Selbsterziehung durch Hausaufgaben?

Hallo,

wie steht ihr zum Thema Hausaufgaben?
Als Schüler, als Mütter, als Lehrer, als Ex-Schüler?

Ich kann mich an meine nicht erinnern, abe ich erinnere mich an 1001 Kampf mit sträubigen Kindern, die oftmals in meinen Augen sinnlose Hausis machen mußten.
Manchmal hatte ich mehr Spaß, selten die Kids.

Was ist der Zweck von Hausis?

Tilli

Hi

Hausaufgaben dienen dem Einüben und Anwenden des gelernten Stoffes in der Schule.

Einüben z.B. in Mathematik, um bestimmte Rechenwege sicher in den Griff zu kriegen, oder im Sprachunterricht um bestimmte Teile der Grammatik - und natürlich die Vokabeln - zu verinnerlichen. Das geht nicht wenn man sich im Unterricht berieseln lässt.

Anwenden z.B. in Physik, oder Deutsch, das Gelernte auf neue Kontexte übertragen. Du wärst überrascht, wieviele Kinder das nicht „mal eben“ können und überfordert sind, wenn in einer Aufgabe nicht statt „Mary gibt Lucy sieben Äpfel, einen behält sie, wieviele hatte sie?“ sondern „Tom gibt Peter drei Äpfel, zwei behält er, wieviele hatte er?“ steht.

Leider gibt es natürlich auch Lehrer die meinen, Kinder beschäftigen zu müssen damit sie ihre Zeit nicht mit nutzlosem Spielen verschwenden. Ich erinner mich noch gut daran, dass es da einen Mathelehrer gab, der gern mal 10-15 Seiten voller Aufgaben aufgab, welche einfach stupide Repetition waren… Algebra, stundenlang, immer wiederholend und ohne weiteren Lerneffekt.

Genau so blöd: Ein Deutschlehrer der Hausaufgaben aufgab, die er nie abfragte oder sonstwie kontrollierte.

Darunter leide ich jetzt, denn die Studenten die ich unterrichte sind mit der Wahrnehmung „Hausaufgaben sind dumm und unnütz“ aufgewachsen und schaffen es dementsprechend nicht, mickrige 15 Seiten Text vorzubereiten.

lg
Kate

Hi,

Situation von gestern: Wir (2 Erwachsene, Ende 20) waren beim Spanischkurs, den wir seit April besuchen. Der Kurs steigt einmal die Woche, wir machen Hausaufgaben, aber sonst nichts zusätzlich. Gestern war Konversationsstunde und der Kurs hing fast vollständig durch. Inhalte von vor ein paar Wochen waren nicht mehr wirklich präsent und aufm Heimweg meinte mein Freund: „Wir müssten echt mal mehr tun. Früher in der Schule war das irgendwie einfacher, da gabs halt Hausaufgaben, die wurden kontrolliert und ein paar Tage später kam der Stoff wieder dran.“ Dem konnte ich nur beipflichten, und mir fallen Sprachen echt nicht schwer. Es ist halt nochmal ein großer Schritt von „Ich habs verstanden.“ zu „Ich kanns anwenden und erklären.“ Und genau dazu sollen Hausaufgaben verhelfen, oftmals auch über unliebsames Auswendiglernen oder ewiges Wiederholen. Das merkt man aber erst, wenn man mal freiwillig lernt und sich (is ja alles freiwillig) diesen Schritt zuhause nicht pflichtschuldigst antut.

Gruß

Hallo,

ich bin für das Erlernen von Selbständigkeit und ich bin für Gleichberechtigung im Sinne von Nichtbenachteiligung durch unkontrollierbare Faktoren.

Ich bin somit eher für Übungsaufgaben, die in der Schule erledigt werden - ganz wichtig: unter Aufsicht einer Person, die in der Lage ist Hilfeleistung zu erteilen. Dies gilt eigentlich während der gesamten Grundschulzeit, wo das Kind lernt akademisch zu denken und eine Motivation (wofür das Ganze) beibehält bzw. entwickelt.

Eine Hausaufgabe bleibt in der Grundschulzeit hängt insbesondere in der Grundschulzeit von den Eltern ab: ist ein ruhiger und aufgeräumter Arbeitsraum vorhanden, die Zeit, die Wertschätzung und letztlich besonders die Hilfeleistung vorhanden?

