Hallo Paul-Ublik!
Du hast das Dilemma gut erkannt. Ein seriöser Backlinkaufbau, ohne aktiv diesen zu fördern, dauert Jahrzehnte und ist damit wirklungslos oder zumindest ineffizient.
Ja, es gibt Seiten, die richtig echte Backlinks bekommen. Zum Beispiel sind viele Webseiten von Vereinen oder private Liebhaberseiten solche Kandidaten. Hier sollen Mitgliedern oder Gleichgesinnten ganz ehrlich Tipps für weitere gute Informationsquellen geliefert werden. Oder man hat etwas zu verschenken, was scheinbar jeder brauchen kann. Nicht umsonst findet man bei Google auf Platz 1 den Acrobat-Reader, wenn man als Suchbegriff „hier“ oder „here“ eingibt. Schließlich steht auf unzähligen Webseiten: „Den Acrobat-Reader bekommen sie hier!“ (wobei „hier“ mit Adobe verlinkt ist.
Und so oder so ähnlich funktioniert das System tatsächlich auch mit echten Links. Und wenn man eben eine ganz tolle Seite mit wertvollen Inhalten hat, bekommt man diese echten Links eben auch genau so, wie Google das gern sieht.
Wenn man also tatsächlich einen seriösen Linkaufbau will (und das unbedingt auch ganz ehrlich), dann bleibt einem nichts anderes üblich, als mit konventioneller Werbung Mitmenschen für die eigene Website zu begeistern, damit diese aus eigener Überzeugung einen Link auf einer anderen Homepage einbauen.
Die Alternative dazu ist, sich über das System Gedanken zu machen. Sind alle Produkte und Leistungen, die wir im Fernsehen als Werbung präsentiert bekommen, tatsächlich so gut, dass die Bosse der Fernsehsender sie freiwillig den Zuschauern empfehlen? Glauben wir bei einschlägigen Werbespots der Dame im weißen Kittel, dass sie die Gattin eines Zahnarztes ist und ihr Mann eine ganz bestimmte Zahnpaste seinen Patienten empfiehlt? Glauben wir dem Chef einer Werbeagentur, die Postkarten mit Einladung zu einer Probefahrt gedruckt hat, dass er das entsprechende Auto selbst fährt?
Nein, Werbung ist immer eine gesellschaftlich und sozial anerkannte Lüge, bei dem der Lügner auch noch gut bezahlt wird. Warum also Skrupel haben, Backlinks als Werbung für seine Seite aktiv zu generieren?
Die Experten von Google sind gewiss nicht dumm und es ist ganz bestimmt nicht das Ziel von Google, aktiv beschaffte Backlinks bei der Bewertung von Webseiten zu ignorieren. Google will Webseiten im Ranking nach vorn bringen, die primär für die Suchenden von Interesse sind. Und sehr viele Menschen im Netz suchen nach Sachen, die sie kaufen möchten. Wenn durch das System große Handelsketten besser gelistet sind, als kleine Fachgeschäfte, dann ist das nicht gegen das Interesse der Suchenden. Immerhin ist die große Handelskette nicht ohne Grund groß geworden und der Tante-Emma-Laden winzig klein geblieben. Aber wir finden die Webseite der großen Handelskette deutlich vor der Homepage vom Tante-Emma-Laden, obwohl vermutlich viel mehr ehrliche Links auf die Homepage des Tante-Emma-Laden zeigen, um ehrliche Solidatrität zu beweisen und den Service von einem guten Fachgeschäft zu empfehlen. Dennoch wäre es unklug zu erwarten, dass diese ehrliche Kundenbewertung für die Masse an Google-Nutzern relevant ist. Den Tante-Emma-Laden gibt es nur einmal im Einzugbereich von wenigen Menschen, doch die große Handelskette hat viele Filialen und ist für die Masse tatsächlich interessanter.
Klar, meine Beispiele hinken etwas, doch niemand sollte so naiv sein, zu glauben, dass Google das Werbegeschäft mit Backlinks unbekannt wäre. Im Gegenteil, Google bietet mit einigen seiner eigenen Produkte selbst SEO-Dienstleistungen an und spielt bei diesem Geschäft eine nicht unerhebliche Rolle. Wichtig ist nur für Google, dass die Backlinks eine gute Qualität haben. Ein Link von einem Banner, der auf irgendeiner Seite und wohl möglich noch auf einer Unterseite namens „Links“ platziert ist, den sollte man definitv als schädlich für seine Werbestrategie ansehen. Hochwertige Links sehen ganz anders aus und Google merkt sehr wohl, wenn es sich um einen Link handelt, der aus seinem ganzen Umfeld heraus eine top Qualität darstellt. Und wenn so ein Link das Produkt einer teuren Werbeagentur ist, dann ist das Google nicht nur egal, sondern vermutlich sogar noch einen Pluspunkt mehr für die beworbene Website wert. Man kann sozusagen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit richtig vermuten, dass Google sogar den wirtschaftlichen Wert eines Links bewertet. Warum sollte man also keine Backlinks einkaufen, wenn Google im übertragegen Sinn sogar den Kaufpreis mitbewertet?
Meine Meinung ist, dass man keine falsche Scham bei der Beschaffung von Backlinks haben sollte. Man muss nur wissen, was Qualität ist. Aber das ist bei allem anderen genau so. Wenn ich keine Ahnung von Wein habe, kann ich ohne Vertrauen auf die Werbung keinen sehr guten Wein einkaufen. Ich muss also bei der Bewertung des Weines einer Aussage glauben, von der ich weiß, dass sie mehr oder weniger eine Lüge ist. Oder ich gebe noch viel mehr Geld aus und beauftrage einen Weinexperten mit dem Einkauf eines guten Weines. In etwa so ist es auch mit den Backlinks…
Mit freundlichem Gruß,
Peter Ralf Lipka
ActualVision praezi-tec GmbH, Berlin/Deutschland