emotionale Erpressung
Hallo Petra,
mal vorausgesetzt, Rolfs Rekonstruktion deiner Darstellung ist korrekt:
Aus 22 Jahren Erfahrung mit Partnerschaftskonflikten und Paartherapie kann ich dir versichern, daß dies:
Darauf versuchte der junge Mann sich ein Messer in den Bauch zu räumen und seine Mutter konnte diesen Versuch gerade noch abwehren.
ein äußerst suspektes Szenarium ist. Perfekt, aber unglaubwürdig inszeniert, um der betreffenden Lady Schuldgefühle zu erzeugen, was offenbar gelungen ist. Wenn die Widerstandskraft gegen solche unberechtigte Schuldzuweisung nicht stark genug ist, ist das auch kein Wunder.
An dieser Widerstandskraft zu arbeiten und dem Partner unbedingt Selbstverantwortung zuzuschreiben, wäre das Nächstliegende, was man ihr dringend empfehlen kann und muß. Es läßt sich so aus der Ferne nicht mit Gewißheit sagen, aber es könnte auch überhaupt in die Beziehungskonflikte charakteristisch hineinspielen. In die Partnerwahl übrigens auch.
Durch diese frühere Erfahrung „geimpft“ kommt nun das aktuelle Szenarium:
erfuhr sie von ihm, dass er kurz Selbstmordgedanken hatte.
Auch hier liegt nichts anderes an, als daß die Lady sich den Herrn mal gründlich zur Brust nimmt und auf eine substantielle Antwort von ihm besteht auf die Frage, was denn das nun heißen soll und was er damit bezweckt, ihr das zu sagen!
Vor allem dieses alberne „kurz“. Hallo?
Wenn die Ehe in eine Krise geraten ist, und zwar so, daß eine Trennung in Erwägung gezogen wird, dann ist der Mann doch erheblich mit an der Krise beteiligt, nicht war? Und statt genau diese dringend anliegenden Inhalte zu thematisieren, legt er ihr ein verbales „mal kurz“ mit dem eigenen Leben spielen auf den Tisch!? Wenn das angesichts einer Trennungsgefahr sein einziger Beitrag zur Bewältigung der Konflikte sein sollte, statt um dich und um den Erhalt der Ehe aktiv zu kämpfen, ließe das schon einen guten Einblick in die Konfliktstruktur als solche zu.
Die Neigung der Frau, sich Schuldgefühle einpflanzen zu lassen, kommt dann (btw. sehr passend!) dazu, und somit dürfte das, was man seit Susan Forward als „emotionale Erpressung“ bezeichnet, eine erhebliche Rolle in dem Gefüge spielen.
Emotionale Erpressung in eine subtile Form von Gewalt. Siehe dazu auch zwei Artikel von mir aus dem Psychobrett:
/t/vorwuerfe/2891242/2
/t/krankheit-als-waffe/3946430/26
Ich möchte der Frau dringend das Buch von
Susan Forward. „Emotionale Erpressung“ ISBN 3442150892 Buch anschauen
empfehlen. Es ist hervorragend auch für Laien geeignet, nicht nur für Fachleute. Es finden sich darin auch Vorschläge, wie man aus diesem Teufelskreis herauskommen kann. Es geht allerdigns nicht von heute auf morgen. Es sind schließlich Lernprozesse.
Sie neigt dazu, so hat sie erzählt, das Ganze diskret mit einem Priester zu besprechen.
Sowas ist keine Sache für einen Priester! Der ist in der Regel nicht darauf geschult, diese subtilen psychischen Wechselwirkungen zu durchschauen. Es sei denn, er sei zugleich psychotherapeutisch geschult. Wenn für die Frau die Trennung noch nicht definitiv entschieden ist, dann empfiehlt sich - ebenso dringend - eine professionelle Paartherapie.
Schuld_gefühle_(sic!) sind, im Gegensatz zu dem, was hier an anderer Stelle behauptet wurde, kein religiöses Problem, sondern ein psychisches. Wenn die Frau diese Gefühle bewältigen will und dafür Hilfe sucht, wären ihr ein paar probatorische Sitzungen bei einem Therapeuten zu empfehlen.
Gruß
Metapher