Sie haben alle eine Sprache

Hallo Alexander,

Wenn es Dich interessiert: Damit hatte alles angefangen!

/t/warum-buenas-dias/4911210/8

Danke! ich werde es mir anschauen.

Schönen Abend

danke. Dir auch einen schönen abend und alles Gute,
Helena

Hallo, Livia!
Als erstes vielen Dank für Deine Antwort.
Und als zweites wollte ich Dir sagen, daß ich beim Lesen ein
Dauerschmunzeln dabei hatte, weil ich denke 1. daß wir
aneinander vorbei geredet haben und 2. wir sind ein und
derselbe Meinung!
Selbt wenn du sagst, daß du das Gegenteil meinst, irgendwo
anders im Text (oder an dieser einer Stelle) bestätigst Du was
ich vorher gesagt habe.
Bitte lies mal nochmal mein Artikel und Deine Antwort und
halte diese Aussage im Kopf beim Lesen und Du wirst sehen was
ich meine, glaube ich ;o))

Ich wollte dir mitnichten widersprechen, ich wollte die Diskussion bloß ein bisschen vertiefen. Ja, wir sind einer Meinung - im Wesentlichen zumindest. Dein Beitrag schien mir halt grad der geeignete Ansatzpunkt, meine Meinung noch einmal darzulegen. Teils gerade deswegen, weil ich hier so vielem zustimmen konnte.

Das ist was ich auch meinte: Ich glaube diese Ausdruck ist
viel zu groß, um richtig zu sein. Oft wird das so benutzt und
dabei hat man Europa und Großtenteils der USA, Canada, Japan
und Australia im Kopf, aber ich bin mir ganz sicher (kann ich
das aber nicht belegen), daß weit mehr als die Häfte der
Weltbevölkerung noch nie einen PC gesehen hat. Geschweige
denn, daß sie eine Einheitssprache je gehört haben.

Das ist richtig. Allerdings nimmt die Zahl der User immer noch ständig und rasant zu. Was ich auch grundsätzlich für gut erachte, wenn es nicht dazu führt, dass die eigene Kultur vernachlässigt oder gar vergessen wird.

Spätestens aber, wenn unter einem Wort zwei
unterschiedliche Dinge verstanden werden, beginnen ernsthafte
Kommunikationsprobleme.

Das ist klar. Da sind wir uns auch einig. Allerdings genau
dieselbe Sprache ist diejenige, die uns hilft, diese
Verständigungsprobleme zu lösen.

Jetzt wird’s schon bald metaphysisch. :wink:.
Insofern hat Anne ja recht, dass die Gefahr der Vereinheitlichung in bestimmten Bereichen durchaus besteht. Ich ertappe mich durchaus immer wieder dabei, „bundesdeutsche“ Ausdrücke statt österreichischer zu verwenden. Manchmal ärgere ich mich auch darüber. Denn je enger der Kontakt ist, desto eher neigt man dazu, jene Ausdrücke zu verwenden, die die Umgebung problemlos versteht. Wenn ich viel mit Deutschen zu tun habe, neige ich zum „er hat gesessen“ (auf österreichisch hieße das, er war im Gefängnis. Wer auf einem Sessel/Stuhl saß, ist gesessen) oder zu „da kann er nichts für“ (statt „da kann er nichts dafür“) oder zum „Tschüss“ zum Abschied von Personen, mit denen ich per Sie bin (Tschüss ist bei uns nur Duzfreunden vorbehalten). Ich höre schon immer wieder Jugendliche „Brötchen“ zur Semmel sagen oder ähnliches. Aber mir kommt andererseits das Geheule um den Verlust der österreichischen Sprache übertrieben vor. Zumindest seit ich im Waldviertel bin, merke ich überhaupt nix mehr davon. Hier reden die Leute immer noch ihre eigene Sprache (und ich als Wienerin habe Probleme mit manchen, mir fremden Ausdrücken :wink:).

