Hallo,
in einem alten Haus knallen öfter mal die Sicherungen raus, wenn zu viele Geräte gleichzeitig an sind.
Macht es Sinn die Sicherungen auszutauschen (von 10 auf 16 A)? Oder ist es ratsam, die alten drin zu lassen (schließlich möchte man ja nicht, dass die Kabel in den Wänden durchbrennen)?
Sicherungen NIEMALS gegen stärkere austauschen!
Bitte!
Das muss sich ein Elektriker anschauen, der eventuell die Sicherungen gegen neue Automaten austauscht, sofern zulässig.
Hallo, ja, habe mich da falsch ausgedrückt. Statt der alten 10A-Automaten (mit Kippschalter) sollen neue mit 16 A rein. Jemand, der sich damit auskennt, will das machen. Meine Frage ist nur, welche Nachteile das eventuell haben könnte.
Kabelbrand, Hausbrand, Tod? Passiert leider ständig.
Du würdest einen Fallschirm auch nicht 'ne Nummer kleiner wählen, oder?
Und lass es, bitte, von einem Elektriker anschauen und nicht von Einem, der „Alles über Strom weiss“.
Das ist, im wahrsten Sinne, brandgefährlich!
Gruss, Kudo
Wenn die Leitungen die 16A nicht gestatten, dann kann Dir schlicht und ergreifend die ganze Bude abfackeln! Es ist egal, wer mit welchem Vorwissen einfach höher absichert, das ist so einfach nicht machbar und lebensgefährlich!
Wenn Du mehr Leistung brauchst, dann reicht es nicht, einfach nur höher abzusichern, sondern dann muss man sich zunächst die Leitungen ansehen, was die überhaupt gestatten. Und dann muss man die aller Voraussicht nach zunächst tauschen, oder zusätzliche Leitungen für weitere Stromkreise legen, die dann auch gleich für höhere Leistungen entsprechend ausgelegt und abgesichert werden können.
Und natürlich muss auch der Hausanschluss dahingehend überprüft werden, was der überhaupt gestattet. Es nützt ja nichts, wenn Du drei Stromkreise im Haus dann ordentlich belasten kannst, ohne dass die neuen Automaten auslösen, dann aber die Vorsicherungen sich regelmäßig verabschieden.
Entschuldigung, ich kann’s nicht mehr halten
… Jemand, der sich angeblich damit auskennt, und anbietet, die 10A gegen 16A Sicherungen zu tauschen, ohne die Leiterquerschnitte zu beachten, kennt sich genau Nüsse aus und setzt, wenn auch in bester Absicht, Menschenleben (auch Deines) auf’s Spiel.
Die meisten tragischen Kabelbrand - Unfälle entstehen genau aus dieser Situation.
Sorry, Kudo
Die Begrenzung auf 10A hatte in der Regel folgende Gründe:
- Abschaltbedingung im TT-Netz sonst nicht erfüllt
- Verminderte Strombelastbarkeit der Leitungen, denn nur Dummköpfe denken, man könne 1,5mm² immer mit 16A absichern. Aber:
- es kommt auf etwaige Bündelung an (viele Leitungen nahe beieinander heizen sich auf)
- es kommt auf die Länge an (je länger die Leitung, desto dicker muss sie sein)
- es kommt auf die Verlegart an (eine Leitung, frei auf der Wand verlegt, hält viel mehr aus als der selbe Leitungstyp, wenn er in einem Schutzrohr in einer wärmegedämmten Wand liegt)
10A Leitungsschutzschalter sind ein Zeichen für eine überalterte Elektroinstallation mit argem Sanierungsstau.
… würde das niemals machen, wenn er nicht Leitungslängen, Verlegearten, Umgebungstemperaturen, Bündelungen, Gleichzeitigkeitsfaktoren und den Zustand der Abzweigdosen kennt.
Einen ersten Eindruck deiner Elektroinstallation mit einem kostenlosen Rat kann ich dir gerne geben, wenn du ein möglichst gutes Foto vom Sicherungskasten machst und mir den Namen deines Netzbetreibers nennst (besser jedoch die PLZ, kannst ja zwei Stellen weglassen).
Hallo, Danke. Habe dir eine PN mit den Fotos geschickt.
Vielen Dank für die Beiträge.
