Siegfried von Xanten, der Drachentöter

Gestern habe ich meinen Kindern einen Teil der Nibelungensage erzählt, und dabei ist eine Frage aufgetaucht, die ich nicht beantworten konnte, und auch sonst nirgends fand:

Der Siegfried badet ja im Drachenblut, und seine Haut wird dadurch unverwundbar (bis auf den Fleck, wo ihn das Lindenblatt fiel :slight_smile: )… Hat der mit dem Blut auch gegurgelt? hat er es in den Mund genommen? Dann müsste er ja auch unempfindlich dagegen sein, wenn er sich selbst auf die Zunge beißt. In einer Version lutscht er ja an einem vom Drachenblut klebrigen Finger, und kann anschließend die Stimmen der Tiere verstehen. Könnte man das so deuten, dass auch seine Zunge unverwundbar wurde?

Also: Macht es Siegfried was aus, wenn er sich selbst auf die Zunge beißt?

DiFa

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Das ist das Problem mit Sagen: sie sind keine Dokumentarfilme. Wer versucht hat, mit einem Blatt auf der Schulter zu baden, wird schnell feststellen, dass das Blatt dort nicht liegenbleibt. Insofern ist die Geschichte schon an einem viel zentraleren Punkt nicht schlüssig. Und wieso kann er sich den Finger verbrennen (weswegen er ihn sich ja in den Mund steckt), wenn er doch unverwundbar ist?

Er hätte sich man lieber öfter auf die Zunge beißen sollen, der alte Angeber. Dann wäre die Sache mit Brunhild anders ausgegangen. „Ey, die Alte kenn ich. Die hat’s drauf, da muss ich dir helfen, Gunter.“
:wink: Eva

Naja Unverwundbar ist nicht zwingend unverbrennbar…
Wenn er gegen Mechanische Verletzungen wie Schwerter, Speere etc geschützt ist, muss das nicht heißen, daß er auch gegen Temperatureinwirkung geschützt ist. Das sind zwei verschiedene Dinge.

Zerpflücken wir jetzt hier alte Sagen, das kann ich auch :slight_smile:

Unverwundbar ist OK, aber wer sagt, dass man dann Schmerzunanfällig ist? Finger verbrennen wird vielleicht auch weh tun.

Oha, das ist eine Unterstellung, Siegfried ist ein Held!!!
Und ist er nicht durch eine Waberlohe geritten, um Brunhilden zu retten? Was ist ein Finger gegen eine Ganzkörperverbrennung :smile: Wagelaiweia!

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Danke für die Frage - bringt richtig Spaß :smile:
Gruß,
Eva

Ja, lästig, wenn zu Beginn von Sagen die Begriffe nicht eindeutig definiert werden. Bleibt die Frage, was passiert, wenn Siegfried von einer glühenden Lanze getroffen oder mit flüssigem Pech überschüttet wird. Und wenn sich unverwundbar nur auf mechanische Hautverletzungen erstreckt: was ist mit herabstürzenden Felsen oder dem Überfahren mit Dampfwalzen?

Ich für meinen Teil verbinde mit „unverwundbar“ nicht nur penetrierende Hautverletzungen, sondern Hautverletzungen im allgemeinen und ich würde von Drachenblutbädern insofern auch erwarten, daß sie auch vor Verbrennungen schützen. Alles andere wäre die Mühe auch nicht wert.

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Sehe ich auch so. Ich stelle mir Drachenbluthaut eher wie ein Kettenhemd vor. Die Haut darf ja z.B. auch nicht plötzlich luftdicht sein wie eine Gummihaut, wie wir ja spätestens seit Goldfinger wissen.

DiFa

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Außerdem, wo soll er das Blut herhaben, Apodiscounter gab es damals noch nischt.
UND! Es gibt nur eine verlässliche Bezugsquelle; der einziger, anerkannter Drachentöter war und ist der heiliger Schorsch und der gibt keine Trophäenmuke ab! Ha.

Noch komplizierter wird das Problem durch die Umdeutung Richard Wagners, bei der Siegfried durch das Ablutschen des drachenblutbefleckten Fingers plötzlich die Sprache der Vögel versteht, neurolinguistisch schwer zu erklären, allerdings äußerst vorteilhaft.

Die Wehrhaftigkeit erlangt er dann erst durch Brünhilde, die ihn kurzsichtiger Weise nur von vorne absolut unangreifbar macht (das scheint bei James Bond irgend wie besser gelöst worden zu sein, jedenfalls in den älteren Filmen).
Hinten völlig wehrlos hat Hagen es dann nach kurzer Ablenkung viel leichter als in der ursprünglichen Sage, Siegfried von hinten zu erstechen.

Karl

Das kommt drauf an, an welchem der in Frage kommenden beiden Orte er nach vollbrachter Tat zur Stärkung eingekehrt ist. Fafnirs Höhle kann man auf dem Drachenfels unmittelbar unter dem Südfels bewundern. Von dort ist es ungefähr gleich weit, je etwa drei Kilometer, zur Waldgaststätte „Saupferch“ und zur Lambertskreuzhütte des PWV. Blut im Sinn von Blutwurst in den Mund nehmen kann man bloß auf der Lambertskreuzhütte, die Küche vom Saupferch geht schon eher in Richtung gutbürgerlich. Leider ist diese Gaststätte allerdings mühelos mit dem Auto zu erreichen, so dass man dort sonntags kaum ohne Reservierung Platz findet. Wenn man nicht so viel in der Gegend ist, kann das eher rustikale Pfälzer Einerlei in der Lambertskreuzhütte schon auch recht reizvoll sein.

Schöne Grüße

MM

Damit dürften alle Fragen erschöpfend beantwortet sein!

ich hab noch ein Problem. Wieso kann er Vögel nach dem ablecken vom Finger verstehen? Nach genuss welcher Substanz versteht man Vögel? Geht das evtl. mit LSD … enthält Drachenblut LSD

Gibt es heute keine Drachen mehr, weil sie dem Drogenschutz zum Opfer gefallen sind?

Frage ist, wie weit geht „unverwundbar“?
Es geht in der Sage um das Töten und wer sich auf die Zunge beißt, stirbt nicht dran :wink:
Kommen wir mit menschlicher Logik, wäre es fatal, wenn ein Mensch nichts mehr spürt- denn gerade dann würde er sich in Gefahr bringen.

so gedeutet, würde ich sagen, Siegfried hat durchaus gemerkt, wenn er sich auf die Zunge gebissen hat. Wunden sind vielleicht schneller verheilt- erinnert mich an Wolverine :grin:

Vögel zu verstehen bedeutet die Ebene von Menschen zu verlassen und in das Reich von Fauna einzutauchen, mehr Wissen, mehr Weisheit, mehr Zugang zu einer Welt, die den Menschen nicht erschlossen ist. Er hat Zugang zu einer weiteren Welt.
Und während das Bad doch nur die äußere Haut des Menschen betrifft, bedeutet die Aufnahme über den Mund, die Aufnahme in das eigene Innere.
Wenn ich esse, mache ich die inneren Substanzen für meinen Körper zugänglich- baue sie ein- lasse sie zu meinen werden- verbinde mich damit. Und der Drachen ist nunmal aus der Tierwelt.

Entschuldige - Siegfried hat aus Fafnir genug Blut abgelassen, um darin zu baden!

Wie soll es da plötzlich knapp werden für eine Gosche voll?

Schöne Grüße

MM