Hi,
nun es war nicht einfach, die Glaubwürdigkeit des Artikels zu prüfen
(vor allem da einige Original-Paper schwer zu finden sind). Deshalb
habe ich meine Antwort auch in zwei Teile geteilt.
Zuerst fand ich einen kurzen Wiki-Artikel darüber:
http://en.wikipedia.org/wiki/Long_delayed_echo
Erst einmal die Namen:
Fredrik Carl Mülertz Størmer exitierte wirklich:
http://www.geophys.tu-bs.de/geschichte/stoermer.html
Ihn als „Physiker“ und „Fachmann für elektromagnetische Wellen“ zu
bezeichnen, ist schon falsch. Laut Vita, war er Professor für
reine Mathematik und erforschte die Spektren der Polarlichter.
(Er war also Mathematiker mit Interesse für Berechnungen kosmischer
Strahlung).
Ich habe mir daraufhin mal den Originalartikel von 1929 von Carl
Störmer herausgesucht:
http://www.springerlink.com/content/l7485621017687j3/
Störmer beschreibt für eine Messung am 11.Oktober 1928 folgende
Signal-Verzögerungen pro Signal (in Sekunden):
15, 9, 4, 8, 13, 8, 12, 10, 9, 5, 8, 7, 6&12, 14, 14, 12, 8&12, 5,
8&12, 8, 5, 14, 14, 15, 12, 7, 5, 5, 13, 8, 8, 8, 13, 9, 10, 7, 14,
6, 9, 5&9
Dazu schreibt Störmer: „Die von mir notierten Zeiten machen keinen
Anspruch auf größere Genauigkeit, da ich nicht genügend vorbereitet
war; man bekommt aber durch sie wenigstens eine qualitative
Idee des Phänomens.“
Bemerkenswert sind dabei außerdem die Fehler(bzw. Missverständliche
Formulierungen) in der Beschreibung des Experimentes im Internet-
Artikel:
"In 30-Sekunden-Intervallen wurden Radiozeichen verschiedener
Länge ausgestrahlt Knapp drei Wochen später, am 11.Oktober, wurden
die gleichen Zeichen von Hals und Störmer wieder im Empfänger
registriert. Die Signale hatten Verzögerungen von drei bis fünfzehn
Sekunden. Die meisten Echos kamen mit einer Verzögerung vom 8
Sekunden., es wurden aber auch zwei Echos im Abstand von 4 Sekunden
registriert.
Folgende Aussagen sind dabei falsch:
- wurde in 20-Sekunden-Intervallen gesendet
- lagen nicht drei Wochen zwischen Senden und Empfang, sondern
Störmer spricht von _„Eine Weile nach Beginn der Sendung, kam von
Herr Hals der Telephonbescheid, dass schöne Echos zu hören wären.“
i>
Daraufhin wiederholte Dr. van der Pol die Messung am gleichen Tag und
bekam die auch in dem Internet-Artikel erwähnten Echos: 8, 11, 15, 8,
13, 3, 8, 8, 8, 12, 15, 13, 8, 8.
Besonders interessant ist die Messung am 24.Oktober, wo erneut 48
Echos gemessen wurden. Die Zeit zwischen Signal und Echo betrug dabei
bis zu 20-30 Sekunden! Die Auswahl der Messwerte zeigt, dass die
damalige Zeitbestimmung äußerst ungenau (geschätzt, Sekundenzeiger
einer normalen Uhr, Stoppuhr) waren. Da an zwei Stationen gemessen
wurde, lässt sich auch einigermassen die Streuung der bestimmten
Werte ablesen: z.B. Signal 48 -> 6 bzw. 7 Sekunden, Signal 50 -> 14
bzw. 17 Sekunden usw… Jede Echo-Messung ist also mit einem Fehler
von ± 2 Sekunden zu betrachten.