Würde es denn etwas bringen und spricht etwas dagegen, wenn die vorhandenen Sicherungsautomaten erneuert werden?
Die können doch vielleicht schon materialmüde sein? Und wenn man sie erneuert, könnte das doch möglicherweise das Problem schon beheben, oder?
Für die Mitleser:
Ich habe zwei Fotos von den Leitungsschutzschaltern bekommen. Diese sind in einer NZ-Zählertafel verbaut und es handelt sich um 10A „H“-LSS, soweit erkennbar.
Das Ganze sieht so nach mittleren 70er Jahren aus.
Zum Thema:
Ich muss da leider etwas weiter ausholen.
LSS haben immer zwei Auslösemechanismen. Zuerst den Kurzschlussauslöser, der bei (heftigem) Überstrom sehr schnell abschaltet. Dieser ist in Anlagen ohne FI-Schalter (wie bei der hier besprochenen) dringend zu schnellen Abschaltung bei lebensbedrohenden Fehler nötig. Die hier vorliegenden H-Automaten benötigen den zwei- bis dreifachen Nennstrom (also 20 A bis 30 A), um schnell genug abzuschalten.
Dann gibt es noch die thermische Auslösung, ein recht träge reagierender Bimetallstreifen der bei mäßiger, aber lang anhaltender Überlastung irgendwann mal abschaltet. Beim H-Automaten beträgt dieser Bereich das 1,5 bis 1,9fache des Nennstroms - er hält also mindestens eine Stunde 15 A (an Stelle von 10 A Nennstrom) aus und muss bei 19 A innerhalb einer Stunde auslösen.
Würde man nun „Wald- und Wiesen“-Leitungsschutzschalter vom Typ 16 A „B“ einbauen, dann ergeben sich folgende Werte:
Kurzschlussauslöser löst erst bei 80 A schnell genug aus (GEFAHR!),
thermischer Auslöser löst bei 18,08 A über eine Stunde nicht aus, bei 23,2 A muss er in einer Stunde spätestens auslösen.
Wo deine Automaten also extrem empfindlich sind und schon bei 30 A „Kurzschluss“ erkennen, würden die neuen das erst ab 80 A machen.
In einem TT-Netz bedeutet das, dass bei einem Fehler „Strom gelangt auf ein Gehäuse“ eine schnelle Abschaltung vermutlich gar nicht mehr erfolgen kann. Dann stirbt man halt.
Das Problem „zu viele Geräte gleichzeitig“ dagegen wird sich kaum bessern - von 19 A Auslösestrom auf 23,2 A.
Ich glaube bei H-Automaten auch eher nicht an ein Überlast-Problem, sondern an hohe Anlaufströme, etwa von Staubsaugern oder Hochdruckreinigern.
Um das noch mal ganz deutlich zu sagen:
Die hohe Empfindlichkeit des Kurzschlussauslösers ist mangels FI-Schalter zur Zeit deine einzige Lebensversicherung. Da ändert man nicht mal eben von 30 auf 80 Ampere!
Das hier Geschriebene lernt man übrigens während er 3,5-jährigen Ausbildung und der anschließenden einjährigen Meisterschule.
Was kann denn dein „Jemand, der sich damit auskennt,“ an Ausbildung vorweisen?
Teste ihn und fordere ihn auf, doch zuerst die Netzform zu bestimmen und dann anschließend den Schleifenwiderstand und die Netzimpedanz an den am weitesten von den Leitungsschutzschaltern liegenden Steckdosen zu messen.
Deine Anlage ist vor 1978 gebaut, sie hat damit die Grenze des sicheren Betriebs schon länger überschritten. Würde man die Anlage in dieser Form neu aufbauen, so stünde mit einem Bein im Gefängnis - würde man einfach so die LSS ersetzen, dann ist das direkt eine Bauwerksgefährdung (§ 319 StGB) und eventuell fahrlässige Brandstiftung, Körperverletzung oder gar Körperverletzung mit Todesfolge.
Nochmals vielen Dank. Ich habe das gut verstehen können und werde mich in Acht nehmen.
Nur nochmal die Nachfrage: Hast Du auch Bedenken, wenn lediglich die vorhandenen Sicherungsautomaten durch moderne ausgetauscht werden, mit den gleichen Amperes, also nicht höheren?
Es kommt nicht nur auf die Nennstromstärke an, sondern auch auf die Auslösecharakteristik.
