Mathematik ausgenommen
Das war außer dem üblichen Kampfgejohle doch endlich mal ein sauberer und nützlicher Wissensbeitrag, lieber Junktor! Und da stimmte ich dir ja zu, weil es um Identität geht. Diese ist bekanntlich verschieden, sowohl in der Schule als auch in der nachschulischen Lebenszeit. Vielleicht akzeptierst du ja mal das reale Phänomen, dass durch die MEINUNG eines einzelnen Menschen Milliarden andere ihre Identität erhalten (z. B. Christen, Buddhisten, Sozialisten etc.). Ich habe zwar eine andere Identiät als die Mehrheit (Identifikation und Identität sind verschieden), aber ich kann ja auch andere tolerieren, auch wenn es oft nicht danach aussieht. Dein Beispiel mit der Mathematik interessiert mich selber. Einerseits ist sie die exakteste aller Wissenschaften.
Andererseits gibt es keine Mathematik ohne menschliches Bewusstsein und somit ist auch die Mathematik subjektiv auf den Menschen bezogen bzw. intersubjektiv zum gemeinsamen Nutzen. Aber, was den einen interessiert, interessiert den anderen noch lange nicht. Das ist Psychologie.
Gewiss ist das in der Schule anders. Aber das ist ja auch okay, wenn man akzeptiert, dass es verschiedene Lebenswelten gibt, wie Husserl MEINT. Was er allerdings nicht wusste, als großer Mathematiker und großer Philosoph, war die Psychologie passend zur Mathematik. In der Schule geht es, wie Pädagogen sagen, um „Disziplinierung“. Man lernt nach Vorgaben ein Wissen für gute Noten, um daraus für sein späteres Leben einen Nutzen zu haben und sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Im nachschulischen „wirklichen“ Leben, wo es um Wirtschaft, Kunst und Politik geht und wo mit den Steuereinnahmen der Macher und ihrer Mitrabeiter die Schulen finanziert werden, geht es dagegen nicht nur um Wissen als Vorgaben. Sonst wäre es wohl keinem Philosophen je eingefallen, sich bewusst von anderen Philosophen und deren MEINUNG zu unterscheiden.
Was ist zum Beispiel Adam Smiths berühmte unsichtbare Hand? Und das in einer der rationalsten Wissenschaften, der Ökonomie? Ist das nur ein Mythos, der in den Wirtschaftswissenschaften bis heute als bloße MEINUNG weiterlebt? Ein reales Beispiel aus dem wirklichen Leben der Wirtschaft: Als die Finanzkrise schon längst bekannt war, vertraten Ökonomen weiterhin ein Wirtschaftswachstum, und das sogar mit exakten Prozentangaben und Kommastellen, eben nach der Philosohie der Mathematik!
Ist das nun Wissen oder ist das nur MEINUNG, wie schon Protagoras vor ca. 2300 Jahren wusste? Indem wir nur die MEINUNG anderer kopieren, wissen wir ja noch lange nichts aus eigener Erkenntnis, das hat Sokrates gegenüber Protagoras erkannt und dafür die Wissenschaft begründet.
Bedenke auch, was Prof. John Dewey als Philosoph, Psychologe und Pädagoge schon vor Jahrzehnte zur Schule und Demokratie MEINTE. Auf Dewey und auf Wittgenstein bauen so große Gegenwartsphilosophen wie Prof. Hilary Putnam auf. Es geht um verschiedene Identitäten und um einen demokratischen Pluralismus, mit dem Nutzen für die globale Entwicklung, weil viele Köpfe ein Nutzen für die Evolution des Wissens sind. Das berührt aber gewiss nicht die Mathematik, die bleibt davon ausgenommen. Das heißt doch, dass ich deine MEINUNG Junktor auch toleriere 
CJW