Nach den Beobachtungen stellt Störmer die mathematische Theorie auf,
dass elektromagnetische Wellen, die auf von Erdmagnetfeld und
Elektronen verursachten Ströme treffen, zur Erde zurück reflektiert
werden können. Er verglich die nach seiner Therie berechneten und
beobachteten Rücklaufszeiten und konnte feststellen, dass diese in
der gleichen Größenordnung lagen.
Am Ende kommt Störmer zu dem Schluß: „Zusammenfassend kann man
wohl sagen, dass wir es hier mit einer neuen Methode zu tun haben, um
die Bewegung der Corpuscularströme weit außerhalb der Erde erforschen
zu können.“
Wir halten fest:
- Die herausgegriffene Sequenz von Dr. van der Pol konnte nicht
wiederholt werden, im Gegenteil, in weiteren Messungen gab es Echo-
Verzögerungen von bis zu 30 Sekunden. Sollte das Signal also eine
„Sternenkarte“ der Aliens sein, so sollte man doch erwarten, dass
sich die Echos nach einer Weile wiederholen.
- Nur zu ganz bestimmten Zeiten konnte ein Signal überhaupt empfangen
werden. Dabei konnte eine Korrelation zwischen Sonnenstand (die ja
die reflektierenden Elektronenströme aussendet) und dem Empfangen von
Echos festgestellt werden. Aufgrund dieser Beobachtung war Prof.
Störmer sogar in der Lage vorherzusagen, wann die nächsten Echos zu
messen sein würden.
- Berechnungen von Störmer stimmten mit den Beobachtungen überein
Im Internet-Artikel heisst es dazu lapidar: „Prof. Störmer bezog
die Echo-Phänomene auf Aurorareflexionen, konnte diese Theorie aber
nicht ausreichend sicher erklären. (John W. Macvey)“
Das Problem bei dieser Aussage ist, dass er mir nicht gelang einen
John W. Macvey im internet aufzuspüren. Was ein wenig verstört,
schließlich sollte er doch einfach zu finden sein, wenn er Störmer’s
Theorie widerlegte…
http://www.google.com/search?
hl=de&client=safari&rls=en&q=%22John+W.+McVey%22&btnG=Suche&lr=
Allerdings gab es andere, die sehr wohl versuchten, die Beobachtungen
zu erklären bzw. zu widerlegen:
- Appleton 1928;
- Bracewell 1960;
- Breit 1929;
- Budden and Yates 1952;
- Crawford et al., 1970;
- Galle, Talon & Ferrie, 1930;
- Fuchs, 1934;
- Harp et al., 1967;
- Joos, 1931;
- Lunan, 1973;
- Pedersen 1929;
- Thomas, 1929;
- Van der Pol, 1929;
Ich gebe zu ich habe nicht die Zeit gefunden diese zu lesen, aber ich
habe in zwei davon hineingesehen:
- Budden und Yates
- Duffet-Smith
http://www.sciencedirect.com/science?
_ob=ArticleListURL&_method=list&_ArticleListID=582501615&_sort=d&view
=c&_acct=C000003718&_version=1&_urlVersion=0&_userid=28661&md5=f6d427
daefce3f57fade09725ad2638d
Es zeigt sich:
- Budden und Yates gelang es nicht bei 27.000 Transmissionen die
beobachteten Echos nachzuvollziehen.
- Auch Duffet-Smith gelang das nicht (und sein Gerät machte 500.000
Übertragungen ohne ein Echo aufzufangen!)
Wir stellen fest:
- Zwei positiven Beobachtungen konnten bisher gemacht werden: die von
Störmer/van der Pol und die Expedition von Galle, Talon und Ferrie.
- Dem gegenüber stehen zahlreiche spätere Untersuchungen ohne Echos
feststellen zu können
Abschließend bleibt die Frage zu Teil I:
Warum wurde ausgerechnet die Sequenz von 14 Signalen herausgegriffen
und nicht die spätere Sequenz von 48 Signalen, die von zwei Stationen
aufgenommen wurde und daher genauere Zeitmessungen erlaubt?
(Im zweiten Teil werde ich mich genauer mit dem Sternbild
beschäftigen.)_