Simmel - Rationalität und Gesellschaft

hallo,

ich beschäftige mich gerade etwas mit simmel „der stil des lebens“ (als kapitel im buch philosophie des geldes) und hätte da ein paar grundsätzliche fragen (vllt kommen noch mehr … bin gerade mitten im zweiten lese-durchgang ^^):

  1. eine seiner feststellungen lautet in etwa so: mittel sind völlig indifferent - gefühlswerte knüpfen sich nur an Zwecke. Steht man vor der situation, dass man ein auto will … dann hat man bspw. zwei möglichkeiten: entweder kauft man es sich oder man stiehlt es einfach.

je nach blickwinkel der betrachtung sind die grenzen zwischen mittel und zweck recht fließend … ich stehle, weil ich kein geld habe (dann wäre der diebstahl wohl mittel zum zweck) … ich stehle, weil ich zwar geld habe, ich aber so darin vernarrt bin, dass ich es nicht hergeben will (das eigentliche „mittel“ geld würde dann wohl zum zweck, oder? wobei simmel dem geld eine solchen charakter nicht wirklich zuschreibt, sondern es nur als absolutes mittel sieht. sehe ich das richtig?)… ich stehle, weil ich einfach gerne stehle (dann wäre der diebstahl der zweck und das auto das mittel?)… usw.

bei simmel wirkt die darstellung von mitteln und zwecken allerdings nicht so flexibel bzw. mittel sind mittel, manche zwecke werden zu mitteln, aber grundsätzlich wird kein mittel zum zweck … habe ich da evtl. etwas überlesen, das dem ganzen mehr flexibilität verleiht?

  1. das bringt mich gleich zum nächsten punkt: ein mittel, das zumindest als zweck empfunden wird, ist das geld. es macht dinge, die selbstzweck-charakter haben, zu mitteln, weil es selbst als zweck empfunden wird (so ca. stehts glaub im buch) … was wären hier passende beispiele? könnte man hier die arbeit an sich heranziehen? (zb. bauer ist heute nicht mehr selbstversorger, sondern produziert die früchte - oder was auch immer - nur, um dadurch geld zu verdienen. wobei geld für ihn zum zweck wird (obwohl es eigentlich nur mittel ist, um andere endzwecke zu erfüllen, die aber für den einzelnen teils nicht mehr ersichtlich sind, weil sich in der modernen gesellschaft die ereignisketten, die zum endgültigen zweck führen, derart verlängert haben, dass sie aus dem blickfeld des einzelnen gerückt sind … geld wäre hier also quasi zweck, weil es als universal einsetzbares mittel für - vllt noch unbekannte - zwecke verwendet werden kann?

wäre dankbar für einen kleinen input von euch
lg,
sambold

Hat Spaß gemacht und einen Artikel zu lesen.
Interessant fand ich die Stelle, an der Du erzählst, dass Geld zum Quasi-Zweck wird, weil es als Etappenziel angesehen wird (stimmt das so?), um die eigentlichen Zwecke zu erreichen.
Dabei ist mir eingefallen, dass, wenn dem wirklich so sein sollte, dass der einzelne das Geld als Zweck sieht, man diesen einzelnen einmal fragen sollte, ob er diesen Zweck jetzt nur noch aus Gewohnheit erreichen will (weil mit Geld selbst könne er nichts anfangen).
Oder ob er sich in Wirklichkeit doch noch einen Zweck dahinter vorstellt. So in etwa ein nebulöser, nicht ganz greifbarer Zweck, den er aber trotzdem letztendlich noch anstrebt.
Dann hätten wir die Endzwecke jedoch noch in die Überlegungen eingebaut, nur eben nicht mehr so greifbar. Naja war ebenso eine Idee.
Gruß w.
P.S: ist es eigentlich nicht immer so, dass man nie weiß, warum man etwas tut :wink:?

[MOD] Vollzitat gelöscht