_Gestern ist mir während eines Spaziergang durch den Pfälzerwald von einem Forsthaus aus ein Hund - Husky, nehme ich an (ich bin kein Hundekenner) - über viele Kilometer hinterhergelaufen. Dabei habe ich in keiner Weise versucht, ihn dazu zu animieren.
Der Hund war anfangs überaus scheu, es hat schon gereicht, dass ich mich nach ihm umgedreht habe und er hat abgedreht, einmal sogar mit Arschbremse, so erschrocken war er. Als ich eine Strasse queren musste, habe ich versucht, ihn fortzujagen, damit er nicht noch einen Unfall baut - aber das hat ihn nur veranlasst, kurzzeitig etwas mehr Abstand zu halten.
Aber wenn man über Kilometer hinweg so miteinander läuft, wird man vertrauter miteinander, und schließlich muss es für einen zufälligen Beobachter so ausgesehen haben, als wären wir ganz zweifellos Herr und Hund. Bei jeder Wegkreuzung hat er gewartet, für welchen Weg ich mich entscheide, er hat ständig Blickkontakt gesucht, er hat sogar aus dem Bach nicht getrunken, bis ich es ihm nicht erlaubt habe…
Einmal sind mir Mountainbiker entgegen gekommen, und Mountainbiker und nicht angeleinte Hunde im Wald, besonders so überaus agile Hunde, wie dieser Husky, sind fast eine Garantie für Ärger. Der Hund war 50 Meter vor mir und ich habe mir schon überlegt, wie ich den Bikern beibringen soll, dass ich durchaus nicht das völlig verantwortungslose Herrchen dieses Tieres sei. Aber der Hund hat reagiert, wie man es von einem wohlerzogenen Hund nicht besser erwarten könnte: Er ist zu mir zurückgelaufen und hat sich brav zwischen mir und dem rechten Wegrand gehalten, bis die Biker links an uns vorbei waren.
Dann ist er wieder die Schluchten runter und rauf, durch Dornbüsche gewetzt, als wären’s Wiesen, über Hindernisse gehubbst, dass kein Military-Pferd mithalten hätte können - wie gesagt, ein überaus agiler Hund.
Kurz habe ich mir überlegt, zum Forsthaus zurückzulaufen und den Hund dort abzuliefern. Aber es war vieles in seinem Verhalten, das mir darauf hinzudeuten schien, dass er nicht zum Forsthaus gehöre, sondern versehentlich im Walde abhanden gekommen sei und beim Forsthaus lediglich vergeblich um Hilfe nachgesucht habe.
Andererseits hatte ich noch etwa 60 km vor mir, und die hält (im deutschen April-Sommer) kein Husky aus. Also habe ich mir überlegt, einen Umweg über das nächste Dorf zu nehmen und dort den Hund irgendjemanden anzudrehen. Zuerst haben ich ihn jedoch noch ein ausgiebiges Bad im Schwarzbach nehmen lassen. In seinem dicken Fell musste dem Hund mittlerweile arg heiss geworden sein, und vor dem anstrengenden nächsten Aufstieg sollte er sich noch satt trinken. Dabei ist er dann herumgetollt, wie ich es noch von kaum einem Hund gesehen habe. Der ganze Hund war pure Freude. Diesen Moment habe ich versucht auszunutzen, und an sein Halsband bzw. seine Hundemarke zu kommen - aber so vertraut er sich sonst mittlerweile auch gegeben hat: Körperkontakt hat er nicht zugelassen. Wann immer ich die Hand nach ihm ausgestreckt habe, ist er - wie zufällig gerade in dem Moment - losgerannt, um unbedingt noch ein paar Sprünge über den Bach zu machen.
Anschließend ging es zum Dorf hin steil bergauf. Aber auch das Tollen im Bach hatte ihn wohl nicht so doll abgekühlt, wie eine Schneewehe es vermocht hätte und schließlich, nach vielleicht zweihundert Höhenmetern (für mich!) durch Dornen und über Geröll, hat der Hund - ganz unvermutet - wohl die Lust verloren, sich umgedreht, und ist im Tal verschwunden.
Das war nun etwas blöd, denn auf mich hatte er nicht den Eindruck gemacht, als wisse er, in welche Richtung er sich nach Hause wenden müsse. Immerhin war er etliche Kilometer mit mir zusammen gelaufen und sicher nicht mehr in seinem Stammrevier. Aber zufällig habe ich wenige Minuten später einen Förster gesehen und anhalten können, der mir versprochen hat, sich um die Sache zu kümmern und seinem Kollegen in dem Forsthaus, wo ich den Hund zuerst gesehen hatte, Bescheid zu geben.
Nach langer Vorrede jetzt endlich zu meiner Frage: War das Verhalten dieses Hundes normal? Ist es normal, dass ein Hund, der zunächst große Scheu vor einem Fremden zeigt, kilometer- und stundenweit mit diesem mitläuft? Und auch seine m. E. für Hunde absolut untypische Scheu vor jeglichem Körperkontakt selbst in einem Moment, als er vor Freude fast zerplatzt ist… Ich habe bisher noch keinen Hund kennengelernt, der freiwillig aufs Kraulen verzichtet, dies nicht vielmehr sogar plump eingefordert hätte!
Ist das Verhalten dieses Hundes für Huskies womöglich gar normal? Weil - dann ziehe ich, wenn ich in Rente_
gehe, _nach Alaska! Endlich mal ein Hund für Aspergerer mit 100 km Spaziergang-Tick!
Gruß _