Selbstmordversuch - Selbstmordgedanken

Hallo zusammen!

Mich beschäftigt ein Gespräch einer meiner weiblichen Bekannten mit folgenden Inhalt. Meine Bekannte vertraute mir an, dass sie mit 21 Jahren sehr verliebt war aber im Laufe der Beziehung daraufkam, dass der junge Mann nicht der Richtige ist und sich von ihm trennte. Darauf versuchte der junge Mann sich ein Messer in den Bauch zu räumen und seine Mutter konnte diesen Versuch gerade noch abwehren. Er wurde natürlich ihr der Vorwurf gemacht, dass sie Schuld an dem Verhalten des jungen Mannes habe. Eine gute Freundin von ihr war nicht derselben Meinung. Nach einige Zeit hatte sie dann den Richtigen gefunden und geheiratet. Da ihre Ehe jetzt in der Krise ist und sie sich mit dem Gedanken gespielt hat ihn zu verlassen, erfuhr sie von ihm, dass er kurz Selbstmordgedanken hatte. Meine Frage wie soll meine Bekannte nun mit dieser Situation umgehen? Sie neigt dazu, so hat sie erzählt, das Ganze diskret mit einem Priester zu besprechen.

Für Eure Antwort wäre ich Euch sehr verbunden. Vielleicht kann ich ja auch meiner Bekannten helfen.

Gruss

Petra

Wozu?

Sie neigt dazu, so hat sie erzählt, das
Ganze diskret mit einem Priester zu besprechen.

Was soll das bringen?

Gruß

Stefan

Frage zur Klärung
Jetzt muss ich aber erst mal einiges fragen, weil manche Deiner grammatischen Bezüge Raum für Unklarheiten eröffnen.

Mädchen A hatte einen Freund B, den sie verließ.
B hat daraufhin einen Suizidversuch unternommen.

Die Schuld wurde A zugerechnet.
Die gute Freundin mit anderer Meinung lasse ich jetzt mal weg, die scheint mir unwichtig.

A hat dann C geheiratet, weil der ihr der Richtige erschien.
Nun ist die Ehe in einer Krise und sie hat erwogen, C zu verlassen.
C hat ihr daraufhin eröffnet, er habe kurz mit Suizidgedanken gespielt.

Ist das soweit richtig?

Das Problem scheinen mir zuerst mal nicht die Suizidvorstellungen von C zu sein, sondern der Zustand der Ehe.

Denn klar ist, dass sie wegen des Suizidversuchs ihres ersten Freundes für solche Möglichkeiten besonders sensibel ist. Das heißt, dass sie damit erpressbar ist. So etwas soll ihr schließlich nicht ein zweites Mal begegnen.

Die beiden sollten zu allererst den Besuch bei einem Eheberater oder Paartherapeuten erwägen.

Deine Freundin sollte sich - möglicherweise mit Deiner Hilfe - über ihre besondere Empfindlichkeit gegenüber Suiziddrohungen klarwerden. Dazu gehört die Antwort auf die Frage, ob ihr Mann die Drohung ernst nimmt oder nur als Druckmittel benutzt.
Dazu gehört ebenfalls, dass sie die Sicherheit und das Selbstbewusstsein gewinnt, sich durch solche Ansinnen nicht erpressen zu lassen. Es ist IHR Leben, das unglücklich zu werden droht.
Und es ist SEIn Lerben, für das ER verantwortlich ist. Sie kann nicht die Verantwortung für sein Leben übernehmen, in diesem Fall ist wirklich jeder seines Glückes Schreiner.

Prinzipiell habe ich ja nichts gegen ein Gespräch mit einem Geistlichen; die Frage bleibt, was er in dieser Lage tun kann. Ein Ehetherapeut scheint mir da wichtiger zu sein.

Gruß - Rolf

erfuhr sie von ihm, dass er kurz Selbstmordgedanken
hatte.

