Sind die Terroranschläge in Paris und die Drohung in Hannover eigentlich wirklich schlimmer als die vielen Opfer der IS in Syrien und Libanon?

Ich meine natürlich waren die Anschläge eine schlimme Katastrophe, ich möchte das gar nicht schön reden. Aber es gibt Länder, da passiert das Tag ein Tag aus und da setzt sich niemand die Flagge übers Facebook-Profilbild, singt die Nationalhymmne oder hält eine Schweigeminute ab… Warum?
Mfg

Weil das nicht bei uns ist.

Hängt mit der Verbreitung von Bildern zusammen. Paris ist medial vernetzter und die Lebensart dort ist der vernetzten Weltgemeinschaft ebenfalls näher als Syrien oder der Libanon. Das eine ist ein Bürgerkriegsland und das andere war sehr lange eins. Die Sicherheitslage im Libanon ist immer noch extrem fragil.

Und dann zieh Dir mal den rein: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-11/terrorismus-medien-mitgefuehl-berichterstattung-anschlaege-ungleichheit

vdm

Ist der Tod meiner eigenen Mutter eigentlich wirklich schlimmer als der Tod irgendeiner x-beliebigen Frau irgendwo in DownUnder? Warum?

Wieso nur trifft mich das eine, das andere lässt mich aber ziemlich kalt?

Hi,

wenn Deine Mutter unter den Opfern in Paris war könnte ich Deinen Kommentar verstehen, ansonsten erschließt sich mir der Sinn nicht wirklich. Insofern Du die Opfer in Paris nicht persönlich kennst, warum sollten die Dir dann näher stehen als die Opfer in Syrien?

Gruß
Grin

Beispielsweise der kulturellen Nähe wegen?!

Franz

Hallo Grin,

das ist jetzt ein Witz oder? Ich habe eigentlich keine große Lust, Selbstverständlichkeiten jetzt hier bis ins kleinste zu erläutern.

Aber gerne noch ein Denkanstoss: Erinnerst du dich an die Germanwings-Maschine, die am 24. März 2015 in den Alpen abgestürzt ist?
Komisch, das hat uns alle viel viel mehr betroffen, als wenn in Nord-Alaska ein Flugzeug abstürzt - ein solches würde kaum erwähnt werden. Wie kommt das nur, daß uns die eigenen Leute viel näher sind als Fremde?
Muß man das hier wirklich erklären?

Eva,
mit Grüßen

Hi eval,

was Du eine Selbstverständlichkeit nennst ist für mich keine. Ich verstehe es wirklich nicht.

Was sind denn unsere eigenen Leute? Leute die unsere Hautfarbe haben, Leute die unsere Religion haben, Leute die unsere Sprache sprechen, Leute die, die gleiche politische Einstellung haben, Leute die aus unserem Kulturkreis kommen, unsere nächsten Nachbarn egal welche Hautfarbe, Religion ect? Für mich sind erst einmal alle Menschen über die ich nichts genaueres weiß gleich viel wert. Ich habe genau soviel Mitgefühl für einen mir unbekannten Eskimo, Kenianer oder Australier oder Einwohner der Stadt in der ich wohne.

Die stärkere Betroffenheit, die hier viele erleben ist wohl eher durch die Angst begründet die solche Katastrophen erzeugen wenn sie in unsere Nähe geschehen. Die Angst die entsteht wenn wir darüber nachdenken, das auch wir oder uns liebe Menschen die Opfer hätten sein können oder in Zukunft sein könnten.

Gruß
Grin

Hey @Grin! Ich kann dich total gut verstehen! Ich denke trotzdem, dass es den meisten Menschen doch so geht, dass sie sich Menschen aus den selben kulturellen und regionalen Kreisen verbundener fühlen. Dazu kommt, dann die von dir beschriebene Angst die wächst, wenn der Terror näher rückt.

@Grin, @heisenberg10

Ein klein wenig kaufe ich euch diese primitive Naivität nicht ab.
Für euch muß es ja völlig irre sein und total unverständlich, was hier so abgeht bei einer Fußball-WM. Warum nur fiebern die alle mit der deutschen Mannschaft mit? Die kennen doch gar keinen persönlich von denen?

Vielleicht solltet ihr euch mal ganz allgemein mit dem Begriff „Gemeinschaft“ beschäftigen.

Wenn eure Gemeinschaft halt nur aus den Menschen besteht, mit denen ihr im engsten Kontakt seid, dann ist das halt leider so. Ich, und der überwiegend größte Teil der Menschheit empfindet sich - Gott sei Dank - mit weit aus mehr Menschen in einer Gemeinschaft verbunden.
Wenn ihr das nicht seid, finde ich das sehr traurig.

So fühlen sich beispielsweise die Menschen eines Landes zu einer Gemeinschaft gehörig. Man lebt seit Jahren zusammen, man kennt sich, man hat schon verschiedenste Landesteile besucht, man hat überall Bekannte. Man teilt dieselbe Geschichte, dieselbe Kultur, man hat die gleiche Vergangenheit und dieselbe Zukunft. Entscheidungen, die wir gemeinsam für unser Land treffen, bestimmen das Leben aller gleichermaßen, undundund - wir sind eine große Gemeinschaft!

Durch die europäische Vereinigung gilt dies heutzutage auch in gewissem Maße für ganz Europa - durch die wunderbare deutsch-französische Freundschaft, etabliert nach dem Krieg, in einer ganz herausragenden Bedeutung gerade eben auch für Frankreich.
Viele Deutsche sprechen die französische Sprache, haben einen ganz besonderen Bezug zur französischen Kultur. Fast jeder hat schon einmal Frankreich besucht, hat dort Bekannte, manche haben Verwandte, die seit vielen Jahren in Frankreich wohnen, leben und arbeiten.
Sie alle dort sind meine Schwestern und meine Brüder.

