Hallo hafi-katz,
Wer hat Erfahrung mit SchülerInnen zum folgenden Vorhaben:
als beobachtende Mutter, ansatzweise in einer Realschulklasse bei Kindern zwischen 12 und 14 Jahren.
Im nächsten Schuljahr möchte ich mit einer
Berufsfachschulklasse nach einem geplanten anfänglichen
Teamtraining dahin kommen, dass die Schüler folgende Dinge in
zunehmender EIgenregie übernehmen:
Kontrolle von …
Die Klasse meiner Tochter ist sehr groß, so dass die Lehrer dazu übergegangen sind die Überwachung von Lerndisziplin wechselsweise 2/3 Schülern zu überlassen. Es gibt dann auch immer Klassenstrafarbeiten, wenn aufgrund der Lautstärke und trotz Ermahnungen der Aufpasser keine Ruhe in die Klasse zu bringen ist.
ALso alles, was ein Klassenlehrer, der nur selten in der
Klasse ist, in einer Klasse, die häufig in Gruppen aufgeteilt
ist, nicht schaffen kann und inzwischen auch nicht mehr
möchte, denn ich finde, die SchülerInnen sollen lernen, für
sich und andere Verantwortung zu übernehmen…
So sehen das die Lehrer meiner Tochter auch. Denn offensichtlich war es ihnen nicht mehr möglich sich gegen die Uneinsichtigkeit im besonderen und allgemeinen durchzusetzen.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Kontrolleure zu Außenseitern werden, die Handlanger der Lehrer. Die lauten Schwätzer grenzen sich von den Ruhigen ab, die wiederum genauso wie sie sich nachmittags mit Mehraufgaben beschäftigen müssen. Das riecht nach tiefen Grabenkämpfen und schlechten Voraussetzungen einen guten Klassenverband herzustellen.
WIr werden kein Lernbüro gründen können, die Klasse befindet
sich an einer gewerblich-technischen Berufsschule.Einige Ideen
habe ich zwar schon, es wäre aber schön, wenn jemand noch ein
paar gute und praktische Tipps auf Lager hätte und sie hier
abladen könnte.
Also, grundsätzlich kann ich den Grundgedanken verstehen, sowohl arbeitstechnisch also auch im Sinne einer pädagogischen Überlegung. Aber das setzt erst einmal ein gesundes Vertrauen der Klassenkameraden zueinander voraus, wenn von kleinen Pannen abgesehen diese Struktur der Eigenverantwortlichkeit gut funktionieren soll. Ein Vorwurf eines Kontrolleurs darf nicht zu einer Waffe werden, um jemanden zu verletzen, es sollte immer um die Sache nicht um Personen gehen.
Vielleicht kann ich mit meiner Erfahrung als Teamleiterin mit einem Rat bei dir landen? Im Vorfeld ist darauf zu achten wer die informellen Führer sind, wie sind die Kräfteverhältnisse, wo sind Außenseiter, und vielleicht durch Teamarbeiten die Führer zur Unterordnung zwingen, die Außenseiter Situationen der Verantwortlichkeit und des Gehörtwerden aussetzen.
Kontrolle bedeutet Macht, was für manche sehr verführerisch ist, das kann für Schüler entweder ein Fluch oder ein Segen bedeuten, was aber nicht immer der Sache dient. Deshalb dürfen Kontrollaufgaben nicht lange in einer Hand bleiben, jeder kommt dran. Oder der Kontrolleur wird kontrolliert? Regelmäßige „Mitarbeiterbesprechungen“ sind nötig, für Aussprachen, Besprechung von Pläne, Termine Ziele und Erreichtes, zum Motivieren. Und der Teamchef bleibt immer außen vor, greift nur in Ausnahmesituationen ein -> außerordentliche Besprechungen „woran hapert es?“. Ansonsten ist er lediglich Moderator.
Im Grunde genommen könnte das Projekt funktionieren wie in einem Büro oder in einer Werkhalle. Und dafür gibt es sicher einige Vorbilder in Eurem Umfeld. Wenn du die Schüler die Ideen der Umsetzung selbst entwickeln läßt, dann wird es auch umso lieber mitgetragen.
viele Grüße
claren