Eine ganz persönliche Anmerkung: ich komme bei Naturwissenschaften unterrichtet in englischer Sprache nun bereits in der 5. Klasse an meine Grenzen und muss das Wörterbuch bemühen um Hilfeleistung zu erteilen. Meine Aufgabe besteht hauptsächlich darin darauf zu achten, dass der Raum und die Zeit für die Hausaufgaben gegeben sind. Den Rest muss das Kind schaffen. Durch die selbständige Arbeit - dazu gehört sowohl auch Fragen stellen zu dürfen oder geeignete Suchmaschinen zu verwenden, wird eine Selbständigkeit aufgebaut, die sowohl im Studium als auch im Berufsleben vorteilhaft ist.

Erfolgt diese „Hausarbeit“ / Übungsaufgabe in der Schule unter sachkundiger Aufsicht, kann einigermaßen gewährleistet werden, dass alle Schüler die gleichen Voraussetzungen genießen.

Viele Grüße

Hallo,

nicht zu vergessen ist auch, dass in der Schule sehr oft in Partner-oder Gruppenarbeit gearbeitet wird. Dabei passiert es schnell, dass man glaubt, man hätte z.B. eine Rechentechnik verstanden, obwohl an kleinen Stellen oder allein für die Sicherheit doch der Partner nötig ist. In Klausuren gibt’s dann das böse Erwachen.
Kurz: Hausaufgaben geben die Möglichkeit sich selbst daraufhin zu kontrollieren, ob man eine Aufgabe auch lösen kann, wenn man auf sich allein gestellt ist. Ein Scheitern bei den Hausaufgaben ist daher auch immer die Chance letzte Lücken zu finden und zu füllen.

Andreas

Moin,

Kurz: Hausaufgaben geben die Möglichkeit sich selbst daraufhin
zu kontrollieren, ob man eine Aufgabe auch lösen kann, wenn
man auf sich allein gestellt ist. Ein Scheitern bei den
Hausaufgaben ist daher auch immer die Chance letzte Lücken zu
finden und zu füllen.

Dieser Punkt wird meistens unterschätzt!

Gruppenarbeit verschleiert eigene Wissenslücken.

Gruß Volker

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Hi,

wo ist denn bitte die Selbständigkeit, wenn man „unter Aufsicht einer Person, die in der Lage ist Hilfeleistung zu erteilen“ seine Hausaufgaben macht?

Außerdem ist der vordringliche Zweck der Hausaufgabe das Üben in er eigenen Geschwinidkeit. Ohne Störung, ohne Eingriffe. Die Geschwindigkeit wählt an selbst, und die Konsequenzen (Feedback zur Lösung, Feedback darüber, welcher Einsatz zu welchem Efolg führt). Mir als Lehrer geht es beim Überprüfen der Hausaufgabe nicht darum, die richtige Lösung zu hören. Die kenne ich - ich habe die Hausaufgabe gestellt und bin ein paar Lernjahrzehnte über das Wissensniveau hinaus. Mich interessiert, ob das, was ich im Unterricht angeboten habe, beim Schüler angekommen ist. Ob Mutti oder Vati das können, interessiert mich nicht.
Und bei diesem selbständigen Erledigen der Hausafgaben erlernt der Schüler dann neben Selbständigkeit noch Selbstwirksamkeit und und Konsequenzen.

die Franzi

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Zustimm und Sternchen, owT
nix

Hallo,

wo ist denn bitte die Selbständigkeit, wenn man „unter
Aufsicht einer Person, die in der Lage ist Hilfeleistung zu
erteilen“ seine Hausaufgaben macht?

Die ist da auch noch gar nicht! Sie muss erst erlernt werden. Ich habe ausdrücklich von Grundschulkindern geschrieben und sie sollten immer die Möglichkeit haben Fragen stellen zu dürfen, bzw. eben zu lernen wo sie Fragen beantwortet bekommen. Es sind nicht alle Lehrer in der Lage den Stoff so zu vermitteln, dass es auf jeder Synapse eine sofortige Passung findet und nicht jeder Schüler ist in jedem Fach so aufmerksam oder so begabt, dass er dem im Unterricht stattfindenden Lerntempo stand halten kann.

Außerdem ist der vordringliche Zweck der Hausaufgabe das Üben
in er eigenen Geschwinidkeit. Ohne Störung, ohne Eingriffe.

Richtig - vorausgesetzt der Schüler hat die Aufgabe / die Thematik verstanden. Fragen müssen erlaubt sein - warum sollte das in der Schule vom Studium oder Berufsleben abweichen - auch dort möchte ich ungestört lernen, aber die Möglichkeit haben Unterstützung bei aufkommenden Fragen zu bekommen.