Hallo,

dieses Vorgehen nennt man „emotionale Erpressung“.

Ich finde, auf Erpressung sollte man nicht eingehen, es wird sonst einfach nur schlimmer.

Gruß
PW

Wenn sie dazu neigt, sich an einen Priester zu wenden, soll sie das machen. Unter umständen - vor allem - da in deiner Vita steht das du wieder eingetreten bist, und die Idee mit dem Priester von dir ausgegangen ist, würde ich auch wie unten genannt, noch einen Therapheuten hinzuziehen.

Meine Erfahurungen im Bekanntenkreis gingen übrigens dahin, das defenitiv beide die Ursache ( Schuld ist eben eine Religiöse Kategorie, mit der man in diesen Bereichen sehr Vorsichitg sein sollte - ein Guter Pfarrer wird darauf auch übrigens hinweisen)waren. In diesem Falle waren die beide Herren einfach dumm ( oder verzweifelt/ begeistert ? )das sie von der besagten Dame komplett abhänig gemacht wurden und dann Fallen gelassen ( klar - war eben nicht der Richtige.) Das Mädchen mußte in späteren Beziehungen tatsächlich lernen achtsammer mit ihren Beziehungspartnern umzugehen, was für sie, da sie eine ziemliche Psychopathin mit Therapieabneigungen erst im fortgeschritten Alter möglich wurde, sehr schwierig wurde. Therapie brauchten die Herren natürlich auch.

Es handelt sich zwar immer noch um eine Erpressung und die Herren waren auch keine unbeschrieben Blätter, aber man sollte es trotzdem differenziert sehen. Und natürlich soll hier auch nicht einfach auf deine Situation übertragen werden ;.

Ansonsten ist Selbstmord natürlich eine Sünde.

grüße sober

emotionale Erpressung
Hallo Petra,

mal vorausgesetzt, Rolfs Rekonstruktion deiner Darstellung ist korrekt:
Aus 22 Jahren Erfahrung mit Partnerschaftskonflikten und Paartherapie kann ich dir versichern, daß dies:

Darauf versuchte der junge Mann sich ein Messer in den Bauch zu räumen und seine Mutter konnte diesen Versuch gerade noch abwehren.

ein äußerst suspektes Szenarium ist. Perfekt, aber unglaubwürdig inszeniert, um der betreffenden Lady Schuldgefühle zu erzeugen, was offenbar gelungen ist. Wenn die Widerstandskraft gegen solche unberechtigte Schuldzuweisung nicht stark genug ist, ist das auch kein Wunder.

An dieser Widerstandskraft zu arbeiten und dem Partner unbedingt Selbstverantwortung zuzuschreiben, wäre das Nächstliegende, was man ihr dringend empfehlen kann und muß. Es läßt sich so aus der Ferne nicht mit Gewißheit sagen, aber es könnte auch überhaupt in die Beziehungskonflikte charakteristisch hineinspielen. In die Partnerwahl übrigens auch.

Durch diese frühere Erfahrung „geimpft“ kommt nun das aktuelle Szenarium:

erfuhr sie von ihm, dass er kurz Selbstmordgedanken hatte.

Auch hier liegt nichts anderes an, als daß die Lady sich den Herrn mal gründlich zur Brust nimmt und auf eine substantielle Antwort von ihm besteht auf die Frage, was denn das nun heißen soll und was er damit bezweckt, ihr das zu sagen!

Vor allem dieses alberne „kurz“. Hallo?

Wenn die Ehe in eine Krise geraten ist, und zwar so, daß eine Trennung in Erwägung gezogen wird, dann ist der Mann doch erheblich mit an der Krise beteiligt, nicht war? Und statt genau diese dringend anliegenden Inhalte zu thematisieren, legt er ihr ein verbales „mal kurz“ mit dem eigenen Leben spielen auf den Tisch!? Wenn das angesichts einer Trennungsgefahr sein einziger Beitrag zur Bewältigung der Konflikte sein sollte, statt um dich und um den Erhalt der Ehe aktiv zu kämpfen, ließe das schon einen guten Einblick in die Konfliktstruktur als solche zu.