Unglaublich, daß man solch eine Selbstverständlichkeit hier mühsam erläutern muß.
Ihr solltet euch vielleicht mal diesbezüglich in Selbstreflexion üben und überlegen, welchen Bezug ihr ganz allgemein zu euren Mitmenschen habt. Da gibt es offensichtlich einige Defizite.

Gruß Eva

Hallo Eva,

mir hier primitive Naivität oder Defizite bei der Beziehung zu meinen Mitmenschen anzudichten ist ziemlich voreilig. Vielleicht ist meine Gemeinschaft einfach größer als die Deine. Durch meine berufliche Karriere habe ich Menschen aus fast allen Gegenden der Welt persönlich kennengelernt; Menschen aller Hautfarben, Ethnien, allen Weltreligionen und den verschiedensten politischen Systemen. Ich habe mit ihnen zusammen gearbeitet, diskutiert, gestritten und gefeiert. Überall habe ich auch immer liebenswerte Menschen getroffen. Ich habe mit ihnen geweint und gelacht. Von denen stehen mir einige näher als das eine oder andere Mitglied aus meiner Verwandtschaft. Ich mache schon seit längerem keinen Unterschied mehr zwischen den Menschen aufgrund ihrer Herkunft.

Gruß
Grin

Nein Grin, sorry, das kann ich so nicht unkommentiert lassen. Das hier war deine Kernaussage:

wenn Deine Mutter unter den Opfern in Paris war könnte ich Deinen Kommentar verstehen, ansonsten erschließt sich mir der Sinn nicht wirklich. Insofern Du die Opfer in Paris nicht persönlich kennst, warum sollten die Dir dann näher stehen als die Opfer in Syrien

Man muß Opfer also schon persönlich kennen, damit man Empathie für sie empfindet. Und du kannst nicht nachvollziehen, daß andere eine solche Empathie empfinden können.
Ersteres halte ich für grauenhaft gefühlskalt zynisch, zweiteres für naiv.

Ich habe dann versucht zu erklären, weshalb Menschen auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu nicht persönlich Bekannten haben, daß das sogar völlig normal ist. Daß man auch in einer Gemeinschaft leben kann mit Menschen, die man gar nicht kennt; ja, daß man das sogar selbstverständlicherweise ständig tut. Warum die Deutschen untereinander und auch vor allem mit den Franzosen ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl besitzen und es uns deshalb nahe geht, wenn in unserer Gemeinschaft jemandem etwas zustößt.

Wenn du jetzt versuchst zu erklären, daß halt dein Zusammengehörigkeitsgefühl gleichermaßen für die ganze Menschheit gilt, dann mißlingt dir dieser Versuch der Herauswindung jetzt aber gewaltig, weil schließlich mußt du die ja nach deiner eigenen Kernaussage: persönlich kennen.

Daraus folgt: Die Opfer in Syrien sind dir nicht genauso wichtig wie die in Paris, vielmehr sind sie dir genauso unwichtig, weil du sie ja allesamt nicht persönlich kennst.

Deine Empathie-Gemeinschaft besteht danach eben nicht aus allen Menschen egal welcher Herkunft, sondern gerade mal aus dem kleinen Haufen, den du persönlich kennst. Das ist traurig und zum Glück bei den allermeisten Menschen nicht so.

Eva,
mit Grüßen

Hallo Eva

Das hast Du so interpretiert. Es ging aber darum warum man mehr mit den französischen Opfern mitfühlt als mit den syrischen, d. h. warum stehen Dir und anderen die Franzosen näher als die Syrer?

Genau das hast Du danach auch erklärt.

Ich habe auch geschrieben:

Ich habe nicht erklärt die wären mir alle gleichermaßen egal. Du dichtest mir hier schon wieder etwas an.

Du willst mir hier doch nicht erzählen, das Du um jeden toten Franzosen genauso trauerst wie um Deine Mutter oder um einen anderen Menschen den Du geliebt hast und mit dem Du viel gemeinsame Zeit verbracht hast. Dann könnte ich mich ja mal jetzt erblöden Dir an den Kopf zu werfen, dass Du Deine Mutter offensichtlich nicht wirklich geliebt hast. Das wäre aber unangebracht, ich müsste mich meiner selbst schämen.

Hast Du leibliche Geschwister und liebst Du Sie wie Deine Mutter? Und um jeden Franzosen trauerst Du genauso wie Du um diese Menschen trauern würdest? Wirklich? Ich bin mir ziemlich sicher, dass das für Dich auch einen Unterschied macht.

Gruß
Grin

Hallo,

ich gebe Dir mal das Stichwort „soziale Nähe“. In Kanada geschieht ein Bootsunglück. es ertrinken ein Dir unbekannter Inuit und einer Deiner Verwandten 1. Grades. Wessen Tod geht Dir absolut subjektiv betrachtet tatsächlich näher und über die universalistisch-ethische Behauptung hinaus, dass Dir beide so gleichrangig wären?

Man kann den Spieß auch noch umdrehen: Selbe Konstellation aus Inuit und einem Deiner Nachbarn, der gerade einen Kanadaurlaub absolviert. Der ist Dir zwar auch nah, aber eher im negativen Sinne, weil er schon seit Jahren einen Psycho-Nachbarschaftskrieg mit Dir führt. Und nun?

Gruß
vdmaster