Die Geschwindigkeit wählt an selbst, und die Konsequenzen
(Feedback zur Lösung, Feedback darüber, welcher Einsatz zu
welchem Efolg führt).

Den Satz verstehe ich nicht.

Mir als Lehrer geht es beim Überprüfen
der Hausaufgabe nicht darum, die richtige Lösung zu hören. Die
kenne ich - ich habe die Hausaufgabe gestellt und bin ein paar
Lernjahrzehnte über das Wissensniveau hinaus. Mich
interessiert, ob das, was ich im Unterricht angeboten habe,
beim Schüler angekommen ist. Ob Mutti oder Vati das können,
interessiert mich nicht.

Das finde ich etwas merkwürdig. Dass Du die Antwort kennst sollte klar sein und die Hausaufgabe (Übungsaufgabe) sollte m. E. nicht dazu dienen dem Lehrer vor Augen zu führen, wie gut oder schlecht er den Lehrstoff vermittelt hat, sondern es sollte dem Schüler die Möglichkeit geben den Lehrstoff zu festigen. Dies setzt voraus, dass der Lehrstoff prinzipiell verstanden wurde. Ich habe auch nicht behauptet oder geschrieben, dass die Eltern die Hausaufgaben erledigen sollen, aber wenn mein Kind etwas falsch oder gar nicht verstanden hat, dann hole ich gemeinsam mit meinem Kind diese Wissenslücke nach damit es die Hausaufgaben und die spätere Klassenarbeit bewältigen kann.

Und bei diesem selbständigen Erledigen der Hausafgaben erlernt
der Schüler dann neben Selbständigkeit noch Selbstwirksamkeit
und und Konsequenzen.

Ja, es ist eben ein Lernprozess, der anfänglich (in der Grundschulzeit) eine Begleitung erfordert. Daher auch meinen Standpunkt, dass Hausaufgaben eher anfänglich in der Schule erledigt werden sollten, damit alle die gleichen Voraussetzungen haben.

Ich werde fast sauer, wenn ich herauslese, dass Kinder als fertige Menschen auf die Welt kommen (zumindest sollten sie mit der Einschulung absolut selbständig sein). Während die einen die Unterstützung der Eltern genießen können, gibt es die anderen, dessen Eltern es völlig schnuppe ist, ob und wie die Kinder ihre Hausaufgaben machen. Gleichzeitig gibt es noch Eltern, die gerne unterstützen würden, aber es nicht können (z.B. aus Zeitnot oder Sprachbarrieren). Dass diese Probleme nicht existieren und dass Kinder aus bildungsfernen Elternhaus, aber mit der potenziellen kognitiven Kompetenz ausgestattet, benachteiligt werden, weil ein Lehrer lieber seine eigenen Kompetenzen überprüfen möchte, kann man nicht ignorieren.

Ich vermute aber, dass Du das nicht so streng gemeint hast.

Viele Grüße

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Hi,

wenn ich Hilfestellung" im Zusammenhang mit „Hausaufgaben“ höre, dann verstehe ich darunter, dass Eltern die Hausaufgaben für die Kinder machen (haben wir ja oft genug hier oder in anderen Brettern, dass jemand postet „Mein Kind hat XY als Hausaufgabe, ich versteh das nicht, erklärt mir wie das geht, damit ich das mit meinem Kind machen kann“). Dieser Reflex wird noch dadurch verstärkt, wenn er im Zusammenhang mit dem Begriff Grundschule auftaucht (Grundschüler sind ja nach der Meinung vieler Lehrer und va Eltern damit überfordert, gleichzeitig Schreiben, Kursivschrift und Rechtschreibung zu lernen und müssen vor solcher und weiterer Überforderung beschützt werden).

Natürlich muss, je kleiner das Kind ist, jemand dabeisitzen und darauf achten, das die Hausaufgaben gemacht werden. Aber das Kind soll sie tun. Und Fragen sollten schon gestellt werden dürfen und auch beantwortet werden - sofern das Kind nicht die Antwort verlangt, damit es fertig ist und spielen gehen kann. Die Antwort des Erwachsenen solte zum Selberforschen ermuntern und auf den richtigen Weg stupsen, aber nicht die Lösung wegnehmen. Und wenn das Kind eben nicht auf die richtige Lösung kommt, oder nur fast, dann ist es ok, wenn es die Hausaufgabe halb gelöst vorzeigt (das erste selbst geschmierte Marmeladenbrot erinnert ja auch eher an eine Atomkatastrophe als an etwas essbares. Mami freut sich, und das Kind ist stolz und isst. Oder schimpft Mutti und macht ein neues Brot?). Ich wiederhole mich: wenn ich die Hausaufgabe im Unterricht vergleiche, und es kommen lauter richtige Lösungen, dann denke ich, dass jedes Kind die Aufgabe verstanden hat. Wenn ich Fehler höre, weiß ich, dass nicht jeder alles verstanden hat, und wiederhole noch einmal.

