Schuldgefühle ohne Schuld-Sachverhalt
Schuld gefühle (sic!) sind, im Gegensatz zu dem, was hier an
anderer Stelle behauptet wurde, kein religiöses Problem,
sondern ein psychisches.
dein Postingtitel sagt eigentlich genau, um welche Unterscheidung es hier geht. Mehrere der Poster in diesem Thread können das offenbar nicht unterscheiden und schätzen daher das psychologisch hochbrisante Phänomen der emotionalen Erpressung nicht richtig ein:
Ein Schuld-Sachverhalt ist ein ganz anderes Ding als ein Schuldgefühl!
Und ein Schuldgefühl, insbesondere wie hier obendrein ein oktroyiertes, dem, wie hier, kein Schuld-Sachverhalt unterliegt, kann erheblichen Schaden psychischer und auch somatoformer Art zur Folge haben.
Und einem Menschen, der nicht immun ist dagegen, daß ihm solche ungerechtfertigten Schuldgefühle eingepflanzt werden (die von der UP beschriebene Person hängt ja zum zweiten Mal in so eine interaktiven Schleife!), ist nicht damit geholfen, daß ihm jemand klarmacht, er habe nicht wirklich Schuld (weder moralische noch juristische). Um soetwas mit einem Klienten zu bearbeiten, gehört psychotherapeutisches Wissen und Erfahrung, für die die katholische Seelsorge nicht generell ausgebildet ist. Von mir bekannten Ausnahmefällen abgesehen.
Gerade im Christentum spielt die Frage nach Schuld und Vergebung eine große Rolle.
Sogar eine Hauptrolle. Sei versichert, daß ich das sehr wohl weiß. Leider zeigt die Geschichte der Seelsorge, daß meist auf das Erstere das größere Gewicht gelegt wird als auf das Letztere.
In Unkenntnis der tatsächlichen Situation(en) ausschließlich von dem Inhalt des vorliegenden Textes ausgehend: Ob die betroffene Person in der Lage sei, den männlichen Partnern den Versuch zu vergeben, ihr durch Androhung eines Suizids Schuldgefühle einzupflanzen, also der Partnerin die volle Verantwortlichkeit für das eigene Leben zu oktroyieren und sie damit zum Opfer der Weiterführung einer als unerträglich erkannten Beziehung zu erpressen - das wäre allerdings tatsächlich ein Thema eines rein seelsorgerischen Gesprächs. Die (laut Text) ggf. zu wenig vorhandene Abwehrfähigkeit, auf diese Weise erpresst zu werden, jedoch nicht.
Hier kann … beispielsweise eine Beichte mit der folgenden Gewißheit der Vergebung auch eine Änderung der Gefühle mit sich bringen. Die Betroffene würde ja zunächst nicht sagen, sie fühle sich schuldig. Für sie ist klar, daß sie Schuld hat. Die Gewißheit der Vergebung nimmt die Spannung aus dieser Situation.
Diese jeder psychotherapeutischen Kenntnis zuwiderlaufende Logik ist ja gerade das, vor dem ich warnen wollte! Eine Beichte nahezulegen, wo nur die fremdoktroyierte irrtümliche Meinung von Schuld vorliegt, aber nicht ein Sachverhalt tatsächlicher Verschuldung: Dadurch würde doch gerade aus dem auf Irrtum basierenden Schuldgefühl auch noch eine Gewißheit von Schuld erzeugt!
Etwas zu beichten, was man gar nicht getan hat? Hallo?
Was läge denn zu beichten an? Daß ein Partner mit Suizid droht? Zumal auch noch mutmaßlich mit intriganter erpresserischer Absicht? Daß ein Partner seiner Partnerin die volle Verantwortung für sein leibliches Leben oktroyieren will? Kann ich kaum glauebn, daß du das meinst.
Verantwortung hat sie als Teil einer Partnerschaft für die Partnerschaft. Das mag auch vor religiös gebundenen Partnerschaftsverständnissen der Fall sein. Aber hier geht es nur um das, was die UP thematisiert hat. Sie spricht (und das sowieso nur indirekt, deshalb wären Erklärungen von ihr sicher dringend nötig) von Schuldgefühlen wegen der Suiziddrohung, nicht wegen der mißlungenen Beziehung!
Die Ursache der Schuldgefühle mag psychisch sein
Nein, die Ursache ist ein (ggf.) erfolgreicher Versuch der emotionalen Erpressung durch einen Partner. Eine Sache der psychischen Disposition ist dagegen die Erpress bar keit. Und natürlich die psychische Befindlichkeit als Folge davon.
aber die Auswirkungen reichen bis ins Religiöse
Was hat der Irrtum, schuldig zu sein, mit Religion zu tun? Thema ist doch hier allein der Umgang mit den Suiziddrohungen. Die ggf. vorhandenen Anteile am Scheitern der Beziehung(en) sind ja gar nicht Thema! Und allein diese könnten - bei einer jeweils vorhandenen religiös bestimmten Partnerschaftsideologie - etwas mit der betreffenden Religion zu tun haben. Darum geht es aber laut Textvorgabe gar nicht.
(zumal gerade die Kirche sich immer wieder als Meisterin darin erweist, Menschen Schuldgefühle zu machen, statt Vergebung zuzusprechen).
So ist es. Wie oben angedeutet. Aber zielt nicht dein Gedanke einer Beichte einer gar nicht begangenen Verfehlung genau in diese Richtung?
Gruß
Metapher