Seit wann kennen wir

Moin,

anlässlich wessen

hat Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie ein Wort in eine Sprache kommt? Das geht nicht auf Antrag, dann hätten wir ein Datum der bearbeitenden Behörde, sondern es passiert einfach. Einer nutzt es, einem anderen gefällt es, irgendwann gehört es vielleicht zum Wortschatz, und dann landet es mit Glück im Duden. Oder eben nicht, dann gerät es wieder in Vergessenheit. So wie der Entenschwanz.

Gruß
Ralf

In Feldpostbriefen 1941 - 1944, die ich gelesen habe, ist „der Amerikaner“ im Sinne von „die amerikanischen Soldaten“ übrigens „der Yankee“ und die Engländer sind „der Thommy“.

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Richtig.

Und zu den Briten in der zugehörigen Besatzungszone sagt man auch „Inselaffen“, wenn es entsprechend vulgär zugeht.

Servus,

es gibt eine berühmte Ausnahme: Christa Reinig hat mal im Tintenfisch darüber berichtet, wie die Wendung „der … hat nicht alle Tassen im Schrank“ erfunden wurde (sie war dabei) - wobei ich bis heute nicht recht weiß, ob nicht die Geschichte selber erfunden ist…

Schöne Grüße

MM

Servus,

selbst wenn die Aussage wahr ist, beweist das nur, dass Frau Reinig die Wendung bei der Gelegenheit zum ersten Mal gehört hat:

sie war dabei

Gruß
Ralf

vielleicht hätte ich vorher schauen sollen, wer die Dame ist :-)))

Nein, der Zusammenhang ist in der Erzählung eindeutig: Ein paar junge Leute sitzen in einer Küche und denken sich scherzhaft Beschimpfungen aus, die unmittelbar von den Dingen abgeleitet sind, die sie grade sehen, z.B. wird jemand als „Einjähriger Abreißkalender“ bezeichnet.

Textausschnitt:

Aus dem Gespräch entwickelte sich alsbald ein Streit, Schimpfworte wechselten hinüber und herüber. Das übliche ‚verrückt‘, ‚bekloppt‘ war bald vertan. Es kamen die anspruchsvollen intellektuellen Schöpfungen der goldenen Zwanziger zur Sprache: ‚Du hast wohl nicht alle Antennen am Sender‘, ‚Deine Verstärkerröhre is jeplatzt‘. Dann ging uns die Munition aus. Ich ließ meine Augen umherschweifen und ergriff, was ich gerade sah: Ich nannte Vera einen ‚von Mäusen angeknabberten Küchenstuhl‘, eine ‚eingeweichte Tüllgardine‘, eine ‚einzinkige Gabel‘. Sie durchschaute das System meiner Geheimwaffe und baute es nach, sie bedachte die Feindseite, mich und Elfriede, als ‚einjährigen Abreißkalender‘, ‚von der Wand gefallene Geburtstagskarte‘ und fing an, das Geschirr in den Schrank zu räumen. Da überbrüllte uns Elfriede und gabs ihr: ‚Du hast ja nicht alle Tassen im Schrank !‘ Was dann geschah, das weiß ich genau, ich sehe sogar noch die mobilen Gegenstände von Veras Küche vor mir, die wir im Übermut durch die Luft warfen und die wunderbarerweise nicht entzweigingen. Wir lachten eine unaufhörliche dreifache Narrenlache.

Schöne Grüße

MM

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