Sind die Depressionen schuld oder der Ehemann?

@franzi. Dankeschön, das hilft mir gerade sehr weiter. Es stimmt, man muss auf sich selbst achten. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es einem psychisch schlecht geht, wenn man es nicht macht. Das öffnet mir gerade ein wenig die Augen. Eventuell kennt man es schon aus der Kindheit nicht anders…aber jetzt hat man die Chance…als Erwachsener.

Umso mehr man sich selbst zum Feind macht, umso eher schaffen es auch andere Leute einen schlecht zu behandeln und die Depressionen nehmen zu. Irgendwie komisch. :wink:

Trotzdem komisch wie Antidepressiva auch dazu beitragen können oder eben die Wahrnehmung verändern.

Trotzdem frage ich mich oft: was bin ich? was die Tabletten? und was die Krankheit?

Da sieht man nicht mehr durch irgendwann…

Lg norma

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Ich müsste dich kennen, um dazu etwas wirklich Sinnvolles dazu sagen zu können.

Generell muss man wissen, dass Medikamente mit ihrem Wirkstoff wirken (dazu habe ich mich oben ja schon geäußert), aber auch in gewisser Weise „magisch-symbolisch“ wirken.
In psychoanalytischer Begrifflichkeit ist ein Medikament, das man regelmäßig, quasi ritualhaft einnimmt, ein „gutes inneres Objekt“, an dem sich frühe Erinnerungen an Situationen, in den man Hilfe und Trost erhalten hat, an dem sich die hilfreiche Patient-Arzt-Beziehung usw. verdichten.

Bei Menschen, deren Grundproblematik gerade in einem Mangel an „guten inneren Objekten“ (ich kann jetzt nicht in zwei Sätzen erklären, was damit gemeint ist; es geht um gute frühe Beziehungserfahrungen) besteht, kann die Medikamenteneinnahme als solche schon so stabilisierend wirken, dass man den Partner dafür nicht mehr (so sehr) benötigt, und damit die Sicht auf den Partner positiver werden kann, weil die Enttäuschung, dass er nicht als ausreichender Partner zur Verfügung steht, jetzt gerade nicht so mehr so vorherrschend ist.

Meine Ausführungen waren jetzt nicht direkt auf dich bezogen (da wäre es reine Spekulation, weil ich dich ja nicht kenne), sondern ich wollte einen allgemeinen Mechanismus erklären. Vielleicht erkennst du dich ein bisschen darin, dann bringt dir die Erklärung ja vielleicht ein bisschen was.
Wenn nicht, wars einfach nur eine allgemeine Ausführung.

Gruß
F.

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Danke das hilft mir. Aber ist es nicht auch so, das gerade bei mangelhaften frühen Beziehungserfahrungen der Partner, der Betroffenen Personen, unbewusst dazu dient diese auszugleichen und die entstandene Leere zu füllen und es einfach nicht geht und somit wieder jeder Partner als mangelhaft erlebt wird?

Ja und nein.
Das hängt, innerhalb bestimmter Grenzen (da hast du natürlich recht) schon auch davon ab, wie der Partner konkret ist.

Gruß
F.

Vielleicht noch mal ein anderer Aspekt: Beziehungen bauen auf Aktionen und Reaktionen auf. Der depressive Partner agiert ohne Medikamenteneinnahme nun mal anders als mit Medikamenteneinnahme, und dies führt dann auch zu unterschiedlichen Reaktionen des anderen Partners, die wiederum erneut auf den depressiven Partner wirken, der damit dann wieder unterschiedlich umgeht, je nachdem, ob er seine Medikamente eingenommen hat, oder nicht.

Man kann so eine Erkrankung in einer Partnerschaft nicht isoliert in Bezug auf den erkrankten Partner betrachten, sondern immer nur im Zusammenspiel beider Partner. Der nicht erkrankte Partner kann sich 1000fach vornehmen, immer Verständnis aufzubringen, gelassen zu reagieren, perfekt unterstützen zu wollen, aus der Krankheit heraus bedingte Angriffe und Probleme nicht persönlich nehmen zu wollen, … Es wird ihm auch als „nahezu perfekter Mensch“ nicht gelingen! Der Umgang mit einem so erkrankten Menschen bedeutet für den nicht erkrankten Partner Stress. Und mit solchem Stress können Menschen unterschiedlich gut umgehen. Und wo dies nicht so gut gelingt, ist dies zunächst einmal kein Grund für Vorwürfe! Es kommt ja nicht von Ungefähr, dass es z.B. Selbsthilfegruppen für die Angehörigen von Menschen gibt, die an Depressionen leiden, damit diese eine Möglichkeit zum Austausch und zur gegenseitigen Hilfe haben, die sie oft ebenfalls dringend brauchen.

