Selbstzerfall von Acetylen

Hallo,
bei etwa 2bar beginnt doch der Selbstzerfall von Acetylen. Was bedeutet es dann für eine Gasflasche? Dort herrscht ja zwischen Flasche und Druckminderer ein Druck von etwa 18 bar. Findet dort ein Zerfall statt? Wie wirkt er sich aus?

Vielen Dank für die Hilfe.
VG Uli

Lies mal hier rein :smile:
http://www.linde-gas.at/internet.lg.lg.aut/de/images/Sicherheitshinweis_10_AT_V111_nq550_101560.pdf?v=3.0

Nein, dort zerfällt Acetylen nicht.
Der Querschnitt der Leitungen ist zu gering um sich dahingehend auszuwirken.
Das Gas erwärmt sich beim Verdichten, also beim Flaschenaufdrehen in den Schläuchen und armaturen in die es hineinströmt.
Da das Volumen im Verhältnis zur inneren Oberfläche der Armaturen aber sehr gering ist kühlt das Gas an den Oberflächen sofort wieder ab.
Dadurch findet kein weiterer Temperaturanstieg mehr statt.

Das hört sich logisch an. Vielen Dank für die Antwort.
Grüße Uli

Hallo Uli,

In der Flasche ist das Gas in Aceton gelöst. Damit es nicht so rumschwabbelt ist in der Flasche noch ein Schwamm, früher Kieselgur.

Wegen dem Aceton darf man die Acetylen-Flaschen nur stehend benutzen, weil sonst das Aceton in das Ventil kommt.

MfG Peter(TOO)

Hallo Peter,
das mit der Flaschenfüllung war mir soweit klar. Mir ging es nur um den Teil, in dem höherer Druck herrscht. Wobei mir die Antwort mit der Abkühlung nicht ganz klar ist. Im Dauerbetrieb müßte sich die Armatur doch trotzdem erwärmen?!

VG Uli

Hallo Uli,

Beim Komprimieren von Gasen erwärmen sich diese, beim Entspannen kühlen sie ab. Bei einem zu grossen Durchfluss können die Ventile sogar vereisen.

Den Effekt nutzt man beim Kompressor-Kühlschrank.
Oder beim CO2-Feuerlöscher. Beim entspannen kühlt das Gas so weit ab, dass es gefriert und Trockeneis bildet.

Das Andere ist das relativ kleine Volumen.
Das Problem mit dem zerfall unter Druck ist eine Kettenreaktion. Einzelne Acetylenmoleküle zerfallen und setzen dabei Energie frei. Dadurch erhöht sich die Temperatur und die Reaktion läuft schneller. Es wird noch wärmer …

Damit es aber wärmer werden kann, muss mehr Wärme erzeugt werden als gleichzeitig abgeführt wird. Bei deiner Flasche ist das Gas von einer Menge Metall umgeben, welche die Wärme sehr gut leitet und an die Umgebung abgibt.

Gerade auch im Zusammenhang mit Acetylen:
Flammen können nicht durch ein Metallnetz dringen, wenn es genügend eng ist. An den Metalldrähten kühlt es ab und wenn die Temperatur genügend abgesenkt wird, wird die Oxydation unterbrochen.

Damit ein Stoff brennen kann, muss mindestens so viel Wärme erzeugt werden wie die Reaktion zum Start benötigt. Wird weniger Energie erzeugt, ist der Stoff zumindest selbstverlöschend. Allerdings sieht dann die Energiebilanz bei höherem Sauerstoffgehalt anders aus!

Dies ist dann das Problem bei der Sauerstoffflasche!
Fett ist bei normaler Luft, mit etwa 21% Sauerstoff, kein Problem. In reinem Sauerstoff kommt es dann aber zur Selbstentzündung.
Auch Fette und Öle oxydieren an der Luft etwas, es wird aber kaum Energie frei gesetzt. Speise-Öle und -Fette werden durch die Oxydation ranzig.

„Brennen“ ist immer nur eine Frage der Temperatur und der Energiebilanz.

MfG Peter(TOO)

1 Like

Das und das Trägermaterial Kieselgur ist auch der entscheidende Sicherheitsfaktor. Ich habe als Student in einer Acetylenfabrik gearbeitet. Die einkommenden leeren Flaschen wurden zuerst gewogen, um festzustellen ob noch genügend Aceton drin war. Die Flaschen mit zuwenig Aceton an die Acetylenleitung zu hängen galt als lebensgefährlich. Ich meine, dass die Zersetzung von Acetylen auch durch Verunreinigungen lokal katalysiert wird und das Aceton die Fortpflanzung der Zerfallskette hemmt.
Udo

Hallo Udo,

Bis 1903 konnte Acetylen nicht in Flaschen gespeichert werden. Es musste zum Schweissen und als Beleuchtungsgas immer „frisch“ aus Karbid hergestellt werden. Karbidlampen wurden als Fahrrad- und Auto-Scheinwerfer verwendet und als „Taschen“-Lampen.
1903 wurde dann die heutige Acetylenflasche von den französischen Chemikern Claude und Hess erfunden.

MfG Peter(TOO)