Selbstständig, aber Einkommen reicht nicht. Staatliche Hilfe?

Ich bin seit 10 Jahren selbstständig. Anfangs lief es auch ganz gut, aber der wachsende Wettbewerb aus dem Internet, der bei Lieferanten höhere Rabatte erzielen kann als ich, läßt meine Umsätze stetig sinken.
Verschiedene Sachen habe ich bereits umgesetzt, um mich vom Wettbewerb abzusetzen, aber ich bin in einer Branche, in der es mittlerweile zu viele Anbieter gibt, die die Preise kaputt machen.
Zudem bin ich in einer ländlich geprägten Region, in der die Kaufkraft und das Kundenpotential nicht so hoch ist.

Mit meinem Webshop kann ich aufgrund des eingeschränkten Sortiments gegen große Anbieter nicht ankommen.

Ich bin über 50 und habe bereits erfolglos einen Arbeitsplatz gesucht. So wie es aussieht, muß ich meine Selbstständigkeit weitermachen, obwohl ich damit den Lebensunterhalt für meine Familie und mich nicht in vollem Umfang erwirtschaften kann. Ich sehe keine Alternative.

Problem ist: ich habe ein schuldenfreies Haus und eine beitragsfrei gestellte Lebensversicherung. Alle anderen finanziellen Reserven sind aufgebraucht. Das Haus - mein Elternhaus - möchte ich gerne halten.

Meine Familie besteht aus meiner 17-jährigen Tochter (in Ausbildung), meiner Frau (hilft im Geschäft mit) und mich.

Hartz IV und Lastenausgleich kommen wohl nicht in Frage. Gibt es finanzielle Hilfen, die ich in Anspruch nehmen kann? Hat jemand Tipps auf Lager?

Hallo,

als allerstes sollte mal ein Antrag auf Wohngeld, das auch für Hauseigentümer als „Lastenzuschuss“ gem. § 1 Abs. 2 WoGG
http://www.gesetze-im-internet.de/wogg/__1.html
gewährt werden kann, gestellt werden.

Danach käme dann ALG II in Betracht, bei dem aber das Einkommen der Tochter ggfs. angerechnet werden würde.

&Tschüß
Wolfgang

Hallo.

Warum kommt Hartz IV nicht in Frage? Das Haus steht dem nicht im Wege, wenn es nicht zu groß ist. Und wenn es groß ist: Kann man evtl. einen Teil davon vermieten?

Von staatlicher Hilfe abgesehen:

Ich kenne den Wettbewerb nicht, aber ein paar Dinge sind mir aufgefallen, um sich evtl. noch weiter absetzen zu können:

  1. Eure Internetseite ist… naja… nicht gerade ansprechend. Und enthält zu langatmigen, zu wenig strukturierten Text (z.B. die Rubrik „Tipps und Infos“). Da könnte man vielleicht ansetzen, um sich für Internetnutzer interessanter zu machen.
    Auf einer gut gemachten Website fühlt man sich auf Anhieb „gut aufgehoben“, und es weckt Vertrauen, ohne daß der Kunde erst ellenlange Abhandlungen lesen muß. Das kann die Kaufentscheidung des einen oder anderen durchaus weg von „der Nähwolf ist aber 20 Euro billiger als der Nähfuchs“ beeinflussen.

  2. Onlineshop: Ich weiß nicht, wie das in der Branche ist, aber allgemein ein Grund, warum so viele „Händler“ so viele Produkte so günstig anbieten können, ist „Dropshipping“. Kommt für euch vielleicht auch in Frage?

  3. Facebook? Boykottiere ich zwar selbst, aber als Gewerbetreibender, der nicht gerade gut dasteht, würde ich da schon über meinen Schatten springen, um mehr Publikum zu erreichen.

  4. Ich vermisse Dienstleistungen. Nähkurse, Stickservice (z.B. Kinderturnbeutel mit Namen/Bildern besticken), usw. Das ist zwar alles zeitintensiv, aber für dich als handwerklich begabten Näher mit professioneller Ausstattung doch sicher problemlos machbar? Oder würdest du deinen Maschinenkunden damit das Wasser abgraben?

Gruß

Michael

Hallo Michael,

hast du sehr gut gemacht, tolle Info, wenn das kein Anschub ist für den „Handwerklichen“ ist, ich finde
deine Info einfach Klasse.

Gruß
Mücke.

Hallo Michael,
Dir und auch allen anderen vielen Dank für die Tipps.