Die Neigung der Frau, sich Schuldgefühle einpflanzen zu lassen, kommt dann (btw. sehr passend!) dazu, und somit dürfte das, was man seit Susan Forward als „emotionale Erpressung“ bezeichnet, eine erhebliche Rolle in dem Gefüge spielen.

Emotionale Erpressung in eine subtile Form von Gewalt. Siehe dazu auch zwei Artikel von mir aus dem Psychobrett:
/t/vorwuerfe/2891242/2
/t/krankheit-als-waffe/3946430/26

Ich möchte der Frau dringend das Buch von
Susan Forward. „Emotionale Erpressung“ ISBN 3442150892 Buch anschauen
empfehlen. Es ist hervorragend auch für Laien geeignet, nicht nur für Fachleute. Es finden sich darin auch Vorschläge, wie man aus diesem Teufelskreis herauskommen kann. Es geht allerdigns nicht von heute auf morgen. Es sind schließlich Lernprozesse.

Sie neigt dazu, so hat sie erzählt, das Ganze diskret mit einem Priester zu besprechen.

Sowas ist keine Sache für einen Priester! Der ist in der Regel nicht darauf geschult, diese subtilen psychischen Wechselwirkungen zu durchschauen. Es sei denn, er sei zugleich psychotherapeutisch geschult. Wenn für die Frau die Trennung noch nicht definitiv entschieden ist, dann empfiehlt sich - ebenso dringend - eine professionelle Paartherapie.

Schuld_gefühle_(sic!) sind, im Gegensatz zu dem, was hier an anderer Stelle behauptet wurde, kein religiöses Problem, sondern ein psychisches. Wenn die Frau diese Gefühle bewältigen will und dafür Hilfe sucht, wären ihr ein paar probatorische Sitzungen bei einem Therapeuten zu empfehlen.

Gruß
Metapher

Schuld und Schuldgefühl

Schuld_gefühle_(sic!) sind, im Gegensatz zu dem, was hier an
anderer Stelle behauptet wurde, kein religiöses Problem,
sondern ein psychisches.

Das würde ich - insbesondere in dieser Absolutheit - nicht sagen. Gerade im Christentum spielt die Frage nach Schuld und Vergebung eine große Rolle. Hier kann (je nach religiöser Prägung, versteht sich) beispielsweise eine Beichte mit der folgenden Gewißheit der Vergebung auch eine Änderung der Gefühle mit sich bringen. Die Betroffene würde ja zunächst nicht sagen, sie fühle sich schuldig. Für sie ist klar, daß sie Schuld hat. Die Gewißheit der Vergebung nimmt die Spannung aus dieser Situation.

Die Ursache der Schuldgefühle mag psychisch sein, aber die Auswirkungen reichen bis ins Religiöse (zumal gerade die Kirche sich immer wieder als Meisterin darin erweist, Menschen Schuldgefühle zu machen, statt Vergebung zuzusprechen). Und von daher finde ich es kritisch, das Thema in eine Ecke zu schieben und andere kategorisch außen vor zu lassen.

Martinus

Hier kann (je nach religiöser
Prägung, versteht sich) beispielsweise eine Beichte mit der
folgenden Gewißheit der Vergebung auch eine Änderung der
Gefühle mit sich bringen.

Hallo Martinus,

was du da beschreibst hat genau die Merkmale der Placebomedizin.

Ich denke, man muss sich in unserem Fall klar machen, wie das Spiel heißt - nämlich emotionale Erpressung. Wenn das mal klar ist, dann wird es klarer, wie hier weiter zu verfahren ist.

Und ich meine, dass der gemeinsame Weg zum Berater in so einem Fall schon ein Nachgeben auf die Erpressung ist.