Der Umstand, dass die Schüler eben von ihren Eltern nur mit perfekten Hausaufgaben in die Schule geschickt werden, ist ein Teil der Ursache dafür, dass Lehrer oft zu schnell arbeiten.

Es ist natürlich nicht der einzige Grund: jeder Schüler ist anders, und deswegen muss es eben für die Erledigung der Hausaufgaben die Möglichkeit geben, mit der eigenen Geschwindigkeit zu arbeiten. Und wenn ds hausaufgabenerledigen dann wieder in der Schule in der gleichen Gruppe stattfindet mit Aufsichtsperson, wo wieder die gleichen viel schneller sind als man selber, dann hat man den gleichen Frust, und dann kommt noch dazu, dass man immer der letzte ist, der zum Spielen darf… oder der Einzige, der nicht fertig ist und zu Hause noch weiterarbeiten muss… oder derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass alle zu spät zum Spielen können oder Zusatzaufgaben machen müssen, bevor das Sppielen losgeht. (Wie willst du das sonst mit der Aufsicht organisieren?)

Und was das mit den Konsequenzen angeht: man lernt beim Hausaufgaben machen auch viele viele weitere Fähigkeiten außer Selbständigkeit und MAthe oder Deutsch oder … - man lernt etwwas über Konsequenzen und Selbstdisziplin. Wenn ich mich nicht heute hinsetze und Hausaufgaben mache, dann habe ich sie morgen im Unterricht nicht und die Lehrerin schimpft und/ oder ich habe am nächsten Nachmittag doppelt soviel Hausaufgaben und / der ich bin der einzige in der Klasse, der den neuen Stoff noch nciht kann. Und ich lerne, dass es sinnvoller ist, mich gleich hinzusetzen undHausaufgaben zu machen. Denn dann habe ich im Anschluss mehr Freizeit, als wenn ich erst eine Stunde ausweiche und vor mir herschiebe und dann Hausaufgaben mache.

Und für mich sind Kinder keine kleinen Erwachsenen - aber sie sind für mich weniger hilflos und schwach als vermutlich für viele andere.

die Franzi
Die Franzi

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Hallo,

ein nahezu perfektes Plädoyer für Chillis
Ich bin somit eher für Übungsaufgaben, die in der Schule erledigt werden.

Deine widersprüchliche Argumentation ist schon in deiner ersten Antwort offensichtlich (innerhalb der Schule habe ich als Lehrer deutlich mehr Gewissheit, inwieweit ein Schüler die Aufgaben selbstständig und in welchem Umfang mit Unterstützung erledigt, und kann dann das Tempo für die gesamte Klasse gezielter bestimmen), deine Kritik hinsichtlich Selbständigkeit für mich nicht nachvollziehbar.

Franz

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Hallo

„Wir müssten echt mal mehr tun. Früher in der Schule war das irgendwie einfacher, da gabs halt Hausaufgaben, die wurden kontrolliert und ein paar Tage später kam der Stoff wieder dran.“

Zum besseren Lerneffekt in der Schule trägt (oder trug?*) aber entscheidend bei, dass man eigentlich kein Fach nur einmal in der Woche hatte, besonders Sprachen nicht. Einmal in der Woche ist einfach zu selten, wenn man effektiv lernen will. -
Und natürlich die Vokabeln, die gelernt werden mussten; das ist in der Tat sehr wichtig.

Man sollte etwa zwei oder drei Tage nach dem Spanischkurs sich nochmal mit dem behandelten Stoff befassen, am besten verbindlich, mit anderen (oder einem anderen) Kursteilnehmer/n gemeinsam. Dann wird es wesentlich besser klappen.

Viele Grüße

* Ich weiß nicht, ob das heute noch z. B. bei den Nebenfächern üblich ist. Ich glaube, an manchen Schule nicht. - Aber hier geht es ja um eine Sprache, die ist ja nie Nebenfach, glaube ich.

