Sind Berufsschullehrer motiviert genug?

Hallo zusammen,

in letzter Zeit frage ich mich immer häufiger ob es dieser Gruppe von Lehrern eigentlich egal ist was sie da so tun.

Müssen die sich den nicht selbst informieren, was Ihr Stoff ist und was da neu ist?

Mit Kopfschütteln stelle ich fest, dass unseren Azubis in manchen Fächern einfach die Grundlagen fehlen… und die sind nicht alle dumm. Wir hier einfach vieles falsch vermittelt frage ich mich da?

Ein perfektes Beispiel, das den Vogel abgeschossen hat habe ich heute erlebt.
Einer unserer Azubis rafft seinen Mut zusammen und möchte sich etwas, was er in der Schule nicht verstanden hat von mir und meinem Kollegen - der fachlich zuständig ist in der Bank - erklären lassen.
Frage: „Entschuldigung Herr xxx, können Sie mir im Meldewesen den Grundsatz III erklären?“
Kollege xxx ging der Mund auf und starrte fassungslos auf den Azubi.
Ich, der sich ein bischen schneller wieder gefasst hatte, antwortete stellvertretend: „Den gibt es seit 2 Jahren nicht mehr.“
Azubi fassungslos, da auch Thema in der letzen Arbeit!

Da frag ich mich ob das in anderen Fächern auch so zugeht…

Wobei ich nicht alle Lehrer über einen Kamm scheren möchte…

Gruß ivo
*dem es jetzt schon viel besser geht*

Hallo Ivo,

ich habe Deinen Artikel mit Interesse gelesen.

Kurz zu meiner Person. Ich habe auf´s Lehramt studiert (Berufsschule, Fächer: Wirtschaft, Politik und Deutsch). Ich wollte aber nie an die Schule (habe 12 Jahre Erfahrung gesammelt in der freien Wirtschaft), sondern mir dieses Hintertürchen aufhalten. Ich bin aber, um einen vollständigen Abschluss zu bekommen an die Schule gegangen und nun fast am Ende des Referendaritats. Ich habe mir einen offenen und kritischen Blick bewahrt, was das Schulleben anbelangt.
Diesen Lehrertypus, den Du schilderst, gibt es sicherlich. In unserem Kollegium (90 Personen) und im Seminar treffe ich diese Männer auch an. (Ich kenne nur Männer die diese Einstellung vertreten, nach dem Motto, ich arbeite so wenig wie Möglich und dafür habe ich doch ein tolles Gehalt, oder? Oder am Montag Mittag uns allen ein schönes Wochenende wünschen, usw.).
Diese Typen habe es aber schwerer im Kollegium und ich kann Dir sagen, das ist die absolute Minderheit. Die meisten, und besonders die Frauen, sind sehr engagiert, arbeiten viel, bereiten viel vor und nach und kümmern sich um das Wohl ihrer Klasse. Das kann ich auch von mir behaupten. Man sagt, ich sei eine absolute Powerfrau. Ich höre das nicht gerne. Aber Energien habe ich genug. Zur Zeit habe ich jedoch keine Kraft mehr. Unterrichten kann sehr anstrengend sein, denn viele Schüler sind anstrengend. Es gibt natürlich auch sehr aggressive und gewaltbereite Schüler. Jedoch finden diese sich nicht in Bankenklassen.
Es gibt im Bezug auf unmotivierte Lehrer zwei Typen: Den einen habe ich oben geschildert. Der andere ist desillusioniert. Sie sind mit einer hohen Erwartung von der Uni gekommen, die sich dann durch die Schülerklientel und evtl. durch das Beamtentum nicht realisieren ließ. Nicht umsonst sind einige dem Alkohol verfallen oder in die innere Immigration gegangen.
Was ich ebenfalls festgestellt habe ist, dass wir jüngeren, die fast alle eine abgschlossene Berufsausbildung haben, uns immer wieder „updaten“ und uns auch von der Schülerschaft etwas sagen lassen können.
Vielleicht konnte ich den Kollegen etwas in Schutz nehmen, indem ich diese Ausführungen gemacht habe.

Besten Gruß
Doris

eigene erfahrungen
hi ivo,

ich habe vor einem jahr meine ausbildung beendet. ich hatte nach 2,5 jahren ausgelernt und nach 2 jahren (mit erlaubnis des arbeitgebers) die schule geschwänzt und bin lieber arbeiten gegangen.

ich habe den beruf steuerfachangestellter gemacht, was auch ansprechend ist wie bank etc.

die problematik ist ein gesamtbild, ich möchte mal kurz was skizzieren:

das land macht den plan, die schule lehrt, die kammer prüft und alle wissen nicht was der andere macht.

das problem habe ich schon zur zwischenprüfung mitbekommen und ich war zum ende der lehre desillusioniert. gott sei dank bekam ich das quentchen hilfe von oben und habe die ausbildung bestens abgeschlossen und konnte eine lange rede auf der abschlussfeier halten.

im konkreten stellt sich das so da: der lehrplan beruht auf dem berufsbild, wie es vor 5-10 jahren war. der lehrplan wird nur in punkto neuer gesetzgebung, wohl aber nicht in punkto auf neue technologien und erwartungen gesetzt.

den lehrplan sollen dann lehrer ausfüllen, welche ein NOCH älteres bild vom beruf haben. wir hatten 2 tage a 3 x 90min unterricht… davon war die hälfte gefüllt mit deutsch, englisch, sport und sozialwissenschaft.

diese fächer wurden von mittelstufelehrern gegeben… es war kein lernen möglich. in deutsch lernten wir, wie ein brief nach DIN … aussehen muss, in englisch lernten wir das nato-abc und lernten sehenswürdigkeiten von london kennen und in sowi hat man uns erklärt wozu gewerkschaften und tarife sind… toll nur, das es für Steuerberater keinen tarif gibt :wink:

okay, das waren nebenfächer, nicht weiter tragisch. die anderen drei fächer: steuerlehre, rechnungswesen und wirtschaftslehre wurden von 2 lehrern gegeben. einer war ossi & angestellter der andere war wessi & beamter. dementsprechend (leider) unmotiviert war der ossi („herr … bekommt ja doppelt soviel“) und deswegen musste der sehr patente beamte lehrer fast den ganzen stoff alleine bringen, weil steuerlehre eben auf rechnungswesen aufbaut… dumm gelaufen!

und das problem schlechthin, der lehrer hat kein mittel zur hand. auf meinem „abschlusszeugnis“ stehen die noten der 4 prüfungen bei der kammer. das wusste ich vorher, gut, denn auf dem „berufsschulzeugnis“ stehen im letzten semester nur 4er und 3er (wg. schwänzen :wink:

wo soll da die lehrermotivation herkommen, wenn sich die besten schüler ausm unterricht abseilen?

um es auf den punkt zu bringen: nicht allein der lehrer ist schuld!

gruss vom

showbee

p.s. auch die lehrbuecher waren ALT & fehlerhaft :wink:

manche schon, manche nicht
Hi!
Ich glaub das kann man eindeutig nicht verallgemeinern.
Sicher es gibt welche die tun nix, aber ich kenne auch gerade Berufsschullehrer, die sich den Arsch aufreißen und um einiges mehr machen als sie müssten.
Gruß
freak