Sind die Depressionen schuld oder der Ehemann?

Hi,

ich hab wieder mal eine komische Frage, die mich aber sehr beschäftigt…

Angenommen eine Frau leidet an Depressionen, sie empfindet den Mann als dominant und unerträglich usw…

Nun nimmt diese Frau Antidepressiva und alles kommt ihr gar nicht mehr so schlimm vor…

Ist nun der Mann der wirklich so schlimm und hat sie deshalb Depressionen oder ist es die Krankheit und durch die Tabletten ist alles normal und wieder gut?

Vielleicht packt sie die Tablette auch in Watte…was ist dann?

Wenn die Frau ihre Tabletten nicht nimmt, möchte sie die Trennung weil alles so schlimm ist und wenn sie sie nimmt hält sie es alles besser aus? Dann ist alles “wieder gut“. Aber ist es dann nicht wie beim Alkohol.- man trinkt sich die Welt schön-?

Schwierige Frage, aber vielleicht kennt ja jemand soetwas oder kann etwas dazu sagen?

Das trifft auch auf normale Depressionen zu. Mit den Tabletten ist dann alles gar nicht so schlimm… macht man sich damit die Welt nicht “bunter“ als sie ist?

Danke schonmal

Lg norma

Ich kann dir sowohl indirekt (wie ich als Therapeut Patienten erlebe) als auch direkt (wie ich als Patient Antidepressiva erlebt habe) versichern, dass moderne Antidepressiva nicht in Watte packen bzw. die Welt bunter machen als sie ist.
Sie bewirken verschiedene Dinge, und mögen vielleicht auch bestimmte Wahrnehmungen anderer Personen leicht verändern, aber das Urteilsvermögen trüben sie nicht und euphorisieren tun sie normalerweise auch nicht; sie machen nicht einmal glücklich (von wegen „happy pills“), sondern geben Konzentration zurück, geben Antrieb zurück, nehmen Angstzustände weg, lassen u.U. körperliche Schmerzen zurücktreten usw.

Dass man also ein Arschloch plötzlich durch Antidepressiva-Einnahme für ganz okay hält, ist normalerweise sicher nicht der Fall. Außer vielleicht, man rutscht durch die AD in eine manische Phase rein, da ist das dann vielleicht schon möglich, aber dann läuft eh was grundlegend schief bei der Medikation.

Gruß
F.

darf man ausschließen. Das kommt nicht nur bei dieser Patientin nicht vor, sondern überhaupt nicht.

Es wäre hübsch, wenn man Depressionen mit so einem handlichen Kippschalter „deswegen, weil“ an- und ausknipsen könnte. Kann man aber nicht.

Schöne Grüße

MM

Ich denke, dass kann man nicht beantworten ohne den Mann bzw. die Beziehung der beiden zu kennen.

ist doch schon beantwortet worden. Warum nun dein Senf dazu?

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Morgen!

Es hat noch nie irgendjemandem geholfen zu klären, wer die Schuld hat.
Dem Problem ist es egal, wer Schuld hat.

Fühlen sich deine Depressionen besser an, wenn du deinen Mann dafür beschuldigen kannst?

Der Ansatz „Andere sind schuld, also kann ich mich zurücklehnen und meine Depressionen auskosten“ wird dich keinen Zentimeter weiterbringen.

Wer etwas bei sich verändern möchte, kann das nur selbst tun und bei sich. Introspektion ist Stichwort!
Dafür wünsche ich dir Alles Gute!

Gruß, Diva

Hi,

die Antidepressiva verändern nicht die Welt,sie verbessern nur die Fähigkeit des Patienten, mit der Welt umzugehen. In Deinem beschriebenen Fall geben sie der Frau die Möglichkeit, z.b. ihre ehe nüchterner zu betrachten: ist es das, was ich möchte? Woher kam mein Kummer? Dabei ist die Hilfe eines therapeuten nützlich, der einem beim Denken hilft, andere Sichtweisen anbietet, das Finden von Lösungsstrategien erleichtert etc. Die antidepressiva nehmen nur Ängste und Trauer weg, die oft bei depressiven Menschen schon automatisch da sind, ohne dass es eine auslösende Situation gibt, oder im Übermaß vorhanden sind.

Liebe Grüße,
die Franzi

Ja da hast du Recht, das denke ich eigentlich auch.

Mein Kommentar ging an Tanja_Lotti

Danke für eure Antworten. :wink:

Ich weiß auch nicht. Ich hab es ja selbst so erlebt. Also die Beziehung war so oder so kaputt. Verschiedene Therapeuten haben mir klar gemacht, was für ein Mensch das war bzw. ist.

