Selbstständig: Möglichkeiten bei KV-Beiträgen!?

Hallo ihr Lieben,

ich habe ein großes Problem. Ich bin Kleinstunternehmer und selbstständig, verdiene mein Geld zum Leben, aber nicht mehr, und mehr brauche ich auch nicht. Komme so auf 1000-1500 Euro im Monat, je nachdem, also abzüglich Steuern. Meine Krankenkasse will 231 Euro Mindestbeitrag von mir pro Monat abkassieren! Wenn man Geringverdiener ist, muss man zwar als Selbstständiger weniger KV zahlen, allerdings ist da die Mindestbemessungsgrundlage 2.021.25 Euro. D.h. jeder, der weniger verdient, muss den Mindestbeitrag von 231 Euro monatlich hinlegen!! Selbst für mich ist das unglaublich schwierig. Was machen Leute, die noch weniger verdienen!? Bitte helft mir und sagt mir, ob es da noch andere Möglichkeiten, Schlupfwinkel gibt. Kann ich Unterstützung vom Staat bekommen? Gibt es Krankenkassen, die mit sich reden lassen? Kann ich mich irgendwo „anstellen“ lassen, um meine KV darüber laufen zu lassen? Ich bin für jeden Tipp dankbar. Ich brauche nicht viel Geld und lebe von wenig gut, aber wenn mir die KV wirklich ja etwa 1/5 meines Einkommens abzieht, finde ich das ungerecht und asozial! Einen Beitrag von etwa 150 Euro fände ich total okay, aber alles was darüber hinausgeht, finde ich unglaublich…! Was kann ich tun? Kann ich überhaupt etwas tun? Danke!

Bitte helft mir und sagt mir, ob es da noch andere Möglichkeiten, Schlupfwinkel gibt.

Eine Tätigkeit als Arbeitnehmer hattest Du selber ja schon erwähnt.

Kann ich Unterstützung vom Staat bekommen?

Das wäre eine Frage für das Brett „Ämter & Behörden“.

Gibt es Krankenkassen, die mit sich reden lassen?

Wohl kaum, für alle gilt das gleiche Gesetz.

die KV wirklich ja etwa 1/5 meines Einkommens abzieht, finde ich das ungerecht und asozial!

Angesichts der Kosten die die KK im Ernstfall für Dich übernimmt, stimme ich Dir nicht zu.

Einen Beitrag von etwa 150 Euro fände ich total okay, aber alles was darüber hinausgeht, finde ich unglaublich…!

Wärest Du auch bereit der Krankenkasse zu erlauben, ihre Leistung an Dich zu begrenzen ? Es sind Krankenkassen schon an ihren Patienten pleite gegangen.

Was kann ich tun?

Nicht viel. Als Angestellte arbeiten, als Selbständiger mehr erwirtschaften. Evt. gibt es einen Zuschuß eines Amtes, aber sehr optimisch bin ich da nicht.

Das nächste Problem, was Du bekommen wirst, ist Deine Rentenversicherung (hast Du eine ?). Die zuständige Ministerin hatte im letzten Jahr ein Gesetz in der Mache, dass jeden Selbständigen verpflichtet, eine Altersvorsorge anzusparen. Letzes Jahr hat das nicht geklappt, aber nach der Wahl …

Hallo,
mit dem Betrag von 231,00 € als hauptberuflich Selbständiger bist du schon nach der geringeren Mindestbeitragsbemessungsgrenze eingestuft, also nicht die von dir genannten 2021,25 € sondern da sind es 1347,50 €. Niedriger geht als hauptberuflich Selbständiger nicht - da kann auch die Kasse nix dafür, das hat der Gesetzgeber so festgelegt.
Die Frage ist doch auch, als du dich selbständig gemacht hast, flossen da Krankenversicherung und ggf. auch Altersvorsorge nicht in deine Existenzgründungspläne ein ?
Wenn es nämlich neben dem Lebensunterhalt nicht noch dafür reicht von Anfang an, dann sollte man das in der heutigen Zeit lieber gleich sein lassen. Das hat nun nichts mit dir persönlich zu tun, aber es werden immer mehr Klein-Unternehmer (früher nannte man die ICH-AG), die ihre Kranken- und Pflegeversicherung nicht bezahlen können und teilweise auch wollen, weil sie dieses Thema einfach vernachlässigt haben. Diese Mindestbemessungsgrenzen für Selbständige gibt es schon etliche Jahre und ich meine es gibt sogar schon Verfassungsgerichtsurteile die diese Vorgabe für rechtmäßig sehen.
Gruss
Czauderna
PS: Ich persönlich halte diese Grenze auch für ungerecht !

es gibt hier einen rechtlichen Aspekt, einen „moralischen“ Aspekt und einen praktischen Aspekt… danach gilt es sauber zu trennen:

  1. rechtlich: die Kasse hat keinen Spielraum, das ist gesetzlich geregelt. Insofern gibt es keine Möglichkeit, dass Du weniger Beitrag zahlst in den gesetzlichen Kassen. Und wenn Du eine Familie gründest, können Ehepartner (ohne Einkommen) und Kinder umsonst co-versichert werden. Da ist dann auch der Beitrag wieder richtig günstig.
  2. „moralisch“: es ist natürlich unfair, dass im Gegensatz zu Angestellten/Arbeitern mit kleinen Einkommen es bei Selbstständigen einen Mindestsatz der einkommensunabhängig ist. Wenn man sich mal die Statistiken anschaut, dann haben 36% der Selbstständigen ein Brutto(!)-Einkommen von weniger als 2.000 EUR und sind damit „gekniffen“ in der gesetzlichen Krankenversicherung mit den Mindestbeiträgen. Daher ist es leider so oft nicht attraktiv als kleiner Selbstständiger/Unternehmer in Deutschland tätig zu sein, anders als in vielen anderen Ländern. Allerdings hast Du eventuell Anspruch auf Zuzahlungen aus ALG II…
  3. praktischer Aspekt: wie oben gesagt, in der GKV geht kein niedriger Beitrag. Deutsche private Krankenversicherungen werden Dich vermutlich nicht annehmen wg der niedrigen Einkommensituation.
    Ein Ausweg kann eine europäische Krankenversicherung sein (EWR-Dienstleister) da dort die Krankenversicherung anders kalkuliert ist und die auch mit der Aufnahme von Niedrigverdienern kein Problem haben. Aber das bringt eine Reihe neuer Probleme: erstmal verlagerst Du Dein Einkommensproblem nur in die Zukunft, weil europäische Krankenversicherungen zwar jetzt günstiger sein können, aber dafür im Alter mehr ansteigen in den Beiträgen. Ferner verlierst Du immer mit dem Auszug aus der gesetzlichen Kasse und WEchsel in eine private Krankeversicherung das Recht, später freiwillig in die GKV zurückzukehren (bei Familienplanung zum Beispiel). Da kann ein momentaner Vorteil sich auf Dauer auch schnell zum Nachteil verkehren.
    Aber wenn am Ende vom Geld noch sehr viel Monat übrig ist und Du vorläufig keine andere Chance siehst, ist das wenigstens ein praktikabler Weg…aber mit großer Vorsicht zu geniessen und unter Berücksichtigung aller „Risiken und Nebenwirkungen“ bei so einem Wechsel.