Ja klar! Genau dafür sollte das o.g. ein Beispiel sein! Ich
kann Dir zum Beispiel jetzt und hier unterschreiben, daß
bestimmt 80% (wenn nicht mehr) der Menschen, die in Katalonien
Katalanisch reden machen das um sich von Spanien und die
spansiche Sprache abzugrenzen. Darüber könnte ich Dir
Beispiele nennen, bis dem Arzt kommt. Und noch ein m.E. sehr
wichtiges Aspekt: Das ist denen ganz bewußt und stehen voll
dahinter!

Hier stimmt mich nur bedenklich, dass manchmal nationalistisches Gedankengut dahinter steht. Also weniger die Sorge um den Verlust von Sprache und Kultur, als die Sorge um die „Reinerhaltung“, die ebenso illusorisch ist wie die Reinhaltung der „Rasse“.

Alle Sprachen entwickeln sich unaufhörlich weiter! Wir sind
derselbe Meinung! Ich hätte auch einen „hauseigenen und
hausbackenen“ Beispiel: Als ich vor gut 20 Jahre anfing
Deutsch zu lernen kaufte ich mir ein Wörterbuch. Wörter wie
„Mülltrenung“ oder „Handy“ kommen gar nicht vor.

Gerade über das Wort „Handy“ muss ich sowieso immer wieder lachen, weil so viele Leute glauben, es wäre das englische Wort für Mobiltelefon. Ein wunderschönes Beispiel für die Lebendigkeit der Sprache - inklusive totaler Verwirrung der Begriffe.

OK. Und was ist für Dich dann ein Dialekt? Woher kommt der?
Wie entsteht für Dich eine eigenständige Sprache? Wann fängt
an ein Dialekt eine Sprache zu werden?

Hier hat mir eine Sprachwissenschaftlerin einmal den Spruch genannt: Eine Sprache ist ein Dialekt mit Armee. Die Grenze gibt es nur willkürlich gezogen. Und sehr oft sind es Staatsgrenzen. Und innerhalb des Staates dann irgendwelche Kommissionen, die normieren, was diese Sprache ist.

Ausserdem dieses „Oxford-Englisch“ ist ganz sicher nicht der,
der Shakespeare benutzt hat und wer ausschließlich dieses
Englisch redet, wird sich in england vermutlich nur vereinzelt
verständigen können (Bitte berichtigen wenn es falsch ist!).
Ich denke dabei an „My fair lady“: Meinst Du am Anfang hätte
sie die Sprache der „Bourgesoie“ verstanden? Wohl kaum! Und
das obwohl sie auch Engländerin war/ist.

Hier sind wir ja wieder voll auf einer Linie. Deswegen hab ich ja „Oxford-English“ unter Anführungszeichen gesetzt. Denn wie Hochdeutsch und andere Standards sind das ja nur Konstrukte, die sich irgendwelche Gelehrten einfallen lassen, um die Sache zu normieren. Kein Mensch hält sich hundertprozentig daran. Andererseits ist es innerhalb gewisser Grenzen schon gut, dass es diese Normierungen gibt, weil es eben die Kommunikation über weitere Strecken hinweg erleichtert. Also wenn Eliza schon in der Schule die „Norm“ gelernt hätte, hätte sie auch weniger Verständigungsprobleme mit der Bourgeoisie.

Hier gehen Angebot und Nachfrage wohl Hand in Hand: sie hatten
keine Möglichkeit, also kam es gar nicht in Frage. Wo die
Möglichkeit da ist, wird sie auch genutzt. Wenn auch viel
seltener, als man glauben sollte. Im übrigen gab es die
Kommunikation dann sehr wohl wieder, wenn etwa ein spanisches
Handelsschiff in Palermo gelandet ist. Das war dann aber
wieder die „gemeinsame“ Handelssprache - welche zu der Zeit
halt gerade en vogue war. Und vermutlich von beiden Seiten
schlecht gesprochen.

Genau! Und so entstand eine Kommunikation, die nur den beiden
Südländern verstanden, denn sie benutzen Ausdrücken, Wörtern
und Redewendungen, die nur denen von Interesse war.

