Hallo Andie,
die meisten Anfänger haben keine oder kaum eine Vorstellung davon, wie viel Zeit es braucht, um nur halbwegs ein Instrument spielen zu können. Ich erzähle sicher keinen Stuss, wenn ich behaupte, dass Tausende und Abertausende Übungsstunden nötig sind- von der Theorie, die man sich aneignen muss und die man nicht ganz unter den Tisch fallen lassen kann, einmal ganz zu schweigen .
Ich wohne hier in einer Stadt mit einer der angesehensten Musikhochschulen in Deutschland und auch international (Detmold), und ich nehme Gitarrenunterricht bei einem Musikstudenten. Die spielen zwischen 4 und 7 Stunden am Tag- von Theorie, Auftritten etc. pp. mal ganz zu schweigen.
Um auch nur annähernd in die Kategorie eines Musikstudenten im ersten Semester aufzusteigen, musst du noch sehr jung und ungeheuer fleißig sein und natürlich das entsprechende Talent mitbringen .
Aber egal! Die Hauptsache ist doch, es macht Dir Spaß und Du lässt den Frust nicht an Dich ran. Denn den Frust spürt man relativ häufig, und das ist eigentlich immer kontraproduktiv.
Man sollte sich- ich bin jetzt fast 52- immer darüber im Klaren sein, dass man in eine Konzertgitarristenliga aller Voraussicht nach nicht mehr reinkommt. Mir persönlich ist das egal, auch wenn es mich gelegentlich wurmt, nicht früher in das Musikleben eingetaucht zu sein- so mit professionellem Unterricht und allem drum und dran.
Man sollte sich in diesem Zusammenhang auch immer wieder mal vor Augen führen, was es wohl auch in negativer Hinsicht bedeuten mag, als Kind von 7 oder 8 oder noch jünger ein Instrument zu spielen, mit dem Ziel auch, es später zu studieren… Ich will das jetzt nicht ausführen.
Schon allein die Beweglichkeit der Finger ist in jungen Jahren noch sehr viel einfacher zu steigern als bei jemanden, der locker in der zweiten Lebenshälfte steht. Ist nun mal so…
Was das Lernen an sich angeht, also die ach so gefürchteten Noten: Die habe ich mir z.B. auch vor vielen Jahren selbst beigebracht. Es wird oft so getan, als seien Noten irgendeine Art kryptischer Geheimcode, nur für einen elitären Kreis überhaupt lesbar. Es ist eine Schrift, die gelernt werden kann wie jede andere letztlich auch. Sie flüssig lesen zu können, braucht auch seine Zeit- wie sollte es auch anders sein? Man erinnere sich an die Jahre, die man eben auch lesen gelernt hat… Aber wer Noten kann, ist klar im Vorteil! Ich habe es nie bereut, mich dieser Mühe unterzogen zu haben.
Es grüßt
Hermann