Tja, wie war das noch mal? Seit 1991 haben eine große Zahl der Unwörter eine politische Konnotation. Meist geht es darum, Begriffe auszumachen, die suggerieren, von „Rechten“ im weitesten Sinne gebraucht zu werden. Man hat ja links und bunt zu sein.
Beim aktuellen Unwort ist das auch so. Sprachlich gesehen ist die Auswahl freilich nicht zielgerichtet, regelmäßige Medienkonsumenten wissen aber, dass hier meist die Schublade „Rechtspopulisten“, also Trump, Le Pen, AfD, Pegida und die ganze Mischpoke geöffnet wird. Das sollen die Kreise sein, die laut den Systemkonformisten der Öffentlichkeit systematisch Lügen unterbreiten würden. Man kann sich nämlich nicht erklären, dass Brexit, Trump-Wahl, AfD-Einzug usw. handfeste, sachliche politische Gründe haben könnte oder dass die Systemvertreter durch ihre Politik dazu beigetragen haben könnten. Das ist ungefähr so wie die absolut feststehende Tatsache, dass, wenn meine Mannschaft verliert, garantiert nicht ihr schlechtes Spiel, sondern der durch die Gegenseite bestochene Schiedsrichter schuld ist.
Warum die Wahl der alternativen Fakten? Trump geht natürlich wie ein Trumpeltier vor. Man nutzt es aus, dass er so offen falsche Tatsachen verbreitet, während die Lügen der Systemkonformisten bei uns im viel gebildeteren, nicht so oberflächlichen Deutschland einfach nur besser getarnt werden.
Beweis gefällig? Gerne:
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So kann ich mich noch gut daran erinnern, wie in der Tagesschau von den Zahlen über „Schutzsuchende“ gesprochen wurde (vielleicht sogar immer noch wird). Es wird einfach als Tatsache vorausgesetzt, als suchten die Leute Schutz. Schutz sucht man wiederum im politischen Kontext vor Terror, Krieg, Verfolgung. Dass Leute also reine Wirtschaftsmigranten sein könnten, wird also implizit ausgeschlossen, vielmehr wird die Öffentlichkeit klar belogen, denn es wird suggeriert, alle diese Migranten seien in politischer Hinsicht gefährdet gewesen.
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In ähnlicher Weise werden Begriffe wie „Bleibeperspektive“ verwendet. Man suggeriert, jemand besäße rein von seinem Grundstatus her eine Aussicht auf dauerhaften Verbleib in Deutschland. Dabei besagt unser Recht, dass selbst politisch Verfolgte Asyl erhalten, solange die politische Verfolgung anhält. Syrien-Flüchtlinge dürfen bleiben, solange die Lage in der Heimat eine Rückkehr nicht möglich macht (also eigentlich ein Zeitpunkt, der jetzt schon in der Vergangenheit liegt). Und selbst wenn das Recht einen dauerhaften Verbleib ermöglicht, ist dies von der demokratischen Entscheidung des Volkes abhängig, da wir die Vertreter wählen, die Gesetze erlassen. Mit einem Begriff wie „Bleibeperspektive“ wird das alles ausgehebelt: Ihr habt nichts zu sagen, ihr müsst akzeptieren, dass die Migranten bleiben, und ihr habt alle daraus resultierenden Nachteile klaglos zu akzeptieren.
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Der größte alternative Fakt aber ist eindeutig „Integration“. Da wird gesagt, man müsse mehr dafür tun, um „die“ Integration zu fördern. Es wird so getan, als sei sie möglich, als sei sie nur eine Frage der Zeit und unserer Anpassung an die neuen Mitbürger. Verkannt wird dabei: Eine Integration hunderttausender Menschen aus anderen, oftmals aus muslimisch geprägten Kulturkreisen gab es noch nie. Sie entspricht weder den Tendenzen in den Herkunftsländern (dort, wo der Islam in der Mehrheit ist), noch den theoretischen Grundlagen, noch den Erfahrungen in Frankreich oder Belgien, von wo ja auch 2015 klare Warnungen kamen, die wir aber überhört haben. Es wird sie also nicht geben. Das ist so, wie wenn die Zeugen Jehovas eine Konferenz einberufen würden, wann Gott denn den Weltuntergang einleiten werde. Die Frage, ob Gott das tun werde, schiebt man unter den Teppich, man debattiert nur darüber, wann das geschehen werde. Genau so ist es auch, wenn bei uns debattiert wird, wann und wie denn die Integration erfolgen werde.
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Ein letztes Beispiel: [Zitat Beginn]Die letzten Monate hat sich eine eindeutige Tendenz von Fragen auf der Plattform entwickelt, die Flüchtlinge und Emigranten bewusst immer wieder in ein negatives Licht rücken.[Zitat Ende] Na, erkennt ihr es selbst? Es wird so dargestellt, dass die Thematisierung eines Ereignisses die Flüchtlinge in ein schlechtes Licht rücke. Dabei wird übersehen, dass die Taten selbst - sei es Köln, sei es Freiburg, sei es aktuell Regensburg - den Ursprung setzen und darüber hinaus jeder einzelne die Möglichkeit besitzt, die Ereignisse richtig einzuordnen.
Mit der Erklärung der alternativen Fakten zum Unwort versucht man, die ideologische Grundlage für weiter voranschreitende Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu setzen. Anders ausgedrückt: Mit dem alternativen Fakt, wir würden von Fake News nur so überschüttet und könnten zwischen wahren und falschen Meldungen nicht mehr unterscheiden, obwohl man meist durch simple Internetrecherche schnell rausfinden kann, ob etwas wahr oder falsch ist, will man der Tendenz zur Einschränkung der Informationswege und zur Erteilung von Vorgaben (und „Vorauswahlen“), was richtig zu sein hat, den Weg bereiten.