Auf Deine möchte ich kurz eingehen:
Zu 1.: Zu meiner Internetseite frage ich mich ständig, ob sie „angenehm“ ist. Leider sind die Geschmäcker sehr verschieden. Ich habe dazu sowohl Kritik, als auch Lob geerntet. Der Text ist - das sehe ich durchaus ein - lang. Aber ich denke, wenn man den kürzer macht, bleibt allerhand Information auf der Strecke. Schon einige Kunden haben gerade diese Rubrik gelobt. Dennoch werde ich meine Website dahingehend nochmal kritisch betrachten. Wobei: aller anderer Text bei den Produkten ist auf Fakten beschränkt oder lehnt sich an die Infos des Lieferanten an. Es ist immer der Spagat: kurz und knackig und Infoverlust oder ausführlich und evtl. Kundenverlust.
Zu 2.: In dieser wie auch in anderen Branchen ist es so, daß die (Internet-)Händler mit höheren Umsätzen höhere Rabatte bekommen als ein kleiner Händler, zu denen ich gehöre. Das geht so weit, daß Internethändler unter meinem Einkaufspreis anbieten können. Erschwerend kommt hinzu, daß es nicht einmal 2 Hand voll Maschinenlieferanten in dieser Branche gibt und jeder ist nur auf Umsatzzahlen aus. Wenn dann beispielsweise ein großer Internetanbieter einen Container Ware anfragt und dann noch Nachlässe z. B. in Form von Software fordert, wird das kein Lieferant ausschlagen. Daß das so gehandhabt wird, wurde mir glaubhaft berichtet.

Dropshipping ist in dieser Branche nicht etabliert.

Schlimmer noch: sobald einer meiner Kunden einen Gewerbeschein hat, kauft dieser fast zu meinen Konditionen bei meinen Großhändlern ein, mit dem Unterschied, daß ich ganze Verpackungseinheiten abnehmen muß.

Facebook: habe ich, aber nicht intensiv. Einerseits habe ich eine Abneigung gegen Facebook, andererseits bin ich mit meinem Geschäft zeitlich so eingespannt, daß mir die Zeit fehlt, Facebook so zu machen, wie es erforderlich wäre.

In den letzten Jahren war ich 7 Tage in der Woche mit meinem Geschäft zugange, sehr oft bis spät in die Nacht hinein. Mittlerweile habe ich gemerkt, daß mir das an die Gesundheit geht und ich kürzer treten muß.

Da spielt auch
4. mit hinein. Die von Dir angesprochenen Leistungen habe ich früher angeboten. Nähkurse waren ein Defizitgeschäft. Es konnten dadurch auch keine Synergieeffekte erzielt werden.

Stickservice ist ebenfalls sehr aufwändig. Berechnet man da, was man tatsächlich braucht, um gerade mal die Kosten zu decken, ist es vielen potentiellen Kunden bereits zu teuer.

Überhaupt ist die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ auch in dieser Branche noch sehr ausgeprägt. Wenn beim Auto die Lackierung 1.500 Euro kostet, ist das egal. Wenn eine Maschine über 100 Euro kostet, ist das schon zu viel.

Mit Reparaturen bin ich gut ausgelastet, allerdings ist da das Problem, daß von vielen Verbrauchern - glücklicherweise nicht allen - der Aufwand einer Reparatur erheblich unterschätzt und damit die Kosten auch nur in niedriger Höhe akzeptiert werden.
Hinzu kommt, daß in meiner Region noch 3 weitere Mechaniker ihre Dienste anbieten, die aber kein Ladengeschäft wie ich betreiben und die Reparaturen zu bürgerlich kalkulierten Spottpreisen anbieten. Einer der Mechaniker lebt von der Rente, die anderen 2 wahrscheinlich von Hartz IV. Daß ich Reparaturen dieser Mechaniker schon wiederholt repariert habe, weil diese schlechte Arbeit abgeliefert haben, interessiert den Verbraucher zunächst nicht und erfährt er erst, wenn er seine Negativerfahrung macht. Zuerst steht der Preis im Vordergrund.

Mein Stundensatz liegt übrigens unter dem Mindestlohn.

Wie dem auch sei: ich bin froh über Tipps und auch Kritik. Ich werde alle bisherigen und vielleicht auch noch kommende Anregungen aufgreifen und mir entsprechend durch den Kopf gehen lassen.

Hallo.