Tauscht du „H 10A“ gegen „B 10A“ („B“ ist die gängigste Charakteristik für Haushalte), dann ergibt sich:
- Schnellauslösung benötigt 50A an Stelle von nur 30A zum sicherem Abschalten
- Thermische Auslösung hält mindestes 11,3A für eine Stunde ohne Auslösung aus, der alte H muss 15A eine Stunde lang ohne Auslösung halten
Du veränderst dann die Anlage so, dass sie im Fehlerfall unsicherer wird und bei Überlast noch schneller als bisher auslöst.
Kannst du die Situationen beschreiben, in denen es zur Auslösung kommt? Spielen da Geräte mit hohen Einschaltströmen (Staubsauger, Winkelschleifer, Hochdruckreiniger, …) eine Rolle oder sind es eher Geräte mit dauerhaft hoher Leistung (Wasserkocher, Heizlüfter, Waschmaschine, …)?
Wenn es um hohe Einschaltströme geht, dann müssten die neuen Leitungsschutzschalter „träger“ bei der Kurzschlusserfassung sein. Da die Kurzschlusserfassung mangels FI-Schalter auch dem Schutz vor Stromschlägen dient, ist da jede Änderung ohne vorherige Messung der „Schleifenwiderstände“ ein grober Kunstfehler.
Wenn es um hohe Betriebsströme geht (oft bei Geräten, die Wärme erzeugen), dann IST der H-Automat ja schon vergleichsweise träge und dur würdest kaum etwas gewinnen, wenn du LSS mit heute üblichen Charakteristiken nimmst.
Es gibt nur diese Lösung, wenn man nicht Sanieren kann:
Anlage prüfen und Messwerte erfassen.
Fehlerstromschutzschalter nachrüsten.
Dann könnten Leitungsschutzschalter mit 16A Nennstrom und „B“-Charakter klappen, die deutlich höhere Einschaltströme zulassen und geringfügig höhere Dauerströme.
Ansonsten ist die Anlage halt mindestens 44 Jahre ohne Renovierung und Sanierung geblieben - das rächt sich nun.
Situationen, bei denen es zur Auslösung kommt sind insbes. das Einschalten des Staubsaugers. Wir achten deshalb darauf, dass der stufenlose Drehschalter am Staubsauger beim Einschalten immer auf dem niedrigsten Leistungsniveau steht. Dann klappt das Einschalten besser, die Sicherung fliegt in der Situation dennoch ab und an mal raus. Und der (in die Jahre gekommene) E-Herd kann solche Situationen auslösen, und zwar dann, wenn gleichzeitig alle 3 Platten plus Backofen in Betrieb genommen werden.
Es soll jetzt ein neuer E-Herd angeschafft werden. Und dadurch ist die Frage entanden, ob die bestehende Situation/die bestehende Anlage damit zurecht kommen wird.
Der Wasserkocher löst es nicht aus. Die Waschmaschine auch nicht.
Aber als an der Außensteckdose mal ein elektrischer Stemmhammer betrieben werden sollte, und evtl. mal ein Gartengerät, zB. mal beim Einschalten der Heckenschere, aber selten.
Gut, damit hatte ich eigentlich auch gerechnet.
Die Eigenschaft des „H“-Automaten, die euer Leben schützen soll, sorgt hier leider auch für ein ungewolltes Abschalten.
Die Anlage bitte erkunden und messen lassen!
Wenn es ein TN-Netz ist, wird man wohl 10A „B“ Automaten (oder sogar 13 oder 16 Ampere) einsetzen können, ohne die Abschaltbedingungen nicht mehr erfüllen zu können.
Wenn es ein TT-Netz ist, könnte bei perfekten Erdungswiderständen dasselbe möglich sein - es wäre aber unwahrscheinlich.
Hier endet die Beratungsmöglichkeit eines Forums.
Du musst aber befürchten, dass ein hinzugerufener Elektriker angesichts des Renovierungsstaus der Anlage jegliche Änderungen ablehnt und eine totale Erneuerung des Zählerschranks einfordert.
Bedingt durch das Alter werden neue Leitungsschutzschalter vermutlich auch gar nicht vernünftig passen, da sie andere Maße haben.
Vielen Dank, deine Ausführungen sind sehr hilfreich, allein schon, um die Zusammenhänge etwas besser zu verstehen.
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