Natürlich kann man das nicht so pauschal abtun. Aber es ist eine Möglichkeit, die ich hier auf jeden Fall als Möglichkeit erwähnen möchte.

Schöne Grüße

PW

Hallo sober,

Dir ist zuzustimmen: Schuld ist auch ein religiöses Problem, nicht nur ein psychisches.

Man sieht das schon an den Urteilen hier:
Emotionale Erpressung wird hier auf die eine Seite gestellt, auf die andere Seite fällt garnichts oder wenigstens kaum etwas, nur weil man aus psychologischer Sicht ein etikettierbares Phänomen erkannt hat.

Dabei hat die Schuld schon deswegen wenigstens zwei Gesichter, weil zwei Personen beteiligt sind. Natürlich kann es sein, dass jemand sich abhängig macht oder gemacht wird.

komplett abhängig gemacht

Die Selbstmordversuche oder -drohungen können aber auch eine Ursache haben, deren Bearbeitung der betreffenden Frau weiterhelfen würde, und sei es nur zur Selbsterkenntnis.

Was in solchen Fällen zur Beurteilung übrigens auch helfen kann, ist eine Umkehr der Geschlechter: Stellen wir uns vor, sie wäre der Mann und die „Herren“ die Frau. Wie viele Experten würden dann dem Mann unterstellen, er sei eben zuwenig sensibel? Und das sind oft noch dieselben Leute, die Gleichmacherei der Geschlechter fordern. Vielleicht ist die Frau mit ihren Beziehungen wirklich ein bisschen leichtfertig und meint z. B. aus der diktatorischen Aussage „ich will nichts“ Kapital schlagen zu können oder ein Machtspielchen zu treiben. Auch das kommt vor.

Ansonsten ist Selbstmord natürlich eine Sünde.

Genau, hier ist zuzustimmen. Gerade hier, in einer solchen Aussage, liegt auch eine Möglichkeit, auf die - allfällige - emotionale Erpressung nicht wirklich einzusteigen.

Gruss,
Mike

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Richtigen gefunden und geheiratet. Da ihre Ehe jetzt in der
Krise ist und sie sich mit dem Gedanken gespielt hat ihn zu
verlassen, erfuhr sie von ihm, dass er kurz Selbstmordgedanken
hatte.

Aus welchen Gründen?
Finanzieller Art: wegen der Trennung, Zahlungen verschiedenster Art, nicht mehr ausreichendes Einkommen.
Emotionell: Schock nicht verarbeitet, eigene Ängste
Gesundheitlicher Art, Frühjahrsmüdigkeit, Folgen von anderem zusetzlichen Problemen, allgemeine Gesundheit angeschlagen, Alter, etc.

Viele allgemeine Sorgen ergeben häufig Eheprobleme. Für jede dieser Sorgen gibt es irgendwelche Lösungen. Ob es eine Trennung in der Ehe sei oder ob nur ein Lösen der Randprobleme alles auflöst - entsprechende Änderungen incl. - muss in Einzelschritten geklärt werden.

Mykene

Gruss
Petra

weil es manchmal helfen kann, sich mit jemandem anderen darüber auszusprechen und ein priester üblicherweise nix rumklatscht?

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Hier kann (je nach religiöser
Prägung, versteht sich) beispielsweise eine Beichte mit der
folgenden Gewißheit der Vergebung auch eine Änderung der
Gefühle mit sich bringen.

was du da beschreibst hat genau die Merkmale der
Placebomedizin.

Also in Zusammenhang mit Psychotherapie von Placebomedizin zu sprechen ist ein Witz.

Der Begriff stammt aus der Humanmedizin in Zusammenhang mit der Wirkung von Medikamenten. Dort kann man durch Test gegen garantiert wirkungslose Stoffe den Placeboeffekt nachweisen. Man kann den Placeboeffekt auch definieren als: Auswirkung der Psyche auf den Körper.

