen von Sein und Scheinen, welche psychische (seelische) Prozesse zur Folge haben. Natürlich kommt man damit einerseits zwar auch vom Allgemeinen auf das Individuelle. Andererseits hat jeder diesen Schritt zu tun, es handelt sich also doch noch um Allgemeines.
    Meine Hypothese: Vorausgesetzt seien der Umgangssprache möglichst entsprechende Grunddefinitionen von Sein und Scheinen. Dann hat derjenige, der dieser „Wahrheit“ anheimfällt, nicht einen rein geistigen, sondern auch einen seelischen Schritt zu machen. Es gäbe (gebe/gibt - was eben zu untersuchen ist) dann eine Entsprechung, bzw. es existiert dann ein logisch-widerspruchsfreier Zusammenhang zwischen den drei Begriffen Sein-Scheinen-Seele, d. h. man könnte dann eine Definition aller drei Begriffe aufgrund ihrer umgangssprachlichen Verwendung wagen, die logisch widerspruchsfrei im Raum steht.

    Nun ein Fallbeispiel: A und B wetten um 4 Euro, C heisse Meier oder Müller. A behauptet, C heisse Meier, B behauptet, C heisse Müller. A und B sind reich, C ist arm. Nachdem die Wette abgeschlossen ist, fragen A und B den C, ob er jetzt Meier oder Müller heisse. Die Antwort ist „Meier“. A hat also gewonnen, B gibt ihm 4 Euro.

    A ist ein sehr ethischer Mensch (nebenbei: Du siehst, ich arbeite auch mit einer umgangssprachlichen Grunddefinition von „Ethik“!). A schenkt seine 4 Euro sofort dem C weiter. C ist aber nicht nur arm, sondern ehrenhaft.

    Und nun zur eigentlichen Handlung, um die es mir geht: C lehnt zunächst das Geld ab. Er sagt zu A, er sei doch kein Bettler. A sagt aber, es gehe ihm nicht um das gute Werk, sondern C sei doch der Anlass seines Sieges, ohne C habe er doch die Wette nicht gewinnen können. Er erklärt C, dass gewettet worden sei. Er, A, habe sofort den Akzent der Familie Meier erkannt, als C geredet habe. B habe gesagt, auch wenn der Akzent der Familie Müller nicht so deutlich sei, so seien doch heute lauter Müllers unterwegs und die Meiers seien auf Mallorca in den Ferien. A habe aber schon geahnt, dass C früher aus Mallorca heimgekommen sei.

    C antwortet nun: „Gut, nicht weil ich ein armer Mann bin, sondern weil ich Meier heisse, wurde die Wette gewonnen. Dann habe ich doch aufgrund meines Namens und nicht aufgrund meiner Armut ein moralisches Recht auf die 4 Euro.“ C steckt die 4 Euro ein.

    Worum es mir nicht geht: moralisch zu beurteilen, ob C Recht hat. Es gibt Menschen, die würden auch jetzt noch keinen Cent akzeptieren, andere hätten das Geld schon als Bettelgeschenk angenommen, beides ist vertretbar.

    Worum es mir geht: C hat nun mehr Gründe als vorher. Er hat also eine „tiefere Wahrheit“ auf seiner Seite, nämlich nicht nur seine Armut, sondern eben auch seinen Namen. Das Meier-Sein hat dem Schein zugunsten von A entsprochen und dadurch dem A bei C Punkte verschafft.

    Ich rechne nun einmal damit, das Verhalten von C sei im Volk häufig. Man mag dies bestreiten, aber ich möchte als Grundannahme einfach einmal damit rechnen.

    Es entsteht zwischen A und C ein soziales Verhältnis, das vorher nicht da war und ohne die Umstände auch weiter nicht da wäre. Dass es nicht um die Armut von C geht, spielt offensichtlich eine recht wichtige Rolle, ich setze mal voraus, es sei eine entscheidende.

    C fühlt sich also deswegen eher akzeptiert, weil der Anschein, der bei A entstanden war, nämlich dass C Meier heisse, sich bewährt hat.

    Sein und Scheinen bewirken also bei C ein Engagement, welches sein Vertrauen hin zu A lenkt und also bei ihm einen psychischen oder „seelischen“ Vorgang hervorruft.

    Würde deine im Umkehrschluss bedeuten, dass Menschen, bei denen
    „Sein“ und „Schein“ differieren - und davon gibt es doch wohl einige

    • keine Seele haben

    Nein, es zielt aber auf die Denkebene, die ich verfolge. Es geht um die Frage, ob das Engagement der menschlichen „Seele“ (mal zum Probieren beispielsweise zu umschreiben als „zum geistig Hochwertigen hin tendierender Teil der Psyche“) wächst, wenn Sein und Scheinen übereinstimmt. D. h. gibt es etwas im Menschen, das die immer höhere Wahrheit lieben muss gegenüber dem blossen Schein, und wenn ja, ist dieses Etwas bloss geistig, oder hat es (ähnlich der äusseren Entsprecheung von Sein und Scheinen) auch auf einer weiteren Ebene (die dann eben die „seelische“, also eine nicht bloss geistige Ebene ist) eine Entsprechung?

    Von solchen Fragestellungen halte ich wenig

    Ich werde nicht gerne allzu konkret, damit die Diskussion besonders auch auf andere Beispiele hin offen bleiben möge.

    Gruss,
    Mike

    Begriffsverwechslung?
    Hi Mike.

    Seele ergebe sich aus der Übereinstimmung von Sein und Scheinen.
    Was ist davon zu halten?

    Ohne eine Definition von „Seele“ zunächst mal nicht so viel. Ich weiß auch nicht, was du mit „Scheinen“ meinst. Wenn ich kürzlich einen Gegensatz zu „Sein“ zur Sprache brachte, dann war das die „Erscheinung“ (Phänomen). Das ist etwas ganz anderes als „Schein“.

    Erscheinung = subjektiv strukturierte Wahrnehmung der Dinge-an-sich

    Schein = illusionäre ´Wahrnehmung´ eines Nicht-Seienden

    Der Unterschied liegt darin, dass die Erscheinung eine Ursache in der Wirklichkeit hat, der Schein aber nicht.

    Ich fürchte, dass deine ganze Argumentation (in deinem etwas zu langen Post) unter dieser Verwechslung leidet. Deine Argumentation behandelt Sein/Scheinen auf der Ebene von Richtig/Falsch. Tatsächlich liegt der Kontrast von Sein/Erscheinung aber auf der Ebene An-sich/Für-uns(= Subjektivität).

    Chan

    Keine Begriffsverwechslung - ‚Schein‘
    Hallo Ch’an,

    vielen Dank für die Antwort.
    Den „Schein“ kann ich so als Definition nicht verstehen, weil es mir bei ihm nicht bloss um das Scheinbare, sondern um das Anscheinende geht.

    Die ganze Fragestellung macht für mich nur Sinn, wenn der „Schein“ / vielleicht müsste ich also sagen: „das Anscheinende“ - weder bloss subjektiv noch sicher irreal ist, sondern die Möglichkeit der Objektivität und Realität trägt. Also: Angenommen, etwas scheint eine Orange zu sein, und später stellt sich heraus, dass es eine ist.

    Gruss,
    Mike