Stimmt. Und so entstanden ja auch Fachsprachen, die interessanterweise afaik in vielen Bereichen auch konservativer sind als „Alltagssprache“. Ich denke da z.B. an Seglersprache (weil ich die halt ein bisschen kenne): Sehr viele Ausdrücke dort sind noch so ungefähr aus mittelhochdeutschen, wenn nicht gar angelsächsischen Zeiten und kaum verändert. Was zur Folge hat, dass etwa Begriffe im Englischen und Deutschen oft sehr ähnlich sind, nur in moderner Sprache manchmal etwas unterschiedlich ausgesprochen werden (wenn überhaupt).

Und auch in diesem Forum alle Deutsch sprechen!

Klar! ich sage ja nix anders! Wie bemühen uns um „einen
gemeinsamen Nenner“, aber jeder hat so seine Aussprache, seine
dialektale Unterschiede und sogar z.T. ein anderes Wortschatz.
Das ist ja was ich die ganze Zeit sage.

Wir sind uns einig. :smile:

Aber eine „Sprache“ im vollen
Umfang ist das nicht. Vielleicht kommen wir einmal dorthin, wo
jeder Englisch (oder von mir aus auch Esperanto oder sonstwas)
versteht und spricht, aber nicht als Muttersprache.

Das glaube ich nicht. Es gibt weit dringendere Probleme, als
weltweit zu zwingen, alle eine Sprache zu sprechen. Und ich
garantiere Dir hier und jetzt, entweder ändert sich die
Einstellung der absolute Mehrheit der Menschen, oder das wird
sich ja nie verwirklichen.

Ich bin Zweckoptimistin. Du hast aber natürlich recht. Solange sich sogar die Menschen, die eine gemeinsame Sprache hätten, einander die Schädel einschlagen, braucht man sich um eine gemeinsame Weltsprache auch keine Sorgen zu machen. Da gibt es, wie du schriebst, noch ganz andere Probleme.

Ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich selbst bin mir den
besten Beispiel dafür: Ich weiß, daß wenn ich Deutsch rede,
auch auf Deutsch denke. Anders wäre für mich unmöglich. Ich
meinte vielmehr, wenn man mit sich alleine ist und seine
eigene Gedanken nachgeht; oder wenn man einen tiefergehenden
Gespräch mit dem eigenen Sohn führt: Das ist die
Muttersprache. Oder wie jemand sagte (gilt aber eher für
Männern): Muttersprache ist die, in die man flucht, wenn man
sich beim rasieren schneidet!

Jo. Wie ich bei meiner Tante beschrieb. Oder eben auch selbst erlebte.
Zum Abschluss noch ein kleiner Schwank aus meinem Leben, bei dem ich froh war, dass nicht jeder Deutsch versteht. Da war ich also in England das erste Mal mit einem rechtsgesteuerten Auto unterwegs (ansonsten bin ich immer mit meinem eigenen, also linksgesteuerten Auto drüben gefahren). Noch dazu in einer Gegend mit diesen schmalen Sträßchen und auf der Suche nach einer Adresse in einem kleinen Ort. Entsprechend langsam und unsicher war ich unterwegs. Hinter mir ein SUV, äußerst ungeduldig, während ich zusehends die Nerven verlor. Ich fahre also bei nächster Gelegenheit zur Seite, um ihn vorbei zu lassen. Er stellt sich neben mich hin (es war Sommer und meine Wagenfenster offen), lässt sein Seitenfenster runterschnurren und macht dabei ein wütendes Gesicht. Noch bevor er ein Wort sagen konnte, beschimpfte ich ihn auf Wüsteste in meinem schönsten Wiener Dialekt: „Du Scheißhäusl, schau dass d’ weidakummst. I brauch so oaschlecha wia di net, die mia in oasch kriachn wia a woamer, waun i mi eh net auskenn. also hau di üba d’häusa, rutsch ma 'n buggl owe, leck mi im oasch“ und so weiter. Er machte Augen wie ein Autobus, ließ sein elektrisch bedientes Fenster wieder hochschnurren und haute ab. Ich fühlte mich besser. Hätte er mich verstanden, hätte er mich locker wegen Ehrenbeleidigung verklagen können. Aber netterweise verstand er nicht ein Wort von dem, was ich da von mir gab. Der Ton reichte ihm allerdings. (Und ich hoffe, die Minderjährigen hier verstehen auch kein Wienerisch :wink:)

Liebe Grüße
Livia