Was soll dann der Begriff im Zusammenhang mit Psychetherapie? Die Auswirkung der Psyche auf die Psyche?

Psychotherapie ist in seiner Wirkungsweise grundsätzlich schwammig. Ob da ein Freudscher Analyst sitzt, ein freundlicher Weißkittel, ein Medizinmann, der Geister austreibt oder ein Priester, ob eine solche Behandlung wirkt hängt nicht zuletzt an der kulturellen oder geistigen Veranlagung des Patienten ab.

Insofern ist es in unserem Kulturkreis ein durchaus korrekter Ratschlag, mit einem Priester zu reden, wenn dieser in Psychotherapie ausgebildet ist.

Gruß
Thomas

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Ich denke, man muss sich in unserem Fall klar machen, wie das
Spiel heißt - nämlich emotionale Erpressung.

Ich denke, man muß sich in dem Fall im Klaren darüber sein, daß ich zunächst auf Metaphers generelle Feststellung, Schuldgefühle gehörten nicht in den Bereich der Religion, hin geantwortet habe :wink:. Das ist eine allgemeine Aussage und bezieht sich nicht ausschließlich auf den konkreten Fall.

Für den konkreten Fall: Ein guter Seelsorger (-in), der mehr auf dem Kasten hat als ein paar auswendiggelernte liturgische Formeln, wird es hier sicher auch nicht bei einer schnell dahingeleierten Absolution belassen, sondern erstens ein ordentliches Gespräch führen; und er/sie wird zweitens erkennen, daß hier - Beichte hin oder her - auch eine weiterführende Begleitung erfolgen sollte; und zwar durch jemanden, der darin geschult ist (was der Seelsorger meist nicht ist).

Martinus

Ganz allgemein
Ganz allgemein gesprochen: Sich einen Gesprächspartner zu suchen, ist sicher eine guter Gedanke. Möglichst einen, der (a) das Gehörte wirklich für sich behält (und insofern ist es auch grenzwertig, daß sich Ihre „Bekannte“ - wenn auch anonym - plötzlich hier im WWW wiederfindet) und (b) ein wenig Ahnung von Psychologie hat (zumindest soviel, daß er erkennt, wo seine Grenzen liegen und wo er die Bekannte an andere Fachleute weiterverweisen muß).

Themen eines solchen Gespräches könnten zum Beispiel sein, was die Ehe in die Krise geführt hat - und welche möglichen Auswege es neben einer Trennung noch gibt. Beziehungen scheitern nicht selten daran, daß beide Seiten Fehler gemacht haben - und manchmal würde es schon helfen, wenn eine Seite die Größe hätte, den ersten Schritt aufeinander zu zu machen. Da wäre es auch lohnend, abzuwägen, was man mit einer Trennung alles aufgeben müßte, wer möglicher Weise noch davon betroffen wäre (Kinder?) - und ob es nicht doch sinnvoll wäre, nach einem gemeinsamen Weg aus der Krise zu suchen.

Das ist natürlich alles phantasiert, da ich die konkreten Umstände nicht kenne. Aber ich denke, es macht deutlich: Die im Raum stehende emotionale Erpressung ist nur ein Thema unter vielen, die bedacht werden sollten (abgesehen davon, daß aus Ihrem Beitrag nun nicht wirklich eindeutig hervorgeht, daß nur der Weggang Ihrer Bekannten Auslöser für die geäußerten Suizidgedanken ist; es könnten auch andere Gründe sein und die emotionale Erpressung ist nur das Gefühl, das vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte auf die Situation projiziert wird).

Wie unten schon erwähnt, ein Pfarrer/-in könnte ein geeignetes Gegenüber für so ein Gespräch sein - wenigstens für den Einstieg, zumal hier die „Hemmschwelle“ vielleicht niedriger als bei einer Psychologin ist. Wichtig wäre aber, daß der/die Geistliche mehr kann als Sprüche aufsagen, denn das hilft hier sicher nicht weiter. Er/sie muß die eigenen Grenzen kennen und ggf. das Gespräch an eine geeignete Stelle weitervermitteln.