Hi,

irgendwie kann ich nicht herausfinden, was Du mir sagen willst… was Du da in der Klammer sagst, ist das etwas, dass Du meinst, bei mir zu lesen? Oder ist das Deine Meinung, die Du mir entgegenhältst?
Ein Lehrer kann in der Schule nicht gleichzetig auf jeden einzelnen Schüler eingehen, auch die Aufsichtsperson (gleich, welche Qualifikation) bei den betreuten Hausaufgaben kann das nicht, sofern die Schüler nicht einzln, sondern in einer Gruppe betreut werden.

die Franzi

Hi,

wenn ich Hilfestellung" im Zusammenhang mit „Hausaufgaben“
höre, dann verstehe ich darunter, dass Eltern die Hausaufgaben
für die Kinder machen (haben wir ja oft genug hier oder in
anderen Brettern, dass jemand postet „Mein Kind hat XY als
Hausaufgabe, ich versteh das nicht, erklärt mir wie das geht,
damit ich das mit meinem Kind machen kann“).

Ja, das trifft aber nicht auf mich zu und auch nicht in dem was ich geschrieben habe. Ich verstehe unter Hilfeleistung, dass ich den Raum für die Hausaufgaben zur Verfügung stelle (Zeit, Arbeitsplatz) und ggf. da bin um Verständnisfragen zu beantworten, bzw. auf den richtigen Weg zu schubsen, auf Fehler aufmerksam mache oder noch besser das Kind darauf sensibilisiere sie selber zu erkennen.

Da ich auch für andere Kinder Hausaufgabenbetreuung / Nachhilfe gebe, weiß ich, dass dies nicht immer so geregelt ist. Viele Kinder haben keinen Ort in der Wohnung, wo sie ihre Schulaufgaben ungestört erledigen können, keiner achtet darauf dass sie sie überhaupt erledigen. Viele Kinder verstehen die Aufgaben nicht und es ist keiner da der ihnen hilft.

Dieser Reflex
wird noch dadurch verstärkt, wenn er im Zusammenhang mit dem
Begriff Grundschule auftaucht (Grundschüler sind ja nach der
Meinung vieler Lehrer und va Eltern damit überfordert,
gleichzeitig Schreiben, Kursivschrift und Rechtschreibung zu
lernen und müssen vor solcher und weiterer Überforderung
beschützt werden).

Habe ich so noch nicht erlebt. Ich finde zwar dass Kinder damit überfordert sind, wenn sie am gleichen Tag zwei Tests / Klassenarbeiten schreiben (womöglich noch in zwei verschiedenen Sprachen), sie bis 16h in der Schule sind und anschließend noch Hausaufgaben machen müssen und Referate in Gruppenarbeit gehalten werden müssen ohne ihnen die Möglichkeit gegeben wird sich gemeinsam vorzubereiten, aber die Grundvoraussetzung ist natürlich die Sprache.

Was verstehst Du unter Kursivschrift? Ich vermute Schreibschrift?

Natürlich muss, je kleiner das Kind ist, jemand dabeisitzen
und darauf achten, das die Hausaufgaben gemacht werden. Aber
das Kind soll sie tun. Und Fragen sollten schon gestellt
werden dürfen und auch beantwortet werden - sofern das Kind
nicht die Antwort verlangt, damit es fertig ist und spielen
gehen kann. Die Antwort des Erwachsenen solte zum
Selberforschen ermuntern und auf den richtigen Weg stupsen,
aber nicht die Lösung wegnehmen. Und wenn das Kind eben nicht
auf die richtige Lösung kommt, oder nur fast, dann ist es ok,
wenn es die Hausaufgabe halb gelöst vorzeigt (das erste selbst
geschmierte Marmeladenbrot erinnert ja auch eher an eine
Atomkatastrophe als an etwas essbares. Mami freut sich, und
das Kind ist stolz und isst. Oder schimpft Mutti und macht ein
neues Brot?). Ich wiederhole mich: wenn ich die Hausaufgabe im
Unterricht vergleiche, und es kommen lauter richtige Lösungen,
dann denke ich, dass jedes Kind die Aufgabe verstanden hat.
Wenn ich Fehler höre, weiß ich, dass nicht jeder alles
verstanden hat, und wiederhole noch einmal.

Ja, genau das meine ich doch. Ich habe nur den Fokus darauf gelegt, dass es eben nicht immer Muttis oder Vatis gibt, die dies tun! Dabei meine ich nicht nur die Eltern, die dem Kind den Stoff vorkauen und auf dem Silbertablett präsentieren, sondern auch die Eltern die NIX tun - weder unterstützen, noch dem Kind die Arbeit abnehmen, einen Schreibtisch zur Verfügung stellen, ihnen die Zeit dafür zur Verfügung stellen oder überhaupt in irgendeiner Form Interesse zeigen. Deswegen meine Meinung, dass dies in der Schule stattfinden soll - damit alle Schüler die gleichen Voraussetzungen haben.