Das ist richtig. Aber eine „Modernisierung“ fiele glaube ich jedem Besucher angenehm auf. Momentan wirken Farbgebung und Gestaltung insgesamt etwas altbacken.

Die Rubrik ist ja auch gut, aber man kann sie viel übersichtlicher gestalten, ohne auf die dahinterliegende Information verzichten zu müssen. Einfaches Beispiel in reinem HTML: https://www.openoffice.org/de/doc/faq/general/index.html#top

Vielleicht könntest du das auch publik machen, sprich auf deiner Website einstellen? Mit Bildern und Beschreibung dessen, was falsch gemacht wurde - ohne die Konkurrenz aufzuschlauen. Mußt ja keine Namen nennen, und auch niemanden verunglimpfen, aber sachliche Kritik an schlechter Arbeit ist erlaubt. Wenn jemand nach „Nähmaschinenreparatur“ googelt, muß er dich finden UND sicher sein, daß genau du gute Arbeit ablieferst. Das dürfte die Akzeptanz angemessener Preise schon erhöhen.

Sonst fällt mir grad auch nix mehr ein. Außer daß ich das

bestätigen kann. Habe selbst ein bißchen Einzelhandelserfahrung. Wir mußten z.B. bei Kleinelektrogeräten (Eierkocher, Wasserkocher, …) sehr genau hinschauen, was andere verlangen. Unsere Marge lag bei maximal 10%. Im Ladengechäft. Versand hätten wir uns so nicht leisten können. Da war die Internetkonkurrenz schlicht billiger.

Gruß

Michael

Hallo, ich habe mir nicht alles im Detail durchgelesen. Doch es ist doch hier ein lastenfreies Haus vorhanden. Oder habe ich das überlesen? Dann gibt es doch kein Wohngeld oder Hartz4 bei diesem „Vermögen“.

Hallo.

Ach? Wo steht denn das?
Da ist man ja fast versucht, einen Daumen nach unten zu vergeben…

Gruß

Michael

Habe mich mittlerweile erkundigt. Ich müßte mindestens 120.000 Euro Schulden auf dem Haus haben, um VIELLEICHT Lastenzuschuß zu bekommen.
Habe ich schon befürchtet, daß es kein guter Ausgangspunkt ist, wenn man Deutscher ist, in Deutschland arbeitet, sich etwas geschaffen hat und mal Unterstützung braucht. Es war schon immer so, daß Deutschland für „fremde“ Interessen Geld hat, aber für die eigenen Leute nicht.

Hallo,
über Geschmack kann man streiten. Ich hatte vor einiger Zeit eine dezente Farbgebung. Wurde kritisiert. Danach waren die Farben „moderner“. Wurde auch kritisiert. Jetzt habe ich einfach die Farben meines Firmenschriftzugs und meines Logos genommen. Das haut zwar rein, aber ich habe das erst vor kurzem umgestellt und lasse es erst mal jetzt so.

Danke für den Link für meine „Tipps und Infos“. Habe ich schon geändert, werde es aber noch weiter ändern und versuchen noch übersichtlicher zu machen, indem ich die Links zu Themen zusammenfasse.
Die Spalten links mit den Kategorien werde ich in den nächsten Tagen zugunsten einer Menüleiste mit „Mouseover-Funktion“ abschaffen. Dann dürfte die Sache auch noch übersichtlicher werden.
Bin „Einzelkämpfer“ und muß die Sachen halt Schritt für Schritt machen.

Andere „Experten“ und deren Pfusch in meinem Webshop „anzusprechen“ möchte ich nicht. Da könnte sehr schnell der Eindruck aufkommen, ich möchte meine „Wettbewerber“ nur schlecht machen.

Merkwürdig: Um bei mir anzufragen, ob ich irgendwelche (Schrott-)Maschinen aufkaufe, oder ob ich bei Spendenaktionen teilnehmen würde, oder um Rat zu suchen bei Problemen mit der Maschine, finden die Leute meine Adresse. Um bei mir zu bestellen nicht.

Na komm - Butter bei die Fische
Hol sie schon raus die „die Ausländer kriegen alles“ Keule…

So ein Schmarrn! Das sind Fakten und ist eine Feststellung, die immer wieder historisch bestätigt worden ist.
Ich verbitte mir irgendwelche unhaltbaren Unterstellungen von wegen „Ausländerfeindlichkeit“. Mittlerweile kann man allerdings schon von „Inländerfeindlichkeit“ sprechen, was Sie anscheinend praktizieren.
Lassen Sie solche unpassenden Kommentare!