Hi,
Oh, vielleicht ist das doch nicht so ein guter Job?
Ich beziehe mich auf das Land Hessen (wir wissen ja um das Elend der Kultushoheit).
Eine Schulsekretärin sitzt erstmal wunderbar zwischen den Stühlen. Der eigentliche Arbeitgeber ist der Kreis (oder in kreisfreien Städten die Stadt), diejenigen, der aber die Arbeit verteilt ist 1. das Kultusministerium, 2. das SSA (staatliche Schulamt), 3. die Schulleitung.
Wenn nun zum Beispiel das Kultusministerium eine neue Software einführt, die nach Angaben der Sekretärinnen, die sie bereits benutzen, die Arbeit vergrößert, ist das dem Kreis ziemlich egal. Die Kreise verteilen Sekretärinnenstunden nach einem Schlüssel, der von der Schülerzahl abhängt. Der Schlüssel ist unreatistisch, bzw. ich behaupte, dass es außer zu Schuljahresbeginn und -ende (wenn Schülerakten angelegt, Zeugnisse verteilt werden müssen) die Schülerzahl relativ irrelevant für den Arbeitsaufwand einer Schulsekretärin ist.
Ich arbeite (hurra!) 10 1/2 Wochenstunden, die ich mir auf drei Tage in der Woche verteilt habe, also theoretisch 2x von 8 bis 11.30, einmal bis 12. Ich bin noch nie vor 14 Uhr aus dem Büro gekommen, fast immer mit schlechtem Gewissen, weil sich die Arbeit türmt. (wir haben 120 Kinder, sind eine Schule im Aufbau, nochmal 30 Kinder mehr und ich bekomme vielleicht 1 1/2 Stunden mehr, allerdings arbeitet der Kreis mit den Zahlen aus dem Jahr 2005 und weigert sich, das bei unserer Schule, die in zwei Jahren volle Schülerzahl erreichen wird, anders zu machen). Der Kreis kalkuliert eiskalt ein, dass Schulsekretärinnen es eben nicht fertig bringen, „Dienst nach Vorschrift“ zu machen. Abgesehen von der an sich geringen Stundenzahl, ist es für mich ein Unding, dass das Büro - die Schaltzentrale der Schule - nur an drei Tagen in der Woche besetzt ist. Das fängt schon an, dass, bin ich nicht da, niemand an die Schülerakten oder den Schlüssel für den Aufzug kann. Unser Kopierer ging kaputt - der Techniker suchte eine ganze Zeit und störte Unterricht, bis er jemand fand, der ihm den Kopierraum zeigen und das Problem erklären konnte. Austauschen konnte er das Gerät dann auch erst später, weil eben niemand den Aufzugschlüssel hatte. (Unser HAusmeister hat übrigens eine gesplittete Stelle, d.h. er arbeitet morgens in einer 10km entfernten Schule und kommt bei uns nachmittags vorbei, meist kommuniziere ich über Zetteln mit ihm. Er hätte den SChlüssel gehabt. Mein Schulleiter, ebenfalls mit SChlüsselgewalt, war ins Schulamt zitiert).
Ohne jetzt weiter über meine Arbeitsstelle (die durch das nette Kollegium, durch den tollen Chef und die Schwierigkeiten, Halbtagsstellen zu finden, die Tatsache, dass ich theoretisch in den Ferien meine Überstunden abfeiern kann, einigermaßen attraktiv ist) zu jammern, gilt der Beruf der Schulsekretärin als relativ stressvoll, weil man sehr selten ungestört eine Arbeit zu Ende bekommt - eine Tatsache, die sich nicht in der Besoldungsstufe auswirkt (die Sekretärin unseres 1. Kreisbeigeordneten hat eine Vollzeitstelle drei Besoldungsstufen über den Schulsekretärinnen, ihre Aufgaben sind mit Kaffeekochen, Terminplanführen und Telefondienst ziemlich gut abgedeckt - „Sie hätten sich ja bewerben können!“ war die lapidare Antwort, als wir auf einem Treffen der Schulsekretärinnen darauf hinwiesen).
Petzis Anforderungen an eine Schulsekretärin sind übrigens schon deshalb unrealistisch, weil all die Dinge, die sie genannt hat, in einem NEGATIVkatalog zusammengefasst sind, der in unserem Landkreis entwickelt wurde. Wenn sich Schulsekretärinnen über mangelnde Zeit und zuviel Arbeit beschweren, bekommen sie in schöner Regelmäßigkeit genau diesen Katalog vorgelegt, und bekommen kurzerhand gesagt, dass sie die Arbeit schon schaffen könnten, wenn sie sich nur daran halten, was ihre eigentliche Aufgabe sei. Anliegen der Eltern, die über kurze Auskünfte hinausgehen, oder „krause“ selbige gehören eindeutig NICHT dazu.
Gruß
Elke