Insoweit ist die Einnahme der geeigneten Medikamente nicht nur für den Erkrankten selbst, sondern insbesondere eben auch für den Partner und die Partnerschaft wichtig, um den Partner nicht unnötig zu belasten und Stress zu erzeugen, der dann wieder negativ auf den Betroffenen selbst wirkt.

Schwierig wird es natürlich, wenn der eine Partner den Erkrankten fertig macht, ihm sein Versagen immer wieder vorwirft und somit die Sache verschlimmert. Ich denke, ich bin durch die Beziehung so krank geworden. Ich kannte es vorher nicht anders, weil ich auch so eine mutter habe, die dem partner sehr ähnelt. Ich wollte es mit Paartherapie versuchen, die Aussagen des ex-mannes waren: oh, ich dachte immer du bist das Problem, ich hätte nicht gedacht, das ich auch beteiligt bin. Später hieß es immer, dass ich die Verrückte und Kranke bin und das es keinen Sinn macht. Die Paartherapeutin empfahl mir damals eine Einzeltherapie… der mann wollte das immer unterbinden und verhindern…mittlerweile weiß ich warum. Mir wird jetzt einiges klarer.

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Das ist eine mögliche Sichtweise der Dinge, wenn man genau die Dinge außer Acht lässt, die ich dir gerade geschrieben habe. Du stellst das Verhalten des Partners als isolierte Handlungen dar, die du nicht in den Kontext deiner eigenen Erkrankung stellst. Das ist natürlich sehr bequem und einfach, greift jedoch regelmäßig zu kurz!

Es gibt normalerweise keine Partner, die „nur darauf warten“, dass der andere Partner eine Depression entwickelt, um diesen dann „fertig machen“ zu können. Es gibt aber sehr wohl viele Partner, die mit einer solchen Situation nicht gut umgehen können, nicht wissen, wie sie den mit einer solchen Situation verbundenen Stress in geeigneter Form abbauen können, und die dann ggf. ungünstig, oder sogar falsch und unangemessen reagieren. Dies passiert aber gerade nicht isoliert und aus sich heraus, sondern aus der Situation und aufgrund der besonderen Anforderungen des Zusammenlebens mit einem depressiven Partner.

Und gerade wenn du schreibst, dass die Situation unter Einnahme geeigneter Medikamente besser war, dann lässt dies doch eigentlich nur den Schluss zu, dass gerade die Nichteinnahme der Medikamente zumindest mit ursächlich gewesen sein dürfte, wenn Situationen dann eskaliert sind, weil dein Agieren dann anders war, und damit dann auch zu entsprechenden Reaktionen auf der anderen Seite beigetragen haben wird. D.h. beide Seiten werden hier ihren Anteil an entsprechenden Eskalationen gehabt haben.

Der Wunsch nach einem „perfekten Partner“, der ausschließlich verständnisvoll ist, rund um die Uhr unterstützt, jegliche eigenen Interessen komplett zurück stellt, … ist in so einer Situation natürlich verständlich. Allein die Realität ist eben eine andere! Da gibt es auf der anderen Seite eben auch nur einen Menschen mit eigenen Gefühlen, Wünschen, Interessen, … der sich eben nicht vollkommen davon frei machen kann, Enttäuschung und Verletzung zu empfinden, Stress zu erleiden, wenn die Depression des Partners das eigene Leben zunehmend bestimmt und beeinträchtigt.

Richtig, aber bei uns war es denn doch etwas anders. Ich hatte immer angesprochen, dass wir zusammen dies und das ändern müssen und dad wir zusammenarbeiten müssen usw. und er meinte immer nur: du musst dich ändern nicht ich.

Also ich hatte durchaus gesehen dass ich Probleme habe und er nicht. Zumal er noch kaufsüchtig und pc-süchtig war und ich mich fast alleine um unser kind gekümmert habe…

Ach schwierig…