Aber es war wirklich so, dass wenn die Tabletten wirkten, ich zweifelte und dachte: “ach es ist doch gar nicht so schlimm“

Was ist, wenn das aber an meiner eh zu empfindlichen Art liegt? Dann komme ich ja mit niemandem klar und brauche Antidepressiva?

Lg nj

Meinst du, dann hätten verschiedene Therapeuten dir trotzdem klar gemacht, „was für ein Mensch das ist“?
Es gibt psychische Störungen, die nicht selten mit Depressionen einhergehen, bei denen sich der/die Betroffene Kranke tatsächlich in eine Gedankenwelt hineinsteigert, die objektiv betrachtet einfach hanebüchen ist:
Man/Frau fühlt sich vom Partner hintergangen, bevormundet, kontrolliert, … Jedes Wort wird so gedeutet, dass am Ende eine Kritik oder eine Verschwörung herauskommt - eine konstruktive Unterhaltung ist kaum noch möglich… Das ist eine Belastung für beide.
Das sollten Therapeuten aber erkennen und entsprechend behandeln. Wenn diese also den bösen Mann als solchen bestätigen, haben sie m.E. entweder recht - oder ihren Job nicht ordentlich gemacht.

Das kann man so pauschal auch nicht sagen.

Gruß,

Kannitverstan

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Das hast du aber toll erklärt!!!

LG Diva

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Hi,

das ist nicht deine zu empfindliche Art. Die Antidepressiva haben dir die Kraft gegeben, wieder deine Gedankenprozesse zu beobachten. Die Therapie sollte dir helfen, dein denken zu verändern. Ersteres ist sehr leicht, zweiteres ist sehr schwer.
Ich lerne gerade seit mehreren Jahren, Komplimente und Lob zu akzeptieren. So albern das klingt, aber ich muss das lernen, weil ich mir nämlich immer selber mit bombenfesten (für mich) Argumenten, dass ich das Lob nicht verdient habe, weil andere Leute ja das gleiche können. Oder weil das, was heute so gelobt wird, ja gestern schiefgegangen ist. Oder weil ich Hilfe hatte. Oder Glück.
Wie groß ist Deiner Meinung nach die Chance, dass es absolut nichts auf der Welt gibt, für das ich ein Lob verdient habe? Ich hab grad eins Von Diva bekommen. Meine Bewertung: Oh, lieb von ihr. aber ich kann das ja nur so gut erklären, weil ich selbst antidepressiva nehme, jeder andere, der das Medikament nimmt, kann das auch.
(Ich verbuche es trotzdem als Therapieerfolg, weil ich mich gefreut habe)

die Franzi

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Hi,

falls Du Tanja meinst: nein, hat sie nicht.

die Franzi

Hi Franzi,

Die Erfahrung mögen ja viele haben. Aber hier kam es ja darauf an, sie mit Worten zu beschreiben und sie einer Userin nachvollziehbar zu erklären. Und das kann noch lange nicht jeder! Und genau das hast du eben trefflich gemacht. Daher war das Lob berechtigt.

Gruß
Metapher

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Ja ich meinte Tanja… ich nix verstehen… aber es ist doch eigentlich wirklich so. Man müsste wirklich beide kennen…

Lg nj

Nein. Denn in deiner Ursprungsfrage ging es ja nicht um eine Beziehungsproblematik und deren Einschätzung durch Unbeteiligte, sondern darum, ob, und wenn ja wie, ein Antidepressivum die subjektive Wahrnehmung des Partners verändert.

Gruß
Metapher

Hi,

fordere mich nicht heraus :wink:

die Franzi

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Ja okay, jetzt hab ich es verstanden. Meine Frage ist auch sehr schwammig gestellt. Das kosmische ist, dass ich es wirklich so erlebt habe wie beschrieben. Deshalb weiß ich nicht ob die Trennung so gut war… das hätte ich noch irgendwie mit formulieren sollen in der Frage. Ich zweifel einfach ob mein Ex wirklich so ein “Monster“'ist, denn durch die Tabletten erschien es mir anders, bzw. nicht so schlimm…

Lg norma

muss man nicht. Es gibt sogar Leute, die ohne größere seelische Schäden das KZ überstanden haben. Wie auch immer der Mann drauf ist, dafür bist du nicht verantwortlich, und du hast es nicht unter Kontrolle. Du bist nicht schuld daran, es ist sein Problem. Du darfst (!!!) Dich nur darum kümmern, wie Du darauf reagierst, und Du hast das Recht, so zu reagieren, dass Du den geringstmöglichen Schaden, idealerweise keinen Schaden nimmst. Das bist du wert. Das hast Du verdient.

die Franzi

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