Hallo,
bitte beantworte Dir selbst die Frage: Wie sähe Deine
„Selbständigkeit“ aus? Du wärst nach wie vor abhängig
beschäftigt, Du holst keine eigenen Aufträge ins Haus, Du
investierst nicht selbst, Du arbeitest nicht in eigenen
Räumen, nicht mit eigenen Maschinen, Du kannst Deine Preise
nicht selbst bestimmen. Wenn Du das nicht glaubst, dann rechne
dem Eigentümer mal vor, wieviel Geld Du für die
Maschinenstunde haben willst. Du mußt doch in solcher
Situation dankbar sein, daß Du an den Maschinen überhaupt
arbeiten darfst und mußt dem lieben Gott für jeden Tag danken,
an dem Dir nichts kaputt gegangen ist. Du bist auf Gedeih und
Verderb Deinem Auftraggeber ausgeliefert und letztlich
schlimmer dran als jeder Lohnempfänger, weil Du nämlich ohne
die geringste soziale Absicherung abhängig bist. Als echter
Selbständiger kannst Du einem Kunden nötigenfalls sagen, daß
Du seinen Auftrag nicht willst. Wenn Du Dir das in der von Dir
angedachten Konstellation heraus nimmst, führt Dein nächster
Weg zum Sozialamt.
Da stimme ich voll und ganz zu.
Man kann sich als Werkzeugmacher sehr gut selbständig machen.
Aber nur, wenn Du entweder eine Anerkennung als Industriebetrieb bekommst (unwahrscheinlich, da ein WZ-Bau nur Einzelstücke anfertigt), einen Meisterbrief hast oder wartest, bis die Novellierung des Handwerksrechts kommt.
Ob Vorrichtungs- oder Formenbau, gute Werkstücke werden sehr
gut bezahlt.
Mittlerweile wir der Vorrichtungs- und Formenbau selbst nur noch sehr schlecht bezahlt (Konkurrenz durch Slowenien usw.), vielmehr wird die Fähigkeit, Projekte abzuwickeln (einige WZ selbst herstellen, andere bei Sublieferanten im Ausland betreuen) eher bezahlt.
Es muß natürlich Know-How dahinter stecken, 08/15
macht jede Hinterhofwerkstatt. Unverzichtbar in diesem
Bereich: Hohes Eigenkapital. Die Maschinenausstattung kostet
fast unabhängig vom Arbeitsschwerpunkt leicht einen 7stelligen
Betrag und in die Situation, daß der Laden eigentlich einer
Bank gehört, sollte sich niemand bringen.
Ich würde bei einem richtigen Formenbau eher von einer 8-stelligen Summe ausgehen (Fräs-, Dreh, Erodiermaschinen usw. sowie eine DFÜ-Anbindung mit anschließender CAD-Weiterbearbeitung).
Dafür sollte der Inhaber unbedingt
über kaufmännische Kenntnisse verfügen, wenn das Vorhaben
nicht bitter an der Wand landen soll. Das ist nichts für
urlaubs- oder freizeitorientierte Leute.
Wenn man sich die Statistiken anschaut, warum Firmen Pleite gehen, dann haben die Top-Punkte eigentlich immer was mit (fehlenden) kaufmännischen Kenntnissen zu tun.
Man steht täglich bis
in die Nachtstunden an den Maschinen, sitzt vor dem CAD
und/oder am Schreibtisch. Wenn man die Sache weiter
durchdenkt, kommt man schnell dahinter, daß man solches
Gewerbe am besten auf eigener Immobilie aufzieht, weil man
sonst dauernd viel Geld in anderer Leute Gemäuer verbaut und
trotzdem ständig in elenden Kompromissen haust.
Das würde ich nicht unbedingt sagen, denn Liquidität vor Rentabilität, d.h. lieber erstmal keine Immobilie kaufen. Wer aber schon eine sein Eigen nennen kann, tut sich leichter, da er eine tendenziell höhere Liquidität mangels Mietzahlungen hat.
Grüsse
Sven