Martinus

P.S. Das Ganze ist aber, nur am Rande, keine wirklich religionswissenschaftliche Frage, sondern gehört eher in den Bereich „Rat und Lebenshilfe“.

Also in Zusammenhang mit Psychotherapie von Placebomedizin zu
sprechen ist ein Witz.

Was soll dann der Begriff im Zusammenhang mit Psychetherapie?
Die Auswirkung der Psyche auf die Psyche?

Hallo Thomas,

als Witz war es nicht gemeint. Ich habe auch nicht gesagt, dass es Placebomedizin ist, sondern die Merkmale gleich sind: Man befasst sich nicht mit einer Erpressung, sondern verändert das Gefühl, das durch die Erpressung ausgelöst wurde.

Ansonsten bin ich ja bei Dir.

Gruß
PW

Hallo,

vordergründig ist die Situation so, wie hier schon mehrfach geschrieben wurde: Emotionale Erpressung durch den Partner.

Hintergründiger würde ich sagen, dass es sehr wohl AUCH mit Deiner Freundin zu tun hat, wenn schon wieder ein Mann in ihrem Leben mit Selbstmord droht um sie gefügig zu machen.

Es gibt so Theorien, das sich bestimmte Menschen anziehen, weil sie ein unbewusstes(!) „Spiel“ miteinander spielen wollen in dem BEIDE ihre „Spieler-Rolle“ kennen und ausleben können. Weil sie sich in ihrem Tun ergänzen.

Meine Frage wie soll meine Bekannte nun mit dieser
Situation umgehen? Sie neigt dazu, so hat sie erzählt, das
Ganze diskret mit einem Priester zu besprechen.

Sag ihr, das ein Priester in aller Regel der falsche Ansprechpartner dafür ist. Sie soll sich an einen Therapeuten oder Psychologen wenden.

Grüße
K.

Schuldgefühle ohne Schuld-Sachverhalt

Schuld gefühle (sic!) sind, im Gegensatz zu dem, was hier an
anderer Stelle behauptet wurde, kein religiöses Problem,
sondern ein psychisches.

dein Postingtitel sagt eigentlich genau, um welche Unterscheidung es hier geht. Mehrere der Poster in diesem Thread können das offenbar nicht unterscheiden und schätzen daher das psychologisch hochbrisante Phänomen der emotionalen Erpressung nicht richtig ein:

Ein Schuld-Sachverhalt ist ein ganz anderes Ding als ein Schuldgefühl!
Und ein Schuldgefühl, insbesondere wie hier obendrein ein oktroyiertes, dem, wie hier, kein Schuld-Sachverhalt unterliegt, kann erheblichen Schaden psychischer und auch somatoformer Art zur Folge haben.

Und einem Menschen, der nicht immun ist dagegen, daß ihm solche ungerechtfertigten Schuldgefühle eingepflanzt werden (die von der UP beschriebene Person hängt ja zum zweiten Mal in so eine interaktiven Schleife!), ist nicht damit geholfen, daß ihm jemand klarmacht, er habe nicht wirklich Schuld (weder moralische noch juristische). Um soetwas mit einem Klienten zu bearbeiten, gehört psychotherapeutisches Wissen und Erfahrung, für die die katholische Seelsorge nicht generell ausgebildet ist. Von mir bekannten Ausnahmefällen abgesehen.

Gerade im Christentum spielt die Frage nach Schuld und Vergebung eine große Rolle.

Sogar eine Hauptrolle. Sei versichert, daß ich das sehr wohl weiß. Leider zeigt die Geschichte der Seelsorge, daß meist auf das Erstere das größere Gewicht gelegt wird als auf das Letztere.