Der Umstand, dass die Schüler eben von ihren Eltern nur mit
perfekten Hausaufgaben in die Schule geschickt werden, ist ein
Teil der Ursache dafür, dass Lehrer oft zu schnell arbeiten.

Ja, dem stimme ich zu. Schaue Dir aber auch mal eine Schule an, wo die Eltern sich nicht beteiligen - da geht gar nichts! Am schlimmsten trifft es den Klassen, wo es bei den Eltern different wird. Die Lösung ist auch hier: schaffe dem Schüler einen Raum in der Schule und entziehe die Hausaufgabe vom Elternhaus in die Schule!

Es ist natürlich nicht der einzige Grund: jeder Schüler ist
anders, und deswegen muss es eben für die Erledigung der
Hausaufgaben die Möglichkeit geben, mit der eigenen
Geschwindigkeit zu arbeiten. Und wenn ds hausaufgabenerledigen
dann wieder in der Schule in der gleichen Gruppe stattfindet
mit Aufsichtsperson, wo wieder die gleichen viel schneller
sind als man selber, dann hat man den gleichen Frust, und dann
kommt noch dazu, dass man immer der letzte ist, der zum
Spielen darf… oder der Einzige, der nicht fertig ist und zu
Hause noch weiterarbeiten muss… oder derjenige, der dafür
verantwortlich ist, dass alle zu spät zum Spielen können oder
Zusatzaufgaben machen müssen, bevor das Sppielen losgeht. (Wie
willst du das sonst mit der Aufsicht organisieren?)

Bei uns funktioniert das so: es gibt einen Hausaufgabenraum („Study Hall“), wo alle Schüler hingehen um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Dort gibt es eine, manchmal mehrere Lehrer und / oder Erzieher. Wer stört, muss ein Protokoll schreiben (also stört niemand). Wer mit den Aufgaben fertig ist, lernt für Klassenarbeiten, wiederholt Lernstoff oder liest ein Buch. Keiner darf spielen oder den Raum verlassen, weil er mit den Schulaufgaben fertig ist. Kein Schüler bekommt so mit, ob jemand „fertig“ ist, denn fertig ist man praktisch nie. Es ist ein Raum des Lernens - und es beeindruckt mich zutiefst wie sehr die Schüler das annehmen.

Und was das mit den Konsequenzen angeht: man lernt beim
Hausaufgaben machen auch viele viele weitere Fähigkeiten außer
Selbständigkeit und MAthe oder Deutsch oder … - man lernt
etwwas über Konsequenzen und Selbstdisziplin. Wenn ich mich
nicht heute hinsetze und Hausaufgaben mache, dann habe ich sie
morgen im Unterricht nicht und die Lehrerin schimpft und/ oder
ich habe am nächsten Nachmittag doppelt soviel Hausaufgaben
und / der ich bin der einzige in der Klasse, der den neuen
Stoff noch nciht kann. Und ich lerne, dass es sinnvoller ist,
mich gleich hinzusetzen undHausaufgaben zu machen. Denn dann
habe ich im Anschluss mehr Freizeit, als wenn ich erst eine
Stunde ausweiche und vor mir herschiebe und dann Hausaufgaben
mache.

Ja, aber das ist ein langer Prozess. Die Prognastination beherrschen viele Erwachsene noch perfekt.

Und für mich sind Kinder keine kleinen Erwachsenen - aber sie
sind für mich weniger hilflos und schwach als vermutlich für
viele andere.

Sie sind nicht hilflos und schwach, aber sie befinden sich in einer enormen Entwicklungsphase, die nicht gleichverteilt unterstützt wird.

Viele Grüße

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Ich bin somit eher für Übungsaufgaben, die in der Schule
erledigt werden - ganz wichtig: unter Aufsicht einer Person,
die in der Lage ist Hilfeleistung zu erteilen.

Da fällt mir spontan der Zeitfaktor ein.
Manche sind langsam, müssen aber -nach all den Schulstunden- in der Hausi sitzenbleiben bis alles beendet ist und dürfen vorher nicht toben gehen.

Ein sehr zweischneidiges Schwert.

Ich tu mich mit einer Meinug zu der ganzen Sache schwer.

Tilli