Silberner Teller früher bei Frisören

Guten Tag, früher (50-er / 60-er Jahre) hatten viele Frisöre eine silbernen Teller an einem schmiedeeisernen „Galgen“ über der Tür hängen. Warum gerade einen ‚silbernen Teller‘?
Danke an die Fachleute, die Frage konnte mir seit gut 40 Jahren keiner Beantworten!

Das stammt aus einer Zeit, als Frisöre ihr Geld hauptsächlich mit Rasieren verdienten und deswegen ‚Barbiere‘ hießen. In der silbernen Schale wurde der Seifenschaum geschlagen. Natürlich nicht in der, die über der Ladentür hing, aber in einer ähnlich aussehenden …

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf, zunächst einmal ‚Danke‘ für Deine Mühe! Diese Interpretation habe ich auch schon oft von Frisören gehört(bis hin zum Meister). Es war aber immer der Versuch einer Erklärung ohne geschichtlich belegbaren Hintergrund. Wie Du schon schreibst: die Barbiere hatten zum Rasieren eine Schale. Warum ist’s dann ausgerechnet ein Teller (. . . oder auch Scheibe)geworden und keine Schale?
Trotzdem - Danke!

Gruß, Frank

Barbierteller
Hallo, Frank,
der Barbierteller wurde zum Sinnbild und Erkennungszeichen der Bader und Friseure. Die als Ladenschild bis in jüngere Zeit verwendete Version allerdings war nur noch ein wirkliches Werbezeichen, das ähnlich wie die Brezel der Bäcker, die drei Kugeln des Pfandleihers, das Schlachtbeil des Metzgers usw. dazu dienten, den Laden und die dort angebotene Dienstleistung kenntlich zu machen.

Ursprünglich diente die Baderschüssel zwar auch, aber nicht nur zum Schaumschlagen, aber das Bartscheren war ja auch nicht die einzige Dienstleistung des Barbiers. Dazu gehörte z.B. auch der Aderlass, das Zahnbrechen, die Wundbehandlung und vieles andere. Zu all diesen Verrichtungen war eine reinliche Schüssel wichtiges Handwerkszeug.

Es ist in der Tat sehr wenig über dieses Zeichen zu finden, das ja auch in einer Zeit wo sich Bader und Bartscherer eher auf das Teilgebiet der Haarkunst verlegen zugunsten mehr oder weniger gelungener Ladennamen am Verschwinden. Aber zu Zeiten, wo nicht jeder lesen konnte, war dieser Teller schon ein eindeutiges und einprägsames Zeichen.

Gruß
Eckard

Nachtrag
Noch etwas.
Der Barbierteller ist eigentlich auch nur im deutschen Sprachgebiet üblich.
in England und dessen Kolonien ist der Friseurladen viel eher am sogenannten „barber pole“, einem meist rot-weiß spiralig geringeltem Pfahl vor dem Geschäft, zu erkennen. http://www.barberpolesdirect.com/
Gruß
Eckard

Hallo, Frank,

die Barbiere hatten zum Rasieren eine Schale.
Warum ist’s dann ausgerechnet ein Teller (. . . oder auch
Scheibe)geworden und keine Schale?

das liegt wohl an der stilisierten Darstellung auf den Schildern, z. B. http://www.altstadt-dinslaken.de/Geschichte/Z%C3%BCn…

Zum Vergleich:
http://razorland55.free.fr/Transf07/ZINN%20RASIERBEC…
http://razorland55.free.fr/Transf07/ZINN%20RASIERBEC…

Das Bild auf http://www.gnegel.de/bartbarbiere.htm zeigt die Verwendung eines solchen Beckens.

Gruß
Kreszenz

Hallo Eckard,
ich danke Dir, das war der entscheidende Hinweis! Nach weiteren Nachforschungen auf Grund Deiner Hinweise habe ich folgendes ermittel können.
Zitat:
Wohl bekanntestes Friseurzeichen ist das Becken, welches 1938 vom Reichsinnungsverband zum Zeichen des Friseurhandwerks erhoben wurde. Aus der spätmittelalterlichen Geschichte ist bekannt, dass meist der Lehrjunge mit dem Becken die Badekundschaft “zusammentrommelte”.
Es war nämlich so, daß man nur zu bestimmten Zeiten Baden konnte. Nach Rückkehr des Lehrjungen wurde das Becken am Eingang des “Salons” solange aufgehängt, wie die Badezeit andauerte. Da es mit der Zeit üblich wurde, sich nach dem Baden zu rasieren, erlernte der Bader auch das Rasieren und so wurde aus dem Bader der Barbier. Das Becken behielten die Friseure auch dann als ihr Berufszeichen bei, als sich ihre Tätigkeit auf all die handwerklichen Künste des heutigen Friseurhandwerks ausdehnte. Zitat Ende.
Die Tatsache, dass es sich wohl mehr oder minder um ein Relikt aus der NS-Zeit handelt, erklärt meines Erachtens auch das Vorhandensein des Becken in den 50-ern und 60-ern, es heute aber so gut wie ausgestorben ist.