In Unkenntnis der tatsächlichen Situation(en) ausschließlich von dem Inhalt des vorliegenden Textes ausgehend: Ob die betroffene Person in der Lage sei, den männlichen Partnern den Versuch zu vergeben, ihr durch Androhung eines Suizids Schuldgefühle einzupflanzen, also der Partnerin die volle Verantwortlichkeit für das eigene Leben zu oktroyieren und sie damit zum Opfer der Weiterführung einer als unerträglich erkannten Beziehung zu erpressen - das wäre allerdings tatsächlich ein Thema eines rein seelsorgerischen Gesprächs. Die (laut Text) ggf. zu wenig vorhandene Abwehrfähigkeit, auf diese Weise erpresst zu werden, jedoch nicht.

Hier kann … beispielsweise eine Beichte mit der folgenden Gewißheit der Vergebung auch eine Änderung der Gefühle mit sich bringen. Die Betroffene würde ja zunächst nicht sagen, sie fühle sich schuldig. Für sie ist klar, daß sie Schuld hat. Die Gewißheit der Vergebung nimmt die Spannung aus dieser Situation.

Diese jeder psychotherapeutischen Kenntnis zuwiderlaufende Logik ist ja gerade das, vor dem ich warnen wollte! Eine Beichte nahezulegen, wo nur die fremdoktroyierte irrtümliche Meinung von Schuld vorliegt, aber nicht ein Sachverhalt tatsächlicher Verschuldung: Dadurch würde doch gerade aus dem auf Irrtum basierenden Schuldgefühl auch noch eine Gewißheit von Schuld erzeugt!

Etwas zu beichten, was man gar nicht getan hat? Hallo?
Was läge denn zu beichten an? Daß ein Partner mit Suizid droht? Zumal auch noch mutmaßlich mit intriganter erpresserischer Absicht? Daß ein Partner seiner Partnerin die volle Verantwortung für sein leibliches Leben oktroyieren will? Kann ich kaum glauebn, daß du das meinst.

Verantwortung hat sie als Teil einer Partnerschaft für die Partnerschaft. Das mag auch vor religiös gebundenen Partnerschaftsverständnissen der Fall sein. Aber hier geht es nur um das, was die UP thematisiert hat. Sie spricht (und das sowieso nur indirekt, deshalb wären Erklärungen von ihr sicher dringend nötig) von Schuldgefühlen wegen der Suiziddrohung, nicht wegen der mißlungenen Beziehung!

Die Ursache der Schuldgefühle mag psychisch sein

Nein, die Ursache ist ein (ggf.) erfolgreicher Versuch der emotionalen Erpressung durch einen Partner. Eine Sache der psychischen Disposition ist dagegen die Erpress bar keit. Und natürlich die psychische Befindlichkeit als Folge davon.

aber die Auswirkungen reichen bis ins Religiöse

Was hat der Irrtum, schuldig zu sein, mit Religion zu tun? Thema ist doch hier allein der Umgang mit den Suiziddrohungen. Die ggf. vorhandenen Anteile am Scheitern der Beziehung(en) sind ja gar nicht Thema! Und allein diese könnten - bei einer jeweils vorhandenen religiös bestimmten Partnerschaftsideologie - etwas mit der betreffenden Religion zu tun haben. Darum geht es aber laut Textvorgabe gar nicht.

(zumal gerade die Kirche sich immer wieder als Meisterin darin erweist, Menschen Schuldgefühle zu machen, statt Vergebung zuzusprechen).

So ist es. Wie oben angedeutet. Aber zielt nicht dein Gedanke einer Beichte einer gar nicht begangenen Verfehlung genau in diese Richtung?

Gruß
Metapher

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Hallo,

abgesehen davon, dass ich deiner These einer emotionalen Erpressung zustimme, ist es nicht so einfach, zu behaupten, die beschriebene religiöse Praxis der Schuldvergebung sei nur Placebomedizin. Im Zweifel bin ich lieber für Psychotherapie als für Religion, weil es die rationalistischere Kulturentwicklung ist. Wenn aber jemand Christ ist, ist er das in gewisser Weise auch „absolut“, vorausgesetzt, die sogenannte „Qualia“ bietet die Selbstzuschreibung im religiösen Glauben absolutistisch.

