Obwohl sich eine Traumanalyse sicher zunächst interessant anhört, bezweifle ich ein wenig, dass mich das weiterbringt, denn:
i) Ich träume so gut wie nie etwas bzw. kann mich nicht daran erinnern. Höchstens in den ersten Minuten direkt nach dem Aufwachen kann ich mich noch an ein paar verschwommene Bilder aus meinem Traum erinnern, die aber sehr schnell wieder verfliegen. Ich könnte dir keinen einzigen Traum nennen, den ich jemals geträumt habe. Ich messe Träumen im Allgemeinen keine Bedeutung zu, weil ich denke, dass es so eine Art „seelische Müllabfuhr“ ist, ein gewisser Reinigungsprozess des Gehirns.
ii) Wenn ich träume, dann haben meine Träume mit meinem Fetisch nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um unsinnige, zusammenhangslose „Bildsequenzen“, die vor allem mit den Erlebnissen des vorigen Tages zu tun haben.
So sieht es oftmals aus, das stimmt. Gesetzt aber den Fall, Du würdest Dich an die Aufgabe machen, die Freuds Methode ihren Klienten abverlangt - also die Symbole der Träume definieren und beschreiben, wozu sie dienen, sowie wie sie funktionieren (eine Telefonzelle z.B., wo dann auch das Symbol „Zelle“ gesondert mit Freien Assoziationen zu vertiefen wäre -, bekämest Du dann folgendes Ergebnis: Entweder würdest Du Deine beiden Argumente ( i + ii) höchst erstaunt revidieren. Oder Dich sofort von der Analyse wieder distanzieren, weil die Sache aus Sicht der verinnerlichten Moralerziehung sehr heikel ist…
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Aber angenommen, Träume haben tatsächlich eine tiefere Bedeutung: Wie sollte es jemals möglich sein, aus all den unsinnigen Bildern die Ursache für die Entstehung meines Fetisch herauszuarbeiten? Das stelle ich mir ungeheuer schwierig - um nicht zu sagen - unmöglich vor. Muss denn nicht jede auf Träumen basierende Erklärung für Abnormalitäten des menschlichen Verhaltens einen ungeheuren Interpretationsspielraum mit sich bringen?
Ja, so lange man die Angelegenheit ebenso rein rational betrachtet, wie ein Computer.
Bei der Analyse kommen jedoch parallel zur Logik die „Gefühle“ ins Spiel, und diese Emotionalität - konfrontativ unterstützt von einem naturwissenschaftlich begründeten Modell der gesunden Psyche - verkleinert den Raum zur Interpretation der Situation des Menschens ungeheuer. Hinzu kommt, dass der Klient als solcher nicht auf sich selbst gestellt ist - das Phänomen der sog. "subjektiven Befangenheit -, sondern einen Berater zur Seite hat. Seine Aufgabe ist also, dem Klienten anhand dessen Freien Assoziationen einen Auslegungsversuch des jeweiligen Traumes zur Diskussion vorzuelgen, um anhand dessen Begutachtung den Versuch wo möglich zu verdeutlichen. So stellt es ein sehr wünschenswerter Nebeneffekt der Analyse dar, die Befähigung zum Kritischen Denken zu befördern…
Zu erwarten, das gleich nach den ersten 10 Träumen schon eine Erklärung für Probleme entdeckt werden kann, die von tief verdrängten Kindheitstraumen verursacht wurden, ist jedoch nicht realistisch… schließlich handelt es sich bei uns Menschen auch um das komplexeste Phänomen, das wir überhaupt kennen.