Hallo,

Die Tatsache, dass es sich wohl mehr oder minder um ein Relikt
aus der NS-Zeit handelt, erklärt meines Erachtens auch das
Vorhandensein des Becken in den 50-ern und 60-ern, es heute
aber so gut wie ausgestorben ist.

Dem möchte ich widersprechen. Meine Meinung liegt es eher daran, dass kaum jemand weiß, was es bedeutet und warum oder eben nur das Rasieren damit assoziiert und somit ist das ganze obsolet. Eine Schere als Bild sagt es viel deutlicher.

Der „barber pole“, den Eckard erwähnt, ist hingegen älter und fester im Bewusstsein der Angloamerikaner verwurzelt.

Gruß
Elke

Servus,

hierzu:

Die Tatsache, dass es sich wohl mehr oder minder um ein Relikt
aus der NS-Zeit handelt, erklärt meines Erachtens auch das
Vorhandensein des Becken in den 50-ern und 60-ern, es heute
aber so gut wie ausgestorben ist.

darf ich Elken secundiren.

Gegenprobe: das Apotheken-A von 1936 (allerdings nach Dahinscheiden des tausendjährigen Reiches nicht mehr mit der Lebensrune versehen).

Schöne Grüße

MM

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Die Tatsache, dass es sich wohl mehr oder minder um ein Relikt
aus der NS-Zeit handelt, erklärt meines Erachtens auch das
Vorhandensein des Becken in den 50-ern und 60-ern, es heute
aber so gut wie ausgestorben ist.

Könnte das Verschwinden dieses Nasenschildes auch damit zu tun haben, dass heutzutage in den Friseurläden Damen und Herren ihre Frisuren verpasst bekommen? Zu der Zeit, als dieses Schild noch üblich war, ist es doch nur bei „Herrenfriseuren“ vorgekommen. Oder erinnere ich mich daran falsch, da nur noch schwach?

Elken secundiren?
Hallo Martin,

darf ich Elken secundiren.

was bedeutet „Elken secundiren“? Welche Sprache oder welcher Dialekt ist es?
Leider hat googeln nichts gebracht.

Es würde mich wirklich sehr interessieren :smile:

Viele Grüße,
Nina

Hallo Nina,

bitteschön: http://de.wiktionary.org/wiki/sekundieren

Die Schreib- und Ausdrucksweise, welche Martin benutzt hat, ist allerdings schon etwas eingestaubt.

Beste Grüße

=^…^=

Hallo KamikazeKatze,

Die Schreib- und Ausdrucksweise, welche Martin benutzt hat,
ist allerdings schon etwas eingestaubt.

danke fürs Erklären; ich kannte das Wort nämlich auch in der moderneren Schreibweise nicht (habe mir nur erschließen können, dass es etwas mit „zweit…, zusätzlich“ zu tun haben müsse, damit kam ich aber auch nicht weiter). Desweiteren hatte ich gedacht, „Elken secundiren“ sei ein Begriff und nicht auf Elke bezogen.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Frank,
Ich weiß nicht ob dir das weiter hilft, aber bitte entscheide selbst:
Du hast bestimmt mehrere Zeichnungen von „Don Quijote“ gesehen, unser weltbekannter Romangestalt. Meistens sieht man ihn auf einen „Pferd“ und neben ihm läuft „Sancho Panza“, sein „Diener“.
Wie auch immer, der Hut der Don Quijote immer auf Zeichnungen trägt ist keinen Hut, sondern eben eine solche „Frisörschüssel“. Wenn man genau hinschaut, sieht man, in guten Zeichnungen einen kleinen Halbkreis am Nacken. Das ist dort wo die Frisörkunden immer den Hals/Nacken stützten.

Hier ein paar Links dazu:

http://www.aceros-de-hispania.com/bild/R%C3%BCstung-…

http://www.screenhead.com/~screenhe/wp-content/uploa…

Ich hoffe es hilft!

Schöne Grüße,
Helena