Wenn denn dann einem tief gläubigen Christenmenschen Vergebung durch eine irdische Autorität zuteil wird im Glauben an eine göttliche Macht, geschieht ja in gewisser Weise derselbe Effekt wie bei einer modernen Psychotherapie.

Der Leidensdruck der Schuldgefühle, die bei der Religion zuerst durch strenge Gebote und Verbote erzeugt werden, wird durch die Vergebung auch im „realen“ Selbst abgebaut. Auch wenn es nur ein Glaube ist, wirkt der Glaube an eine Schuldvergebung ja doch auch tatsächlich als emotionale Entlastung. Deshalb heißt es nicht umsonst: Wer glaubt hat Recht. Auch Kinder haben Recht, solange sie noch an den Weihnachtsmann glauben.

CJW

PS: Therapie vs. Religion?
Zu raten wäre zum Ersteren. Sollte jedoch die Konstellation zum religiösen Glauben so groß sein, dass die betroffene Person trotz aller aufklärerischen Informationen dennoch priesterlichen Beistand bevorzugt, kann nicht von vornherein ausgeschlossen werden, dass die Religion nicht hilft.
D. O.

Ok, da haben wir teilweise aneinander vorbeigeredet. „Schuld_gefühl_“ ist doch zunächst mal das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Und das kann ja auch zu Recht empfunden werden. Oder liege ich da so daneben? Mag sein, daß ich den Hintersinn des „sic!“ da übersehen habe. Uns wird hier durch die UP eine Seite einer Beziehungskrise vorgestellt. Aber daß diese Seite an der Krise tatsächlich völlig unschuldig ist, unterstellen wir (wohl nicht zuletzt, weil uns die emotionale Erpressung empört).

die UP … spricht … von Schuldgefühlen wegen der Suiziddrohung, nicht wegen der
mißlungenen Beziehung!

Aber läßt sich das so sauber auseinanderhalten? Die Suiziddrohung ist - so verstehe ich es wenigstens - die Reaktion auf die Trennung. Die Trennung ist die Folge der mißlungenen Beziehung. Auf dem grünen Tisch mag man das auseinanderfieseln können, aber „in echt“?

Aber zielt nicht dein Gedanke
einer Beichte einer gar nicht begangenen Verfehlung genau in
diese Richtung?

Die Betroffene zur Beichte zu drängen, wäre nicht angebracht. Und wenn Beichte das Sitzen im Beichtstuhl, das Herunterbeten von Schuld und das Auferlegen von Bußhandlungen ist, dann ist das auch nicht angesagt. Beichte kann aber auch ein persönliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht sein, in dem über Schuld und Schuldgefühle gesprochen und am Ende auf Wunsch der Betroffenen Vergebung zugesprochen wird. Und gerade weil sich Schuldgefühle, und seien sie noch so unberechtigt, nicht einfach wegdiskutieren lassen, sehe ich darin zumindest eine Option.
Daß es darüber hinaus wichtig ist, im Gespräch herauszuarbeiten, daß Schuldgefühle unnötig sind, wo keine Schuld vorliegt, daß der/die Pfarrer/-in gut beraten ist, die Betroffene ggf. an eine andere Fachkraft weiterzuvermitteln, ist unbenommen. Auch das ist Seelsorge - und das sieht mittlerweile nicht nur die evangelische sondern auch die katholische Kirche so (auch wenn es noch nicht in allen Pfarrhirnen und -herzen angekommen ist). Es lohnt sich, sich gut zu überlegen, zu wem man mit diesem Problem geht - aber das trifft wohl auf jede psychosoziale Fachkraft zu, an die man sich als Betroffene® wendet.

Martinus