Hallo,
ich würde gerne eine Antwort auf eine Frage haben, die mir schon lange unter den Nägeln brennt. Es geht dabei um eine seltsame sexuelle Vorliebe meinerseits.
Ich bin ein 23-jähriger schwuler Student. Aufgewachsen bin ich in einer sehr katholisch-konservativ geprägten Gegend mitten in Bayern. Meine Eltern sind auch recht konservativ eingestellt und finden es nicht so toll, dass ihr Sohn mit Frauen nichts anfangen kann und dass sie von ihm keine Enkelkinder erwarten können. Egal, ich komme damit klar. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war eigentlich immer gut, mit ihr konnte ich mich gut unterhalten, auch wenn ich mit ihrer Weltanschauung nicht viel anfangen kann. Zu meinem Vater fand ich nie einen Draht, es herrschte stets eine unüberwindbare Distanz zwischen uns. Ich halte nicht viel von ihm und er hält nicht viel von mir. Wir sind zwar höflich zueinander und er repariert auch mein Auto, wenn es sein muss, aber mehr ist da nicht. Unsere Weltbilder sind so verschieden, wie sie nur sein könnten.
Seit meiner frühesten Kindheit weiß ich, dass ich auf Männer stehe. Und nicht nur das, ich habe – wie oben bereits erwähnt – einen außergewöhnlichen Fetisch: Ich finde männlich Hände überaus „geil“. Ja, ich weiß, manche haben einen Fußfetisch oder finden im BDSM-Bereich ihre Erfüllung, ich habe einen „Handfetisch“. Und nicht nur das: Es muss eine bestimmte Art von Händen sein, sie müssen groß, fest und weich sein, denn mit feingliedrigen Pianistenhänden kann ich nicht so viel anfangen. Dabei macht es mich ganz besonders geil, wenn ein Mann mir im erotischen Spiel mit seinen Händen den Mund zuhält (handgagging) oder wenn er mir einen oder mehrere Finger in den Mund steckt. Im Grund finde ich Hände noch geiler als Penise.
Mit dem Fetisch kann ich leben, auch wenn viele Männer zunächst wenig Verständnis dafür haben und man so gut wie keine Männer findet, die den selben Fetisch wie ich haben.
Was ich aber gerne wissen würde, ist die Bedeutung dieses Fetisch. Warum habe ich gerade diese absonderliche Vorliebe entwickelt? Ich hab diese Vorliebe mind. schon seit ich 6 Jahre alt bin. Was bedeutet es nach Sigmund Freud? Ist das tiefenpsychologisch betrachtet eine orale Fixierung? Ich hab gelesen, dass der Fetisch so eine Art Penisersatz ist. Als kleiner Junge bin ich erschrocken über die Tatsache, dass Frauen keinen Penis haben und da ich nun Angst hatte, meinen eigenen Penis zu verlieren (Kastrationsangst), habe ich diese Tatsache verdrängt und ein Ersatzobjekt, nämlich „Hände“ gewählt.
Ist die Freud’sche Theorie heute überholt? Wenn nicht, warum besteht bei mir die Fixierung ausgerechnet auf Hände? Welche (anderen) Erklärungsmöglichkeiten liefert die heutige Psychologie für dieses Phänomen?
Viele Grüße
Simon